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Von „kleinen Drachen“ und der „Freiheit“ auf der Nordsee – Woche Zwei


< — … was bisher geschah.

Freitag, 18. Juli 2014 – Stavoren

Wetterprognose des KNMI (Königlich-Niederländisches Meteorologisches Institut) vom 18.07.2014, 03:58 UTC (Universal Time Coordinated) = 05:58 Ortszeit

  • 0800 bis 2000: Wind 2 bis 3 Windstärken, aus Südost (Southeast), 32°C
  • 2000 bis 0800: Wind 3 bis 4 Windstärken, aus Südost (Southeast), 22°C

0600 – Wind, 2 Windstärken aus Ost (East), Lufttemperatur jetzt schon 23°C, Himmel blau und wolkenlos. Langsam gehe ich über den Steg zur Dusche. An Bord herrscht bereits emsiges Treiben. Die Taschen werden gepackt, Frühstück wird gemacht und nebenbei immer wieder ein Blick ins Lehrbuch geworfen. Kurz, es ist Prüfungsmorgen. Ich habe mich dem bewusst entzogen. In aller Ruhe dusche ich, bevor ich zum Essen an Bord zurückkehre. Auf dem Rückweg grinse ich Franz an und winke Chris zu, der noch ein wenig verschlafen unterwegs zur Dusche ist.

0830 – Ich starte den Motor und fahre die „Fuchur“ hinüber zum Steg „A“, lege meinen „Drachen“ hinter der „Hürriyet“ an und versuche nun ganz cool und entspannt zu wirken. Innerlich bin ich nervös und hoffe, dass heute alles klar geht, dass niemand in der Aufregung ein falsches Kommando gibt, sich nicht am Rad verdreht und sich auch nicht um Kopf und Kragen redet. Der Klönschnack mit Chris, Martin und Franz lockert mich wieder auf. Martina habe ich nur eine kurze SMS geschickt. Jetzt reden, das wird nix.

1015 – Wir haben die Prüfer an Bord und laufen aus. Kurz gesagt, es haben alle vier bestanden. Die Prüfer haben durchaus auch ein paar mehr Hühneraugen zugedrückt. Ich kann nicht sagen, ob ich alle Pannen „übersehen“ hätte. Dennoch kann ich meinen Schützlingen mit einem lachenden und weinenden Auge zur bestandenen Prüfung gratulieren. Ich freue mich ehrlich für sie. Und ich bin sicher, dass keiner von ihnen leichtsinnig sein wird.

1140 – Wir legen an der Tankstelle an, bunkern den verbrauchten Diesel, dann fahre ich den kleinen Drachen in seine Box. Mir wird das Herz schwer, als meine drei Jungs mit Ute von Bord gehen. Doch der Abschied muss ja sein. Ich muss auch noch auf die „Hürriyet“ umziehen, Wäsche waschen und möchte auch ein paar freie Stunden haben. Martina schicke ich schnell eine SMS. Dann geht der Umzugsstress los.

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Mein Schlafsack lüftet in der Sonne aus.

Meilenkonto Fuchur-Reise: 180,2 sm, davon 95,9 sm gesegelt.  

1300 – Während die erste Waschmaschine läuft, trage ich den Rest meiner Sachen auf die „Hürriyet“. Ansehen muss ich mir nicht mehr viel. Zum Glück habe ich gestern schon das Schiff kennen gelernt. Kurz vor 1400 kann ich meine Wäsche in den Trockner stecken und stelle auch gleich die zweite Waschmaschine an. Dann flitze ich zum Schiff und ziehe mich um.

1430 – Ich bin mit Franz in seinem Cabrio unterwegs zum Mittagessen und wir unterhalten uns über „Gott und die Welt“. Schweigen ist auch schön. Bei 30°C mag man auch irgendwie nicht viel machen. Auf dem Rückweg fahren wir noch beim „Coop“ ran. Ich benötige einige Drogerieartikel und mag auch eine Postkarte für meinen Schatz holen. Anschließend reservieren wir für den heutigen Abend Tische bei Kristina.

1630 – Wir sitzen auf der „PIM“ und planen die kommende Woche. Franz möchte sich hinsichtlich der Route nicht festlegen. Chris und ich wollen nach Vlieland. Also werden die „Lucky Spirit“ mit Chris und ich auf der „Hürriyet“ gemeinsam fahren. Treffpunkt mit Franz wird kommenden Mittwoch in Hindeloopen sein. Wir checken noch gemeinsam die Tidenverhältnisse und die Wetterprognosen für die kommenden Tage. Über dem östlichen Atlantik zieht gerade ein kräftiges Tief heran. Ab Sonntag oder Montag ist also deutlich mehr Wind zu erwarten.

1800 – Pünktlich begrüßt Chris unsere versammelten Crews. 16 neugierige Gesichter blicken uns an. Chris erklärt den allgemeinen Ablauf der kommenden Woche und stellt das Revier sowie Sailing Island vor. Danach teilen wir die Crews auf, ein Crewmitglied von mir fehlt. Als ich sie anrufe, stellt sich heraus, dass sie wohl doch storniert hat. Also sind wir auch in dieser Woche nur zu fünft an Bord. Heidemarie und Gisbert sind ein Paar. Die beiden werden also die Hochzeitssuite im Vorschiff beziehen. Christian darf sich über eine Einzelkabine freuen, die er achtern backbord bezieht. Ok ok, die Reisetaschen von Simone und mir ziehen bei ihm mit ein, während ich mir mit Simone die Steuerbordachterkabine teilen werde.

Kaum an Bord besprechen wir die Einkaufsliste und die erste Essensplanung. Ich lasse die vier so weit wie möglich selbst erarbeiten, was wir in der kommenden Woche benötigen werden. Nur wenige Anregungen muss ich einfließen lassen. Zwanzig Minuten später sind sie unterwegs zum Einkaufen. Simone bleibt mit an Bord und räumt schon ihre Sachen ein.

1940 – Unsere Einkäufer sind zurück. Erneut bauen wir eine Stafette auf und verstauen die Lebensmittel an Bord. Die Wasserflaschen bleiben in den Backskisten im Cockpit. Eine halbe Stunde sind wir beschäftigt, dann können wir zum Abendessen gehen. Während des Essens tauschen wir uns über unsere Erwartungen aus. Gisbert ist der einzige Prüfling an Bord. Heidemarie möchte lernen, ihren Mann im Notfall zu retten und alle weiteren Fertigkeiten, die sie benötigt, um mit ihm gemeinsam segeln zu können. Die beiden wollen bald ein eigenes Boot kaufen. Innerlich seufze ich, denn das ist die bei Paaren typische Konstellation. Christian ist aktiver Leistungssportler und hat bereits den SKS in der Tasche. Er möchte seine Kenntnisse vertiefen. Simone mag erst einmal herausfinden, ob segeln überhaupt etwas für sie ist.

Das weitere Gespräch kreist um Beruf, Familie, Allgemeines und wir haben noch lange viel Spaß. Im Kopf gelingt es mir langsam, meine „Drachencrew“ gegen die neue Crew der „Hürriyet“ auszutauschen.

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Revierkunde

Auf dem Heimweg habe ich jetzt endlich eine halbe Stunde Zeit, in Ruhe mit meinem Schatz daheim zu telefonieren. Um 2300 mache ich den letzten Logbucheintrag für heute. Wind ENE 2 (Ostnordost mit 2 Windstärken), Temperatur 18°C, Himmel b, Cc (blue Sky, Cirrocumulus – hohe Haufenwolken), Luftdruck 1013hPa, leicht fallend. Damit steht fest, dass sich das Tiefdruckgebiet langsam nähert.

 

Samstag, 19. Juli 2014 – Stavoren

Wetterprognose des KNMI (Königlich-Niederländisches Meteorologisches Institut) vom 19.07.2014, 03:30 UTC (Universal Time Coordinated) = 05:30 Ortszeit

  • 0800 bis 2000: Wind im Ijsselmeer E 3-4, bei Texel E 3-4
  • 2000 bis 0800: Wind bei Texel E 3-4, Böen bis 35kn (Windstärke 8), Gewitter, Hagelrisiko
  • Tiden:
  • Harlingen:  Hochwasser: 0336 und 1550;  Niedrigwasser: 1036 und 2306
  • Den Oever:  Hochwasser: 0224 und 1455; Niedrigwasser: 0846 und 2126
  • Oudeschild: Hochwasser: 0147 und 1425;  Niedrigwasser: 0806 und 2035

0600 – Die Nacht über war es sehr stickig und schwül unter Deck. Durchgeschwitzt werden wir wach. Mein Nachthemd hänge ich an die Reling zum Trocknen und Auslüften, meinen Schlafsack über den Großbaum, Simones gleich daneben. Dann gehe ich zur Dusche. Eine halbe Stunde später bin ich wieder an Bord. Ich setze das Kaffee- und Teewasser auf, decke gemeinsam mit Christian den Tisch und schneide Obst für das Müsli. Simone stößt zu uns.

Kurz nach 0700 sitzen wir alle mehr oder weniger wach am Tisch. Langsam lenke ich die Gespräche auf die ersten Einweisungsthemen. Wir reden über die Seekrankheit, das Wetter, Wassereinbruch und Feuer an Bord. Warum Ordnung und Sauberkeit lebenswichtig sein können und dass auch Brotkrumen, wenn sie in der Bilge landen und die Lenzpumpe verstopfen, lebensbedrohlich werden können.

0830 – Die Backschaft ist gemeinsam schnell erledigt. Nun sehen wir uns das Schiff unter und über Deck an, setzen die Segel zur Übung am Steg, lernen den Umgang mit den Winschen und allmählich vervollständigt sich so die Schiffs- und Sicherheitseinweisung.

1030 – Ich bitte Gisbert und Heidemarie sich so hinzustellen, dass sie beide das folgende Manöver beobachten können. Ich untersage ihnen, irgendwo einzugreifen. Es ist mir wichtig, dass sie nur zusehen. Dann starte ich die Maschine und lege den Vorwärtsgang ein. Sofort stemmt sich die „Hürriyet“ in die Achterleinen. Mit Christian löse ich die Vorleinen und räume sie auch gleich auf. Auf dem Rückweg nach achtern legen wir die Fender an Deck. „Nachher werden die noch komplett weggeräumt; jetzt fahren wir aber erst einmal raus“, ergänze ich dabei.
Nun lasse ich die Backbordachterleine „auf Slip“ nehmen und mache dies selbst mit der Steuerbordachterleine. Ich erhöhe die Drehzahl um 200 Umdrehungen und fiere langsam die Leine. Im selben Maß lasse ich Christian die Leine an Backbord fieren. Die „Hürriyet“ bewegt sich langsam und kontrolliert vorwärts. Ich greife um, führe die Leine nur noch mit der rechten Hand, meine linke liegt am Ruder. Als die Yacht zur Hälfte aus der Box ist, reduziere ich kurz die Drehzahl und lasse meine Achterleine los. Christian weise ich an, seine Leine einzuholen. Ich fahre eine behutsame Linkskurve und als ich in der Boxengasse geradeaus fahren kann, gebe ich Gas. Bewusst hole ich jetzt erst die Steuerbordachterleine ein. „Seht ihr, wie wir die Leine nachschleppen? Solange wir jetzt nicht stoppen oder rückwärts fahren, kann diese Leine nicht in die Schraube kommen.“ Mit diesen Worten hole ich schnell die Leine ein und werfe sie klatschend auf die Cockpitsitzbank. Langsam fahre ich aus dem Hafen.

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Erste Manöver, volle Konzentration

Vor dem Hafen gehe ich auf Kurs 290°, das ist fast der direkte Kurs nach Den Oever und übergebe Simone das Ruder. „Versuche immer so zu fahren, dass der gelbe Strich vom Kompass auf die 290 zeigt“, weise ich sie an. Dann drehe ich mich zu den anderen um und rufe grinsend: „Aufräumen!“ Jetzt schnappe ich mir meine unordentliche Achterleine. Während ich diese aufschieße, beobachte ich, wie sich meine Crew an Bord bewegt und mit den Leinen und Fendern arbeitet. Ein Auge ist dabei regelmäßig bei Simone am Ruder und immer wieder folgt ein kurzer Rundumblick. Zehn Minuten später sind die Leinen aufgeschossen und in der Backskiste verstaut. Die Fender hängen an der achteren Reling.

Mein Blick geht am Mast hoch zum Verklicker; dieser zeigt nach Nordosten (NE). „Klar machen zum Segel setzen. Christian vor an den Mast, Gisbert an die Großschot“, lautet mein Kommando. Ich selbst nehme mir das Großfall. „Simone, der Pfeil an der Mastspitze zeigt bitte immer nach vorn“, erkläre ich ihr ihre Aufgabe am Ruder. Als alle auf Position sind, folgt das nächste Kommando. „Heiß auf Großsegel!“ Langsam steigt unser Großsegel am Mast empor. Wenige Minuten später stehen 40m² Segeltuch. Die Yacht neigt sich auf die Backbordseite. „Gut gemacht! Danke an alle. Simone, ein wenig nach links fahren.“ – „Gut so, jetzt diesen Kurs geradeaus.“ Dabei gehe ich nach achtern. Ich mache die Maschine aus. Wir segeln. Ein schöner Am-Wind-Kurs! „Jetzt holen wir noch den Turbo raus. Klarmachen zum Setzen der Genua“, ist mein nächstes Kommando. „Heidemarie, du gehst an die Backbordvorschot.“ Ich setze mich hinter sie an die Vorsegelreffleine. Nun lasse ich sie mit „Heiß auf Genua an Backbord!“ die Vorschot ziehen und winschen. Gleichzeitig gebe ich kontrolliert die Reffleine nach, bis auch die 42m² der Genua straff an Backbord stehen. Jetzt haben wir 82m² Segelfläche gesetzt. Am Heck gurgelt das Wasser, Simone macht ihren Job am Ruder noch ganz gut, doch es ist ihr anzumerken, dass sie sich sehr konzentrieren muss. „Aufräumen!“, lautet mein nächstes Kommando. Dabei stelle ich mich neben Simone, bereit, am zweiten Rad jederzeit eingreifen zu können. Wie praktisch, eine Doppelruderanlage zu haben.

1100 – Nachdem alle sich im Cockpit versammelt haben, führe ich eine Feedbackrunde durch. Jeder muss beschreiben, was er getan hat und was er von seiner Position aus wahrnehmen konnte. Dabei gehen wir das Manöver step by step durch.

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Die „Lucky Spirit“ vor dem Segel setzen.

Ich habe nebenbei die Umgebung und meine Steuerfrau im Auge. Steuerbord voraus ist die „Lucky Spirit“, die schnellste Yacht der Schule. Christian hängt uns problemlos ab. Ich akzeptiere, dass er deutlich vor uns in Den Oever sein wird. Im Anschluss an die Feedbackrunde lasse ich Simone am Ruder ablösen. Sie hat heute zum ersten Mal eine 12-Meter-Yacht gesteuert und sich dafür gut gehalten.

Nun hole ich mir einen Kaffee und einen Schokoriegel. Dann setze, ich mich ins Cockpit lächle Gisbert an und frage ihn: „Wo sind wir eigentlich und wie kommen wir denn nun nach Den Oever? Passt unser Kurs überhaupt noch und wann sind wir voraussichtlich da?“ Mir ist bewusst, dass unser Kurs eher auf den Breezand im Abschlussdeich zielt. Doch bis dahin ist noch mindestens eine Stunde Zeit. Gisbert sieht mich überrascht an. Also erkläre ich die Aufgabenstellung neu. „Position in der Karte eintragen, Kurs auf die Tonnen WV 11 und 12 absetzen und ETA, das ist die estimated time of arrival, die voraussichtliche Ankunftszeit, bestimmen.“ Ich lehne mich zurück und tue so, als würde das interessanteste der Welt unser Kielwasser sein. Meine Sinne jedoch sind maximal scharf gestellt. Ich habe den Rudergänger im Auge. Christian schlägt sich sehr gut. Simone genießt das schöne Wetter, denn inzwischen haben wir 26°C und einen blauen Himmel mit Schäfchenwolken. Heidemarie schaut irritiert und Gisbert geht langsam an die Karte. Wir sind in ausreichendem Abstand zu den immer mehr auftauchenden anderen Booten. Auf dem Ijsselmeer ist man eben nie allein.

Demonstrativ trinke ich meinen Kaffee aus und sage laut: „Ich hole mir noch einen Kaffee. Will noch jemand einen Riegel oder eine Banane?“ Dabei gehe ich zum Niedergang. Ich sehe Gisbert an der Karte stehen. Er wirkt ratlos. Ich mag ihm aber noch nicht alles vormachen. Mir ist wichtig, dass sich meine Schüler möglichst viel Wissen selbst erarbeiten. Dabei bleibt mehr hängen und das hebt das Selbstbewusstsein. Also starte ich einen anderen Versuch. Ich lasse Christian von Heidemarie am Ruder ablösen und frage ihn: „Traust du dir zu, den Kurs und die ETA zu bestimmen?“ Er nickt. Also übernimmt Heidemarie das Ruder und Christian gesellt sich zu Gisbert.

1130 – Heidemarie überrascht mich total; sie hat ein geniales Gefühl für das Ruder. Schon nach zehn Minuten lasse ich sie allein und gehe unbesorgt nach unten zu meinen zwei Navigatoren. Die beiden haben inzwischen einen Ort und einen Kurs in der Karte eingetragen. Ihnen ist jedoch entgangen, dass wir nicht auf ihrer gewünschten Kurslinie, sondern immer noch am Wind mit einem Kurs von 335° auf den Abschlussdeich zufahren. „Und nun, welche Konsequenzen hat diese Erkenntnis?“ Es dauert eine Weile, bis ihnen auffällt, dass wir immer noch den Kurs vom Setzen der Segel fahren und damit klar wird, dass wir den Kurs ändern müssen.

„HEIDEMARIE, NEUER KURS 230°“, rufe ich ihr zu und gehe dabei an Deck, um die Einstellung der Segel vorzunehmen. Langsam fallen wir ab, der Wind kommt immer mehr von achtern, bis aus dem rauschenden Am-Wind-Kurs ein sehr gemütlicher Raumschotkurs geworden ist. Heidemarie hat die Kursänderung gefahren wie ein alter Steuermann. Ich bin stark beeindruckt. „Und du hast wirklich noch nie gesteuert?“, frage ich sie. „Nö, ist das erste Mal“, lautet ihre Antwort.

1145 – Leider erreichen wir auf dem neuen Kurs nur noch 2,5 Knoten über Grund, der Wind hat auch deutlich abgenommen. So wären wir zu spät an der Schleuse, um mit günstigem Strom nach Texel zu fahren. Dennoch lasse ich meine beiden Jungs erst noch die ETA berechnen. Sie kommen schnell auf das Ergebnis. „Wir sind zu spät da“, informieren sie mich. Für die Konsequenz reicht ihre Entschlusskraft aber noch nicht aus. „Es hilft nichts, Segel runter, Motor an!“, treffe ich die „böse“ Entscheidung. Gemeinsam mit Simone rolle ich die Genua weg. Dann teile ich meine Schäfchen neu ein. Gisbert geht an den Mast, Simone an die Großschot und Christian an das Großfall. „Lass fallen Groß!“, kommt deutlich hörbar mein Kommando. Kaum ist das Segel im Lazybag, weise ich Heidemarie an: „230°, 7 Knoten Fahrt.“

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Alles klar zum Einlaufen

1330 – Wir hatten echt Glück. Kaum waren wir an der Schleuse, kamen wir auch direkt rein und konnten durchschleusen. „Willkommen im Wattenmeer“, gratuliere ich meiner Crew. Wir sind inzwischen etwas spät dran. Dennoch können wir hier draußen wieder segeln. Auch wenn die 2 bis 3 Windstärken uns nur 3 Knoten Fahrt durch das Wasser gönnen, schaffen wir aufgrund des Gezeitenstromes 5,8 Knoten über Grund.

Inzwischen steht Gisbert am Ruder. Er hat einen schweren Job. Steuern im Strom ist keine leichte Aufgabe. Doch nach einer Stunde hat er sich gut eingesteuert. Ich kalkuliere währenddessen unsere Strecke voraus. Mir ist es wichtig, dass wir noch ein wenig segeln und nicht schon wieder „dieseln“. Aufgrund der Tidenverhältnisse können wir es uns trotz des 1,86m Tiefgangs leisten, an der Tonne M12 zu schnippeln. Wenn wir in einer Stunde dort sind, haben wir zur Kartentiefe von 1,4m noch 1,6m Höhe der Gezeit. Das bedeutet, dass das Wasser in Wirklichkeit noch 3,0m tief ist. Ich erkläre Christian, wie ich das berechnet habe, zum einen nach den Gezeitentafeln und zum anderen nach der Zwölferregel.

1520 – Über Den Helder im Westen bauen sich Gewitterwolken auf. Wir bergen nun doch die Segel und fahren unter Maschine nach Oudeschild. Sicher ist sicher. Eine Stunde später laufen wir in Oudeschild ein. Christian ruft uns auf dem Funkgerät. Wir sollen uns beeilen, der Hafen ist gerammelt voll. Also drücken wir auf die Tube und dürfen als letztes Boot noch nach ganz hinten in den Hafen einlaufen.

1630 – Das Anlegemanöver wird ein wenig kitzlig, immerhin sieht es so aus. Mir macht es Spaß, die „Hürriyet“ auf der Stelle zu drehen und behutsam an der „Lucky“ anzulegen. Die „Lucky-Jungs“ schauen aufmerksam dem Manöver zu. Ich bin stolz auf meine Millimeterarbeit. Als wir fest sind, reicht unser Landstromkabel nicht an den Steg. Wir sind das fünfte Boot. Später bekommen wir noch einen Außenlieger. Damit haben wir dann ein Sechserpäckchen gebaut. Ich kühle mich erst einmal mit einem Sprung in den Hafen ab. Die Heckdusche der „Hürriyet“ übernimmt die Grobreinigung, bevor ich zur Duschanlage gehe.

1800 – Die Gewitterwolken rücken ganz langsam näher. Wir beginnen also das Päckchen ordentlich zu verzurren und bereiten unser Abendessen. Heidemarie hat eine leckere Nudelpfanne gezaubert. Den Abend verbringen wir anfangs noch im Cockpit mit Wein und Gesang. Als der Regen einsetzt, verziehen wir uns unter Deck. Die Luft kühlt sich angenehm ab und wir freuen uns auf eine erholsame Nacht.

Ich suche mir nach dem Gewitter noch eine ruhige Ecke im Hafen. Endlich kann ich mal länger mit Martina telefonieren. Die Roominggebühren sind mir egal, sie fehlt mir. Eine Stunde später kehre ich an Bord zurück, nehme mein Buch und freue mich, noch eine halbe Stunde zu lesen, bevor wir schlafen.

Doch kaum sind wir in den Schlafsäcken, schnattern Simone und ich noch eine ganz Weile über den heutigen Tag. Wir meinen, dass wir leise sind und denken nicht daran, dass Christian in der Nachbarkabine jedes Wort durch die dünne Sperrholzwand hören kann. Ob er rot geworden ist?

Meilenkonto: 22,5 sm, davon 11,6 sm gesegelt.

 

Sonntag, 20. Juli 2014 – Oudeschild/ Texel

Wetterprognose des KNMI (Königlich-Niederländisches Meteorologisches Institut) vom 20.07.2014, 03:44 UTC (Universal Time Coordinated) = 05:44 Ortszeit

  • 0800 bis 2000: Wind 1 bis 3 umlaufend
  • 2000 bis 0800: Wind bei Texel NW 3-4, Böen bis 35kn (Windstärke 8), Gewitter, Hagelrisiko Morgen auffrischend 5 bis 6 Windstärken, in Böen 8
  • Tiden:
  • Harlingen: Hochwasser: 0357 und 1624;  Niedrigwasser: 1116 und 2356
  • Vlieland:     Hochwasser: 0325 und 1551; Niedrigwasser: 0937 und 2210
  • Oudeschild:   Hochwasser: 0230 und 1505;  Niedrigwasser: 0835 und 2126

0130 – Das Gewitter ist da. Sturmböen zerren an den Festmacherleinen und unser Boot bewegt sich merklich. Ich stehe kurz auf, mache einen Rundblick und gehe dann wieder in die Koje. Simone dreht sich kurz um als ich wieder unter meinen Schlafsack rutsche und schläft auch gleich wieder ein. Da wir nicht vor 1000 auslaufen werden, stelle ich meinen Wecker neu und lege mich wieder hin.

0700 – Eine Stunde länger schlafen, das hat heute richtig gut getan. „Ist ja auch Sonntag“, sage ich grinsend zu Simone. „Haha, wenn die Tide anders stünde, wären wir sicher auch früher aufgestanden“, kontert sie. „Niemals!“, versuche ich mich rauszureden, doch sie hat die Situation hundertprozentig erkannt. Zeitgleich mit uns kommt Christian aus seiner Kabine. Er hat schon seine Laufkleidung an und verschwindet erst einmal zum Joggen.

Heidemarie ist bald emsig in der Kombüse beschäftigt. Ich stehe an Deck, meine Teetasse in der Hand und sehe mir den Himmel an. Die Wolkenfront im Nordwesten macht mich nervös. Ich beschließe, mir die weitere Entwicklung anzusehen. Ich mag jetzt noch keine Entscheidung treffen. „Wait and see“, murmele ich. „Hä? Was hast du gesagt?“, meint Chris hinter mir auf der „Lucky Spirit“. Auch er steht an Deck. Ich hatte ihn gar nicht wahrgenommen. Mit dem Kopf deute ich auf die Wolkenwand. „Paragraph 1 der Seefahrt. Wait and see“, meine ich. „Lass uns das vor dem Auslaufen noch mal ansehen und darüber reden“, antwortet er. Ich stimme zu und gehe zum Frühstück.

Gegen 0830 wollen die Innenlieger raus. Wir legen kurz ab. Ich hänge mich mit der Mittelspring an die Außenseite einer Stegbox, während Chris sich mit der „Lucky“ unter Maschine auf der Warteposition hält. Kaum ist die auslaufende Motoryacht weg, lege ich wieder außen an der „Lucky“ an. Mit Christian gehe ich auf den Deich, höhere Stellen wird man hier selten finden, und wir sehen uns das Wolkenband in Ruhe an. Die Zugrichtung in der Höhe weicht vom Bodenwind ab. Die Wolken ziehen mehr nach Norden an uns vorbei. Das ist doch eine schöne Information. Dennoch verwerfen wir die Idee, nach Vlieland zu fahren, denn wenn es morgen wirklich starkwindig wird, kommen wir vor Vlieland nicht zum Üben.

Es bleibt nur die sinnvolle Entscheidung, heute wieder ins Ijsselmeer zu fahren. „Na dann, zurück zur grünen Wiese“, versuche ich mit Humor die Enttäuschung zu überspielen. „Kopf hoch, Mädel, verschoben ist nicht aufgehoben.“ Nickend stimme ich Christian zu. „Lass uns nach Makkum fahren, da war ich bisher nur in der Marina“, schlage ich vor. Chris greift die Idee sofort auf und weiß auch einen tollen Liegeplatz für uns. Also fahren wir heute nach Makkum.

1100 – An Bord informieren wir die Crews über unsere Entscheidung. Aus Zeitgründen versuchen wir gar nicht erst bis Kornwerderzand zu segeln. Wir sind am Ende des Zeitfensters, um nach Kornwerderzand zu fahren, und dürfen jetzt nicht durch Spielen wertvolle Zeit verlieren. In drei Stunden kippt der Strom. Wenn wir jetzt fix durch die Schleuse sind können, wir vor Makkum noch länger üben.

