Fördeschläge im April


Sonnabend, 20. April 2013 – Kiel

1630 – Unser Zug nähert sich Kiel/Hbf. Seit heute Morgen um 0730 sind wir, Martina und Monica, unterwegs: erst mit der U-Bahn zum Hauptbahnhof, dann mit dem ICE nach Hamburg und jetzt, mit dem Regionalexpress nach Kiel. Mit der Bahn haben wir die Zeit effektiver nutzen können, als wenn wir mit dem Auto gefahren wären. Somit kommen wir entspannt in Kiel an.
Martina hat sich spontan einen Tag frei genommen, um mit mir gemeinsam einen Tag in Kiel zu segeln. Das ist für uns beide sehr schön. Denn so können wir mehr Zeit miteinander verbringen als die Terminplanung vorsah.

Eine Enttäuschung ist der Taxifahrer. Der fährt doch wirklich nur nach seinem Navi?! Und ich dachte immer Taxifahrer kennen Ihre Stadt. Mit dem Bootsmann am Telefon, der uns die „Cathiela“ übergeben soll, lotse ich den Taxifahrer zum Yachthafen in der Schwentinemündung.

1700 – Wir übernehmen die Segelyacht „Cathiela“, eine sehr gut ausgestattete Bavaria 39 Cruiser, Baujahr 2006. Man merkt Ihr an, dass Sie schon ein paar Jahre im Chartergeschäft fährt. Aber auch der sich sorgende Eigner ist dem Schiff anzumerken.

1800 – Denis vom „Futter-Kudder“ legt direkt hinter uns an. Wir ergattern noch zwei „fangfrische Bratwurst“ und lassen uns den aktuellen Hafenklatsch erzählen. Dennis nimmt uns kurzer Hand in seinem Auto mit zum Supermarkt. Wir decken uns mit den wichtigsten Lebensmitteln ein. Der Rückweg zu Fuß dauerte auch nur zehn Minuten.

1900 – Ein wenig erschrecken wir schon, als die Dieselheizung ordentlichen Qualm erzeugt. Dringen die Abgase ins Boot ein??? Ein Anruf beim Bootsmann, klärt dies schnell auf. Die neue Heizung muss sich erst frei brennen. Später ist kein Qualmen mehr. Dafür wird sich die Webasto-Diesel-Heizung als „Zicke“ entpuppen. Denn sie läuft sehr unzuverlässig – Mist! – im Frühjahr, auf einem Boot in der Ostsee, ist das kein Spaß.

Der Abend endet im Restaurant „Alte Mühle“ – teuer und edel, aber auch sehr lecker. Da wir uns dann wieder zwei Wochen nicht sehen können, gönnen wir uns diesen besonderen gemeinsamen Abend.

Sonntag, 21.04.2013 – Kiel/Schwentinemündung

0800 – Ein Probelauf der Dieselheizung verläuft problemlos. Also gehen wir zu einem ausgiebigen Frühstück zu zweit über. Tee, Brötchen, Eier und Marmelade. Herrlich…!

0900 – Wir legen ab. Bei einer leichten Brise aus Südost üben wir An- und Ableger, mit und gegen den Wind. Dabei zeigt sich, dass die „Cathiela“ leicht zu manövrieren ist und gut am Ruder liegt. Nach 90 Minuten machen wir für eine kurze Pause fest.

1120 – Wir legen ab und setzen direkt vor dem Hafen die Segel. Das Roll-Großsegel klemmt ganz schön beim Rausziehen. Ich hatte noch nie ein Rollgroß, dass so schwergängig war! Auch das Roll-Vorsegel läuft schwergängig.

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Doch kaum stehen die Segel, sind alle Mühen erst einmal vergessen. In einer leichten Brise, im schönsten Sonnenschein segeln wir auf der Kieler Förde nach Norden. Nur Martina und ich, wie schön. Das haben wir so selten.

Wir passieren den Yachthafen Mönkeberg zu einem Zeitpunkt als dort gerade ein Konzert gegeben wird. So richtig mit Blasmusik, Streicher und ganz viel Tamtam. Wir kuscheln uns am Ruder zusammen und genießen, die Stimmung, das Wetter, die leichte Brise, das Segeln und – uns.