1130 – Im Kielwasser mit der „Lucky Spirit“ verlassen wir Oudeschild. Als meine „Navigatoren“ einen Bogen fahren, überholen uns Chris und seine Jungs in der Innenkurve. Nun fahren wir der „Lucky Spirit“ hinterher. Ich lasse unterwegs Kreuz- und Versegelungspeilungen üben. Unser GPS-Gerät und alle Redundanzsysteme sind natürlich „ausgefallen“. Also müssen meine Jungs „händisch“ navigieren. Das ist zwar anstrengend, aber ich weiß, wenn sie es jetzt nicht üben, werden sie sich später immer aus Bequemlichkeit darum drücken.

1405 – Wir sind an der Schleuse Kornwerderzand. Dutzende Boote liegen bereits wartend vor der Schleuse. Einige Yachten ankern bereits. „Was´n hier los?“, rutscht es mir raus. Ich nehme das Handy zur Hand und rufe Chris an. „Hast Du eine Ahnung, was hier vorgeht?“ Die Antwort kommt prompt: „Die haben einen technischen Defekt an der Brücke; lass uns irgendwo festmachen.“ Es ist prima, dass Chris nahezu fließend niederländisch spricht. Ich tue mich da noch schwer.

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Geduldsprobe vor Kornwerderzand

Vorsichtig manövriere ich das breite Heck meiner „Hürriyet“ zwischen zwei niederländische Yachten an den Steg. Chris hängt seine „Lucky“ wiederum mit dem Heck an unsere Backbordbugklampe. An Steuerbord hängt bald eine weitere Yacht. Es ist eine X-Yacht. Mein Herz hüpft vor Begeisterung – dänische Bootsbauerkunst! Meine Schüler erhalten einen kleinen Vortrag über die Qualität skandinavischen Bootsbaus. Wohl wissend, dass ich mit den Niederlanden in einem Land bin, wo es auch zahlreiche gute Yachtwerften gibt.

1500 – Wir haben Stauwasser, die Yachten in ihren losen Päckchen beginnen zu Vertreiben. Uns bleibt nur eine Lösung. Wir müssen uns anderswo hinlegen. Die Yachten, die an uns hängen, werden informiert. Kurz darauf laufen wir an den treibenden und schwoienden Yachten vorbei. Ganz vorn am Fischer können wir ordentlich im Päckchen festmachen. Wir liegen mit der „Hürriyet“ innen, dann folgt Chris mit der „Lucky“ und ganz außen hängt sich Jens mit seiner „Generation X“ dran. Somit liegen hier auch drei SF-Foristen zusammen.

Es beginnt eine Zeitvertreibsblödelei. Immerhin ist das Wetter herrlich. Wind 3 Windstärken aus West, sonnig mit 28°C. Ich ärgere mich über die vertane Übungszeit.

1620 – Endlich geht die Brücke auf. Jens wirft die Leinen los, ich nehme Chris im Päckchen als Schlepp mit durch die Brücke. Die „Hürriyet“ schafft problemlos beide Schiffe. Vor der Schleuse trennen wir den Schleppverband und legen an. Ich gehe fix unter Deck auf die Toilette. Währenddessen meint ein niederländischer Skipper, wir sollten uns noch einen oder zwei Meter vorwärts verholen. Als meine Crew nicht schnell genug reagiert, entert er unser Schiff und beginnt meiner Crew Anweisungen zu geben.

Ich merke nur, dass die „Hürriyet“ andere Bewegungen macht als erwartet. Schnell bin ich vom Klo runter und sichere meine Yacht. Die Treidelbewegungen lasse ich sofort stoppen! Das Boot wird viel zu schnell nach vorne gezogen. Dabei schleift das Heck die ganze Zeit am Beton entlang, weil an der Achterleine stärker als an der Vorleine gezogen wird und niemand auf die Fender achtet!

Ich will nach vorne einen Sicherheitsabstand von zwei Metern haben, da die Boote in der Schleuse immer ein wenig treiben. Die Beschädigung am Heckkorb, die beim Schleifen an der Betonwand der Schleuse entstand, lässt sich nun nicht mehr rückgängig machen. Ich bin sauer, richtig sauer!! Ich kann es nicht fassen, wie schnell sich vier Erwachsene Menschen von einem Hobbyskipper Anweisungen geben lassen. Während der Schleusung spreche ich kein Wort mehr als für die Manöver nötig sind.

1640 – Wir sind unterwegs nach Makkum. Ich werde heute nicht mehr üben. Mit der Crew steht erst einmal ein klärendes Gespräch an. Die Fahrtdauer nach Makkum nutzen wir für die Aussprache. Es ist mir jetzt sehr recht, dass die „Lucky“ vorausfährt. Ich folge Chris langsam und versuche mich an alles, was ich über Konfliktmanagement und gewaltfreie Kommunikation gelernt habe, zu erinnern. Der Crew mache ich klar, woher auf meinem Schiff die Anweisungen und Kommandos kommen. Der Skipper allein trägt die volle Verantwortung für alle Sach- und Personenschäden.

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Abkühlung in Makkum

1730 – Wir sind fest in Makkum, liegen längsseits am Steg. An unserer Steuerbordseite ist die „Lucky Spirit“ ins Päckchen gegangen. Kaum dass wir fest sind, ziehe ich mich um und springe erst einmal ins Wasser. Ich will schwimmen, nicht nur planschen! Das hilft mir beim Stressabbau. Simone begleitet mich. Die Ärztin ist eine gute Schwimmerin. Sie hat Verständnis für mich. Auf dem Rückweg unterhalten wir uns, während wir gemächlich zurück zum Schiff schwimmen. Zum Reinigen nutzen wir die Heckdusche. Das Wasser und die Luft sind warm, bald hängen unsere Badeanzüge zum Trockenen an der Reling.

1930 – Das Abendessen war heute eine Wurst- und Käseplatte mit Rotwein. Auch sehr lecker. Zur Verdauung gehen wir noch in den Ort und schauen uns um. Wir finden einen kleinen Rummelplatz vor. An der Schießbude entsteht die Idee, für Gisbert eine Siegestrophäe zu schießen, die er nach erfolgreicher SKS-Prüfung erhalten soll. Da jedoch niemand wirklich schießen mag und kann, nehme ich das Luftgewehr und schieße ein kleines Plüsch-Seepferdchen. Eine abschließende Runde durch Makkum zeigt, wie schön das Örtchen ist.

Ich lasse mich auf dem Rückweg zurückfallen, um endlich Zeit zu finden, mit Martina zu telefonieren. Von unterwegs konnte ich heute nur ein paar kurze SMS schreiben. Das Gespräch ist wichtig. Ich komme selten dazu, ausführliche Mails zu schreiben. Mir sind die Momente allein sehr wichtig, um zu träumen oder ein Buch zu lesen. Genauso wichtig, wie die Gespräche mit Martina.

2230 – Wir krabbeln in die Kojen. Beim heutigen „Einschlafplausch“ beziehen Simone und ich Christian einfach mit ein. So wird es ein „Achterschiffplausch“ durch die Kabinenwand. Kichernd schlafen wir irgendwann ein.

Meilenkonto: 40,7 sm, davon 11,6 sm gesegelt.

 

Montag, 21. Juli 2014 – Makkum

Wetterprognose des KNMI (Königlich-Niederländisches Meteorologisches Institut) vom 21.07.2014, 06:05 UTC (Universal Time Coordinated) = 08:05 Ortszeit

  • 0800 bis 2000: Wind N bis NW 3 bis 4, in Böen 5 bis 6, teilweise Gewitter
  • 2000 bis 0800: Wind N bis NW 4 bis 5, abflauend und auf N bis NE drehend

0645 – Endlich ist es milder, nur 21°C, und der Himmel ist bedeckt. Die Hitze der letzten Tage hat mich geschafft! Die Wetteraussichten für die kommenden Tage versprechen einen Rückgang der Temperaturen und etwas mehr Wind zum Üben. Ich bespreche mich mit Chris. Meine Idee, heute nach Medemblik zu fahren und dadurch mit achterlichen Winden arbeiten zu können, findet seine Zustimmung. So ist es abgemacht, heute ist Medemblik das Ziel. Morgen sehen wir weiter. Wir werden auf dem Weg immer wieder Manövertrainings einlegen und uns gegen 1800 im Pekelharinghaven treffen.

0900 – Im Ölzeug stehen wir im leichten Regen an Deck. Die Segel bleiben noch eingepackt. Jetzt werden erst An- und Ablegemanöver geübt. Grundregel eins: „Niemals das Steuerrad loslassen. Besonders nicht in Rückwärtsfahrt!“ Grundregel zwei: „Immer schön langsam. Verry smoth, bitte!“ Wieder lasse ich die Manöver nur zu zweit üben, besonders, da Gisbert und Heidemarie später auch zu zweit klarkommen müssen. Nachdem die Manöver zu zweit klappen, muss jeder Trainee die Manöver auch alleine fahren.

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auf dem Ijsselmeer

Simone hat sich genüsslich unter die Sprayhood verzogen und genießt ihren Sonderstatus als Schnupperseglerin sichtlich. Warum auch nicht. Sie will weder eine Prüfung fahren, noch mehr Praxis erwerben. Für sie ist es ein Aktiv-Mitsegel-Urlaubstörn, keine Ausbildungs- oder Trainingsreise.

1100 – Wir setzen den Kurs auf das Ijsselmeer. Zwei Stunden lang Hafenmanöver zu üben reichen mir. Für mich bedeutet dies, zwei Stunden lang einen Sack Flöhe zu hüten, immer eine Hand am Ruder und 110% Konzentration! Ich nehme mir einen Tee und entspanne, während Extraklasse-Steuerfrau Heidemarie uns im Regen zuverlässig hinausfährt. Gisbert benötigt nun eine Pause, Christian genießt die Aussicht und Simone findet es langsam an Deck schöner als unter der Sprayhood, vor allem, da der Regen inzwischen aufgehört hat.

1120 – Wir sind westlich des Fahrwassers von Kornwerderzand nach Süden. Plötzlich stürzt „Otto“ über Bord. „Boje über Bord an Steuerbord!“, ertönt der Ruf von Christian. Heidemarie schaut ihn verdutzt an. Die Arme hatte gar nicht mitbekommen, wie ich zwei Fender als Übungsboje vorbereitet hatte. Nun reagiert sie: die Maschine auskuppeln, das Ruder nach Steuerbord legen und damit das Heck wegdrehen, einen Ausguck einteilen, ein Blick zum Verklicker zeigt die Windrichtung (NNE). Nun beginnt der Anlauf zum Rettungsmanöver! Heidemarie fährt mit dem Wind vier Schiffslängen ab, dreht über Backbord, ihrer Lieblingsseite, und fährt die Boje genau gegen den Wind an. Sie schickt ihren Mann zur Aufnahme der Boje auf die Steuerbordseite, stoppt neben der Boje und hat „Otto“ nach 4 Minuten wieder an Deck. „Gut gemacht!“, mehr habe ich nicht dazu zu sagen. „Der Nächste ans Ruder, das Ganze noch mal von vorn!“ Jeder fährt nun zwei ordentliche Rettungsmanöver, bis auf Gisbert. Als Prüfling darf er selbstverständlich vier Übungsmanöver fahren.

1220 – Ein kurzer Rundumblick, ein Blick zum Verklicker und schon grinse ich Gisbert an. „Welcher Kurs liegt an?“ Gisberts Zögern zeigt mir, dass er nicht ganz bei der Sache ist. „225°“, lautet die Antwort später. „Fein, mach ein Segelboot aus der Hürriyet“, lade ich ihn ein und stelle mich neben ihn. Während sich alle an Bord vorbereiten, den nun folgenden Anweisungen nachzukommen, ist bei Gisbert die Konzentration bis in die Haarspitzen förmlich zu fühlen. Es ist für einen Anfänger immer eine extrem fordernde Aufgabe, dieses Manöver zu leiten. Er muss die Yacht mit der Nase im Wind halten, der kommt aktuell ziemlich genau von hinten, dabei die Crew einteilen, alles im Auge haben und die richtigen Kommandos zum richtigen Zeitpunkt geben.

Ein weiteres, kommunikatives Problem ist für viele Anfänger, auch echte Kommandos zu geben. Ja, es gibt eine echte Kommandosprache! Die meisten bedienen sich des unverbindlichen Plaudertones aus der Kaffeelounge. Doch an Bord eines Schiffes wird im Manöver nicht geplaudert. Es muss den Einen geben, der das Manöver leitet und kommandiert.

Und dies alles zusammen setzt nun unseren lieben Gisbert unter Stress. Bei allem Verständnis, ich darf jetzt keine Nachsicht zeigen. Er muss da durch, denn in vier Tagen muss er dieses Können und Wissen in einer Prüfung nachweisen!

1240 – Mit etwas Soufflieren haben wir die Segel gesetzt und sind nun mit einem sicheren Raumschotkurs auf 260° unterwegs. Diesen Kurs werden wir nicht lange fahren können, denn in ungefähr 7sm ist das Ijsselmeer zu Ende. Demzufolge müssen wir dann halsen. Ok, es ist noch eine gute Stunde bis dahin. Ich übernehme für dreißig Minuten das Ruder, somit hat meine Crew Zeit, etwas zu essen. Ich kann es nun genießen, die Yacht auf diesem Kurs auf maximale Geschwindigkeit zu bringen. Teilweise gelingen mir sogar einige, ganz kurze Surfs.

1340 –Christian hat vor zehn Minuten das Ruder an Gisbert übergeben, das Ufer ist deutlich vor dem Schiff zu erkennen. Ich versuche abzuwarten, bis mein Steuermann von allein reagiert, doch nach 10 Minuten halte ich es nicht mehr aus. „Fahr eine Halse und dann Kurs 160°“, weise ich an. Wenn ich richtig gerechnet habe, müssten wir danach auf einem Halbwindkurs herauskommen. Wieder stehen Gisbert Schweißperlen auf der Stirn. Christian, unser Leistungssportler, schnappt sich die Großschot. Die beiden Frauen nehmen sich die Genuaschoten, legen sich die Winschkurbeln bereit, und ich beiße mir auf die Zunge. Ich muss dem Trainee die notwenige Zeit geben, solange ich es verantworten kann.

Es wird eine schöne Halse, ein großer Dank gebührt dabei Christian, der sich tüchtig an der Großschot müht. Ich lasse uns ein wenig vom Ufer ablaufen, dabei erkläre ich meinen Trainingsplan. „Wir werden hier jetzt die Küste herunter üben: vom Halbwindkurs auf Raumschotkurs gehen, dann eine Halse, kurz den Raumschotkurs fahren, anschließend eine Q-Wende, dann wieder auf 160° gehen, Abstand zum Ufer herausfahren und mit neuem Steuermann das Ganze von vorn. Die Mädels bleiben an den Vorschoten, an der Großschot werden die Jungs mit mir im Wechsel arbeiten.“

Ein wenig mehr Begeisterung habe ich mir schon erhofft. Erstens sind wir zum Üben hier, zweitens macht die Arbeit warm, drittens, ist Arbeit das beste Mittel gegen die Seekrankheit. Außerdem kann ich mich endlich einmal auspowern. Immerhin haben wir mit jedem Steuermann zwei komplette Übungen gefahren, Gisbert stand viermal am Rad… – wegen der Prüfung. Sogar Simone hat sich am Rad versucht, das hat mich richtig gefreut.

1740 – Wir sind kurz vor der Hafeneinfahrt von Medemblik. 25 sm sind seit dem Auslaufen in unserem Kielwasser geblieben. „Christian, übernimm das Ruder und mach ein Motorboot draus“, weise ich in lockerer Art an. Dabei stelle ich mich an der Genuareffleine bereit. Bei Christian kommen die Kommandos klar und deutlich, es gibt wenig Optimierungsbedarf. Man merkt seine Vorerfahrungen sehr deutlich.

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Lieblingshafen Medemblik

Zwanzig Minuten später legt Christian im Pekelharinghaven längsseits nahe der Duschen an. Ich gebe ihm noch den Auftrag, das Boot komplett festzumachen und sich um den Landstrom zu kümmern. Dann stelle ich mich an den Mast und beobachte, wie er sich die Crew einteilt und der Aufgabe annimmt. Als alle fertig sind, schlage ich vor, noch nach Medemblik in den Ort zu gehen. Dort gibt es auch sehr schöne Lokale.

Irgendwie gelingt es mir nicht, meine Crew zu motivieren, mir zu folgen. So besorge ich mir ein paar neue Segelhandschuhe und lade mich dann auf der „Lucky“ auf ein Amstel ein. Dabei tauschen wir unsere Ideen für die kommenden Tage aus. Ich habe große Lust, mal wieder nach Urk zu segeln und überrede Chris dazu, mitzukommen. Eigentlich wollte er nach Enkhuizen. Doch mir gelingt es, ihm Urk schmackhaft zu machen.

1900 – Heidemarie verwöhnt uns mit ihren Kochkünsten. Sie hat das voll drauf. Wir lassen uns die Nudeln mit Hackfleischsoße schmecken. Beim Wein reflektieren wir noch einmal die heutigen Segelmanöver und ein paar Ausweichregeln. Nebenbei flicke ich unsere Nationalflagge, die heute im Wind ziemlich gelitten hat.

Um mit meiner Liebsten zu telefonieren, bin ich zu müde. So verschiebe ich diesen Anruf auf morgen früh.

Meilenkonto: 68,3 sm, davon 28,6 sm gesegelt.

 

Dienstag, 22. Juli 2014 – Medemblik

Wetterprognose des KNMI (Königlich-Niederländisches Meteorologisches Institut) vom 22.07.2014, 03:19 UTC (Universal Time Coordinated) = 06:19 Ortszeit

  • 0800 bis 2000: Wind NE 4 bis 5, Sicht gut

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    Überfahrt nach Urk

  • 2000 bis 0800: Wind NE 4 bis 5, abnehmend 3 bis 4

0600 – Wind WSW 3, Himmel bedeckt, Luft 20°. Ich finde die Wettersituation im Hafen passt ganz und gar nicht zur Prognose. Das KNMI ist doch aber ein echter Topwetterdienst!? Also beschließe ich, nach der Dusche vor zum Deich zu gehen und einen Blick auf die See zu werfen. So stehe ich vierzig Minuten später auf dem Deich und stelle fest, dass das KNMI richtig liegt und die vielen Häuser um den Pekelharinghaven den Wind so deutlich ablenken. Den Rückweg nutze ich für den Anruf daheim.

0930 – Heidemarie legt ab und fährt aus dem Hafen. Dort erwarten uns 4 Windstärken aus NE, wie angekündigt. Direkt vor dem Hafen stelle ich ihr die Aufgabe, die Segel setzen zu lassen und auf Kurs 120° zu gehen. Das ist eine echte Komplexaufgabe! Heidemarie denkt kurz nach und dann zeigt das kleine Energiebündel, was in ihr steckt. Es kommen klare und deutliche Kommandos, die Segel werden korrekt gesetzt, und sie fällt nach nur 15 Minuten auf einen schönen tiefen Amwindkurs ab. Ich bin begeistert!

Die „Hürriyet“ saust mit 7,4kn ab. Das macht richtig Spaß… bis die „Lucky“ an uns vorbeizieht als würden wir parken! Ja, ich weiß, die „Lucky“ ist ein echter Renner, aber es so deutlich vorgeführt zu bekommen, frustriert gewaltig.

1320 – 52° 39,6`N 005° 31,4`E – Wir haben inzwischen 19,4 sm zurückgelegt. Alle dreißig Minuten haben die Jungs und Heidemarie sich am Ruder abgelöst. Ich habe immer wieder einen Manöverkreis eingebaut. Simone bekommt der Wellengang nicht so gut und auch Heidemarie findet es heute anstrengend. Der Wind hat inzwischen auf deutliche 5 Windstärken zugenommen, er kommt immer noch konstant aus NE. Ich erkläre Gisbert, dass wir jetzt das Großsegel ins erste Reff nehmen werden. Step by step arbeiten wir das Manöver gemeinsam durch. Nach zehn Minuten haben wir die Segelfläche verringert, Heidemarie löst ihren Mann am Ruder ab.

Eine halbe Stunde später haben wir das geplante „Übungsgebiet“ vor Urk erreicht. Die „Luckys“ üben bereits Rettungsmanöver unter Segeln. Ich übernehme das Ruder von Christian und fahre das Manöver zweimal vor. Anschließend übergebe ich das Steuer an Gisbert und stelle mich am zweiten Steuer bereit, klar, jederzeit einzugreifen. Wir üben pro Steuermann vier Anläufe, dann ist leider die Puste schon wieder raus. Alles gute Zureden von mir hilft nix, mein Prüfling mag jetzt Feierabend machen. Ok, Kurs zum Hafen!

1530 – Wir haben die Segel direkt vor dem Hafen geborgen. Der Hafen ist brechend voll. An einer großen und teuren Motoryacht finde ich noch einen Platz im Päckchen. Der Skipper ist begeistert von meinem wirklich sanften Anlegemanöver. Als er erkennt, dass er es mit einer Ausbildungsyacht zu tun hat, lädt er mich auf einen Kaffee ein. Ich gehe jedoch lieber mit meiner Crew ein Eis essen.

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In Urk

Der Spaziergang in Urk tut uns allen gut. Heidemarie und Gisbert verziehen sich auf einen Spaziergang zu zweit. Zu dritt tingeln wir durch die romantischen Straßen Urks, entdecken die zweite Werftanlage und sehen die „Lucky“ einlaufen. Ich bitte Simone und Christian, ein paar Einkäufe für die Pantry zu erledigen und gehe zurück an Bord. Ich habe eine Idee. Während ich mit meinem zweiten Eis im Cockpit sitze, besucht mich Chris. Die „Lucky“ liegt hinter unserem Heck, ebenfalls im Päckchen. So können wir uns gegenseitig in die Cockpits sehen.

Chris berichtet mir, dass er mit seinen Jungs heute Nacht nach Stavoren fahren will, morgen Mittag nach Hindeloopen und Donnerstag wieder nach Stavoren. Ich erkläre ihm mein Problem. Mein Prüfling ist schnell erschöpft und nur schwer zum Training zu motivieren. Er verschleißt seine Bordkameraden, und ich sehe die Stimmung an Bord kippen. Gerne würde ich ihn einen Tag mit den hochmotivierten „Lucky-Boys“ trainieren lassen. Eventuell holt ihn das aus seiner Lethargie.

Chris geht auf meinen Vorschlag ein. Wir vereinbaren, uns am Donnerstag auf See zu treffen. Den Crewtausch werden wir auf See vornehmen. Nachdem Gisbert dann einen Tag auf der „Lucky“ geübt hat und das Schiff als auch die Jungs kennt, kann er dann am Freitag an Bord der „Lucky Spirit“ ebenfalls seine Prüfung fahren. So muss die „Hürriyet“ nicht wegen eines Prüflings am Freitag extra rausfahren. Ich werde im Austausch den einzigen Nichtprüfling von Chris übernehmen und mit meiner Crew dann ankern üben.

1700 – Simone und Christian kehren schwer bepackt zurück. Gemeinsam mit Chris tragen wir die Taschen und eine große Hand Bananen an Bord. Im Anschluss beginnen wir mit den Vorbereitungen fürs Abendessen. Chris verabschiedet sich, er geht noch kurz in die Koje. Während auf der „Lucky Spirit“ ein wenig vorgeschlafen wird, spielen wir noch lange Kniffel in der lauen Abendluft. Leider hat Gisbert mein Angebot, die Manöver noch einmal durchzusprechen, nicht angenommen.

2200 – Wir sehen noch zu, wie die „Luckys“ zur Nachtfahrt auslaufen und gehen dann schlafen. Ich schicke Martina heute eine ausführliche Mail, in der ich ihr meine Gedanken und Sorgen mitteile. Ich haue in die Tasten bis der Rechner glüht. Erst gegen Mitternacht schlüpfe ich in meinen Schlafsack.

Meilenkonto: 95,7 sm, davon 53,4 sm gesegelt.

 

Mittwoch, 23. Juli 2014 – Urk

Wetterprognose des KNMI (Königlich-Niederländisches Meteorologisches Institut) vom 23.07.2014, 02:42 UTC (Universal Time Coordinated) = 04:42 Ortszeit

  • 0800 bis 2000: Wind NE 3 bis 4, zunehmend 4 bis 5

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    noch einmal Urk

  • 2000 bis 0800: Wind NE 4 bis 5

0700 – Wind SE 2, Himmel leicht bewölkt, Luft 23°, schwül. Langsam wandere ich allein durch den verschlafenen Ort. Die Ruhe tut mir gut. Ich entspanne mich und überlege mir das heutige Konzept. Lange suche ich nach Alternativen, wie ich Gisbert helfen kann, die Manöverabläufe zu verinnerlichen. Ich entscheide mich, direkt nach Stavoren zu segeln und dann dort vor dem Hafen, Manöver zu üben. Auf dem Rückweg kaufe ich Brötchen und setze an Bord das Kaffeewasser auf.

0930 – Ich bringe uns aus dem Hafen hinaus. Vor dem Hafen übergebe ich Gisbert das Ruder mit dem Auftrag, die Segel setzen zu lassen und Kurs aufzunehmen. Mit viel Hilfe durch seine Bordkameraden gelingt dies auch. Wir segeln gemütlich bei 4 Windstärken aus NE den Nordostpolder entlang. Mit etwas westlicherem Kurs können wir so dem Vrouwezand in ausreichendem Abstand ausweichen. Es ist ein herrlicher Tourensegeltag, lange sitze ich mit Christian auf der Kante und unterhalte mich mit ihm über Segeltrimm oder die Vor- und Nachteile verschiedener Yachtmodelle. Simones Magen kommt mit diesem Kurs gut zurecht, gestern hatten sie und Heidemarie ein wenig mit Übelkeit zu kämpfen.

1304 – Wir sind fest im alten Hafen von Stavoren. Am Hafen- und Bahnhofskiosk genießen wir Kibbeling mit Salat und Pommes, dazu einen Kaffee. Frisch gestärkt laufen wir eine Stunde später aus, um Segelmanöver zu trainieren. Die Mädels geben alles an den Vorschoten. Ich wechsle mich mit Christian an der Großschot und beim Aufnehmen der Boje ab. Leider müssen wir bereits nach drei Durchläufen abbrechen. Gisbert ist erschöpft… Ich könnte heulen! So schöner Segelwind!

1520 – Im Schleusenvorhafen üben wir noch einige An- und Ablegemanöver, doch bereits nach vier Versuchen fahren wir in unsere Stammbox. Ich gewinne der Situation das Beste ab. Gemütlich dusche ich und mache mich hübsch. Wir Mädels schmeißen uns in Schale, und die Jungs geben auch ihr Bestes. Ich habe mein schönes Sommerkleid also doch nicht umsonst mitgenommen. Ausgelassen machen wir uns auf den Weg ins „Cafe Max“. Hier verbringen wir gemeinsam mit der Crew von der „PIM“ einen sehr schönen Abend. Ich tausche mit Franz die Erlebnisse der letzten Tage aus. Dabei ergibt sich, dass wir zwar gemeinsam in Urk waren, uns aber nicht gesehen haben. Wir konnten sogar ein wenig tanzen. Beim Dartspiel fordern wir ein paar Jungs der „PIM“ heraus. Schön, dass es ein ausgeglichenes Spiel war. Ich glaube, so gegen 2330 haben wir das letzte Licht an Bord gelöscht.

Meilenkonto: 122,8 sm, davon 77,6 sm gesegelt.

 

Donnerstag, 24. Juli 2014 – Stavoren

Wetterprognose des KNMI (Königlich-Niederländisches Meteorologisches Institut) vom 24.07.2014, 03:22 UTC (Universal Time Coordinated) = 05:22 Ortszeit

  • 0800 bis 2000: Wind E bis NE 4 bis 5, abflauend 3 bis 4

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    Abendstimmung in Stavoren

  • 2000 bis 0800: Wind NE bis E 3

0600 – Wind E 3, in Böen 5, Luft 20°C, blauer Himmel. Die Morgenroutine läuft heute etwas gemütlicher ab, gleichzeitig liegt aber auch Nervosität in der Luft. Gisbert packt seinen Rucksack für den heutigen Ausflug auf die „Lucky Spirit“ und Heidemarie umsorgt ihren Mann sehr fürsorglich.

0900 – Christian fährt aus dem Hafen. Das Ablegemanöver fahren wir zwei wieder allein, nur dass dieses Mal er am Ruder steht. Ein toller Schritt. Vor dem Hafen lässt er selbstsicher die Segel setzen und legt den Kurs auf Hindeloopen. Ich bin beeindruckt und begeistert! Eine halbe Stunde später kommt uns die „Lucky“ entgegen. Wir bergen die Segel, nun gehen die beiden Yachten auf See kurz aneinander längsseits. Gisbert und Maximilian tauschen die Schiffe und schon geht jede Yacht ihre eigenen Wege.

Während die „Lucky“ zum Manövertraining unterwegs ist, fahren wir nach Hindeloopen und besichtigen in aller Ruhe den niedlichen Ort. Mit Maximilian stromere ich durch die Werftanlagen des ortsansässigen Yachthändlers. Er bekommt jetzt Privatunterricht in Sachen Seemannschaft und Schiffbau. Christian und die beiden Mädels haben sich in diverse Läden zurückgezogen und genießen im Hafenrestaurant noch Kaffee und Kuchen.

1115 – Wir verlassen Hindeloopen. Jetzt rollen wir nur die Genua aus und lassen uns von ihr bei 4 Windstärken aus E gemütlich nach Stavoren ziehen. Dort ankern wir und haben nun eine tolle Badeplattform. Ausgelassen toben wir eine Stunde, dann fahren wir in den alten Hafen von Stavoren. Christian zirkelt die „Hürriyet“ in eine kleine „Parklücke“ und ist sichtlich stolz auf seine Leistung. Das kann er auch sein.

1430 – Wir verlassen den Stadthafen ohne Simone und Heidemarie. Die beiden wollen ein wenig shoppen, wir werden uns in der Marina wiedersehen. An Bord lassen wir uns für den Bogen in die Marina viel Zeit. Maximilian freut sich, noch ein paar Privatlektionen von einem zweiten Skipper zu erhalten. Er ist wissbegierig und hat eine sehr schnelle Auffassungsgabe. Es ist eine Freude, mit diesen beiden Jungs die „Hürriyet“ zu segeln. Wir vertreiben uns zwei schöne Stunden mit Trainingsmanövern. Ich zeige ihnen ein paar Tricks, die es leichter machen, ein großes Boot auch mit kleiner Crew zu segeln. Wir reffen ein und wieder aus oder lassen uns im Beilieger treiben. Dabei sehen wir der „Lucky“ und der „PIM“ beim Drehen von Manöverkreisen zu.

Während wir zur Tankstelle fahren, winken wir unseren Mädels zu. Dort bunkern wir Diesel und fahren anschließend den letzten Anleger dieser Reise in unsere Stammbox. Meine Crew hat gestern noch beschlossen, morgen früh auszuschlafen, die Taschen zu packen und heute Abend noch einmal ausgiebig an Bord zu kniffeln. Morgen wollen wir dann alle Gisbert die Daumen drücken und schon die Yacht gemütlich ausräumen.

1730 – Die „Hürriyet“ liegt fest verzurrt in ihrer Box. Eine halbe Stunde später läuft die „Lucky Spirit“ ein. Wir sehen uns das Anlegemanöver an, und dann werden die Erlebnisse des Tages ausgetauscht. Gisbert hilft noch beim Aufräumen auf der „Lucky“ und freut sich darauf, sich auf der „Hürriyet“ ausstrecken zu dürfen. Wir sehen ihn heute nicht mehr. Nicht einmal zum Abendessen kommt er aus der Koje.

Meilenkonto „Hürriyetreise“: 137,4 sm, davon 90,9 sm gesegelt.

Am Abend spricht mich Maximilian noch einmal an. Die „Luckys“ wollen ihrem Skipper eine Flasche Bessengenever schenken und nach der Prüfung überreichen. Ich verspreche, dass ich mich darum kümmern werde, diese zu besorgen. Mit Heidemarie kläre ich ab, dass sie mich morgen zum „Coop“ fährt, dort werde ich den Likör besorgen.

1930 – Ich sitze beim Hafenmeister auf der Bank und telefoniere entspannt mit Martina. Schnell habe ich meinen persönlichen Gewinn am morgigen Tag und die heutigen Erlebnisse zur Sprache gebracht. Morgen kann ich ganz entspannt meine Sachen packen, und Franz wird mich sogar zum Bahnhof fahren. Auch Olaf, der die „Hürriyet“ übernimmt, hat sich dazu angeboten. Ich freue mich, zu Martina heimzukommen.

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Badespaß vor Stavoren

Eine Stunde später gehe ich an Bord. Wir kniffeln noch eine Weile, dann ist gegen 2300 das Licht aus.

 

Freitag, 25. Juli 2014 – Stavoren

Wetterprognose des KNMI (Königlich-Niederländisches Meteorologisches Institut) vom 25.07.2014, 03:46 UTC (Universal Time Coordinated) = 05:46 Ortszeit

  • 0800 bis 2000: Wind 3, abflauend 1 bis 2 – am Nachmittag regnerisch
  • 2000 bis 0800: Wind 2 umlaufend und auffrischend

0600 – Wind E 3, Luft 20°C, diesig. Gisberts Nervosität ist deutlich zu spüren. Wir sind zu viert bemüht, seine Nerven zu beruhigen. Der Tisch ist gedeckt, der Kaffee perfekt und sein Lieblingsmüsli hat ihm Heidemarie auch schon hingestellt. Ich nehme meinen Tee und verziehe mich ins Cockpit. Dort geht es mir besser.

Nach der letzten Backschaft kommen bereits die ersten Abschiede. Simone und ich halten uns lange in den Armen, bis sie ihrem Vater und ihrer Reisetasche folgt. Ich habe das Gefühl, eine gute Freundin ziehen zu lassen. Ob sie jedoch noch einmal segeln wird, mal sehen. Einen reinen Urlaubstörn schon, eine Ausbildungsreise sicher nicht noch einmal.

Christian wird bis nach der Prüfung bei uns bleiben. Er will inzwischen eine Runde joggen. Unterdessen geht Gisbert auf die „Lucky Spirit“, hier herrscht emsiges Treiben. Die Segel werden klar und schön gelegt, die Bootshaken, einer je Schiffsseite, liegen bereit. Anschließend verholt Chris sein Schiff an den Steg A. Dort wartet neben der „PIM“ noch eine weitere Prüfungsyacht. Ich dackel zu Fuß rüber. Gemeinsam klären wir die Prüfer auf, wieso ein Schiff fehlt. Sie sind darüber erfreut, da sie auf diese Weise Zeit sparen.

1045 – Die „Lucky“ läuft mit sechs Prüflingen an Bord zur Prüfung aus. Heidemarie und ich haben nun mindestens eine Stunde Zeit zum Einkaufen. Wir fahren los, sobald die „Lucky“ die Hafenmole passiert hat.

Ich kaufe zwei Flaschen Bessengenever. Eine davon werde ich in meiner Reisetasche schon noch unterbringen, die zweite ist für Chris. Heidemarie kauft schon Lebensmittel für zuhause und die Heimreise. Sie ist echt eine tolle Frau. Gemeinsam stehen wir anschließend wartend am Steg.

1150 – Die „Lucky“ läuft ein. Nach dem Anlegen erfolgt die Verkündung der Ergebnisse. Alle haben bestanden. Wir sind froh. Gisbert wollte gleich zu seiner Frau, doch die „Lucky Boys“ rufen ihren Bordkameraden zurück. „Aufräumen!“, schallt es aus fünf Kehlen. Chris und ich grinsen uns an, so muss das gehen.

Schnell stecke ich Maximilian die Flasche zu, dann will ich gehen. Doch am Steg ist kein Platz zum Durchkommen, alle Jungs von der „Lucky Spirit“ haben sich vor ihrem Skipper aufgebaut. Als die sechs Jungs ihm die Flasche überreichen, bin ich gerührt. Ich schaffe es gerade noch, die Tränen zurückzuhalten. Ich freue mich für Chris.

Für mich folgt ein kurzer Abschied von Heidemarie und Gisbert. Die beiden gehen zum Auto und ich fühle mich unwohl, wenn ich daran denke, dass Heidemarie ihrem Gisbert auf künftigen Reisen nun sehr viel Kraft entgegen setzen muss. Er glaubt felsenfest daran, aus eigener Kompetenz bestanden zu haben. Ich schicke ihnen alle segensreichen Wünsche hinterher: „Allzeit eine glückliche Heimkehr, Gisbert und Heidemarie.“

1300 – Nachdem ich Christian noch einmal umarmt habe, bin ich allein an Bord. Auch von Chris folgt bald der Abschied, er wird um 1400 mit der Fähre nach Enkhuizen fahren. Franz ist zum Frisör, ich bin also allein. Nun beginne ich meine Taschen zu packen und lasse die Woche Revue passieren.

Meine Sachen stehen bereit im Salon. Der letzte Tee dampft in der Pantry. Draußen prasseln die Regentropfen aufs Deck, als Olaf hereinschaut. „Was hältst Du von Pizza?“ „Sehr viel, ich habe Hunger.“ Wir düsen in seinem niedlichen Polo los. Am Ende werden es Pfannkuchen mit Kaffee.

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Eine letzte Tasse Tee an Bord

Wir tauschen uns über die „Hürriyet“ aus, ich erzähle von der letzten Woche. Es ist wichtig, eine zweite Meinung zu hören. Olaf wird mich nachher zum Bahnhof fahren, so muss ich nicht mit Sack und Pack durch den Regen stapfen.

1600 – Ich verabschiede mich von Olaf. Nun bin ich am Bahnhof, freue mich darauf, heim zu kommen. Die zwei Wochen waren zum Ende hin doch sehr anstrengend geworden. Ich wuchte meinen schweren Skipperbag in den Zug, setze mich in eine Vierersitzgruppe und schaue träumend aus dem Fenster.

In Leeuwarden erwische ich den IC nach Amsterdam. Bingo! Ich kann nun bis Utrecht in einem Stück durchfahren. Nur die Schulklasse im Zug ist anstrengend, die waren auf einem Plattbodenschiff im Wattenmeer unterwegs. Besonders der Zwerg, der mir die ganze Zeit erklären will, wie man segelt, nervt mich. Ich mag ihm aber nicht sagen, dass ich durchaus auch segeln kann. Ich will einfach nur meine Ruhe haben und meinen Gedanken nachhängen.

1730 – Mein Handy klingelt. Martina ist in Kiel angekommen. Sie übernimmt in Laboe eine Bavaria 32 cruiser für einen einwöchigen Skipperauftrag. Wir tauschen uns über organisatorische Dinge aus, denn ich komme in unsere Wohnung zurück, und sie bringt mich auf den aktuellen Stand der haushaltlichen Arbeiten. Leider bricht das Netz bald ab. Immerhin gibt der Steppke neben mir nun endlich Ruhe, und ich kann ein wenig dösen. In Utrecht werde ich noch ein wenig zu Abend essen, bevor ich in den Nachtzug steige. Auch etwas für das Frühstück will ich mir dort besorgen.

2100 – Ich stehe in Utrecht am Bahnhof, mein Schlafwagenzug nach München hat fünfzehn Minuten Verspätung. Das geht ja schon gut los. Als der Zug einfährt, gibt es eine kleine Diskussion mit dem Schaffner, doch das Missverständnis über die Kabinenbelegung können wir schnell klären. Ich bitte noch darum, vierzig Minuten vor München geweckt zu werden. Martina bekommt noch eine SMS, dann gehe ich zu meinem Abteil.

Meine zwei Zimmergenossinen sind bereits in den Kojen. Super! Ich räume ein paar Taschen um, damit haben wir nun alles Gepäck irgendwie verstaut. Es ist schon seltsam, dass gerade in Fernreisezügen so wenig Platz für Gepäck ist. Nicht einmal zehn Minuten später bin ich eingeschlafen.

 

Samstag, 26. Juli 2014 – in der Nähe von Stuttgart

0730 – Ich wache von alleine auf. Dass ich fast zehn Stunden durchgeschlafen habe, ist für mich unfassbar. Noch unfassbarer finde ich es, dass wir schon wieder über zwei Stunden Verspätung haben. Es ist also mehr als ausreichend Zeit für das Frühstück. Wir drei bauen aus den Kojen normale Sitzbänke, ziehen uns an und plaudern über die alltäglichen Dinge oder die Sorgen der Bahnreisenden.

0940 – München Hauptbahnhof. Das Geschiebe und Gedränge geht mir jetzt schon wieder auf die Nerven. Ich nehme mir ein Taxi und lasse mich heimfahren. Dort mache ich mir einen Tee, setze mich auf den Balkon und überlege, was ich mir für die kommende Woche zum Essen kaufen mag. Ich komme langsam zu Hause an…

Meilenkonto Fuchur-Reise: 180,2 sm, davon 95,9 sm gesegelt. Meilenkonto Hürriyet-Reise: 137,4 sm, davon 90,9 sm gesegelt.

Summe: 317,6 sm, davon 186,8 sm gesegelt.

 

Fotoalbum zur Reise auf Facebook    www.segeln-mit-herz.de    wir auf YouTube

Von „kleinen Drachen“ und der „Freiheit“ auf der Nordsee


Donnerstag, 10. Juli 2014 – München

2200 – Behutsam schließe ich die heimatliche Wohnungstür, nehme meinen schweren Skipperbag, den Schlafsack und meinen Rucksack. Fast 30kg wiegt mein Gepäck. Der Taxifahrer ist beeindruckt, was ich alles anschleppe. Die Fahrt zum Bahnhof dauert nicht lange. Mein Gepäck und die Seglerjacke haben das Gespräch schnell auf den Zweck meiner Reise gelenkt, wobei der Taxifahrer beeindruckt ist, eine gewerbliche Skipperin kennen zu lernen. Eine, die in München lebt und auf der Ost- und Nordsee arbeitet.

Fünfzehn Minuten später gehe ich fröstelnd und müde durch den Münchner Hauptbahnhof. Eine Cola und ein stilles Wasser leiste ich mir noch, dazu eine belegte Semmel. Ich traue dem Frühstück im Schlafwagen nicht wirklich über den Weg. Ich freue mich, bald in meine Schlafwagenkoje zu können.

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Schlafwagenabteil T3 – ich schlafe ganz unten

2220 – Der Schlafwagenzug fährt ein. „Whow, ist das eng hier!“, geht es mir durch den Kopf. Prinzipiell bin ich von den Yachten her durchaus Enge gewöhnt, doch der sehr schmalen Gang und die Enge im Schlafwagenabteil überraschen mich dennoch. Ich bin enttäuscht. Auf den Bildern der Bahn im  Internet sah das geräumiger aus. Ändern kann ich es nicht, schlafen will ich, also räume ich irgendwie mein Gepäck ein und lege mein Nachthemd bereit.

Die Schaffnerin behält mein Ticket ein. „Das bekommen Sie wieder, wenn Sie aussteigen“, erfahre ich. „Möchten Sie morgen früh Tee oder Kaffee?“ Ich drehe mich langsam um. „Haben Sie schwarzen Tee und welche Sorte?“, frage ich vorsichtig. „Assam, Darjeeling oder Earl Grey“, lautet die Antwort. „Dann nehme ich Darjeeling. Sie brauchen mich übrigens nicht zu wecken, ich stelle mir selbst einen Alarm“, Dann bin endlich allein. Ich hätte mich besser eine halbe Stunde vor Arnheim wecken lassen sollen. Das werde ich allerdings erst morgen früh erkennen.

2235 – Lautstark stürmt eine begeisterte Horde französisch sprechender, dunkelhäutiger Fußballfans den Waggon. Kurz darauf betritt „Frau Hübenbecker“ das Abteil. Ihren echten Namen habe ich ausgeblendet. „Frau Hübenbecker“ leidet scheinbar an Logorrhoe, chronischem Sprechdurchfall. Also verabschiede ich mich in Gedanken von meinem Nachtschlaf bis Köln, denn dort wird sie aussteigen. Das und die Aufdringlichkeiten ihrer Familie, dass die Vorstellung im Theater ganz fürchterlich war, habe ich schon erfahren, bevor ich „guten Abend“ sagen konnte.

Glücklicherweise stellt „Frau Hübenbecker“ bald fest, dass sie noch einen Schlaftrunk benötigt. Ich nutze die Gelegenheit, um mich schnell umzuziehen und unter die Decke zu verschwinden. Als „Frau Hübenbecker“ zurückkehrt, bin ich schon demonstrativ tief eingeschlafen. Leider stellt dies ihren Redefluss nicht wirklich ab. Doch kurz vor Mitternacht ist sogar „Frau Hübenbecker“ in ihr Kopfkissen gesunken und schläft.

Freitag, 11. Juli 2014 – kurz vor Köln

0430 – „Pip – Piep – Piiiieeep – Piiiiiieeeeep – Piiiiiiiiiiieeeeeeeep“ – Ok, ich bin wach. Meine Kabinengenossin „Frau Hübenbecker“ leider nicht. Erst als ich aufstehe und die Dame kurz behutsam an der Schulter rüttele, wird sie wach. „Ja bitte?“ – „Ihr Wecker ist angegangen“, „Oh, danke“, Kurz darauf steigt sie aus dem Bett und zieht sich an. Zehn Minuten später ist wieder Ruhe. Ich drehe mich um und schlafe wieder ein.

0630 –Jetzt geht mein Wecker. In einer Stunde sollten wir in Arnheim sein. Betonung, sollten! Nachdem ich mich gewaschen habe und die nette Schaffnerin besuche, erhalte ich neben meinem Frühstück die Auskunft, dass wir zweieinhalb Stunden Verspätung haben. Na, danke!

Ich nehme mir mein Frühstückstütchen und verziehe mich in mein Abteil. Jetzt bin ich froh, dass es mir allein gehört. Ich klappe die mittlere Koje hoch und mache es mir auf ihr bequem.

Der Kaffee ist richtig gut. Das weiche Milchbrötchen lasse ich in der Verpackung. Das sieht schon so chemisch aus. Also bleibe ich bei dem Brötchen, welches ich mit Rama und Erdbeermarmelade verspeise.

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Bahnhof Arnheim

Nach dem Essen baue ich meinen Laptop auf, schließe den Stick an und lade noch einmal im deutschen Handynetz die Wetterdaten herunter. Outlook lädt zeitgleich meine Mails. Ich schicke Martina per SMS meinen aktuellen Status. Kurz vor der deutsch-niederländischen Grenze erhalte ich die SMS, dass ich nun im niederländischen Mobilfunknetz unterwegs bin. Ich fahre den Laptop herunter und nehme mir mein Buch. Martina hat es mir  ausgeliehen und so bin ich mit jeder Seite in Gedanken auch bei ihr.

0825 – Wir sind in Arnheim angekommen. Mein Zug nach Zwolle steht sogar noch am Gleis. Ich eile so schnell mein Gepäck es zulässt zum Zug. Kurze Zeit später kommt eine Durchsage: „Geachte dames en heren..“, Wir werden freundlich darauf hingewiesen, dass dieser Zug nach Zwolle entfällt. Nun  denn, nun habe ich eine Stunde Zeit für en Kopje koffie met vlaai un een half belegd broodje.

1000 – Im nächsten Zug von Zwolle nach Leeuwarden schlafe ich noch eine Stunde entspannt. Ich konnte klären, dass ich sogar noch meine originale Verbindung von Leeuwarden nach Stavoren erreichen werde. Die niederländische Staatsbahn finde ich genial.

1240 – Endlich bin ich am Bahnhof von Stavoren. Gegenüber des Bahnsteiges sind die Masten der großen Plattbodenschiffe zu sehen. Ich höre die Möwen und fühle mich endlich wieder zu Hause. Der Münchner Mief weicht aus meiner Nase und den Gedanken und langsam gehe ich in der warmen Sonne zum Imbiss am alten Hafen. Nach Kibbeling und Pommes ist mir nicht. So nehme ich ein Softeis und laufe dann gemächlich hinüber zur Marina im Buitenhaven.

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SY „Fuchur“ – Bavaria 36cruiser

Zwanzig Minuten später komme ich dort an. Ich sehe die „Fuchur“ als viertes Boot am Steg, stelle mein Gepäck vor der Yacht ab und suche Markus. Nach einem kurzen Plausch schnappe ich mir die Skippermappe für die „Fuchur“, eine fast nagelneue Bavaria 36 cruiser. Ihr Kiel hat 2013 zum ersten Mal das Wasser berührt. Der kleine Drache scheint mich lieb anzusehen, ganz so, als würde er sagen wollen: „Lass uns beide eine Woche lang ganz viel  Spaß haben“, Still antworte ich: „Geht klar, und ich werde gut auf dich aufpassen“,

1340 – Das Schiff ist in wirklich gutem Zustand, die Übernahme dauert nicht lange und so kann ich meine Kabine schnell beziehen. Das ist auch gut so, denn mein Magen knurrt inzwischen und darf nicht mehr länger ignoriert werden. Ich verabrede mich mit Franz, dem Skipper der „PIM“ zum Mittagessen. Ich mag vorher nur noch schnell duschen und mich frisch anziehen. Ich rufe kurz noch zu Hause an, damit Martina weiß, wie es mir geht. Zu mehr reicht die Zeit leider nicht.

1420 – Frisch geduscht und gut gelaunt, nehme ich neben Franz in seinem stylischen, schwarzen Mercedes-Cabrio Platz. Während der Fahrt zum roten Cliff tausche ich mich mit Franz über unsere Ideen für die kommende Woche aus. Chris hat mit der „Lucky Spirit“ einen England-Törn, Franz und ich sind für die „Holland-SKS“ eingeteilt. So überlegen wir, ob wir als Flottille fahren. Allerdings denkt Franz eher an die Südroute nach Amsterdam und Edam, während ich mit den Inseln Texel und Vlieland liebäugle.

Die Aussicht vom Imbiss ist einfach nur zum Träumen. Die Sonne spiegelt sich im nahezu glatten Wasser des Ijsselmeeres, Wind ist leider keiner zu spüren und so beginne ich schon wieder zu schwitzen. Das ist mir lästig. Glücklicherweise können wir einen Platz im Schatten ergattern. Die Kibbelinge mit gemischtem Salat sind erstklassig. Dazu eine kalte Cola. Wir beide genießen die Ruhe und können auch nebeneinander schweigen. – Auf dem Rückweg bestellen wir noch die Tische zum Abendessen bei Kristina in De Kruitmolen.

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Navigationsecke auf der „Fuchur“

1630 – Ich bin wieder an Bord. Jetzt finde ich noch eine halbe Stunde Zeit, um zu Hause anzurufen. Ich erwische meinen Schatz auf dem Heimweg zur   Tram. Der Rechner lädt inzwischen die aktuellen Mails herunter. Nach dem Telefonat checke ich die Wetterdaten des Königlich-Niederländischen Meteorologischen Institutes und nehme mir die Streckenplanung vor.

1730 – Ich treffe mich mit Chris am Steg. Wir sind beide auf dem Weg zum Büro, um unsere Crewmitglieder einzusammeln. Martin und Franz warten mit Markus bereits im Büro und trinken noch einen Kaffee. Einige der angereisten Crewmitglieder stehen derweil schon neugierig wartend vor dem Büro. Wir gehen noch einmal gemeinsam die Crewlisten und Wetterdaten durch, tauschen uns über die News im Revier aus und dann ist auch schon Zeit für die Begrüßung der Gäste.

1800 – Pünktlich begrüßt Markus alle inzwischen angereisten Trainees und stellt die Skipper vor. Die Crews finden sich jetzt offiziell. Klar haben sich die meisten Crews schon vorher ausgetauscht und gefunden. Ich sammele meine vier Schützlinge ein und wir gehen zur „Fuchur“.

Ich lasse jedoch erst nur die Taschen in die Kabinen bringen und beginne dann sofort mit der Einkaufsliste. Einen Zahlmeister benötigen wir noch und bereits um 1840 sind meine vier Crewmitglieder schon wieder unterwegs, um im „Coop“ die Vorräte für die kommende Woche zu besorgen. Und ich? Ich bleibe an Bord, entferne schon einmal die Polster von den Backskisten und sorge dafür, dass die Einkäufe zügig verstaut werden können. Anschließend warte ich auf die Einkäufer, dabei unterhalte mich mit den Kollegen und genieße noch einmal die Ruhe.

1935 – Meine Einkäufer sind zurück, jetzt wird eine Stafette organisiert, um die Vorräte sicher und sinnvoll zu stauen. Dabei leite ich unter Deck zunächst ein Crewmitglied an, später noch ein zweites. Die restlichen Crewmitglieder sorgen dafür, dass uns unter Deck der Nachschub nicht ausgeht. Zehn Minuten später sind wir unterwegs in Richtung „De Kruitmolen“, einem der Stammlokale der Sailing Island Crews.

Während des Abendessens lernen wir uns kennen. Erwartungen an die Ausbildungsreise, dazu Vorkenntnisse beim Segeln, aber auch sehr viele Anekdoten und auch berufliche oder private Erlebnisse werden ausgetauscht. Obwohl wir alle müde vom langen Tag sind, wird es doch fast Mitternacht, bis wir endlich die Kojen aufsuchen.

Mein Pärchen, Ute und Michael, residiert im Vorschiff, Stefan und Jonathan habe ich backbord in der Achterkabine untergebracht. Somit habe ich meine Achterkabine an Steuerbord für mich allein. Der einzige Rückzugsraum für mich, wobei ich auch hier die meisten Geräusche und Bewegungen an Bord mitbekomme. Das ist eben so. Auf dem Boot ist man niemals wirklich allein. Und doch freue ich mich darüber sehr, meine Kabine nicht teilen zu müssen.

 

Samstag, 12. Juli 2014 – Stavoren/Niederlande

Wetterprognose des KNMI (Königlich-Niederländisches Meteorologisches Institut) vom 12.07.2014, 03:36 UTC (Universal Time Coordinated) = 05:36 Ortszeit

  • 0800 bis 2000: Wind 2 bis 4 Windstärken aus East
  • 2000 bis 0800: Wind veränderlich 2 bis 4 Windstärken
  • Tiden:
  • Harlingen:   Hochwasser: 1025 und 2306
  • Den Oever:  Hochwasser: 0946 und 2205

0600 – Mein Handy weckt mich. Ich nutze die Zeit, meinem Schatz eine längere SMS zu schicken und beginne mich dann anzuziehen. Ich nehme mir meine Duschutensilien und mache mich auf den Weg zum Sanitärgebäude. Die Duschen sind hier im Hafen nicht zeitbegrenzt, so koste ich die heiße Dusche aus und mache mich gemütlich fertig. Vierzig Minuten später bin ich auf dem Rückweg.

An Bord beginne ich Wasser für den Kaffee und meinen Tee vorzubereiten. Die Jungs organisieren Frühstücksbrötchen und wir schneiden auch etwas Obst für den Jogurt auf. Anschließend kümmere ich mich um die Wetterdaten. Vom angekündigten Wind ist nix zu fühlen, die Temperatur beträgt aktuell 16°C und wir haben einen klaren, wolkenlosen Himmel.