1300 – Auf Höhe Wendtorf wenden wir. Der Wind hat deutlich zugenommen. Mit frischem Wind rauschen wir Raumschots zurück in Richtung Schwentine. Als wir die Segel reffen wollen, rächt sich das schwergängige Groß. Ich habe richtig zu arbeiten das Segel zu verkleinern. Die Segellatten klemmen fürchterlich beim Einreffen in der Nut.

Nach dem Manöver benötige ich erst einmal eine Pause. Martina ärgert sich darüber, dass Sie am Ruder gebunden war. Was hätte sie denn tun können, eine musste ja  das Boot im Wind halten.

Nun flitzen wir mit 9,2 Knoten durch das Wasser in Richtung Kiel/Holtenau. Wir wollen noch einen Zwischenstopp machen, bevor es zum Liegeplatz zurück geht.

1430 – Im kleinen Yachthafen in Kiel/Holtenau legt Martina die „Cathiela“ sauber an. Schnell machen wir uns „Landfein“ und gehen auf ein Eis ins Cafe „Fördeblick“.

1630 – Wir legen wieder ab und eine halbe Stunde später sind wir fest im Ambientehafen in der Schwentinemündung.
Wir machen es uns an Bord gemütlich und genießen einen ruhigen Abend, zu zweit.

Stand: 16,6 sm – davon 14,6 unter Segeln

Montag, 22.04.2013 – Kiel/Schwentinemündung

0820 – Wir gehen langsam hoch zur Wischofstrasse. Dort findet uns endlich der Taxifahrer. Leider muss ich meinen Schatz heute schon wieder verabschieden. Immerhin hat Ihre schöne Idee uns zwei wunderschöne Tage gebracht. Danke.

0950 – Pierre und Ulrike sind eingetroffen. Mit einem VW-Beatle, den ich total süß finde.

Beide sind freundlich und fröhlich, so wird das „Hallo“ ein schönes Erlebnis. Ich helfe den beiden Ihre Sachen an Bord zu bringen.

Bei einem Kaffee und Tee erledigen wir die Sicherheitseinweisung und besprechen das Programm der kommenden Tage. Bald darauf gehen wir einkaufen.

1330 – Wir legen ab und setzen direkt die Segel. Unser heutiges Tagesziel ist Damp. Pierre ist Steuermann, Ulrike macht die Navigation. Navigiert wird zur Übung mit Kreuzpeilungen, Tonnen und koppeln. Das GPS darf nur zur Selbstkontrolle benutzt werden. Ich bin  erfreut, mit welchem Eifer die Beiden die gestellten Aufgaben angehen. So macht unterrichten wirklich Spaß.

Unterwegs rutscht die vorderste Segellatte beim ausreffen heraus. Dabei sehen wir, dass sie im unteren Bereich total zerbröselt ist. Zurück schieben gelingt auf See nicht. Das Segel schlägt zu sehr. Wir versuchen sie an Bord zu lagern, doch sie rutscht am Ende aus den Schlingen, mit denen wir sie an die Reeling banden.

1720 – Direkt vor Damp bergen wir die Segel und laufen die letzten Meter in den Hafen unter Motor ein. Pierre fährt den Anleger. Ich beschränke mich auf Hinweise. Da wir den Hafenmeister nicht finden können, schließen wir das Stromkabel für den Landstrom an und beschließen die Schwimmhalle mit Sauna zu besuchen. Auch dort gibt es duschen. Und ein wenig schwimmen ist doch auch schön.

Das Abendessen nehmen wir am Buffet des Restaurants „Ostseeperle“. Es gibt „Gemüse satt“, mit etwas Gulasch, zum Abschluss verfalle ich noch der Roten Grütze.

Stand: 38,8sm – davon 36 gesegelt

Dienstag, 23.04.2013 – Damp

1000 – Nach einem schönen Frühstück mit Spiegeleiern und Speck, legen wir ab und beginnen mit Übungen von Hafenmanövern. Drehen auf engem Raum, vorwärts und rückwärts in die Box. Eine dreiviertel Stunde üben wir, dann setzen wir den Kurs auf See.