Auf das Frühstück folgt der Abwasch. Das nennt man an Bord „Backschaft“. Streng genommen ist die „Backschaft“ der komplette Prozess vom Tisch decken, inklusive Kaffee und Tee vorbereiten, auch Brötchen holen, bis zum Wegräumen des abgespülten Geschirrs. Da ist es sicher klar, dass man diese Arbeit besser auf viele Leute aufteilt.

0900 – Wir haben uns an Deck versammelt und nun kommen die restlichen Anteile der Schiffs- und Sicherheitseinweisung. Gestern Abend habe ich nur die Benutzung der Toiletten besprochen, falls nachts mal jemand muss. Heute Morgen ging es unter Deck schon um den Herd, das Funkgerät, die Seeventile, die Feuerlöscher und die Lenzeinrichtungen. Das geht teilweise super beim Frühstück. Nur keine Zeit ungenutzt verstreichen lassen!

An Deck sehen wir uns die Rettungswesten und Lifelines, die Bedienung der Segel, des Ruders und der Maschine an, dann noch die Sicherheitseinrichtungen wie Rettungsleine, Rettungsringe, IOR-Boje, Rettungsinsel. Hinzu kommen Gasflaschen, Seenotsignale und Verhalten bei Mensch über Bord, Feuer oder Wasser im Schiff.

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Ansteuerung Schleuse Den Oever

Wem jetzt beim Lesen der Kopf brummt. Es fehlen noch der Umgang mit Leinen und Winschen, die wichtigsten Gebrauchsknoten und die Kommandos. So, und nun machen wir klar zum Auslaufen. Ja was? Wir sind hier eine Ausbildungsyacht und kein Hoteldampfer von einer Kreuzfahrtlinie. Keine  Sorge, wir haben dabei auch unseren Spaß! Doch es ist schon eine große Menge Input, die da auf einen Segelschüler am ersten Morgen eintrommelt.

1017 – Wir sind raus aus unserer Box, bis 1300 müssen wir in Den Oever durch die Schleuse sein. Die Ebbe wartet nicht! Hier gibt’s auch gleich die ersten Wissenskorrekturen. Ebbe, wie jeder weiß, ist der Prozess, in dem das Wasser nach dem Hochwasser abläuft bis zum Erreichen des Niedrigwassers. Wenn das Wasser dann zurückfließt, bis es wieder Hochwasser ist, auch das weiß jeder, das ist die Flut. An Bord haben wir das auch ganz schnell geklärt, und ebenfalls, dass es im Gezeitenrevier immer eine gute Idee ist, mit der Strömung zu fahren. Besonders, wenn die kleine Segelyacht maximal 7 Knoten schnell ist und die Strömung auch gerne mal 5 Knoten stark werden kann.

Vor dem Hafen setzen wir die Segel. Wir machen das ruhig und ohne Stress. Auch wenn wir dafür fast zwanzig Minuten benötigen. Mir ist klar, dass ich dafür von den Kollegen auf die nette Art aufgezogen werde. Immerhin haben die Trainees auf der „Lucky Spirit“ nur 8 Minuten dafür gebraucht. Das ist wiederum der Nachteil, wenn vier Schulyachten nahezu zeitgleich auslaufen. Ich kenne meinen Lieblingskollegen Chris gut genug, um zu wissen, dass ich einen frechen Spruch dafür abbekommen werde. Das gehört zum Geschäft.

1104 – Wir sind gerade einmal mit 2,3 Knoten unterwegs. Das ist super, wenn man das Steuern unter Segeln lernen und üben möchte, sozusagen im Zeitlupenmodus, aber sehr ungeschickt, wenn noch 7 Seemeilen vor uns liegen und nur zwei Stunden zur Verfügung stehen. Also üben wir nun die Segel zu bergen und lassen den Motor an.

Ich lasse meine SKS-Trainees ihre Navigationskenntnisse anwenden und koche inzwischen Kaffee und Tee. Während ich mir mein Brötchen aufschneide und belege, schaue ich den Navigatoren bei der Arbeit zu. Ein kurzer Kontrollblick auf den Peilkompass, der im Salon unter der Decke hängt, verrät mir, dass der Steuermann den Kurs unter Maschine halten kann. Die Navigatoren sind sich inzwischen einig geworden, dass es besser ist, mit unserem Tiefgang die Untiefe südwestlich der Ansteuerung von Den Oever nicht direkt zu überqueren. So bekommt unser Steuermann einen neuen Kurs angewiesen.

Ich habe mich inzwischen mit meiner Teetasse ins Cockpit verzogen. Kaum ist der Tee ausgetrunken, schnappe ich mir Michael und Jonathan und zeige ihnen, wie ich mir wünsche, dass die Fender und Festmacherleinen vorbereitet werden. Meine Formel dafür lautet: „Zwei vorn, zwei hinten und bei Bedarf noch einer in der Mitte“, Ich erkläre, wie ein korrekter Kopfschlag geht, ohne Türmchen zu bauen und worauf man beim Lauf der Festmacherleinen und der Fenderleinen zu achten hat.

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Anlegeübungen in Den Oever

Anschließend stelle ich mich neben Michael ans Ruder und dirigiere ihn in den Binnenhafen der Schleuse Den Oever. Beim Anlegen lasse ich Michael  gleich mit dem Heck an den Steg fahren und schicke Jonathan und Stefan wieder von den Leinen weg, die diese sich schon gegriffen haben. Bewusst lasse ich Michael den Anleger allein, nur mit Utes Hilfe fahren und Ute bekommt striktes Verbot zu springen. Sie darf erst auf den Steg übersteigen, wenn unser kleiner Drache sicher am Steg liegt. Michael mag ich in diesem Moment hart vorkommen, doch kaum hat er die Achterleine selbst über die Klampe auf dem Steg gelegt und ist in diese eingedampft, strahlt sein ganzes Gesicht vor Stolz über die erbrachte eigene Leistung. Nachdem Ute die Vorleine belegt hat, sind wir fest am Steg. Alle sind von der Einfachheit dieses Manövers beeindruckt. Keine Hektik, kein Stress, keine lauten Worte.

1300 – Michael legt auch ab und in der Schleuse gleich wieder an. Während die Schleusentore zugehen, sehe ich den Mast der „PIM“ achteraus. Demzufolge wird Franz nach uns durchschleusen. Ich vermute, dass Chris mit der „Lucky Spirit“ und seinen „Englandseglern“ schon vor uns durch die Schleuse gefahren ist.

Eine halbe Stunde später sind wir unterwegs im niederländischen Wattenmeer oder der Waddenzee, wie die Niederländer es nennen. Für Den Helder sind wir zu spät dran, also beschließe ich heute nach Oudeschild auf Texel zu fahren. Dafür steht der Strom einfach günstiger.

Wir versuchen anfangs noch unter Segeln voranzukommen, doch in Wirklichkeit schiebt uns nur der Gezeitenstrom vorwärts. Also kommt wieder die „Eisenfock“ zum Einsatz.

So bleibt viel Zeit, die Veränderungen im Wattenmeer zu bestaunen, die sich bei ablaufendem Wasser – nicht vergessen, das nennt man Ebbe – zeigen: die Sandbänke, die aus dem Meer „aufsteigen“, trocken gefallene Plattbodenschiffe und Seehunde, die es sich in der Sonne gut gehen lassen. Dazu gute Musik an Bord und kühle Getränke aus der Kühlbox, logisch ohne Alkohol. Den wird es frühestens im Hafen geben.

 

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Einfahrt in Oudeschild

1530 – Wir haben die Hafeneinfahrt von Oudeschild erreicht. Der Querstrom beträgt immer noch fast 2 Knoten. Stefan ist beeindruckt, wie stark er  vorhalten muss, obwohl unser Drachen einen starken Motor hat. Gut, eine Motoryacht würde lachen, doch für eine Segelyacht sind wir wirklich gut motorisiert.

Ich lotse Stefan in den hintersten Winkel des Yachthafens. Den ersten Versuch, rückwärts anzulegen, lasse ich ihn fahren, dann übernehme ich und bringe unseren kleinen Drachen behutsam rückwärts an den Steg. Kaum sind wir auch mit Landstrom versorgt, läuft die „Lucky Spirit“ mit Chris ein. Ich bin überrascht, habe ich ihn doch schon lange hier vermutet.

Wir nehmen uns beide ein Bier und setzen uns ins Cockpit der „Fuchur“. Meine Crew ist ausgeflogen und will sich „Down Town Oudeschild“ ansehen. Wenn die mal nicht enttäuscht zurückkommen. Oudeschild ist süß, und ich mag es hier, doch eine City ist es eben nicht. Es ist ein Dorf mit riesigem Hafen.

Chris hadert mit sich, ob er mit seiner Crew, die noch sehr unerfahren ist, nach England segeln soll. Ich kann ihm nachfühlen und bin froh, dass mir diese Entscheidung erspart bleibt. Endgültig will er sich auf See entscheiden. Da wir morgen bis zu 5 Windstärken aus Südwest erwarten, das ist genau die Richtung, wo es nach England geht, werden die „Luckys“ dabei ihre Bewährungsprobe haben. Gemeinsam überlegen wir, wo die „PIM“ und die „Hürriyet“ geblieben sind.

Wir „Drachen“ fahren morgen nur bis Den Helder. Allerdings werden meine Schützlinge nicht nur die sechs Meilen fahren, denn ich habe für morgen Manövertraining auf dem Plan stehen. Und das bedeutet, viele Wenden und Halsen. Platz zum „Spielen“ ist genügend vorhanden.

Bevor es Essen gibt, heißt es jedoch auf beiden Schiffen, den morgigen Auslaufzeitpunkt zu ermitteln, denn im Gezeitenrevier bestimmt der Gezeitenkalender, wann der Wecker klingelt. Zum Abend wird an Bord gekocht, danach gehen wir an den Strand zum Schwimmen.

Da heute Abend die Niederlande gegen Brasilien um den dritten Platz bei der Fußballweltmeisterschaft spielt, wird es auch heute wieder spät, bis wir in die Kojen kommen. Und klar, heute sind wir alle „Oranje“. Als die Niederländer nach Mitternacht gewonnen haben, freue ich mich riesig auf meine Koje.

Meilenkonto: 23,4 sm, davon 1sm gesegelt.

Sonntag, 13. Juli 2014 – Oudeschild/Texel

Wetterprognose des KNMI (Königlich-Niederländisches Meteorologisches Institut) vom 13.07.2014, 03:48 UTC (Universal Time Coordinated) = 05:48 Ortszeit

  • 0800 bis 2000: Wind 2 bis 4 Windstärken aus Südwest, Nebel möglich, nachmittags ist mit Böen zu rechnen
  • 2000 bis 0800: Wind 2 bis 4 Windstärken aus Südwest, zunehmend 4 bis 5, Risiko von Böen und Starkregen
  • Tiden:
  • Harlingen:        Hochwasser: 1121 und 2356
  • Oudeschild:     Hochwasser: 1000 und 2235; Niedrigwasser: 0336 und 1611
  • Den Helder:     Hochwasser: 0936 und 2205; Niedrigwasser: 0305 und 1548

0600 – Ja, ich weiß, wir müssen erst um 1000 auslaufen. Doch ich habe vergessen, meinen Wecker umzustellen. Dumm gelaufen! Also mache ich meine normale Morgenroutine. Der Wind kommt aktuell mit 2 Windstärken aus West, wir haben 16°C und eine durchgehende Stratusbewölkung. Der Luftdruck ist seit gestern Abend um 3hPa gefallen. Nach 10 Minuten bin ich mit dem Logbuch so weit fertig. Dann trotte ich zur Dusche.

Die Marina liegt still und verschlafen da. Auch gut, so habe ich die Duschen für mich allein. Als ich jedoch eine halbe Stunde später an Bord zurück bin, ist dort emsige Geschäftigkeit. Das Kaffeewasser ist in Arbeit, der Tisch wird gedeckt und Stefan folgt mir auf dem Fuß mit seinen Duschtüchern an Bord zurück.

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Action beim Segeltraining am Wind und Wenden

Nach dem Frühstück kümmern wir uns um die Backschaft und Michael und Ute gehen zur Dusche. So haben wir bis zum Auslaufen noch ausreichend Zeit, alle geplanten Manöver in der Theorie erneut durchzusprechen.

0845 – Wir machen klar zum Auslaufen. Das bedeutet, Landstromkabel einholen, Persenning vom Großsegel entfernen, nicht benötigte Fender wegräumen, warme Sachen anziehen und unter Deck alles aufräumen, damit nichts durch die Gegend fliegen kann. Ich habe vor Jahren auf der „Amely“ einmal gesehen, wie mein halbes Geschirrfach durch den Salon geschossen kam. Und da mir die „El Shalom“ durch eine offene Toilette schon Wasser ins Boot gelassen hat, sind die Seeventile bei mir auch grundsätzlich geschlossen.

Wir haben also eine gute halbe Stunde zu tun, dann legt Stefan ab und bringt uns aus dem Hafen raus. Noch im Fischereihafen nutzen wir das ruhige Wasser, um in Ruhe das Großsegel zu setzen. Ich lasse defensiv gleich das erste Reff einbinden. So haben wir weniger Kraftaufwand bei den Halsen aufzubringen und die Trainees halten beim Manövertraining länger durch. Vorerst machen wir Kurs in Richtung Den Helder, dabei kreuzen wir fleißig. Eine bessere und natürlichere Möglichkeit, Wenden zu üben, gibt es nicht.

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Frauenpower

1100 – Wir sind kurz vor Den Helder, als wir an Steuerbord die „Lucky Spirit“ in Richtung Nordsee fahren sehen. Ich gehe kurz unter Deck, um Chris eine SMS mit den besten Wünschen zu schicken. Dann lasse ich den Kurs ändern. Ab jetzt fahren wir vor dem Wind. Das wirkt gleich ruhiger, doch der in Richtung Nordsee setzende Strom hält gut dagegen. So kommen wir nur langsam wieder in Richtung Oudeschild zurück. Macht nix, wir wollen ja   auch nur Manöver und Steuern üben.

Also fahren wir nun Halse auf Halse. Immer wieder lasse ich einen Trainee auch eine Kreuzpeilung üben. Mit dem schon gewohnten Ergebnis, dass die Jungs und Mädels bei Welle schnell den Spaß an der Navigation verlieren. Dabei haben wir hier, wenn überhaupt, nur einen halben Meter Welle.

1430 – Es ist genug. Die Manöver sind inzwischen flüssiger geworden, und ich habe vor, heute noch mit der Crew einen Stadtbummel in Den Helder zu unternehmen – Ausbildungsreise hin oder her! Land und Leute kennenzulernen, gehört nun einmal zum Fahrtensegeln dazu. Wir segeln in den Vorhafen von Den Helder und bergen vor der Einfahrt zum Königlichen Marinejachtclub die Segel. Das Anlegemanöver fährt Ute. Auch wenn ich sie dabei noch anleiten muss, hat sie das gut gemacht. Unsere Jungs haben die Leinen geführt. Gerade das Einfädeln der Achterleinen durch die „Gleitstangen“ ist doch immer wieder spannend.

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Hafeneinfahrt Den Helder

1515 – Der Anlegekaffee steht schon auf dem Cockpittisch. Bereits vierzig Minuten später sind wir unterwegs in die Stadt. Naja, eine Touristenhochburg ist Den Helder sicher nicht, doch das Highlight ist das Marine-Museum. Ich erstehe noch einen Spendenwimpel der KNRM und setze diesen gern unter den Wimpel von Sailing Island. Auf dem Rückweg müssen wir noch ein paar Fritaten mit Pommes speciale kosten. Auch das gehört zur niederländischen Kultur. Abends essen wir dann doch lieber an Bord.

Der Blick in den Gezeitenkalender ist ernüchternd… Heute Abend spielt Deutschland um die Weltmeisterschaft, dennoch werden wir um 0500 aufstehen müssen, um rechtzeitig auslaufen zu können.

Trotzdem verbringt ein Teil der Crew den Abend in der Hafenkneipe, wo die Niederländer nun Deutschland die Daumen drücken, nachdem Argentinien die „Oranje“ auf das kleine Finale verwiesen hatte. Nach einigen Genever kommen meine Jungs nach Mitternacht mit der Nachricht an Bord zurück: „Wir sind Weltmeister!!!“

Meilenkonto: 46,2 sm, davon 22,8 sm gesegelt.

 

Montag, 14. Juli 2014 – Den Helder

Wetterprognose des KNMI (Königlich-Niederländisches Meteorologisches Institut) vom 14.07.2014, 02:03 UTC (Universal Time Coordinated) = 04:03 Ortszeit

  • 0800 bis 2000: Wind 3 bis 4 Windstärken aus West bis Südwest, Nieselregen, 10°C

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    Unser Drachen im Königlichen Marine-Jachtclub von Den Helder

  • 2000 bis 0800: in der Nacht zunehmender Wind und aufklarend
  • Tiden:
  • Harlingen:        Hochwasser: 1155 und 0035 (Di)
  • Vlieland:          Hochwasser: 1105 und 2324; Niedrigwasser: 0458 und 1728
  • Den Helder:     Hochwasser: 1026 und 2306; Niedrigwasser: 0406 und 1636

0450 – Mein Wecker reißt mich aus dem Schlaf. „Och neeeee…!“, seufze ich. Der Schlafsack ist gerade so schön warm. Eine kleine Katzenwäsche an Bord und das Kaffeewasser ansetzen nimmt nur zehn Minuten in Anspruch. Ich ziehe mich warm an. Wollstrumpfhosen und mein dicker Fischerpulli müssen sein, meinen „Mullion-Catsuite“ werde ich nachher überziehen.

Hier im Hafen weht der Wind aktuell mit 10 Knoten aus Westnordwest. Das ist an der Grenze von 3 zu 4 Windstärken. Der Luftdruck hat sich seit gestern nicht merklich geändert.

„Guten Morgen“, Mit wachen und neugierigen Blicken kommen Ute und Michael aus der Bugkabine. Stefan und Jonathan dagegen benötigen noch ein paar Minuten länger. Die beiden nehmen sich dankbar eine Tasse Kaffee und das angebotene belegte Brot.

Inzwischen beginne ich damit, unser „Schiff“ zum Auslaufen vorzubereiten. So nach und nach sind wir alle fünf damit beschäftigt. Das Ablegemanöver fahre ich selbst. Im Hafen ist deutlich eine Querströmung zu sehen. Ich habe in solchen Situationen Bedenken hinsichtlich der natürlichen Zeitverzögerung vom Aussprechen der Anweisung bis zum Aufnehmen und Umsetzen. Meine Hände agieren dagegen direkt auf das Wahrgenommene. Und dennoch bin ich vom Effekt der Verwirbelungen im Hafen unangenehm überrascht.

0536 – Wir passieren die Hafenausfahrt. Der Strom versetzt uns deutlich nach Osten. Wir müssen stark vorhalten und sind über Grund mit gerade einmal 2 Knoten nach Westen unterwegs. Mühsam arbeiten wir uns voran. An Segeln ist aktuell noch nicht zu denken, wir würden gegen Wind und Strom keinen Meter vorankommen. Nur die „Eisenfock“ schiebt uns langsam aber sicher westwärts.

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früh morgens Molengat untewegs

0700 – Kurs 350°, wir sind inzwischen unterwegs im Molengat. Der Strom setzt nun nördlicher, wir haben vor 30 Minuten die Segel gesetzt und  kommen nun auch ohne Motor sehr gut voran. Jonathan steht am Steuer, ich halte Ausschau nach den Fahrwassertonnen. Und die versuche ich nun im  Dämmerlicht mit dem Fernglas zu finden. Leider sind die in der Karte angegebenen roten und grünen Fahrwassertonnen seit einem Jahr nicht mehr vorhanden. Stattdessen liegen gelbe Markierungsbojen, je zwei an Steuerbord und Backbord aus. Da wir gerade einmal drei Stunden nach Niedrigwasser unterwegs sind, sind die Sandbänke und flacheren Stellen noch sehr gut auszumachen. Im Nordwesten ist die Brandung nördlich der Noorderhaaks sehr gut zu erkennen.

„010° mehr nach Backbord vorhalten“, weise ich Jonathan an. Wir steuern inzwischen 280° über dem Magnetkompass, um 305° über Grund zu fahren. Das sind 25° Abweichung. Für meine Trainees eine beeindruckende Situation! Eine Stunde später löst Ute Jonathan am Ruder ab. Sie macht diesen Job sehr gut.

0900 – 53°12,1`N 004° 45,1`E, nördlich von Texel. Der Wind weht mit 4 bis 5 Windstärken aus Nordwest. Die Lufttemperatur beträgt inzwischen 16°C, gefühlt sind es nicht mehr als 8°C. Es ist bedeckt mit einer tiefliegenden Stratusbewölkung. Wir segeln einen hohen Halb-Wind-Kurs auf einem Generalkurs von 030°. Dabei beträgt unsere Fahrt durch Wasser 7,4kn, über Grund erreichen wir sogar 8,6kn. 23sm haben wir inzwischen zurückgelegt. Das ergibt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 7,6kn.

Stefan hat sich zum Schlafen ins Cockpit gelegt, auch Jonathan findet es angenehmer, zu ruhen. Nun überlasse ich Michael die Navigation und behalte lieber meine Crew im Auge. Meine beiden Fußballfans tragen nun die Konsequenzen der Fußballnacht. Wenig Schlaf und Alkohol, dazu eine feuchtkalte Witterung, da kann selbst der stärkste Mann seekrank werden.

1030 – Wir haben das Fahrwasser von Vlieland erreicht, bergen die Segel und fahren unter Maschine weiter. Jetzt orientieren wir uns wieder am Tonnenstrich. Michael und ich geben Stefan, der nun am Ruder steht, die jeweilige Peilung zur nächsten Tonne an. Der Strom drückt uns nur noch schwach in die Vliesloot hinein. Das war auch so geplant, denn zum Hochwasserzeitpunkt herrscht Stauwasser. So nennt man den Zustand, wo keine Gezeitenströme wirksam sind. Dadurch können wir ohne störende Querströme in den Hafen von Vlieland einlaufen.

„An der Tonne „VS7“ übernehme ich das Ruder. Bis dahin immer an den grünen Tonnen lang, nicht an den Pricken“, , gebe ich Stefan noch eine Orientierung. Im Prinzip müssten wir auch an den Pricken fahren können, weil wir ja bei Hochwasser ankommen. Doch ich mag einfach kein Risiko eingehen.

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Kurz vor dem Hafen von Vlielland

1130 – Ich habe das Ruder übernommen, was nicht bedeutet, dass Stefan jetzt Pause hat. „So ihr Lieben… wie immer: zwei links – zwei rechts, Stefan und Jonathan aufs Vorschiff, Michael und Ute achtern. Legt mir mittschiffs noch zwei Fender in Reserve“, Meine Kommandos kommen deutlich. Umherschreien ist nicht notwendig und auch nicht meine Art.

Langsam fahre ich auf die Hafeneinfahrt zu und orientiere mich an den Tonnen, wie stark der Strom noch ist. Ich schätze den aktuellen Strom auf einen Knoten. „Doch noch kein Stauwasser“, denke ich. Immerhin ist an den Tonnen ein klares Kielwasser zu erkennen. Erst als ich die Einfahrt genau querab habe, drehe ich an. Der Strom unterstützt die Drehung. Schnell sind wir in der Hafeneinfahrt. Ich reduziere die Geschwindigkeit bis auf Standgas.

Der Hafenmeister kommt uns mit dem Schlauchboot entgegen. „Wie lang und wie breit?“, ist seine Frage. „11,30m lang und 3,70m breit“, meine Antwort. „Steg Delta, ihr habt freie Auswahl“, informiert er uns. Dann gibt er Gas und fährt die nächste Yacht an.

Am Steg D ist ein schöner Außenliegeplatz frei. Ich mag jetzt nicht in die Boxengasse einfahren und übers Heck anlegen. Deshalb fahre ich an dem Liegeplatz ein Stück vorbei und anschließend meinen geplanten Liegeplatz in Rückwärtsfahrt an. „Achterleine über und fest“, weise ich Jonathan an. „Fest“, kommt die Bestätigung. Ich gebe behutsam vorwärts Gas und drehe unseren Drachen sanft an den Steg. Die Geschwindigkeit der Drehung kontrolliere ich mit der Ruderlage. „Achterleine belegen, Vorleine über“, sind die nächsten Kommandos. Parallel dazu stelle ich das Ruder fest und gehe mit Jonathan auf den Steg.

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Einlaufen in Vlieland

„Jonathan, du baust mit Stefan eine Achterspring und kümmerst dich anschließend um den Strom“, Nach diesem Kommando grinse ich Ute an. „Bauen wir beide eine Vorspring?“

1200 – Sechs Stunden und fünfundvierzig Minuten nachdem wir in Den Helder abgelegt haben, sind wir in Vlieland angekommen und haben fest gemacht. 40,6 Seemeilen haben wir zurückgelegt, damit beträgt unsere Durchschnittsgeschwindigkeit 6,01 Knoten. Jippie! Gemeinsam spritzen wir noch unser Deck ab. Schon liegt ein blitzblanker Drachen am Steg D in Vlieland. Schön!

Gemeinsam mit Jonathan, unserem Zahlmeister, melde ich unsere Yacht im Hafenmeisterbüro an. Anschließend verzieht sich die gesamte Crew in das Hafenrestaurant. Es gibt Burger mit Pommes, einige Amstel-Bier, dazu einen oder zwei Bessengenever und 80 Minuten später sind an Bord der „Fuchur“ alle am Schlafen.

1630 – Ich werde wach, im Boot ist noch alles ruhig. Also nehme ich mir meine Waschtasche, frische Unterwäsche und begebe mich zum Sanitärgebäude. Die Duschen kosten zwar einen Euro für fünf Minuten, doch es ist mir vollkommen egal, dass ich heute für drei Euro Dusche. Es ist zu schön.

Auf dem Rückweg zum Boot treffe ich Stefan im Hafenkiosk. Wir kaufen gleich noch ein paar Dinge ein, dann hilft er mir an Bord zu kochen. Heute gibt es „Monis Notpinnentopf“. Ich mache das Gericht ein wenig pikanter als gewöhnlich. Dabei hilft die scharfe Salami, welche wir im Kiosk erstanden haben. Pünktlich um 1800 habe ich das Essen fertig. Ute hilft im Cockpit beim Tisch decken und wir genießen in der schönen, warmen Luft, bei Sonnenschein und inzwischen 21°C unser Abendessen.

„Deutschland Weltmeister!“ werden wir vom Nachbarboot begrüßt. „Dürfen wir längsseits kommen?“ „Gerne“, sage ich nur im Aufstehen. Dann nehmen wir die Festmacherleinen unseres Außenliegers an. Ein wenig Smaltalk folgt noch, doch bereits nach zwanzig Minuten sind wir allein. Unsere Nachbarn essen lieber an Land.

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Hauptstrasse in Vlieland

Gegen 1830 mache ich mich mit Jonathan auf den Weg in den Ort Vlieland. Der Yachthafen liegt ungefähr zwei Kilometer außerhalb des Ortes. Ute und Michael kümmern sich um den Abwasch. Der Ort ist sehr schön, ein echter Hingucker. Ich stelle mir vor, wie schön es wäre, hier mit Martina mal eine  Woche Urlaub zu verbringen. Wir trinken im Pub noch ein Guinness, dann machen wir uns auf den Heimweg.

Gegen 2100 gehen wir alle in die Kojen. Es war auch ein langer und ereignisreicher Tag.

Meilenkonto: 86,8 sm, davon 47,4 sm gesegelt.

 

Dienstag, 15. Juli 2014 – Vlieland

Wetterprognose des KNMI (Königlich-Niederländisches Meteorologisches Institut) vom 15.07.2014, 03:36 UTC (Universal Time Coordinated) = 05:36 Ortszeit

  • 0800 bis 2000: Wind 4 bis 5 Windstärken Südwest
  • 2000 bis 0800: Wind 3 bis 5 Windstärken West auf Nordwest drehend, abflauend
  • Tiden:
  • Harlingen: Hochwasser: 1245 und 0120 (Mi)
  • Vlieland: Hochwasser: 1145 und 0020; Niedrigwasser: 0542 und 1816
  • Kornwerderzand: Hochwasser: 1246 und 0104; Niedrigwasser: 0648 und 1922
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Plattbodenschiffe bei Niedrigwasser im Hafen

0600 – Westwind mit 5 Windstärken, in Böen sogar 6. Die Luft ist frisch mit 14°C. Der Himmel ist bedeckt, immer noch eine tiefe Stratusbewölkung. Ich nehme meine Sachen und gehe zum Sanitärgebäude. Eine Dusche nehme ich dennoch, getreu dem Motto: „Keine Gelegenheit für eine warme Dusche auslassen!“ Anschließend drehe ich eine Runde durch den Hafen. Die Plattbodenschiffe liegen richtig tief. Klar, wir haben ja noch fast Niedrigwasser. Die Flut läuft erst seit zwanzig Minuten herein.

Gemütlich schlendere ich in der Umgebung des Hafens herum. Ich genieße es, allein zu sein. Ich hänge meinen Gedanken nach und warte bis 0700, um zuhause in München anzurufen. Ich freue mich, dass Martina sich die Zeit nimmt, obwohl sie bald zur Arbeit muss.

0800 – An Bord ist das Frühstücksgeklapper zu hören. Unsere Nachbarn gehen behutsam über Deck. Nur leise sind ihre Schritte zu hören. Vermeiden kann es niemand. Dazu sind die Decks einfach zu dünn.

0900 – Wir sehen uns den Motor an: Impeller, Lichtmaschine, Öl- und Dieselfilter, Kühlwasserausgleichsbehälter, manuelle Schaltmöglichkeiten, Ölstand, Keilriemen und Seewasserfilter. Nichts Besonderes eigentlich, doch wer lernt heute noch etwas über Fahrzeugmotoren in der Fahrschule?

1030 – Jonathan legt ab, fährt uns aus dem Hafen. Dann kommandiert er das Setzen der Segel. Das Großsegel wird gleich im ersten Reff gesetzt, die Fock auf 80% reduziert. Bald schon segeln wir im mitlaufenden Strom in Richtung Kornwerderzand.

1145 – Wir können die Höhe am Wind nicht halten. Der Wind- und Stromversatz drücken uns aus der Fahrrinne. Ungern lasse ich den Motor starten und die Segel bergen. Aber es ist einfach das Sicherste. Die Segel bergen wir in Fahrt, ohne aufzuschießen. Bei Halbwindkursen geht das noch. Nicht schön, aber es geht. Immerhin konnten wir 13 Seemeilen segeln.

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Plattbodenschiff welchen mit raumen Wind durch die See prescht

Nun genießen wir neidisch die Anblicke der durch die Wellen reitenden Plattbodenschiffe, die uns mit Raumschotkursen entgegenkommen.

Reihum macht sich jeder ein paar belegte Brote. Dank Ute gibt es auch Kaffee dazu. Immer noch ist der Himmel bedeckt. Ich erreiche Chris am Mobiltelefon. Die „Lucky Spirit“ ist am Sonntag nicht nach England gefahren. Bis zur TX1 hatte er bereits vier Seekranke an Bord. Es wäre unverantwortlich gewesen, weiterzufahren. Sie haben also umgedreht und hatten glückerweise passenden Strom für Oudeschild auf Texel. „Nomen est Omen“, sagt der Lateiner. Immerhin sind sie auf der „Lucky Spirit“ unterwegs. In Oudeschild haben sie dann das WM-Finale gesehen und sind gestern Manöver übend nach Den Helder gefahren. Aktuell sind sie im Texelstrom nach Kornwerderzand unterwegs. Wir verabreden uns für Hindeloopen. Ich freue mich riesig, dass wir mit zwei Booten dort sein werden.

1550 – Wir haben die Schleuse in Kornwerderzand passiert. Direkt im Schleusenhafen setzen wir die Segel. Bei Westwind mit 5 Windstärken bleibt das Großsegel einfach gerefft, die Fock fahren wir voll. Dann lasse ich meine Crew mit Manöverkreisen auf einem Generalkurs nach Hindeloopen üben. Luftlinie beträgt die Distanz gerade 7,5sm. Doch Luftlinie gibt es auf einer Ausbildungsyacht sehr selten. Als wir in Hindeloopen einlaufen haben, wir noch einmal 18,4sm zurückgelegt.

1815 – Wir sind fest in Hindeloopen. Den Liegeplatz für die „Lucky Spirit“ haben wir schon mitbezahlt. Die „Luckys“ laufen nur fünfzehn Minuten nach uns ein. Auch die Crews freuen sich auf den Austausch untereinander.

Während die Crews auf der „Lucky“ klönen, verziehen sich Chris und ich auf die „Fuchur“ und tauschen unsere Gedanken aus. Anschließend geht es um allerlei Dinge, wie Familie und den alltäglichen Wahnsinn.

Kurz vor 2000 rufe ich noch in der Heimat an. Am liebsten hätte ich Martina hier. So gerne würde ich das alles mit ihr gemeinsam erleben und dennoch hätten wir auch dann nicht mehr Zeit für uns. Meine Aufgabe hier ist es, mich um mein Schiff und meine Crew zu kümmern. Mein Arbeitstag hat mehr als nur acht Stunden. Später ziehe ich mich in meine Kabine zurück und nehme mir mein Buch vor. Gerade, weil es nur wenige Stunden sind, ist es mir sehr wichtig, auch etwas Zeit bewusst für mich zu haben.

Meilenkonto: 129,2 sm, davon 75,9 sm gesegelt.

 

Mittwoch, 16. Juli 2014 – Hindeloopen

  • Wetterprognose des KNMI (Königlich-Niederländisches Meteorologisches Institut) vom 16.07.2014, 03:24 UTC (Universal Time Coordinated) = 05:24 Ortszeit
  • 0800 bis 2000: Wind 1 bis 2 Windstärken, umlaufend

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    Morgenstimmung in Hindeloopen

  • 2000 bis 0800: Wind 2 bis 3 Windstärken aus Ost (East)

0600 – Wind ist nicht vorhanden. Es ist warm, 18°C, der Himmel ist hellblau und wolkenfrei. Ich nehme mir nach dem Duschen meinen Laptop und einen Tee ins Cockpit und genieße die Ruhe. Ein paar Bilder lade ich ins Facebook-Album und dann rufe ich kurz zu Hause an.

Es ist eine tolle Stimmung und wenn wir nicht eine Ausbildungsyacht wären, könnte ich sogar der Wetterprognose etwas abgewinnen. So mache ich mir Gedanken, wann ich die Rettungsmanöver unter Segeln üben soll. Gut, dann üben wir eben Rettungsmanöver unter Maschine bei Flaute. Wenn dann noch zu viel Zeit ist, sind immer noch An- und Ablegemanöver zu üben. Mein Plan steht, als das Frühstück unten fertig ist. Jetzt noch eine zweite Tasse Tee und ein schönes Müsli mit Jogurt.

0915 – Wir nehmen Kurs auf Stavoren. Allerdings hat „Otto“, unsere Übungsboje, heute so gar keine Lust, an Bord zu bleiben. Immer und immer wieder fällt er über Bord. Jeder Trainee fährt seine 5 funktionierenden Rettungsmanöver. Erst als das klappt, gibt es gegen 1230 eine kleine Badepause. Dabei nutzen wir die Gelegenheit, auch Jonathan und Stefan „real“ zu retten.

1300 – Wir haben in Stavoren am Wartesteg der Schleuse festgemacht. Wind immer noch nicht existent. Egal, jetzt gibt es ein Eis und Kibbeling. Zugegeben, das ist eine merkwürdige Mischung. Aber wenn man das nacheinander isst, geht das ganz gut.

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An- und Ableger-Übungen zu zweit

Anschließend üben wir An- und Ablegen. Dabei achte ich darauf, dass die Manöver nur zu zweit gefahren werden. Wer das Manöver zu zweit kann, kommt auch zu viert klar. Doch kaum zeigt sich eine schwache Brise, geht es raus aus dem Hafen zum Üben von Segelmanövern. Bei dem wenigen Wind fahren wir die Manöver im Zeitlupentempo.

1600 – Der Wind ist wieder weg. Immerhin konnte jeder zwei Übungsmanöver unter Segeln fahren. Nun üben wir noch An- und Ablegen in der Box. Kurz vor 1830 machen wir zum letzten Mal für heute in „unserer Box“ in Stavoren fest. Auch wenn es witzig ist, wir haben heute 21 Seemeilen auf der Logge. Dabei sind es von Hindeloopen gerade einmal fünf Meilen hier herüber.

Den Abend verbringen wir im „Cafe Max“ in Stavoren. Zum Kochen hatte heute keiner Lust. So richtig spät wurde es erst, als wir auf dem Laptop YouTube-Videos geschaut haben. Der Bauch hat uns vor Lachen wehgetan. Ich habe mich zwischendrin für eine Stunde abgeseilt. Meine Stunde, die mir wichtig war, um zuhause anzurufen, aber auch, um ein wenig allein zu sein.

Meilenkonto: 150,2 sm, davon 78,9 sm gesegelt.

 

Donnerstag, 17. Juli 2014 – Stavoren

  • Wetterprognose des KNMI (Königlich-Niederländisches Meteorologisches Institut) vom 17.07.2014, 03:24 UTC (Universal Time Coordinated) = 05:24 Ortszeit
  • 0800 bis 2000: Wind 0 bis 2 Windstärken, umlaufend – später zunehmend
  • 2000 bis 0800: Wind 2 bis 3 Windstärken aus Ost (East)

0600 – Wind 2 bis 3 Windstärken aus Ost (East), Lufttemperatur jetzt schon 21°C, am Himmel leichte, hohe Schleierwolken, genannt Cirrostratus. Mir ist klar, dass es heute anstrengend wird. Anstrengend, weil zu wenig Wind. Wir beginnen beim Frühstück schon mit der Besprechung der Wetterkunde, dann folgen Gas- und Motorenanlage.

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MOB-Übungen unter Segeln

Anschließend noch einmal eine kurze Wiederholung der Sicherheitseinweisung und dann, dann geht es um 0945 aus dem Hafen. Da wir völlige Flaute haben, lege ich sehr großen Wert darauf, dass die Yacht bei Aufnahme der Boje wirklich steht. Immer und immer wieder fahren wir die Manöver, alles in Sichtweite der Hafenanlage. Wozu auch weit wegfahren?

1245 – Nach drei Stunden brummt allen der Schädel. Wir laufen ein und machen wieder eine „Eis- und Kibbeling-Pause“. In der Hitze brüten, wollen wir nicht, also spannen wir am Heck eine Decke als Sonnenschutz. Während draußen vor dem Hafen unsere drei „Schwesterschiffe“ üben, halten wir Siesta.

1545 – Wind! Echter Wind! Wir legen ab und laufen aus. Die „Lucky Spirit“ und die „PIM“ kommen uns einlaufend entgegen. Wir gehen noch einmal raus, üben. Jetzt fahren wir in der frischen Brise ein Rettungsmanöver nach dem anderen. Nach drei Stunden ist es aber auch uns genug. Zum Abschluss lasse ich Ute, die sich richtig gut entwickelt hat, eine Strecke einfach nur so segeln.

1915 – Wir sind für heute fest an unserem Stammliegeplatz. Während meine Crew schon kocht, gehe ich noch zu Martin auf die „Hürriyet“. Da ich sein Schiff in der kommenden Woche übernehme, lasse ich es mir von ihm heute Abend bereits zeigen und die Besonderheiten erklären. Martin liegt schon am Steg „A“. Dadurch hat er morgen früh weniger Stress vor der Prüfung und kann so entspannter Frühstücken. Ich nehme mir diese Anregung für die Zukunft mit.

Spät am Abend telefoniere ich noch sehr lange mit Martina. Ich habe auch endlich wieder ein schnelles Internet und kann mich so um die vielen Mails kümmern. Erst kurz vor Mitternacht komme ich zum Schlafen.

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während des Manövertraining

Meilenkonto: 168,4 sm, davon 89,7 sm gesegelt.

 

Freitag, 18. Juli 2014 – Stavoren

Wetterprognose des KNMI (Königlich-Niederländisches Meteorologisches Institut) vom 18.07.2014, 03:58 UTC (Universal Time Coordinated) = 05:58 Ortszeit

  • 0800 bis 2000: Wind 2 bis 3 Windstärken, aus Südost (Southeast), 32°C
  • 2000 bis 0800: Wind 3 bis 4 Windstärken, aus Südost (Southeast), 22°C

0600 – Wind, 2 Windstärken aus Ost (East), Lufttemperatur jetzt schon 23°C, Himmel blau und wolkenlos. Langsam gehe ich über den Steg zur Dusche. An Bord herrscht bereits emsiges Treiben. Die Taschen werden gepackt, Frühstück wird gemacht und nebenbei immer wieder ein Blick ins Lehrbuch geworfen. Kurz, es ist Prüfungsmorgen. Ich habe mich dem bewusst entzogen. In aller Ruhe dusche ich, bevor ich zum Essen an Bord zurückkehre. Auf dem Rückweg grinse ich Franz an und winke Chris zu, der noch ein wenig verschlafen unterwegs zur Dusche ist.

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… einfach nur Segeln …

0830 – Ich starte den Motor und fahre die „Fuchur“ hinüber zum Steg „A“, lege meinen „Drachen“ hinter der „Hürriyet“ an und versuche nun ganz cool und entspannt zu wirken. Innerlich bin ich nervös und hoffe, dass heute alles klar geht, dass niemand in der Aufregung ein falsches Kommando gibt, sich nicht am Rad verdreht und sich auch nicht um Kopf und Kragen redet. Der Klönschnack mit Chris, Martin und Franz lockert mich wieder auf. Martina habe ich nur eine kurze SMS geschickt. Jetzt reden, das wird nix.

1015 – Wir haben die Prüfer an Bord und laufen aus. Kurz gesagt, es haben alle vier bestanden. Die Prüfer haben durchaus auch ein paar mehr Hühneraugen zugedrückt. Ich kann nicht sagen, ob ich alle Pannen „übersehen“ hätte. Dennoch kann ich meinen Schützlingen mit einem lachenden und weinenden Auge zur bestandenen Prüfung gratulieren. Ich freue mich ehrlich für sie. Und ich bin sicher, dass keiner von ihnen leichtsinnig sein wird.

1140 – Wir legen an der Tankstelle an, bunkern den verbrauchten Diesel, dann fahre ich den kleinen Drachen in seine Box. Mir wird das Herz schwer, als meine drei Jungs mit Ute von Bord gehen. Doch der Abschied muss ja sein. Ich muss auch noch auf die „Hürriyet“ umziehen, Wäsche waschen und möchte auch ein paar freie Stunden haben. Martina schicke ich schnell eine SMS. Dann geht der Umzugsstress los.

Meilenkonto Fuchur-Reise: 180,2 sm, davon 95,9 sm gesegelt.

… weiter geht’s im zweiten Teil —>

Fotoalbum zur Reise auf Facebook    www.segeln-mit-herz.de    wir auf YouTube

Eigentlich wollten wir nach Helgoland.


03. Mai 2014, Samstag, Bad Schwartau

Wetter DWD vom 03.05.2014 -1234 UTC

Vorhersage bis Sonntagmorgen:

Deutsche Bucht: Nord bis Nordwest 4, später Westdrehend, See bis 1,5m

Westliche Ostsee: Nord bis Nordwest 4, später zunehmend 5, See bis 1,0m

Aussichten bis Sonntagabend:

Deutsche Bucht: West 4 – 5, Südwestdrehend, See bis 1,5m

Kieler Bucht: Nord bis Nordwest 5, später abnehmend 3-4 5, See bis 1,0m

 

0700 – Frisch belebt komme ich aus der Dusche. Die Nacht im Hotel war kurz. Gestern sind wir gegen 2200, nach acht Stunden Autobahnfahrt, hier angekommen. Kaum im Zimmer sind wir schnell noch zum McDonald´s in Oldenburg gedüst und haben uns was zum Abendbrot geholt. Beim Abendessen haben wir uns auch mit der Wetterlage für die kommenden Tage auseinander gesetzt. Kurz vor Mitternacht ging es dann endlich ins Bett.

Leider hatte ich beim einstellen des Handyweckers die Brille nicht mehr auf, daher klingelte der nun auch noch eine halbe Stunde zu früh.

Kurz vor 0800 nehmen wir im Frühstücksraum Platz an einem Tisch am Fenster. Das „Haus Magdalene ist klein“. Die Chefin kümmert sich liebevoll um ihre Gäste. Noch nie wurde ich gefragt wie ich mein Frühstücksei gern hätte. Überrascht bestelle ich es, so wie es am liebsten mag. Innen noch weich. Wir genießen unser Frühstück in aller Ruhe.

0830 – Nun geht es die letzten Kilometer nach Burgstaaken. Da wir sehr früh dran sind, kommen wir schnell und unkompliziert durch. Die Fahrt, mit dem Auto, über die Fehmarnsundbrücke ist dennoch etwas Besonderes. Bisher sind wir nur darunter durch gefahren.

Den Kommunal- und Fischereihafen erreichen wir gegen 1030. Die „Intention IV“ liegt am Frachtpier. Immer wieder erzeugt der erste Anblick des „eigenen Bootes“ ein kribbeln im Bauch. Unser Zuhause und Arbeitsplatz für die kommenden 14 Tage. Rollo und Corinna erwarten uns schon. Die Übernahme der Yacht lief kollegial ab. Wir plauderten über die geplante Route und die Wettersituation. Bald darauf waren wir allein.

Gegen 1115 trat der Hafenmeister an uns heran. Er informierte uns, dass bald ein Frachter kommen würde, der den Liegeplatz benötige. Wir

bequeme Gepäckumladung in Burgstaaken

bequeme Gepäckumladung in Burgstaaken

verholten die „Intention IV“ also gleich ein Stück nach vorn. Ganz im Eck des Hafenbeckens kuschelten wir uns nun ein. Unser Auto, „Sternchen“, wurde direkt neben die Yacht gefahren. So komfortabel, direkt vom Kofferraum aufs Boot haben wir noch nie übernommen. Als alle unsere Sachen an Bord waren, gab es erst einmal Mittagessen.

Anschließend starteten wir zur Einkaufsrunde. Fourage für acht Personen, mindestens für vier Tage ausreichend. Wasser und Bier sollten am besten die kompletten 14 Tage reichen. Denn in Zukunft müssten wir die Einkäufe von Hand an Bord bringen.

1600 – Die letzten Stunden sind wie im Fluge vergangen. Noch beim Ausladen der Lebensmittel kommt Susanne an. Die Wiedersehensfreude ist groß. Wir fallen uns erst einmal in die Arme, auch Marcus, Stephan und Yvonne stehen bald am Kai. Nun fehlt nur noch Adi.

Marcus und Susanne liegen sich auch in den Armen. Sofort kommen Erinnerungen an die „Mephisto“ vom letzten Jahr auf. Anekdoten werden erzählt und so ganz nebenbei, verschwinden die Lebensmittel im Boot. Auch die Reisetaschen und Seesäcke wandern an Bord. „Barbossa“, unsere Wasserrettungspuppe, zieht in der Backskiste ein und als Adi gegen 1720 auf dem Pier steht, ist die Crew komplett.

Es gibt noch eine Einweisung in die Toiletten, die Gasanlage und den Kühlschrank. Noch ein paar klärende Worte zur Wacheinteilung und dann ist es auch schon Zeit für das Abendessen.

1930 – Wir sammeln uns um, im „Goldenen Anker“ zu Abend zu essen. Der Abend wird noch ein wenig länger und sehr lustig. Irgendwann gegen 2230 sind dann alle Lichter aus.

04. Mai 2014, Sonntag, Burgstaaken/Fehmarn

Wetter DWD vom 04.05.2014 -0330 UTC

Starkwind, oder Sturmwarnungen für folgende Seegebiete: Belte & Sund, westliche Ostsee, Skagerrak

Vorhersage bis Sonntagabend:

Deutsche Bucht: Nord bis Nordwest 4 – 5, später südwestdrehend, See bis 1,5m

Westliche Ostsee: West bis Nordwest 5- 6 , später abnehmend 4 – 5, See bis 1,0m – 1,5m

Aussichten bis Montagmorgen:

Deutsche Bucht: Südwest bis West 4 – 5, See bis 1,5m

Kieler Bucht: West 5, später südwestdrehend 3-4 5, See bis 1,0m

0520 – Im Hafen weht der Wind mit 3 bis 4 Stärken aus Nord. Das kann durch die Ablenkung der bauten und des Ortes sehr gut von der tatsächlichen Situation auf See abweichen. Es ist kühl draußen, knapp 8°C. Aber, ich wollte auch nur auf die Toilette. Im Nachthemd wird mir langsam kalt. Also ziehe ich mich noch einmal in den warmen Schlafsack zurück.

0640 – An Bord beginnt das Leben. Die ersten, Stephan und Marcus, zaubern schon am Kaffee herum, Stephan sucht bereits den Weg zum

Tagesbesprechung mit der Crew

Tagesbesprechung mit der Crew

Bäcker und auch Susanne kommt schon fix und fertig zurecht gemacht vom Duschen. Ich ahne, dies wird ein „Frühaufstehertörn“. Also tausche ich Nachthemd gegen Arbeitshose und Fischerpulli und schaue zuerst nach dem Wetter. Nur gegenüber 0520 hat sich noch nix geändert.

Es ist jedoch noch Zeit schnell unter die heiße Dusche zu springen. Bloß keine Gelegenheit für eine warme Dusche auslassen. Die nächste Gelegenheit wird erst in Brunsbüttel sein!

1000 – Der Frühstückstisch ist aufgeräumt. Alle stehen an Deck und lernen nun die Bedienelemente der „Intention IV“ kennen. Der Umgang mit den Winschen und Klemmen. Der Verlauf der Fallen und Schoten und letztendlich Ruder und Schaltgetriebe der Maschine.

Jeder blickt auch auf die Umlenkungen der doch filigranen Kettenanlage der Doppelruderanlage. Und auch in die Bilge und der Motor wird in Augenschein genommen.

Es folgt die übliche Sicherheitseinweisung. Gegen 1200 gibt es noch einen leckeren Imbiss bevor wir auslaufen.

1315 – Mit ein wenig Mühe habe ich die „Intention IV“ von ihrem Liegeplatz gelöst und aus dem Hafenbecken gezirkelt. Der Wind war böig und auflandig mit 3 bis 5 Stärken. Hinter uns der Frachter, gegenüber zwei Yachten. Viel Platz war nicht die 46 Füße zu drehen. Das ganze Manöver auch noch gegen den Wind. Der erste Plan geht nicht auf, der Wind ist stärker als die Maschine um den Bug durch den Wind zu drehen. Also: Plan B – Ablegen „über Bande“ wir drehen erst um 90° und schaffen dann den Weg hinaus.

Ja, ich bin stolz das Schiff gemeinsam mit der Crew da so sauber heraus manövriert zu haben.

Eine Stunde später passieren wir die Fehmarnsundbrücke. Dahinter, nördlich von Heiligenhafen, drehen wir die ersten Manöverkreise unter Maschine. Dabei lassen wir bereits 13 Seemeilen im Kielwasser zurück.

Der Wind weht mit frischen fünf Windstärken aus West, als wir um 1515 die Segel setzen. Im Großsegel bleibt das erste Reff eingebunden. Auch mit der reduzierten Segelfläche läuft unsere Lady sieben bis acht Knoten durch Wasser. Wir kreuzen uns von der Insel mit ihren westlich vorgelagerten Sandbänken frei und nehmen Kurs auf Kiel.

1830 – 54°28,6`N 010° 45,9`E – Knapp 23 Seemeilen haben wir nun schon kreuzend auf dem Weg nach Kiel zurück gelegt. Der Wind hat auf drei bis vier Windstärken nachgelassen. Also nutzen wir die Gelegenheit zum ausreffen. Mit voller Segelfläche erreichen wir nun auch wieder mindestens sieben Knoten Fahrt durch Wasser. Der Strom kostet uns einen Knoten Fahrt über Grund.

Bisher haben sich die meisten sehr gut gehalten. Leider haben wir einen Kameraden an Bord, der sein Mittagessen an Neptun geopfert hat. Doch er ist dabei sich zu erholen. Am Ruder bessert sich sein Befinden und seine Laune merklich. Allerdings darf ich momentan allein navigieren. Doch ich bin optimistisch, dass sich dies bald ändern wird. Denn ich schickte die „Mephisto-Veteranen“ in die Kojen, zum schlafen. Ich brauche heute Nacht noch ausgeruhte Leute. Auch ich versuche so viel zu ruhen wie möglich.

2000 – 54° 31,6`N 010° 40,4`E. Seemeilen stehen auf unserer Logge. Wir kreuzen noch immer. Immer noch weht ein angenehmer dreier Wind aus West. Jedoch würden wir kreuzend erst zum Frühstück in Kiel ankommen. Schweren Herzens lasse ich die Segel bergen. Die nächsten 24 Seemeilen werden wir unter Maschine auf direktem Kurs nach Kiel fahren.

Die nächtliche Ansteuerung der Kieler Förde ist ein besonderes Erlebnis. Sektorenfeuer, Richtlinien, Tonnen mit Signalen. Alles was bisher abstrakt im Lehrbuch zu sehen war, hier ist es live zu erleben. Dazu die Lichtverschmutzung durch eine Großstadt.

2330 – Leise schleichen wir uns an den Thiessenkai heran. In die kleine Lücke zwischen zwei Bugsierschleppern passen wir genau. Also fahre ich mit dem Heck an den Kai, die Achterleine fest und dicht, schon dampfen wir in die Achterleine ein. Langsam, aber sicher, dreht sich die „Intention IV“ an ihren Liegeplatz. Gut, dass wir uns in der Nacht nicht weiter zum Yachthafen Kiel Holtenau vorgewagt haben. Den Müll, insbesondere die recht lange Leine im Wasser, hätten wir in der Dunkelheit übersehen – unsere Schraube wahrscheinlich nicht. Den Anlegeschluck haben wir uns alle verdient.

Stand: 68,92sm, davon 36,54 gesegelt.

05. Mai 2014, Montag, Kiel/Holtenau

Wetter DWD vom 05.05.2014 -0300 UTC

Vorhersage bis Montagabend:

Deutsche Bucht: Südwest 3 – 4, südostdrehend, auffrischend 5, teilweise diesig, See 1,0 m

Morgenstimmung am Thiessenkai

Morgenstimmung am Thiessenkai

Westliche Ostsee: umlaufend 2 – 3, später Süd, etwas zunehmend, diesig, See 1,0 m

Aussichten Deutsche Bucht:

Di 0000 SE-S 4-5; DI 1200 S-SW 2-3; Mi 0000 SW-W 3-4; Mi 1200 W 4-5

0700 – Wieder eine kurze Nacht. Eine Katzenwäsche im Bordeigenen Bad muss reichen. Die Duschen werden gerade renoviert, der Hafenmeister mit dem Schlüssel zu anderen Duschräumen ist erst ab 1000 zu erreichen. Wie war das noch: Keine heiße Dusche auslassen! – Wer weiß wann sich die nächste Möglichkeit ergibt. Das Frühstück sieht lecker aus. Es entwickelt sich ein Wettstreit, besonders unter den Jungs, wer zuerst auf ist und schon mal Kaffee kocht. Auch der Schwarztee für die Skipperinnen wird akkurat drei Minuten ziehen gelassen.