Draußen fahren wir noch Kreise: vorwärts und rückwärts. Dabei rutscht einem der beiden das Ruder aus der Hand und die Ruderkette springt hörbar über. In meinem Kopf kommen sofort die Bilder der „Felicitas“ aus dem letzten Mai hoch!
Ich probiere vorsichtig das Ruder aus. Nach Backbord geht’s es problemlos. Wenn ich jedoch das Ruder auf Steuerbord lege, schlägt es sehr früh an. Also meine Entscheidung: Ab zurück in den Hafen Damp und den Anleger dort fahre ich selbst. Jetzt bloß kein Risiko…

Wir werfen direkt nach dem Anlegen einen Blick durch die Wartungsluke und sehen sofort: Die Ruderkette ist übergesprungen. Gut, das lässt sich schnell beheben. Doch als wir die Armaturen abschrauben um die Kette neu zu justieren, bemerken wir den Bruch am Spanner der Kette.

Ein Ersatzteil ist nicht an Bord. Einen Techniker gibt es in Damp zwar – der hat aber auch keine Ersatzteile. Kurzentschlossen fahren Ulrike und Pierre los und besorgen das Ersatzteil. Nach vier Stunden sind die beiden wieder zurück. Eine weitere Stunde später haben Pierre und ich die Reparatur abgeschlossen.

1645 – Wir laufen aus. Kurs Sønderborg. Ein frischer Wind begrüßt uns und so segeln wir mit gerefften Segeln am Wind nach Nordwesten. Dabei sind wir zügig, mit sieben Knoten durch das Wasser, unterwegs.

Zwischen Kegnæs und Kalkgrund müssen wir kreuzen. Die Navigationsarbeit mit Leuchtfeuersektoren und Peilungen macht beiden sichtbar Spaß. Wir genießen das sportliche Segeln. Ich bin auf anleitende und überwachende Tätigkeiten beschränkt. Bis auf die Wenden, bei denen ich mit anfassen darf.

2140 – In der Ansteuerung von Sønderborg bergen wir die Segel. Die Batterien machen fast zeitgleich schlapp. So ist es auch schon deswegen sinnvoll den Dieselmotor anzumachen. Sofort werden die Anzeigen der Navigationsgeräte heller.

2220 – Wir sind fest in Sønderborg, am Holzbollwerk des Südhafens. Noch einen kleinen Absacker, dann geht es in die Kojen. War ein langer und ereignisreicher Tag heute.

Stand: 69,9 sm – davon 63,2 gesegelt

Mittwoch, 24.04.2013 – Sønderborg

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0700 – Ich bin wach und schleiche mich von Bord. Ich erkunde den Ort und versuche einen Bäcker zu finden. Nach einer Stunde kehre ich zurück. Der Ort ist sehr schön, einen Bäcker jedoch, habe ich nicht gefunden. Dafür werde ich von dem Duft gebratenen Specks und frischer Spiegeleier begrüßt.

Wir beschließen uns nach dem Frühstück den Ort gemeinsam anzusehen. Es wird ein schöner Spaziergang im Sonnenschein. Dabei gibt es für mich das erste Gammeldägs der Saison.

1140 – Wir üben An- und Ablegen längsseits am Pier mit Eindampfen in die Vorspring und dann in die Achterleine. Meine zwei Schützlinge müssen, unter Beachtung der anderen Yachten, mehrfach die Manöver fahren.

Eine Stunde lang üben wir. Während dessen kann ich nicht nur meine eigenen Crew, sondern auch die Bundesmarine-Segelyachten bei Ihren Manövern beobachten.  Auch hier geht alles flott und ruhig vonstatten.

1245 – Ulrike fährt den letzten Ableger und dann nehmen wir Kurs auf Kappeln. Auf der Fahrt frischt der Wind zunehmend auf. So wechseln sich mehrere Ein- und Ausreffvorgänge ab. Immer wieder verkleinern wir die Segel und reffen wieder aus. Am Ende haben wir, in Böen, knapp 35 Knoten Wind, aus West. Für uns ein tiefer Halbwindkurs, den wir am Ende nur noch mit der stark gerefften Genua fahren. Dabei kommt die „Cathiela“ auf 9,2 Knoten Fahrt durch Wasser.

1640 – Am Leuchtturm Schleimünde bergen wir die Segel und fahren nun mit dem Diesel in den Fjord hinein. Es zeigt sich eine wirklich beeindruckende Landschaft. Am meisten hat mir eine Ansiedlung mit zwei Häusern und eigenem Bootssteg gefallen.