0740 – Wir werfen die Leinen los und drehen ein paar Minuten Kreise, bevor wir in die Schleuse einfahren. Die Anekdoten der „Felicitas“ werden erzählt. Als wir zwei Stunden Kreise drehend vor der Schleuse warten mussten. Ich denke zurück an Thomas, der die meisten der zwei Stunden am Ruder stand. Heute ist dies Adi. Er fährt auch in die Schleuse und legt dort an. Auch den Ableger hat er unter meiner Anleitung gefahren. Ab jetzt wird jeden Tag ein anderer Trainee die regulär notwenigen Manöver fahren. Ich werde mich dabei immer mehr zurück nehmen mit der Anleitung. So sollen die Trainees aus dem Beobachten, Nachahmen und selbst ausführen lernen.

0820 – Die Schleuse haben wir geschafft. Jetzt folgen wieder lange Stunden der Motorfahrt auf dem Nordostseekanal. Besonders Martina, Susanne, Marcus und Yvonne stehen heute am Ruder. Adi, Stephan und Volker haben theoretischen Unterricht in den Fächern Navigation, Gezeiten, Schiffspapiere und ein wenig Wetter. So nebenbei wird das Mittagessen gekocht und selbstverständlich mag jeder auch sehen und

... auf dem NOK ...

… auf dem NOK …

fotografieren.

1716 – Wir sind fest im Binnenhafen der Schleuse Brunsbüttel. Morgen reicht es, wenn wir gegen 0900 ablegen. Also gehen wir beim Anlegeschluck noch einmal den Umgang mit Leinen durch. Was der Unterschied zwischen fest und belegen ist. Wir man einen S-Schlag macht, fieren, führen und dicht holen wird geklärt. Und die Anlegemanöver noch einmal für Alle durchgesprochen.

Die Duschen werden ausgiebig genutzt. Und dann ist es auch schon wieder Essenszeit. Abendessen gibt’s beim Italiener an der Schleuse. Allerdings hat die Qualität ein wenig enttäuscht. Dennoch wurde es ein lustiger Abend.

Stand: 127,67 sm, davon 36,54 gesegelt.

06. Mai 2014, Dienstag, Brunsbüttel

Wetter DWD vom 06.05.2014 -0300 UTC

Vorhersage bis Dienstagabend:

Deutsche Bucht: Südost 4, teilweise 5, später Südwest 3, See 0,5 m

Aussichten Deutsche Bucht:

Mi 0000 S-SW 3; Mi 1200 S-SW 4-5; Do 0000 SW 4 (7-8); Do 1200 SW-W 4-5 (8 TH)

0700 – Die Aussichten für den Donnerstag gefallen mir gar nicht. Mit Martina bespreche ich meine Sorgen und Gedanken. Doch da die Prognosen jeden Tag anders ausfallen, werden wir heute erst einmal bis Cuxhaven fahren. Aktuell haben wir drei Windstärken aus Südost. In Ruhe frühstücken wir. Anschließend besprechen wir die Wetterlage mit den Schülern und auch die folgenden Manöver.

1030 – Stephan legt ab und beginnt vor der Schleuse die Wartekreise zu drehen. Ein wenig undurchsichtig ist die Situation schon. Als wir eine Kammer anlaufen wollen, in die vorher ein kleines Boot der Wasserschutzpolizei einlief, wurden wir abgewiesen und zur äußersten Kammer gesandt. Nach einer weiteren halben Stunde Wartezeit können wir endlich einschleusen. Ganz allein in der sind wir in der Kammer. Schon imposant. Zwanzig Minuten später geht die Schleuse elbseitig auf. Eine Digitalanzeige zeigt den Strom an. 3,2 Knoten stromabwärts. Sehr

... Elbwärts ...

… Elbwärts …

eindrucksvoll.

Wir laufen auf die Elbe hinaus und die Eindrücke sind riesig. Schiffe so groß wie Häuser, der breite Strom und die Strömung, welche einen deutlichen Vorhaltewinkel erfordert. Alle an Bord sind sehr beeindruckt.

1315 – Als wir einen günstigen Wind bemerken, beschließen wir zumindest mit der Fock zu segeln. Wind und Strom bescheren uns eine Fahrt über Grund von 6,5 Knoten. In aller Ruhe genießen wir die Segelei nach Cuxhaven, welches wir um 1600 erreichen. Eine Runde noch im

Hafenbecken und zwanzig Minuten später sind alle Festmacherleinen auch zu meiner Zufriedenheit eingestellt.

Wie vor zwei Jahren ist der Vorstand der Liegeplatzvereinigung Cuxhaven, namens Heiko, zugegen und begrüßt die Ostseesegler sehr herzlich. Wir werden eingeladen die Clubräume zu nutzen und selbstverständlich auch die Sanitärräume.

Die Wetterlage geistert immer noch in meinem Kopf herum. Wir werden morgen zwar super nach Helgoland kommen. Bei vier Windstärken aus Südost dürfte dass ein richtiger Spaß werden. Doch leider soll der Wind zunehmen mit fünf Windstärken. Schön gewürzt mit Böen von sieben Windstärken. Am Freitag sollen es sogar sieben Windstärken im Mittel sein und auf West drehen.

Mir ist zum heulen. Der dritte Anlauf Helgoland zu erreichen und wieder steht der Wind zu ungünstig. Wir müssten einen Am-Wind-Kurs bei 1,5 Welle gegenan, in die Elbemündung zurück reiten.

Ich bespreche mich mit Martina, danach mit Susanne und Marcus. An Bord tagt der Kriegsrat. Einziger Tagesordnungspunkt: Sicherheit – Sicherheit und – hatte ich es schon gesagt – Sicherheit. Der gemeinsame Beschluss. Morgen segeln wir noch in der Elbmündung, am Nachmittag geht es wieder in den NOK. Übermorgen Kanalfahrt und danach noch eine schöne Ostseerunde.

Inzwischen hat es angefangen zu regnen. Wir igeln uns unter Deck ein, kochen Tee und machen es uns gemütlich. Aus dem Kriegsrat wird Geplauder. Immer wieder kommen fachliche Fragen auf. Gemeinsam mit Martina bemühe ich mich trotz unserer Traurigkeit auch jetzt noch die Fragen kompetent zu beantworten.

2250 – Eine letzter Blick zum Himmel, dann gehen Martina und ich in die Koje. Beim Einschlafen höre ich noch Stimmengemurmel im Salon. Ich hoffe, dass diejenigen auch bald schlafen. Morgen sollten alle ausgeruht sein.

Stand: 144,6 sm, davon 41,2 gesegelt. (gemäß Logge!)

07. Mai 2014, Mittwoch, Cuxhaven

Wetter DWD vom 07.05.2014 -1200 UTC

Vorhersage bis Mittwochabend:

Deutsche Bucht: Südwest 5, zunehmend 6, später Westdrehend 3, See 1,5 m

Aussichten Deutsche Bucht:

Do 0000 SW-W 5 (7) Do 1200 SW-W 5-6 (7-8); Fr 0000 S 4-5 (6-7); Fr 1200 SW-W 5-6 (7-8); Sa 0000 SW-W 5 (7-8); Sa 1200 SW 5 (6-7)

Aussichten Kieler Bucht:

Do 0000 SW-W 4-5 (6-7) Do 1200 SW-W 5 (7); Fr 0000 S 4-5 (6); Fr 1200 SW-W 5 (7); Sa 0000 SW-W 5 (7); Sa 1200 SW 5 (7)

... in der Navi ...

… in der Navi …

0600 – Ich werde wach. Ich mag noch nicht aufstehen. Also rutsche ich rüber zu Martina, kuschel mich in ihre Schulter und döse noch ein wenig. Jedoch, unbarmherzig werden unsere Bordkameraden der Reihe nach wach. Sie unterbieten sich geradezu sportsmäßig die ersten zu sein, die das Frühstück fertig haben.

Da hilft wohl alles nix. Raus aus dem Schlafsack und rein in die Arbeitskleidung. Beim Frühstück wird der Plan besprochen. Die Wettersituation analysiert und um 0920 legen wir ab.

90 Minuten lang drehen wir unsere Kreise im großen Becken des Amerikahafens. Immer wieder fällt die Boje ins Wasser und wird geborgen. Dabei müssen wir gehörig aufpassen nicht mit einem Bagger und einem ebenfalls übenden Schlepper in Konflikt zu geraten.

1100 – Die Segel werden gesetzt. Bei fünf Windstärken aus Nordwest! Da wir viele Wenden und Halsen trainieren wollen, ist das zweite Reff eher den Armmuskeln zuliebe gewählt. Gleiches gilt die angereffte Fock. Man muss sich die Arbeit nicht schwerer als nötig machen.

... im Manövertraining ...

… im Manövertraining …

Kreuzend hangeln wir uns zwischen den dicken Pötten nordwärts die Elbe hinaus. Ich konzentriere mich darauf die Manöver, das Training und Verkehrssituation nicht aus den Augen zu verlieren. Ein Trainee ist reihum „Segeloffizier“. Martina steht am Ruder und fährt die Wenden auf Kommando. Auf diese Weise wird schnell klar, auch „Ree“ ist ein Kommando. Der Gedanke ist, sich zuerst nur auf das Manöver zu konzentrieren, ohne auch noch „am Rad drehen zu müssen“. Jeder leitet auf diese Weise 10 bis 12 Wenden! Und logischerweise ist auch jeder 10 bis 12 Mal auf jeder anderen Position.

1245 – Nördlich von Scharhörn, an der Fahrwassertonne 12 drehen wir um, um passend zum Stauwasser vor Brunsbüttel an der Schleuse zu sein. 14 Seemeilen liegen nun schon im Kielwasser. Der Wind kommt inzwischen mit sechs Windstärken aus West. In Böen an der Grenze zu sieben Windstärken. Die Entscheidung von gestern, heute zurück zu fahren war definitiv richtig. Ein fader Beigeschmack bleibt. Denn eigentlich, wollten wir nach Helgoland.

Während wir Elbaufwärts segeln erreichen wir als Spitzengeschwindigkeit 10,4 Knoten durch Wasser. Wahnsinn. Ich bin begeistert, vom Schiff und der Crew. Wir versuchen sogar die vor uns motorende „Alexander von Humbold II“ einzuholen. Das schaffen wir allerdings erst, als sie wendet um in Cuxhaven anzulegen.

1550 – Der Wind hat deutlich nachgelassen. Wir reffen aus und können so unsere Geschwindigkeit halten. Inzwischen haben wir drei Knoten mitlaufenden Strom. Schön! Der Wind pendelt zwischen Südwest und Südost. Eine Zeitlang fahren wir sogar einen Schmetterling. Die Fock wir dabei ausgebaumt. Da zu diesem Zeitpunkt wenig Schiffsverkehr auf der Elbe herrscht, nutzen wir die Gelegenheit die Fahrrinne zu queren.

1745 – Wir sind wieder an der Schleuse Brunsbüttel. Und, können direkt einlaufen. Ja wie toll ist das denn?! Also, rein in die Schleuse und eine halbe Stunde später sind wir wieder fest in Brunsbüttel.

Am Abend gehen wir erst einmal duschen. Es gibt auch Zeit für persönliche Gespräche innerhalb der Crew. Martina und ich gehen derweil spazieren und suchen ein Lokal für das Abendessen. Der Abend beim „Kroaten“ war leider nicht so toll. Beim nächsten Mal kochen wir besser

... wir testen unser Ölzeug ...

… wir testen unser Ölzeug …

an Bord.

Stand: 183,6 sm, davon 62,4 gesegelt.

08. Mai 2014, Donnerstag, Brunsbüttel

0600 – Regen prasselt an Deck. Ach wie schön ist es im Schlafsack. Wenn da nicht schon wieder jemand Kaffee kochen würde. Ich verabschiede mich von dem Gedanken auf dieser Reise länger als sechs Uhr schlafen zu können. Da Martina noch zu schlafen scheint, schäle ich mich vorsichtig aus dem Schlafsack und schaue mal nach. Stephan und Marcus stehen grinsend und fröhlich in der Kombüse. So lieb wie die Beiden einen anlächeln, muss man sie einfach lieb haben. Adi und Volker kommen auch langsam aus Ihrem Schrank heraus, dichtauf von Susanne und Yvonne gefolgt, die in der großen Bugkabine residieren. Und so findet es sich, dass bald darauf die komplette Crew lustig schwatzend am Salontisch frühstückt.

0900 – Gerade als wir klar zum Ablegen machen, rauscht ein dicker Regenschauer runter. Die Tropfen sind so groß wie Johannesbeeren und es gibt Duschen, die haben wirklich deutlich weniger Druck. Garniert wird der Starkregen von kleineren Hagelkörnchen. Die Stimmung erreicht zu diesem Zeitpunkt ihren Höhepunkt. Voller Ironie zum Regen brechen alle in Gelächter aus. Da wir allerdings alle dickes Ölzeug tragen, machen wir einfach fröhlich weiter in unserem Manöver. Behutsam dirigiere ich Volker an den Steg der Dieselstation und er fährt einen echt tollen Anleger. Im dicksten Regen. Kaum sind wir fest, ist die Dusche, der Regen, aus!

1045 – Vollgetankt werfen wir die Leinen los und machen uns auf den Weg nach Kiel. Auch die letzte Leine, die sich verheddert noch heftig dagegen wehrte, mit uns die Reise fortzusetzten, lassen wir nicht am Steg zurück. Auf dem Weg gibt es wieder Theorieunterricht. Themen: Motorentechnik, Segeltheorie (Rollanlagen kontra Stagreitersegel und Lattengroß), Wetter, Schifffahrtsrecht.

Jeweils nach einer Lektion Unterricht gibt es eine große Pause. Die wird zum Kochen genutzt, heute gibt es Labskaus. Die Skipperin kocht. Schade, dass Stephan als Vegetarier heute außen vor ist. Doch für ihn haben wir auch was Leckeres geplant. Er wird mit Nudeln verwöhnt.

Labskaus nach Art des Hauses

Labskaus nach Art des Hauses

Unsere Steuerfrauen, Martina und Susanne, sowie Marcus als Hahn im Korb, haben natürlich auch regelmäßig Pause. In den Pausen übernehmen wir anderen das Ruder.

1825 – Wir haben die Schleuse in Kiel passiert. Nun geht es noch unter Maschine die paar Meilen bis Laboe. Volker ist beeindruckt, wie wir die „Intention IV“ trotz auflandigem Wind, rückwärts in die Box drehen. Er kennt nur wenige Leinenmanöver. So kommt ihm das Eindrehen in die Achterspring wie ein Zauberkunststück vor.

1930 – Wir sind fest in Laboe. Wieder im Museumshafen, mit direktem Zugang zur Stadt. Abends reden wir noch über Segelmanöver und MOB-Manöver. Dann ist bald Licht aus.

Stand: 246,8 sm, davon 62,4 gesegelt.

09. Mai 2014, Freitag, Laboe

Wetter DWD vom 09.05.2014 -0300 UTC

Aussichten Kieler Bucht

Fr 1200 SW-W 4; Sa 0000 SW-W 5-6 (7); Sa 1200 W 4; So 0000 SW 4-5; So 1200 SW-W 5-6 (7)

Aussichten Belte und Sund

Fr 1200 SW-W 2-3; Sa 0000 SW-W 3; Sa 1200 W 3-4; So 0000 S-SW 3 (6-7); So 1200 SW-W 4 (6-7)

Schon interessant was der DWD da so sagt. Ich bemühe das Internet und schaue was der Dänische Wetterdienst ergänzt. Die Böen fallen dort geringer aus. Immerhin dürfte es gut gehen unter Land nordwärts in Richtung Sønderborg zu segeln.

Aber heute Vormittag wollen wir erst zum Marine-Ehrenmal. Marcus und Susanne haben es vorgeschlagen. Sie fanden es sehr passend im letzten Jahr und wollten es dieses Jahr wiederholen und haben es der Crew vorgeschlagen.

Alle aus der Crew legen zusammen. Es werden mehr als 50,00 Euro. Davon kaufen wir ein schönes Gedeck für das Marine-Ehrenmal. Der

... in Laboe ...

… in Laboe …

Restbetrag wandert in das Spendenschiffchen der DGzRS.

Als wir zum Mittag vom Ehrenmal zurück kommen, überrascht mich Yvonne mit der Information, dass ihre Kinder krank sind. Sie wird dem Bus gegen 1300 Uhr nach Kiel nehmen und heute abreisen. Bei erkrankten Kindern, kann dies jeder an Bord verstehen. Wir werden die Reise also zu siebt fortsetzen.

1320 – Nachdem wir uns von Yvonne verabschiedet haben, laufen wir aus. Dabei verhängt sich der Kugelfender der Achtern an der Reeling hing zwischen Boot und Pfahl. Mit einem lauten Knall bricht die Fenderleine. Wir fahren das Manöver dennoch zuerst zu Ende. Legen direkt danach am Ostkai in Laboe wieder an und holen unseren Fender zurück. Alles lief komplett in Ruhe ab. Genial reagiert hat Martina, die in Windeseile die Festmacher an Steuerbord für ein Anlegemanöver vorbereitet hat. Sie hat erkannt welches Manöver nun folgen wird und konsequent gehandelt. Es ist richtig schön mit solch einer Co-Skipperin zu fahren. Danke!Auch die Crew ist begeistert, mit welcher Gelassenheit und Ruhe die „kleine Katastrophe“ behoben wird.

1350 – An Tonne 5 der Kieler Förde setzen wir die Segel. Der Wind weht aus Süd mit drei bis vier Windstärken. Die Böen erreichen allerdings obere sechs Windstärken. Wegen der Böen und des achterlichen Windes verzichten wir auf das Großsegel. Nur unter der Fock pendeln wir zwischen sechs und acht Knoten durch Wasser. Einfach toll!

1553 – Wir sind vor Damp. Da noch Zeit ist, üben wir noch MOB´s unter Maschine auf See. Es ist ein anderes Gefühl als im Amerikahafen. Dennoch laufen die Manöver gut. Wir können also nun mehr Zeit in die Segelmanöver investieren. Das freut uns alle.

1650 – Wir sind fest im Hafen von Damp. Abends wird an Bord gekocht und im Anschluss nutzen wir das Schwimmbad im Hafen. Die Idee findet großen Anklang und so toben bald sechs Erwachsene ausgelassen im warmen Salzwasser herum. Den Ausklang des Abends finden wir in einer kleinen Kneipe…

Gegen 2200 sind alle in den Kojen.

Stand: 264,46 sm, davon 72,5 gesegelt.

10. Mai 2014, Samstag, Damp

Wetter DWD vom 10.05.2014 -0310 UTC

Aussichten Kieler Bucht

Sa 1200 SW-W 3-4; So 0000 SW 4; So 1200 SW 6 (7-8); Mo 0000 SW-W 5; Mo 1200 W-NW 5 (7)

Aussichten Belte und Sund

Sa 1200 SW-W 3; So 0000 S 2-3; So 1200 SW 4 (6-7); Mo 0000 SW-W 2-3; Mo 1200 W-NW 3-4

0730 – Beim Morgenmahl gehen wir den Tagesplan durch. Martina kümmert sich um die Wäsche, während wir Hafenmanöver üben. Das O.K. haben wir uns gestern schon vom Hafenmeister geholt. Marcus hilft ihr die Wäsche zur Wäscherei zu bringen. Vier große Tüten muss sie waschen. Es ist echt lieb von ihr, diese Arbeit zu erledigen.

0845 – Wir legen ab. Allerdings bleibt der Motor aus! Wir verholen, zur Übung, die „Intention IV“ nur mit Leinen. Dieses Manöver sorgt schon für einige Verwirrung und auch Bewunderung im Hafen. Rückwärts aus der Box, um die Pfähle herum und längsseits an den Steg. Ohne  jeglichen Stress, ohne laute Worte, jederzeit kontrolliert und das trotz böigen Windes. (Dazu gibt es ein Video)

Es folgen noch mehrere Boxenmanöver unter Maschine. Jeder fährt zwei Manöver vorwärts in die Box. Auch hier wieder alles in Ruhe, ohne Stress. Marcus und Susanne versuchen sich bei den Manövern mit reduzierter Crewstärke. Auch hier kommen wieder bevorzugt Leinen zum Einsatz. So langsam reift die Erkenntnis wie wichtig und nützlich es ist, mit Leinen arbeiten zu können.

1300 – Martina hat inzwischen 4 Maschinen Wäsche gewaschen, getrocknet und zusammengelegt. Wir haben 17 Mal ab- und angelegt. Wieder haben wir einige Hafenlieger verwirrt. „Haben die nen Motorprobelm?!“ wurden Marcus und Martina von einer Bootsfrau gefragt, die beobachtet hatte, dass heute Vormittag so oft Leinen bei uns im Einsatz waren, als sie mit der letzten Lieferung Wäsche zum Boot kamen.

Nachdem wir alle so fleißig waren, gibt es jetzt noch Fischbrötchen und Bratwurst am Stand im Hafen, bevor wir klar zum Auslaufen machen.

1340 – Adi fährt den Ableger und uns aus dem Hafen. Auf See folgen noch ein paar Übungsmanöver und um 1400 setzen wir unter vollen Segeln Kurs auf Sønderborg. Unterwegs wollen wir Halsen üben. Nur, der Wind lässt immer mehr nach. Bis 1600 wechseln sich Motor und Segel kontinuierlich ab. Immer wieder nehmen wir die Fock weg. Das Groß wird dicht geholt und der Motorkegel gesetzt. Sobald wieder ein wenig Wind weht, wird alles wieder aufgeräumt und die Fock gesetzt. Bald darauf beginnt der Tanz wieder von vorne. Wir betrachten es als

... vor der Schleimündung ...

… vor der Schleimündung …

Übungen und ärgern uns deswegen nicht darüber.

1630 – Auf Höhe Bredegrund haben wir endlich konstanten Wind. Kurzeitig reffen wir sogar das Großsegel. Doch ab 1745 können wir konstant mit Vollzeug segeln. Der südwestliche Wind? gestattet einen direkten Kurs auf das Leuchtfeuer Kalkgrund und gegen 1900 drehen wir auf die Ansteuerung von Sønderborg ein. Vorher haben wir vorsorglich das Großsegel geborgen. Nur unter der Fock laufen wir bis in den Hafen von Sønderborg.

Der ist leider brechend voll. Eine Regattayacht verweigert uns längsseits zu gehen. Frustrierend, dabei hätte ihre Swan 53 sicher keine Nöte mit unserer 46-Fuß-Lady gehabt. Also legen wir direkt vor der Brücke an. Der Liegeplatz birgt das Problem dass wir immer um den Bauzaun herum klettern müssen.

Im Anschluss an das Abendessen, Käsespätzle und Salat àlà Stephan, öffnet das Bordkino. Es werden Chips und Cola, respektive Bier und Wein geordert und gegen 2030 startet die Vorführung von „Wind“. Die kommenden 100 Minuten gehören der Liebe, der See und dem American´s Cup. Ein wenig geflasht gehen wir gegen 2230 zu Bett.

11. Mai 2014, Sonntag, Sønderborg

Wetter DWD vom 11.05.2014 -0000 UTC

Aussichten Kieler Bucht

So 1200 SW 6-7 (8); Mo 0000 SW-W 5-6 (7); Mo 1200 W 4-5; Di 0000 W 5; Di 1200 W 4

Aussichten Belte und Sund

So 1200 SW 4 (6-7); Mo 0000 SW-W 3-4; Mo 1200 W 3; Di 0000 W 3-4; Di 1200 W 3

0645 – Der Himmel ist bedeckt, die Wind weht aus Süd-Süd-West mit 3 Stärken, immer wieder regnet es. Wir wollen versuchen heute Eis zu bekommen. Ich habe allen von den berühmten dänischen „Gammeldags Isvafler“ vorgeschwärmt. Unterstützung erhielt ich dabei von Susanne und Marcus, die sich noch sehr gut an Sælskør erinnerten. Also gehen wir nach dem Frühstück erst einmal in die Stadt.

Doch dort stellen wir bald fest: Die Dänen, die sonst am Sonntag durchaus auch die Läden öffnen, ehren den heutigen Muttertag. Gerade einmal ein paar Cafés haben geöffnet. „Gammeldags Isvafler“ bekommen wir heute hier sicher nicht. Denn eigentlich, wußte ich sogar genau wo wir welche bekommen hätten.

Dennoch bummeln wir durch Sønderborg und gegen Mittag tagt der „Kriegsrat“ an Bord, wie wir bei der Wetterlage nun weitermachen. Wir, Martina und ich, wollen Schiffsführer ausbilden. Daher ist es uns wichtig, dass unsere Entscheidungen für alle an Bord nachvollziehbar sind.

Wenn wir es darauf anlegen, könnten wir in 14 Stunden in Heiligenhafen sein. Also haben wir die Möglichkeit, uns in kleinen Etappen zum Prüfungshafen zu segeln. Demzufolge werden wir heute vor Sønderborg Manöver üben und dann mal nach Høruphavn sehen. Soweit der Plan.

1330 – Um ablegen zu können, müssen wir die „Intention IV“ jedoch erst drehen. Denn so nah an der Brücke, wie wir liegen, könnten wir nur durch Eindampfen in die Vorspring ablegen. Da die Lady aber einen starken Radeffekt hat (gut, dass wir aus der Burgstaaken-Erfahrung lernen konnten), würde der und der Wind uns wieder an den Kai bringen. Die Strömung uns aber an die Brücke treiben. Konsequenz: Wir drehen die Lady um. Und, der Motor bleibt dabei aus!

Fünf erstaunte Augenpaare fixieren mich. Niemand kann sich vorstellen, dass das geht. Der Wind drückt mit fünf bis sechs Windstärken das

Manövererklärungen

Manövererklärungen

Boot an den Steg!

Ich erkläre anhand der „Dulcibella“, unserem Schiffsmodell, das Manöver, das Boot nur mit Leinen über den Bug zu drehen. Dabei werden drei Leute am Steg arbeiten und zwei an Deck. Ich werde das Manöver vom Boot aus leiten. Direkt danach ziehen wir uns seefest an und machen uns an die Arbeit.

Susanne, Marcus und Adi gehen auf den Kai. Sie nehmen die Festmacherleinen und beziehen Position. Wir anderen bereiten an Backbord die neuen Festmacherleinen vor und geben die zukünftige Backbord-Vorleine schon außen um das Boot herum an Land. Dann lösen wir die Steuerbordleinen auf der Landseite nach und nach, drücken das Heck heraus und ziehen den Bug weg von der Brücke. Strom und Wind erledigen den Löwenanteil der Arbeit. Während der Drehung werden die Fender umgebaut und auch noch Fotos geschossen.

Die Backbordachterleine wird in Ruhe herum geführt und wir nehmen die nicht mehr benötigten Leinen von Steuerbord zurück an Deck. Eine Achterspring an Backbord noch und schon liegt die Lady an ihrem Platz und schaut in Richtung Hafenbecken.

16 Minuten nach Beginn der Arbeiten, liegt die „Intention IV“ mit der Backbordseite fest am Kai. Alle sind beeindruckt, wie einfach das Manöver war, wie leicht das Schiff sich bewegen ließ und wie gut nun unsere Ausgangslage für das Ablegemanöver ist. Ich freue mich riesig, dass meine Leinenmanöver so gut ankommen.

1437 – Stephan startet den Motor und kann nun ganz leicht, durch Eindampfen in die Achterspring ablegen. Der Strom unterstützt sein Manöver und er Wind, obwohl er mit sechs Stärken auflandig weht, ist aus dem Spiel. Während der Aufräumarbeiten an Deck dreht Stephan Runden.

Die Segel setzen wir noch im Hafenbecken. Das Großsegel wird zweifach gerefft, die Fock steht mit 80%. Und kurz vor 1500 laufen wir unter Segeln aus.

In der Sønderburgbucht werden Manöverkreise gefahren und nachdem alle durch sind nehmen wir Kurs auf die Bucht bei Høruphavn. Auf dem Weg dorthin üben wir Halsen und Q-Wenden. Der Wind hat auf sieben Stärken zugelegt. Zu viel zum Üben unter Segeln. Das Schiff ist im zweiten Reff nicht sicher zu halten. Als es zum Sonnenschuß kommt brechen wir ab. Vor Høruphavn bergen wir die Segel. Wir fahren noch MOB-Manöver unter Maschine. Gerade bei den jetzigen Bedingungen ist das anspruchsvoll. Meine Schützlinge schlagen sich gut. Ich bin echt

Sailing over the Seas

Sailing over the Seas

stolz auf sie.

Nur die Bedingungen im Hafen gefallen mir nicht. Sieben Windstärken, in Böen acht Windstärken, keine schönen Bedingungen zum Anlegen. Der dänische Wetterdienst kündigt für die Nacht neun Windstärken an. Dann der Wind, der die ganze Nacht im Rigg jault. Auch bei den anderen Booten. Und ruhig liegen werden wir dort auch nicht. So fahren wir erst einmal weiter in die Bucht hinein. Zurück kommen können wir immer noch.

Kurz nach 1700 fällt der Anker auf sechs Meter Tiefe, gegenüber Kongshøved auf Position 54° 52,178`N 009° 57,131`E. Es werden Peilobjekte ausgewählt und auch in regelmäßigen Abständen die Peilungen kontrolliert. Nur allein auf das GPS wollen wir nicht vertrauen. Und als Ausbildungsyacht werden natürlich alle terrestrischen Möglichkeiten zur Standortbestimmung genutzt. Mit Marcus und Susanne, unseren angehenden SSSlern übe ich auch noch Horizontalwinkelmessungen mit dem Sextanten.

In der Zwischenzeit entsteht unter Deck ein geniales Abendessen. Und es beginnt ein wirklich schöner und entspannter Abend vor Anker. Kein Wellenschlag, sanfte Bewegungen des Bootes, keine schlagenden Fallen. Es ist einfach schön hier. Ja, das war die richtige Entscheidung nicht mit „Gewalt“ in den Hafen einzulaufen. Die Anhöhe Kongshøved schützt vor dem meisten Wind. An Bord sind nur noch 4 Windstärken fühlbar.

Susanne hilft mir beim lernen. Irgendwie sind wir alle Schüler an Bord. Drei lernen für Ihren SKS, drei weitere für den SSS und ich lerne für den SHS. Der DSV wird begeistert sein, solch eine Lernbegeisterung an Bord. Kurz vor 2300 ist aber Schluss. Die Lichter an Bord gehen nach und nach aus. Alle genießen die ruhige Nacht vor Anker.

Stand: 312,25 sm, davon 100,34sm gesegelt.

12. Mai 2014, Montag, vor Anker Hørup Hav – 52,178`N 009° 57,131`E

Wetter DWD vom 12.05.2014 -0035 UTC

Aussichten Belte und Sund

Mo 1200 W-NW 3; Di 0000 W 3-4; Di 1200 W-NW 4 (6-7); Mi 0000 W-NW 4;

Mi 1200 NW-W 2-3

Wetterprognose dmi.dk

Montag im Laufe des Vormittags Durchlauf eines Windfeldes mit 14 bis 18 m/s. Am Abend im Mittel 8 bis 12 m/s. In der Nacht abflauend auf 4 bis 6 m/s. Am Dienstag im Mittel 8 bis 10 m/s. In der Nacht zum Mittwoch 10 bis 14 m/s.

Es ist schon beeindruckend wir sehr die Wetterdienste voneinander abweichen. Und der DWD liegt nach unseren Beobachtungen am meisten und weitesten bisher daneben. Daher orientiere ich mich schon seit Jahren eher am dänischen Wetterdienst. Leider komme ich da nicht ohne Internet ran.

Im dritten Reff hätten wir gestern, eigentlich, noch gut üben können. Wir haben zwar drei Reffs im Großsegel, aber nur zwei Reffleinen. Aufgrund der dänischen Wetterprognose entschließe ich mich die Reffs im Großsegel umzubinden. Was aber zur Konsequenz hat, das wir dann

Reffs umbinden

Reffs umbinden

nur noch bis zum zweiten Reff ausreffen können. Das liegt an der Länge der Reffleinen.

0800 – Nach der üblichen Morgenroutine finden wir uns an Deck ein. Die Sprayhood wird umgelegt. Dann das Decksluck geschlossen. Nun können wir unsere Einleinenreffsysteme umbinden. Da wir vor Anker immer mit dem Bug im Wind liegen geht das genial einfach. Wir heißen das Großsegel auf, so weit wie nötig. Dann wird aus dem Reff eins das zweite Reff. Das zweite Reff wird zum dritten Reff.

0850 – Der Motor treibt nur die Ankerwinsch an. Das „Ankerauf-Manöver“ fahren wir unter Segeln. Adi steht am Ruder und hält sich tapfer. Martina ist am Bug dabei meinen Hahnepot von gestern auf der Ankerkette aufzulösen.

Zehn Minuten später ist der Anker verstaut, wir fallen ab auf halben Wind und klaren das Deck auf. Dann werden die Segel dicht geholt und im dritten Reff, mit halber Fock erreichen wir 7,5 Knoten Fahrt durch Wasser. Fein!

Jetzt werden Manöverkreise geübt. Im Anschluss fahren wir Aufschießer und Halbwindkurse mit Back stehender Fock. Schrittweise führe ich meine Crew an das Quickstop-Manöver heran.

0948 – Wir beenden die Segelmanöver und kreuzen aus der Bucht heraus. Jeder SKS-Schüler steht einige Kreuzschläge am Ruder. Auf diese Weise entwickeln sie ein Gefühl dafür, wann eine Wende notwendig ist. Die SSS-Schüler überwachen die Navigation. Der Generalkurs liegt anfangs bei 310°, geht über auf 236° und letztendlich 210°. Der Kreuzkorridor ist teilweise nur eine halbe Meile breit.

1100 – Wir haben den Middelgrund passiert und nehmen nun direkten Kurs auf Bagenkop. Der Wind mit vier bis fünf, in Böen sechs Windstärken aus Westsüdwest. Das Großsegel bleibt im dritten Reff, die Fock wird ausgerefft auf 100%. So erreichen wir auf dem Raumschotkurs immer noch 8,2 Knoten Fahrt durch Wasser. Das ist ausreichend. Martina übernimmt die Wache und ich begebe mich in die Kombüse.

1230 – An der Südkardinaltonne des Bredgrundes gehen wir auf Ostkurs. Der Kurs mit achterlich anlaufenden Wellen und fast genau vor dem

Kaffeesegeln? Sicher nicht ...

Kaffeesegeln? Sicher nicht …

Wind ist schwer zu steuern. Besonders für unsere Trainees. Dennoch schlagen diese sich wacker und alle haben einen großen Spaß, auch wenn das Wetter bescheiden ist. Aber eigentlich, ist das Wetter in der dänischen Südsee ganz gut.

Gemeinsam mit Marcus und Susanne, später kommt noch Stephan hinzu, zaubern wir Bratkartoffeln mit Speck und Ei. Stephans Bratkartoffeln natürlich ohne Speck. Die ersten Portionen gehen an die Steuerleute und die Wachhabende. Die halten im Wind und immer wieder einsetzenden Nieselregen tapfer aus. Da ist ein warmes Essen willkommen. Stephan kümmert sich im Wesentlichen heute um die Navigation.

1430 – Das Vermessungsschiff „Alcor“ kreuzt unsere Bahn. Oder wir seine? Naja, so ganz klar war das am Anfang gar nicht. Wir unter Segeln, „Alcor“ mit merkwürdigen Kursen und dann kamen wir uns auf einmal sehr nahe. Die Tagzeichen für ein manövrierbehindertes Fahrzeug haben wir erst sehr spät erkennen können. Klarheit schaffte eine kurze Absprache der Skipper über Funk. Der Kapitän der „Alcor“ war echt freundlich am Funk. Viel Arbeit machte es auch nicht dem Vermessungsschiff die Bahn frei zu machen. Anluven Segel mitführen und weg waren wir. Als Lerneffekt für alle an Bord war diese Begegnung sehr wichtig. Die Tagzeichen Ball-Rhombus-Ball waren von den Seiten und Achtern sehr gut erkennbar. Von voraus jedoch durch die Aufbauten fast verdeckt. So viel zum Thema Theorie kontra Praxis.

1545 – Wir befinden uns vor Bagenkop und jetzt folgen die Quickstop-Manöver. Erst einmal ohne Boje. Aktuell haben wir bereits fast 43sm im Kielwasser. Jeder fährt mindestens drei Quickstop, das macht am Ende beinahe 25 Quickstop-Manöver. Der Wind weht mit vier bis fünf Stärken aus Westsüdwest. Mit dem zweiten Reff und der vollen Fock erreichen wir dabei immer noch sechs bis sieben Knoten Fahrt durch Wasser.

1755 – Wir beenden das Manövertraining. Alle sind erschöpft, wir haben heute 55 Seemeilen hinter uns gelassen. Daher fahre ich den Anleger heute selbst. Im Vorhafen von Bagenkop bergen wir die Segel und laufen im Hafen ein. Ich verschätze mich bei der Breite einer Box und kurz stecken wir zwischen den Pfählen fest. Leider verzieht das ein wenig die Scheuerleiste. Also wieder raus und neue Box gesucht und dort klappt der Anleger tadellos.

Stephan und Marcus reparieren unsere Scheuerleiste soweit mit Bordmitteln möglich. Indessen besorgen Adi und ich endlich „Gammeldags Isvafler“. Das gibt es also nicht nur eigentlich…

Der Abend vergeht mit ausgiebigem Duschen und einem leckeren Mahl, mit dem uns Volker überrascht. Martina und ich stellen der Crew noch eine Tagesaufgabe für morgen. Dabei haben unsere Trainees eine Gruppenaufgabe zu lösen. „Frau Kapitän“ möchte gegen 1500 in Orth/Fehmarn sein. Sie wünscht um 1800 im Piratennest zu Abend zu speisen. Verzögerungen sind inakzeptabel. Die Gruppe wählt Stephan als „Tagesskipper“ aus und die Köpfe glühen bei der Festlegung des optimalen Auslaufzeitpunktes.

Stand: 367,68 sm, davon 155,34 gesegelt.

13. Mai 2014, Dienstag, Bagenkop

Wetter DWD vom 13.05.2014 -0330 UTC

Aussichten Westliche Ostsee

Di 1200 W 4-5, Mi 0000 W-NW 5 (6-7), Mi 1200 W-NW 3-4, Do 0000 NE 2-3, Do 1200 NE 4, Fr 0000 NE 2-3

Wetterprognose dmi.dk

Dienstag im Mittel 6 bis 10 m/s. In der Nacht zum Mittwoch 4 bis 6 m/s. Am Mittwoch zunehmend auf 10 bis 15 m/s. In der Nacht zum Donnerstag 8 bis 10 m/s.

Früh schon köchelt der Kaffee in der Kombüse. Unsere Schüler starten lieber etwas früher. Denn auf keinen Fall wollen sie zu spät in Orth sein. Alle sind wirklich mit Feuereifer bei der Sache.

0815 – Wir legen in Bagenkop ab. Ich stehe zwar am Ruder, halte mich aber zurück. Auf diesem Posten kann ich zwar alles sehen, gerate aber nicht in Versuchung an irgendeiner Leine selbst zu ziehen. Dafür kann ich unauffällig Maschinenunterstützung geben. Das ist aber nicht nötig. Stephan ist konzentriert bis unter die Haarspitzen bei der Sache.

Bei oberen fünf Windstärken ist der Ableger dennoch bald erledigt. Im Vorhafen drehen wir Kreise bis das Deck seeklar ist. Dann werden die Segel gesetzt. Aktuell hat der DWD sogar mal recht. Es weht mit fünf Windstärken aus West. Stephan entscheidet sich für eine defensive Fahrweise und lässt das Groß im dritten Reff und die Fock auf 75% setzen. Getreu dem Motto: „Ausreffen ist leichter, als einreffen.“

0850 – Mit sieben Knoten Fahrt durch Wasser ziehen wir auf Kurs 150° unsere Bahn nach Orth auf Fehmarn. Alle Stunde wird die Position geprüft, Kreuzpeilungen werden gemacht und Susanne hat ihren Spaß am Ruder. Plötzlich und unverhofft ertönt der Ruf „Boje über Bord!“ Niemand hat damit gerechnet. Stephan und ich haben sich nur mit den Augen verständigt. Susanne reagiert sofort, die geht auf Am-Wind-Kurs, die anderen holen die Segel dicht und als wenn Thor auch mitspielen will nimmt der Seegang unpassend zu. Bei sich überlagernden Wellen, im Mittel 1 bis 1,5m hat Susanne die IOR-Boje (Oskar) im zweiten Anlauf gerettet! Eine Spitzenleistung. Mit einem Lächeln fährt sie nun weiter. Dennoch muss sie den schönen Platz nach 45 Minuten frei machen. Es soll jeder seinen Spaß haben.

1230 – 054 24.7 N   010 56.2 E, an der Ansteuerungstonne 2 des Fehmarnsundes bergen wir die Fock. Nur unter dem Groß, im zweiten Reff erreichen wir bei raumen Wind immerhin noch sechs Knoten. Mehr ausreffen können wir nicht. Die Reffleinen sind zu kurz. Doch für das kurze Stück ist das vollkommen ausreichend.

1320 – Die Ansteuerung von Orth/Fehmarn wird noch einmal spannend. Die Segel sind geborgen, nun geht es unter Maschine bei sechs Windstärken aus West in den Hafen. Jetzt macht sich der Düseneffekt bemerkbar. Im Hafen legen wir um 1350 an. Und Martina und ich freuen

... ohne Worte ...

… ohne Worte …

uns riesig, dass die Aufgabe so gut gelöst wurde.

Es war ein herrlicher Segeltag und heute schmeckt das Störtebekerbier besonders gut. Adi und Marcus haben auch noch einen leckeren Kuchen organisiert, dazu gibt es Kaffee. Da das Mittagessen ausgefallen war, genießen alle den Kuchen. Die Runde ist heiter und gelockert. Stephan gibt seine Erkenntnisse weiter. Die Feedbackrunde dauert heute mehr als eine Stunde. Die Gruppenaufgabe wurde glänzend gelöst. Alle sind stolz.

Um den letzten Programmpunkt zu erfüllen, gehen wir nach dem Kaffee ausgiebig duschen und machen uns sogar ein wenig „hübscher“. Ein kurzes Telefonat führe ich noch mit Chris, einem befreundeten Skipper. Der liegt mit seinen SSS-Trainees immer noch in Ærøskøbing und hat mit einer Magenverstimmung zu kämpfen. Dennoch wollen wir versuchen uns morgen in Heiligenhafen zu treffen.

Pünktlich um 1800 sitzen wir im Piratennest und lassen uns das Essen schmecken. Die Stimmung ist ausgelassen und lange wird noch geredet. Erst kurz vor Mitternacht ist Ruhe an Bord.

Stand: 400,65 sm, davon 178,97 gesegelt.

14. Mai 2014, Mittwoch, Orth/Fehmarn

Küsten-Wetter DWD vom 14.05.2014 -0327 UTC

Aussichten Flensburg bis Fehmarn, bis heute Mitternacht:

W 5-6, SH (Schauerböen) Gewitter, später abnehmend 4, Nordostdrehend, Regen

Wetterprognose dmi.dk

Mittwoch bis zum Mittag teilweise 16 m/s. Am Nachmittag abnehmend auf 7 bis 13 m/s. In der Nacht 6 bis 10 m/s. Alles aus West.

0650 – Wind im geschützten Hafen schon mit 21 Knoten. Nach dem Frühstück gehen wir gemeinsam zur Molenspitze und messen dort in der Spitze 29 Knoten, im Mittel 22 Knoten aus West.

Also sprechen wir bis zum Mittag über lokale Wettereffekte, Törnplanung und Segelmanöver.

1200 – Inzwischen hat der Wind abgenommen. Es sind im Mittel 16 bis 20 Knoten aus West. Wir laufen aus und üben MOB unter Segeln. Leider passen die Wellen nicht zum Wind. Es steht eine lästige überlagernde Welle und die Manöver wollen so nicht gelingen.

1700 – Nach vier Stunden anstrengender Übungen, kommt es durch die Umstände und Erschöpfung zu einem ärgerlichen Zwist an Bord.Wir waren alle ziemlich „auf“. Die Nervosität wegen des herannahenden Prüfungstermins stieg. Wir brechen ab und fahren in den Hafen. Es folgt eine klärende Nachbesprechung des Nachmittages und wir beschließen uns heute auszuruhen und morgen erholt weiter zu üben. Alle an Bord reagieren gut, keiner trägt keinem etwas nach. Schnell sind das Crewverständnis und die Harmonie an Bord wieder hergestellt.

1900 – Chris und seine Leute laufen ein. Es werden Erlebnisse ausgetauscht und abends gehen beide Crews gemeinsam in Weinigels Fährhaus. Sogar einen Tisch für 13 Personen haben wir noch reserviert bekommen.

2240 – Der letzte Eintrag im Logbuch lautet. „Vom Essen zurück, klar bei Hängematten.“

Stand: 417,62 sm, davon 192,47 gesegelt.

15. Mai 2014, Donnerstag, Heiligenhafen

Küsten-Wetter DWD vom 14.05.2014 -0327 UTC

Aussichten Flensburg bis Fehmarn, bis heute Mitternacht:

nördliche Wind 3-4, etwas abnehmend, vereinzelt Schauerböen, anfangs Nebelfelder, See 0,5m

0650 – Eine frische Brise, also vier Windstärken aus Nordnordwest. Das bedeutet, unsere Übungsarena liegt geschützt vor Fehmarn. Ausgeruht gehen wir ans Frühstück und der Tagesplan wird besprochen. Wir wollen antizyklisch üben. Da die meisten Schulboote vormittags Hafenmanöver üben, werden wir dort zu diesem Zeitpunkt segeln gehen. Wenn dann am Nachmittag alle raus fahren, gehört uns der Hafen. Die Reffs werden zurück gebunden. So können wir nun auch wieder volle Segel setzen.

0840 – Wir laufen aus und setzen die Segel. Heute klappen die Manöver. Die seltsamen Wellen von gestern sind verlaufen. Jeder muss seine

... MOB - Übungen - realitätsnah ...

… MOB – Übungen – realitätsnah …

drei erfolgreichen MOB-Manöver fahren. Beilieger, Quickstop, Ein- und Ausreffen in Fahrt. Alles läuft heute wie am Schnürchen. Volker hat sich entscheiden keine Prüfung zu fahren. Das ist eine Entscheidung die sehr konsequent ist und meinen vollen Respekt hat.

1330 – Die Segel werden geborgen. Wir laufen ein. Am Steg gibt es erst einmal Mittag. Kaffee und Kuchen. Eine Stunde ist nun Pause.

1430 – Wir legen ab. Nun folgen Boxenmanöver. Vorwärts und Rückwärts in die Box. Drehen auf engem Raum und Rückwärtsfahren. Alles klappt gut. Erneut begeistern die Leinenmanöver, diesmal aber nicht mehr die eigene Crew – für sie ist das ja schon bekannter Stoff –, sondern die Crew des Bootes der Nachbarbox, die mit dem Bugstrahlruder doch ihre kleine Schwierigkeiten hat, immer passgenau vor die Box zu kommen. So können wir um 1730 zur Tankstelle fahren. Für morgen sehen unsere beiden Prüflinge, wenn auch mit Lampenfieber, optimistisch in die Welt.

Abends gehen wir noch einmal in Weinigels Fährhaus. Heute jedoch sind wir unter uns. Und dann, geht’s zum letzen Mal in die Schlafsäcke an Bord der „Intention IV“.

16. Mai 2014, Freitag, Heiligenhafen

Küsten-Wetter DWD vom 14.05.2014 -0327 UTC

Aussichten Flensburg bis Fehmarn, bis heute Mitternacht:

nördliche Wind 2-3, etwas zunehmend, See 0,5m

0845 – Gemeinsam mit Martina gehe ich zur Skipperbesprechung. Vierzehn Boote laufen heute zur Prüfung aus. Da wir direkt nach der Prüfung nach Burgstaaken fahren, werden wir den Prüfer auf See übernehmen und dort auch übergeben. Wir besprechen uns mit den Skippern der anderen Boote und dann geht auch an Bord zurück.

0920 – Wir legen ab und fahren hinaus zur Prüfungsarena. Dort warten wir noch zwanzig Minuten bis wir die Prüfer übernehmen können. Dabei haben nutzen wir die Gelegenheit den anderen Prüfungsbooten bei den Manövern zuzusehen.

Martina steht die ganze Zeit am Ruder und dreht kleine Runden, bis wir das Signal zur Übernahme bekommen. Wir fendern unsere Backbordseite ab und ich fahre unsere Lady vorsichtig an das übergebende Boot heran. Die beiden Prüfer steigen über und die Prüfer stellen sich vor.

Der Ablauf der Prüfung ist natürlich „streng geheim“. Doch so viel darf ich wohl mitteilen. Jeder Prüfling musste ein MOB-Manöver unter Maschine fahren, eines unter Segeln. Ich wies den Prüfer kurz darauf hin, dass wir Raum nach Luv benötigen, damit war ihm auch klar welches

volle Konzentration

volle Konzentration

MOB-Manöver wir fahren werden. Jeder Prüfling musste einen Ort per Kreuzpeilung ermitteln und jeweils einer musste einen Beilieger herstellen, der andere musste eine Halse fahren. Beide Prüflinge wurden fair und freundlich behandelt und keine unlösbaren Aufgaben gefordert.

1130 – Nach Verkündung des Ergebnisses, beide haben bestanden, lassen wir das nächste Prüfungsboot an uns heran gehen. Beide Prüfer verlassen die „Intention IV“ und wir setzen direkten Kurs auf Burgstaaken.

1415 – Wir legen an unserem Liegeplatz im Kommunalhafen an. Jetzt folgt eine spannende Wooling. Alle Sachen müssen innerhalb kürzester Zeit aus dem Boot. Zwei Stunden ist voll Action angesagt, dann sind alle Sachen in den Autos verstaut. Danach erfolgt die Rücknahme der IntentionIV.

Wir stehen am Steg und können es noch gar nicht richtig fassen, dass unsere Reise schon wieder beendet ist. Wir gehen noch einmal gemeinsam essen und dann zerstreuen wir uns. Martina und ich kehren noch einmal kurz auf unsere Lady zurück und noch ein paar Fragen zu klären. Dann verabschieden wir uns auch von Corinna und machen uns auf den Weg nach Hamburg. Wir bleiben noch ein Wochenende in Hamburg, bevor wir weiter nach München fahren.

Die Summen:

  • 209,63 Segelmeilen
  • 233,89 Motormeilen (davon 102 Seemeilen auf dem NOK)
  • 443,52 Seemeilen gesamt
  • 6 Starkwindtage
  • 2 Nachtfahrten
  • 4 Etappen mit mehr als 50 sm am Stück
  • und
  • 2 erfolgreiche SKS-Prüfungen

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PCO Baltic Cup – mit der „Mephisto“ auf der Regattabahn …


 31. Mai 2013 – Freitag, Heiligenhafen

Der heutige Tag war sehr ereignisreich. SKS-Prüfung bei fünf Windstärken, danach tanken, einen „Ersatzfender“ kaufen, da sich unser Kugelfender losgerissen hatte. Kurze Siegesfeier, dann die ersten Abschiede. Nebenbei das Boot aufklaren, reinigen, die Kabinen und Matratzen lüften.

Crewwechsel auf der "Mephsito"

Crewwechsel auf der „Mephisto“

1630 – Gerade wollen Martina und ich zum Einkaufen fahren. Am Parkplatz läuft uns Martin, Martinas Bruder und erstes Regattacrewmitglied, über den Weg.
Nun sind mitten im Übergang vom SKS-Törn zum Regatta-Törn. Während Martina und Martin sich kurz absprechen, wie es weiter geht,  sichere ich schnell einen Tisch fürs Abendessen, in Weinigels Fährhaus.

1815 – Wir sind etwas verschwitzt zurück vom Edeka und Aldi. Es war auch nicht so einfach unser geliebtes „Störtebeker Bier“ zu bekommen. So haben wir „Störti“ und „Flens“ gekauft. Der ganze Kofferraum ist voll mit den Vorräten für die Regattacrew. Jedoch sollen diese für die komplette Regattawoche reichen. Wir werden nicht oft zum Einkaufen kommen, in der kommenden Woche.

Wir schaffen es knapp bis zum Abendessen, mit Unterstützung aller, die Vorräte im Boot zu verstauen. Gerade Andreas, mit seiner Erfahrung der letzten drei Wochen, ist eine wichtige Stütze. Nebenher waschen Andreas, Martina und unsere Schmutzwäsche. Bei drei Leuten kommt schon einen großer Berg Wäsche zusammen.

1955 – Wir haben die Einkäufe an Bord. Unsere Wäsche ist sauber. Die Reste der SKS-Crew und die ersten der Regattacrew treffen sich in Weinigels Fährhaus zum Abendessen. Nicola und Barbara kommen leider erst um 2100 an. Sie werden herzlich willkommen geheißen.

Um 2300 ist auf der „Mephisto“ dann wieder fast jede Koje belegt.

01. Juni 2013 – Samstag, Heiligenhafen

0800 – Frühstückskaffeeduft zieht durch das Boot. Martin hat frische Brötchen organisiert und die letzten kommen von der Dusche zurück. Beim Frühstück wird sich noch über die Erlebnisse der letzten Woche ausgetauscht, die Erwartungen der kommenden Woche werden besprochen und während die verbliebenen SKS-Crew-Mitglieder langsam ihren endgültigen Abschied von der Mephisto nehmen, lernt die Regattacrew ihre „Mephisto“ kennen.

in Heiligenhafen

in Heiligenhafen

Der Wetterbericht sagt für den Abend eine leichte Windzunahme voraus, für die kommenden Tage fünf Windstärken. das kommt der „Mephisto“ entgegen, sie ist ein steifes Schiff, was ordentlich Wind abkann.

0900 – Wir arbeiten uns durch die Besonderheiten der Yacht. Die Vorsegel an Stagreitern zu fahren, ist in heutiger Zeit eher die Ausnahme. Die Arbeit an den Winschen wird geprobt, die Fallen und Schoten ausprobiert, die Segellast im Vorschiff besichtigt und natürlich das große Steuerrad schon mal zur Probe in die Hand genommen.

1000 – Kaum steht Jens, unser letzter noch fehlender Mitsegler, an Bord und hat seine Tasche unter Deck, werfen wir die Leinen los und laufen aus. Kurs Ærøskøbing. Die Eröffnungsfeier beginnt um 19:00 Uhr und bis dorthin sind es noch 45sm – auf direktem Kurs. Der Wind kommt mit drei Beaufort aus West – das heißt Kreuzen. Das Regattatraining beginnt.

Sobald wir offenen Seeraum erreicht haben, setzen wir die Segel: Genua und volles Groß. Dann segeln wir erst ein wenig in Richtung Südwest, bevor wir wenden und auf Nordkurs gehen.