1755 – Wir sind fest in Kappeln. Wieder geht ein ereignisreicher Übungstag zu Ende. Hafenmanöver und Starkwindtraining an einem Tag. Und überraschend: der Wind war richtig warm. Wir gehen duschen und dann, ganz lecker essen. In dem Restaurant, in dem wir einkehren, können wir unseren Fisch frisch an der Theke auswählen. So stellen wir uns eine ganz eigene Fischplatte für drei zusammen.

Donnerstag, 25.04.2013 – Kappeln

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Die Sonne scheint verführerisch, als ich um 0700 leise das Boot verlasse und mich in die Stadt schleiche. Ich erkunde eine Stunde lang den Ort und mache Bilder, bis ich zum Frühstück wieder an Bord gehe. Dachte ich jedenfalls. Heute schlafen meine beiden Schützlinge jedoch noch. So lese ich erst noch ein wenig, bevor ich leise beginne Kaffee und Tee zu kochen.
Gegen 0900 kommen dann beide dazu und gemeinsam machen wir Frühstück.

1000 – Pierre fährt sanft aus der Box. Wind haben wir keinen mehr. Kein Vergleich zu gestern Abend. Nun folgen für Beide mehrere An- und Ableger aus der Box. Vorwärts wie Rückwärts. Nach guten Dutzend Manövern gönnen wir uns erst noch ein Eis, bevor wir auslaufen und kurz nach 1300 Kurs auf Kiel nehmen.

1420 – Schleimünde. Der Wind kommt aus Südost, so dürfen wir also nach Kiel kreuzen. Bei angenehmen drei Windstärken macht das richtig Spaß. Pierre verfeinert seine Navigationsfähigkeiten indem er Peilungen übt. Kreuzpeilungen, Peilung und Abstand, Versegelungspeilungen. Alles frei von der Leber weg.

1840 – Tonne Kleverberg Ost. Nach 26 Seemeilen lässt der Wind immer mehr nach. Zusätzlich nimmt der Dunst zu und wird zum Nebel. Wir versuchen noch eine Weile zu segeln, doch nach 20 Minuten geben wir auf.
Wir starten den Motor sowie das Radar und fahren somit nach KVR /Regel 19 korrekt, die Kieler Förde hinab.

1950 – Wir sind fest im Yachthafen Kiel Holtenau, direkt an der Schleuse. Nun kochen wir uns zum Abendessen Spagetti mit Pesto, dazu gibt‘s Tomatensalat. Einfach, aber sehr lecker. Anschließend genehmigen wir uns einen Riesling, dazu Brie. Und zwei Stunden später schlafen alle tief und fest.

Freitag, 26.04.2013 – Kiel / Holtenau

0700 – Es ist richtig kalt im Boot. Weil wir zu wenig Batteriespannung haben, streikt die Dieselheizung. Ohne Landstrom geht der Heizlüfter nicht, aber die heiße Dusche im Hafen macht fit und ein gutes Frühstück hilft, warm zu werden.

1025 – Wir beginnen mit Hafenmanövern. An- und Ablegen mit Eindampfen in die Achterleine. Vorher rückwärts an den Steg fahren. Immer mehr ziehe ich mich aus den Manövern raus. Am Ende fahren die Ulrike und Pierre die Manöver allein. Ganz allein. Richtig gut machen Sie das.

1240 – Wir laufen aus. Die drei Meilen rüber in die Schwentine motoren wir. Dann bugsiert uns Pierre in die Box. Wir legen zum letzen Mal an. Die erste Reise der „Cathiela“ unter der Flagge von M² – Sails ist beendet.

Noch ein letzter gemeinsamer Kaffee und dann verlassen die beiden das Boot.

Es war eine kurze, lehrreiche, schöne und anstrengende Woche. Vor allen Dingen jedoch, hat sie Spaß gemacht.

Im Kielwasser ließen wir 132 Seemeilen, davon 110 unter Segeln. Zwei Tage hatten wir Starkwind, eine Nachtfahrt und wir haben in diesen fünf Tagen x-Mal an- und wieder abgelegt.

Für mich hieß es am Nachmittag ein wenig Einkaufen und vor allem, Wäsche waschen. Den Abend, allein, genoss ich mit einem langen Telefonat mit Martina und einem guten Buch.

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