1200 – 54°23,7´N 010° 52,9´E, – der Wind hat stärker aufgefrischt als erwartet. Es sind inzwischen obere fünf Windstärken. Moni geht zum Vordeck und holt die Fock aus der Segellast. Gemeinsam mit Martin und Nicola bereite sie diese an der Reeling zum Setzen vor. Dann bergen wir die Genua, setzen die Fock und sichern die Genua an der anderen Reeling. Das Manöver dauerte nur 15 Minuten und kostete Kraft. Aber wir haben nicht aufschießen müssen und „nur“ 1,5 Knoten Fahrt verloren während der Arbeit.

1230 – Wir laufen wieder volle Fahrt. 7,8 Knoten durch Wasser.

… einsegeln auf dem Weg nach Ærø

1430 – 54° 36,2´N 010° 51,7´E. Der Wind lässt nun deutlich nach, wir wechseln wieder von der Fock auf die Genua, so halten wir immer noch sechs Knoten Fahrt im Boot. Inzwischen liegen fast 32 sm im Kielwasser.

1630 – 54° 43,5´N 010°37,1´E. Wind? Aktuell kaum zu fühlen. Wir bergen die Segel. Fast 41 Seemeilen sind wir nun auf Kreuzschlägen gesegelt. Zwei Wechsel der Vorsegel sind auch dabei gewesen. Nun geht es unter Maschine, mit Marschfahrt, weiter in Richtung Marstal.

1900 – Wir haben die Ansteuerung von Marstal erreicht. In der letzten halben Stunde frischte der Wind doch wieder sehr deutlich auf. Inzwischen haben wir fünf Windstärken aus Nordwest, genau von vorn! Der Motor treibt die „Mephisto“ voran. Da die Fahrrinne nach Ærøskøbing eng und gewunden ist, übernehme ich nun selbst das Ruder. Der Wind nimmt immer mehr zu, in Böen erreicht er nun obere sieben Beaufort, die Wellen im Meyers Grund erreichen trotz der geringen Wassertiefe bis zu 1,5m Höhe. Beeindruckend!

Die „Mephisto“ hat keinen Kartenplotter. Was auf der Ausbildungsfahrt gut war, ist nun ein kleiner Nachteil. Martina postiert sich mit der Karte unter der Sprayhood und weist mich ein. Sie, ist nun der Kartenplotter. Die folgenden 90 Minuten werden anstrengend. Martina hakt jedes passierte Tonnenpaar ab.

Erst um 2130 erreichen wir den sehr vollen Hafen von Ærøskøbing. Der Wind steht auflandig. Es ist, wegen Bauarbeiten, noch enger im Hafenbecken. Dennoch kann ich die „Mephisto“ sanft an die Außenseite einer Baltic51 legen. Es ist genau die Baltic51, mit der Wilfried Erdmann 1989 zwei Mal mit Preisausschreibengewinnern über den Atlantik segelte („Der unmögliche Törn“).

Monica macht sich kurz frisch und flitzt dann zur Eröffnungsfeier des 11.en PCO-Baltic-Cup. Martina und die Crew kümmern sich um das Aufklaren unserer tapferen „Mephisto“. Dann folgen sie mir baldmöglichst nach.

Wir können noch ein paar abschließende Worte erhaschen, uns die Teller füllen und so haben wir noch 30 Minuten der Eröffnungsfeier ergattert.

Stand: 62,9 sm; davon 40,6 gesegelt … Was für ein Tag!

02. Juni 2013 – Sontag, Ærøskøbing

0700 – Der Wind orgelt unvermindert. Wir werden von den Böen immer wieder auf die Baltic51 gedrückt. Für heute sind sechs bis sieben Windstärken angesagt, oder genauer 11-14 m/s, in Böen sogar 18-20 m/s. Ich mache mich mit Martina auf den Weg zur Skipperbesprechung. Da werde ich vom Skipper der Baltic51 angesprochen, dass er gegen 1000 auslaufen möchte. Ich bitte ihn, sich das auf Grund der Wettersituation, noch einmal zu überlegen. Bei der Skipperbesprechung, wird der Start wegen dem Wetter auf unbestimmte Zeit verschoben.

0900 – Der Skipper der Baltic51 erinnert mich, dass er gegen 1000 auslaufen möchte. ich erkläre ihm deutlich, dass ich dies für riskant halte. Denn wenn ich versuche die „Mephisto“, mit ihrem ausgeprägten Radeffekt, von seinem Schiff bei starken auflandigem Wind zu lösen, kann dies nicht ohne Schaden für beide Schiffe abgehen. Es ist auch zu wenig Raum für ein sicheres Manöver vorhanden. Vorerst akzeptiert der Skipper der Baltic51 meine Argumentation.

Inzwischen wird der Start, aufgrund der Windsituation, ein weiteres Mal verschoben. Leider drängt mich der Skipper der Baltic51 nun massiv abzulegen. Er will unbedingt sofort auslaufen.

Ich weise wieder auf das hohe Schadenpotenzial für beide Yachten hin. Der Skipper akzeptiert dies und bleibt bei seinem Wunsch auslaufen zu wollen. Ich gebe nach… und koordiniere alle Beteiligen der drei betroffenen Schiffe. Die „Mephisto“ soll mit Leinen durch den Wind nach achtern versetzt werden. Das Manöver soll mit der Maschine der „Mephisto“ nur kontrolliert gebremst werden. Ziel ist die „Mephisto“ auf die hinter uns liegende Motoryacht zu fieren. Der Wind weht mit ca. sechs bis sieben Beaufort vorlich von Backbord und drückt die „Mephisto“ auf die Baltic51.

10:15 – Ich starte den Motor. Wir fieren die Leinen und lassen die „Mephisto“ langsam achteraus sacken. Die Steuerbordseite der „Mephisto“ ist mit sechs Langfendern und einem Kugelfender abgepolstert.

Die Crew der Baltic51 führt von ihrem Achterschiff eine weitere Vorleine. Jens steht am Steg bereit die neue Vorleine zu belegen. Martin wartet auf der Motoryacht, bereit die Achterleine anzunehmen. Am Bug kümmern sich Andreas und Martina um die Vorleinen und Vorspring. Nicola und Barbara achten auf die Fender an Steuerbord.

Wir lassen uns langsam achteraus sacken, der Wind schiebt kräftig von backbord voraus, so dass ich mit Standgas in Vorausfahrt dagegen halte.

Vom Bug her kommt ein Ruf „Bug ist frei“, daraufhin gebe ich das Kommando „Vorleine fest“. Wir schwenkten nach Steuerbord. Eine Sekunde zu früh… . Unser Ankerbeschlag bleibt am Nirostahl-Pützhalter der Baltic51, welcher am Heckkorb angebracht ist, hängen. bekomme das in diesem Moment gar nicht mit. Mein Augenmerk galt jetzt der sicheren Befestigung der „Mephisto“ am neuen Innenlieger. Ich werde von meiner Crew aber sofort informiert. Kaum sind wir sicher fest, gehe ich zum Bug, um mir ein Bild über den Schaden zum machen und die Schadensregulierung mit dem Skipper dir Baltic51 zu klären. Doch er winkt nur ab. Also kümmere ich mich weiter um unsere „Mephisto“. Leider wirkte dieses spannende Erlebnis noch lange nach… Der edle Nirostahl-Pützhalter ist inzwischen wieder wie neu. Manchmal sollte man einfach bei einem „nein“ bleiben…

1100 – Ich versuche ein wenig zu schlafen. Dazu lege ich mich in die Pilotenkoje im Salon. Doch nach dem aufregenden Vormittag, will mir dies nicht so recht gelingen. Kurz nach 1200 ruft Martina zum Mittagessen.

1300 – Auf der zweiten Skipperbesprechung wird beschlossen, dass es um 1430 einen Start zu einem kurzen Dreieckskurs geben soll.

Vorsegelwechsel

Vorsegelwechsel

Gemeinsam mit Andreas und Nicola schlage ich die Sturmfock an. Die Fock wird in Bereitschaft, klar zum setzen an den Seezaun gebändselt. Der Wind hat ein wenig abgenommen und mehr auf Nordwest gedreht. Unsere Crew ist jedoch keine eingespielte Regattacrew, sondern ein bunt zusammengewürfelter Haufen. Zwei aus der Crew sind Segelanfänger. Also lieber etwas vorsichtiger sein, und weniger Segelfläche fahren.

1400 – Wir machen uns klar zum Auslaufen. Alle sind warm angezogen, Rettungswesten sind angelegt. Ich dampfe behutsam in die Achterspring ein, die Vorleinen werden nach und nach losgeworfen und teilweise auch noch mitgefiert. Als der Bug genug Platz hat, können wir vorwärts den Hafen verlassen.

Vor dem Hafen übergebe ich Nicola das Ruder. Sie muss tüchtig aufpassen in der unruhigen See den Kurs zum Start zu halten. Ich besetzte die Positionen so, wie sich meine Deckshands auskennen. Andreas, als erfahrensten muss ich bitten am Bugkorb das Vorsegel zu führen, Martina koordiniert an den Winschen Martin und Barbara. Jens steht am Mast und wird die Fallen dort durchholen.

Wir setzen unter Landschutz von Drejø die Segel. Dort sind die Wellen kleiner. Andreas wird dennoch gut geduscht, fast schon gebadet, als der Bug in die Wellen eintaucht. Ich bin mir nicht sicher ob er es noch lustig findet. Mitgefühl habe ich auf alle Fälle mit ihm.

Die Segel stehen, wir üben noch ein paar Kreuzschläge bevor es losgeht. Aber pünktlich 1435 gehen wir über die Startlinie.

Die Segelfläche ist mit Sturmfock und Großsegel im zweiten Reff, sicher nicht zu groß. Mit moderater Krängung kommen wir auf dem Am-Wind-Kurs mit fast sieben Knoten gut voran. Das Boot liegt toll am Ruder, und ein ausbrechen ist nicht zu erwarten. An Bord fühlen sich fast alle wohl. Nur zwei haben leichte Magenprobleme.

Immer wieder können wir bei den anderen Booten beobachten, wie sie ausbrechen und in die Sonne schießen. Viele davon segeln dennoch weiter unter Vollzeug. Abends erfahren wir, dass es eine Kollision gab und zwei Boote ihre Segel zerrissen.

Bis zur ersten Wendetonne liegen wir gut im Feld. Dann, auf dem folgenden Halbwindkurs, sind wir zu langsam. Die Sturmfock ist nun wirklich zu klein. Ich beschließe die Beseglung trotzdem beizubehalten. Nach und nach ziehen alle Boote an uns vorbei.

Die nächste und letzte Wendetonne ist schon aufgeräumt, als wir deren Position erreichen. Auf dem folgenden Raumwindkurs reffen wir das Großsegel aus und wechseln auf die Fock. Mit 5,8 Knoten Fahrt über Grund segeln wir gemütlich dem Feld hinterher. Wir passieren die inzwischen nicht mehr vorhandene Ziellinie.

Im Hafen mischen sich in mir Stolz darüber, umsichtig und ohne Schaden an Boot und Crew die Strecke abgesegelt zu haben, mit dem Ärger, so weit abgeschlagen worden zu sein. Da mir Sicherheit schon immer sehr viel bedeutet hat, freue ich mich dann umso mehr, von den anderen Crews für meine Achtsamkeit anerkannt zu werden.

Die anschließende Feier verlassen wir bald. Wir brauchen für morgen eine Strategie. Also beratschlage ich mich mit Martina und Andreas über die Taktik für morgen. Nebenher wird das Abendessen zubereitet. Hier hat Martina die Leitung übernommen.

Gegen 2230 sind die ersten in der Koje. Ein paar „Partymäuse“ werden erst nach Mitternacht kommen.

Stand: 82 sm, davon 59 gesegelt

03. Juni 2013 – Montag, Ærøskøbing

0700 – Der Wind weht draußen mit fünf Beaufort aus Nordwest, als ich mit Martina im Sonnenschein und 16°C zum Duschen gehe. Die Nacht war irgendwie zu kurz um ausreichend Erholung zu bieten. Ich fühle mich ein wenig müde und kraftlos. Andererseits freue ich mich auf den heutigen Tag.

Am Duschgebäude treffen wir auf Helge und ein paar andere Segler, es entwickelt sich ein längerer Plausch. Wetter, Strecke, Strategien und auch allgemeines wird besprochen. Dann ruft aber wirklich die Dusche.

0800 – Das Frühstück steht auf dem Tisch, die letzten kommen aus der Koje. Beim Essen gehen wir den heutigen Plan durch. Wir wollen heute versuchen nicht zu viele Wenden zu fahren. Denn jede Wende kostet Geschwindigkeit. Die Genua wird am Seezaun klar zum Setzen vorbereitet, da der Wind ab dem Mittag nachlassen soll. Wir starten mit der Fock.

Während die Backschafter sich um den Abwasch kümmern, sind Nicola und Andreas gemeinsam mit mir dabei die Vorsegel vorzubereiten. Martina bereitet mit Jens das Großsegel vor.

Kurz nach 0900 laufen wir aus. Der Start ist in dreißig Minuten. Andreas wird sich hauptsächlich um die Navigation kümmern. Martina und Jens lösen sich mit mir am Ruder ab. Barbara, Nicola und Martin werden die Schoten übernehmen.

... auf der ersten Kreuz ...

… auf der ersten Kreuz …

Auf der ersten Kreuz läuft alles super. Wir überholen sogar drei Yachten die vor uns gestartet sind. Doch nach der zweiten Wende, bricht ein Schäkel der unseren Unterliekstrecker führt. Das Großsegel steht nun bauchiger. Wir müssen den Kurs anpassen um die Sache zu sortieren. Zum Glück kein ernsthafter Schaden. Ein Reserveschäkel ist schnell montiert, dann können wir wieder auf Kurs gehen. Inzwischen haben wir drei Plätze verloren.

Eine Stunde und vier Wenden später folgt der Vorsegelwechsel, mit sieben Minuten ein persönlicher Rekord für unsere Crew. Die Genua macht sich auch sofort mit einem Fahrtgewinn bemerkbar. Der Wind lässt immer mehr nach. Wir haben eine fröhliche Stimmung an Bord. Die anderen Boote verlieren wir immer mehr aus den Augen. Sie fahren dichter unter Land. Wir bleiben dennoch bei unserer Strategie. Heute Abend werden wir sehen was es uns gebracht hat.

1500 – 55° 03,6`N 010° 06,3`E. Der Wind ist nimmt deutlich mehr ab, als angesagt. Nun müssen wir uns in Geduld üben. Wir haben noch einen langen, sehr langen Schlag bis zur Ziellinie. Vor uns sehen wir noch drei Boote, die Elise ist eine halbe Meile vor uns. Auch sie hatten sich für lange Schläge entschieden. Gemeinsam ertragen wir unser Schicksal, das uns der Wind zunehmend verlässt. Noch haben wir drei Knoten Fahrt im Boot. Über Funk frotzeln wir mit dem Zielschiff.

1935 – Wir sind echt glücklich dass die „Elektra“ noch auf Ihrer Position ist. Jürgen und seine Crew (Andy und Lutz) erhalten später in Årøsund einen Six-Pack Bier von uns zum Dank.

2105 – Wir sind fest in Årøsund. Es war ein langer Tag. Anfangs anstrengend, später war eher Geduld gefragt.

Stand: 174,1 sm, davon 107,5 gesegelt

04. Juni 2013 – Dienstag, Årøsund

0700 – Ruhiger Wind mit vier Beaufort begrüßt uns heute Morgen. Auch diese Nacht war mit wenig Schlaf gesegnet. Die Feierlaune nach der langen Segelzeit war erstaunlich hoch. Dennoch gehen Martina und ich erst einmal duschen. Dicht auf unseren Fersen ist Nicola. Das Frühstück bereiten wir im Anschluss alle gemeinsam. Unsere „Partylöwen“ sind heute Morgen selbst noch nicht ganz fit.

0830 – Wir verlassen unseren Liegeplatz. Das Leinenmanöver, das die „Mephisto“ aus der engen Box in die Boxengasse brachte, mag einigen etwas „unorthodox“ vorgekommen sein, hat aber dafür richtig gut funktioniert.

Wir haben heute auf der ersten Etappe Rückenwind, danach einen Halbwindkurs zum ersten Tagesziel. Also ist die Genua bereit gelegt, alle anderen Vorsegel sind sauber aufgeräumt in der Segellast im Vorschiff. Martina steuert auf den Start zu und wir fahren eigentlich einen fließenden Übergang in den Start, als wir um 0917 die Startlinie passieren.

Bis zum Erreichen des Schießgebietes bei Brunbjerg ist es eine schöne Regatta. Improvisierte Spinnakerbäume sollen die Schmetterlinge stabilisieren. Andere Boote versuchen mit regelmäßigen Halsen, vor dem Wind zu kreuzen.

Gegen 1100 vernehmen wir Schüsse. Dumpfer, langsamer und härter als Maschinengewehrfeuer, wie man es vom Fernsehen her kennt. Die Regattaleitung wiest alle Boote an auf Kurs 180° zu gehen und das Schießgebiet auf kürzestem Weg zu verlassen. Der kürzeste Weg ist aber für die vorderen Boote der eigentliche Weg aufs Ziel.

Also drehen vier Boote nach Süden ab, während der Rest direkt weiter aufs Ziel zu hält. So richtig glücklich sind wir am Ende mit der Wertung nicht. Doch wir akzeptieren, dass keine Wertungskorrektur vorgenommen wird. Es war halt eine Anweisung die zwei Lösungen zuließ. Und was zählt, ist eben die sportliche Fairness.

... vor dem Segel bergen ...

… Vorsegel setzen …

Um 1157 erreichen wir das Ziel. Diesmal als vorletzte. Wir suchen uns, wie alle anderen Boote einen Ankerplatz und machen Mittag. Das Wasser lockt, so kann ich nicht lange widerstehen. Schnell bin in meinem Badeanzug wieder an Deck. Nicola folgt mir bald. So kommt es, dass bald zwei Badenixen umher tollen und auch auf anderen Booten springen einige in das nicht wirklich warme Wasser.

1300 – Wir holen den Anker auf und bereiten uns auf den zweiten Start vor. Die Wartezeit vertreiben wir uns auf der Wasserfläche hinter dem Startschiff. Immer wieder schießen wir nahezu auf, fallen behutsam wieder ab und tasten uns so im Winkel von 45° zu den anderen startenden Booten an das Startschiff heran. Zwei Minuten vor dem Start fallen wir etwas weiter ab, nehmen Fahrt auf und wir jagen wie ein Pfeil über die Startlinie. Auf den tiefen Am-Wind-Kursen können wir im Feld gut mithalten.

Heute behaupten wir unsere Position im hinteren Drittel des Feldes. Letztendlich schaffen wir es aber dennoch nicht unsere Position bis zur Ziellinie zu halten. Als Vorletzte gehen ins Ziel. Auf diese Leistung der Crew und der „Mephisto“ bin ich stolz. Wir bergen die Segel und fahren unter Maschine in den Hafen der Dyvig.

1600 – Wir sind fest in der Dyvig. Heute ist Bergfest, also machen wir uns Landfein und helfen auch bei anderen Booten aus, ein paar lustige Kostüme für die Skipper herzustellen. Denn die Skipper müssen sich heute in „hübschen Kostümen“ präsentieren. Selbst gebastelt …

Schön war es bei der Siegerehrung die Rote Laterne einmal nicht abholen zu müssen. Die Party zum Bergfest ist gelungen. Ein reichhaltiges – mit besten Leckereien vom Grill und frischen Salaten – gestaltetes Buffet war das erste Highlight. Der „Catwalk der Skipper“ sorgte für eine Menge Spaß und abends dann noch bis spät in die Nacht. Wir nutzten die Geselligkeit zum regen Austausch und auch für interessante Gespräche. Viele der Crews kennen sich untereinander bereits von vorigen Veranstaltungen.

Stand: 177 sm; davon 134 gesegelt

05. Juni 2013 – Mittwoch, Dyvig

0730 – Ich stehe auf dem Steg und genieße die Ruhe. Ich nehme meine Kamera und mache einen kleinen Spaziergang, dabei pflücke ich meinem Schatz auch ein paar Blumen. Langsam drehe ich meine Runde, tanke mentale und körperliche Energie. Meine Gedanken kreisen um die heutige Wettfahrt. Denn der Wind wird heute maximal mit drei Windstärken wehen. Es ist absehbar, dass die „Mephisto“ bei ihrem Gewicht nicht gut in Fahrt kommt. Das wird heute der Tag der kleinen und leichten Boote werden.

0930 – Ich verabschiede Martina. Meine Co-Skipperin tauscht heute mit Stephan ihren Platz auf der „Velares“. Martina mag die kleine Französin ausprobieren. Stephan wird heute der „Erste Offizier“ auf der „Mephisto“ sein. Auch wenn ich Martina heute vermissen werde, freue ich mich darauf mit Stephan zu segeln. Und, ich gönne Martina aus vollem Herzen den Spaß auf dem kleineren Boot.

... ruhiger Regattatag ...

… ruhiger Regattatag …

1030 – Wir laufen aus, setzen nach der Enge die Segel und dann trödeln wir uns zum Start. Auch wenn es fast drei Windstärken sind und wir mit sechs Knoten eine gute Fahrt im Boot haben. Die anderen sind eben schneller.

Wir machen das Beste aus der Situation und haben dennoch unseren Spaß. Wir haben tolles Wetter, genießen das segeln und als wir mit einem Aufschießer über die Ziellinie kommen, um einen weiteren Kreuzschlag zu sparen, sind fünf schöne Stunden vergangen.

1700 – Wir bergen die Segel und fahren langsam in den Hafen von Augustenborg. Zur Siegerehrung stehen also für uns wieder die Rote Laterne und Feiglinge für jedes Crewmitglied bereit.

Nach dem Duschen gehen wir noch grillen, mit der Crew der „Velares“. Es wird ein langer und schöner Abend.

Stand: 209 sm; davon 157 gesegelt

06. Juni 2013 – Donnerstag, Augustenborg

0600 – Es ist Windstill im Hafen, als ich aus der Koje klettere. Martin ist unterwegs und „jagt“ Brötchen. Ich beschließe Kaffee zu kochen, bald schon unterstützen mich Jens und Martina. Da der Start um 1140 südlich von Sønderborg stattfinden wird, werden wir unterwegs zum Start frühstücken.

0745 – Wir legen ab und unter Maschine fahren wir in Richtung Sønderborg. Ich genieße es allein am Ruder zu stehen und unser Boot durch die morgendliche Ruhe zu steuern. Vor, neben und hinter uns – die anderen Regattaboote. Martina organisiert die Frühstücksroutine unter Deck.

0900 – Martina löst mich am Ruder ab. Ich esse einen Happen und bald schon sind wir an der Brücke vor Sønderborg.

1000 – Wir machen am Holzbollwerk kurz fest. Für ein Eis ist noch Zeit. Unser Start ist erst in neunzig Minuten. Also nutzen einige sogar die Chance für einen kurzen Stadtbummel.

1120 – Wir legen ab, setzen die Segel und fahren zum Start. Auch wenn wir guten Wind haben und mit streckenweise bis zu 8,5 kn Fahrt unterwegs sind, kommen wir jedoch nicht hoch genug an den Wind. Wir verlieren mit jedem Kreuzschlag Gesamtweg. Unser Wendewinkel ist einfach zu groß. Der Wind kommt genau aus Osten, und dort, wollen wir hin.

... Regattalalltag ...

… Regattalalltag …

Immer mehr sacken wir zum Ende hin durch. Wir nehmen es sportlich und geben nicht auf. Es freut uns zu sehen, dass die „Elektra“ wirklich auf der Zielposition wartet bis wir vor Ort sind. Nach einer Woche Regatta war die Crew soweit zusammen gewachsen, dass wir auch bei fünf Windstärken mit der Genua fahren konnten. Jeder Handgriff saß und jeder wusste was zu tun war. Nur, heute war der letzte Tag.

1800 – Wir sind fest in Damp. Der Eintrag im Logbuch „Ever last ship home!“ ist mein Ausdruck von stolzer Trauer. Stolz darauf nicht aufgegeben zu haben. Stolz darauf, keinen Bruch gemacht zu haben und die bunt gemischte Crew sicher durch die Regatta geleitet zu haben.

Wir machen uns hübsch und gehen zur Abschlussfeier.

Stand: 259 sm; davon 195 gesegelt.

07. Juni 2013 – Freitag, Damp

0600 – Nieselregen begleitet den Abschied der „Mephisto“ als wir uns bei Windstille aus dem Hafen schleichen. Die 42 sm bis nach Heiligenhafen fahren wir unter Maschine. Es ist fast schon irrsinnig. Kein Luftzug und die See wie Blei.

Konstant röhrt der Diesel und wir fahren mit 6,5 Knoten über die blanke See. Sieben Stunden lang. Dabei frühstücken wir die Reste an Bord, dann räumen wir auch schon ein wenig auf.

1300 – In Heiligenhafen tanken wir noch Diesel nach. Den meisten haben wir heute verbraucht. Dann liegt die „Mephisto“ in ihrer Box.

Wir nehmen uns Zeit alle Sachen aus- und aufzuräumen. Der komplette Nachmittag vergeht damit. Andreas, Barbara und Jens starten heute noch in Richtung Heimat. Gerade von Andreas verabschiede ich mich in aller Ruhe. Wir haben vier Wochen gemeinsam auf See verbracht. Er ist für mich schon zu einer Art Bruder geworden.

... Abends im Hafen ...

… Abends im Hafen …

Die letzte Nacht an Bord, sind wir zu viert. Martin und Nicola sind noch bei uns.

Stand: 301 sm; davon 195 gesegelt.

08. Juni 2013 – Samstag, Heiligenhafen

0800 – Die Rückgabe des Bootes an Herrmann ist eher ein kollegiales Gespräch. Es fällt mir schwer mich wieder an den Gedanken zu gewöhnen am Dienstag wieder im  „Buisness Dress“  im Lehrsaal zu stehen. Ich war gerade fünf Wochen in Folge an Bord. Martina fährt inzwischen Martin zur Leihwagenstation.

Als sie gegen 0900 wieder zurück ist, spazieren wir beide noch ein wenig durch Heiligenhafen. Wir können beide nicht einfach so loslassen. Auch wenn es für mich im Juli in Holland wieder an Bord geht, macht sich Wehmut im Herzen breit.

Ganz behutsam nehmen wir Abschied, von der Ostsee, Heiligenhafen und vor allem, von der „Mephisto“.

Danke, alte Lady!

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Hafentango im Schatten der Passat


10. Mai 2013 – Freitag, Heiligenhafen

1900 – Ich habe meine Sachen an Bord der „Silvie“, einer 31er Bavaria cruiser aus dem Baujahr 2008 gebracht. Irgendwie kam mir die „Silvie“ klein vor, doch daran würde ich mich sicher bald wieder gewöhnen. Ich machte es mir in der Achterkabine bequem und gehe noch auf einen Drink in eines der zahlreichen Lokale vor Ort.

11. Mai 2013 – Samstag, Heiligenhafen

0730 -Der Wind weht aktuell schwach aus Südwest. Die Luft ist warm. Ich gehe erst einmal duschen. Anschließend suche ich mir einen

Unterricht an Bord (Moni und Andi)

Unterricht an Bord (Moni und Andi)

der Bäcker und organisiere mir mein Frühstück. Eine Streuselschnecke und ein mit Käse und Salami belegtes Baguettebrötchen, dazu Kakaomilch. Lecker.

Gegen 0830 beginne ich die „Silvie“ in Augenschein zu nehmen. Mängel kann ich keine am Boot ausmachen. Ich habe schon lange keine so gut gepflegte Yacht übernommen.

1230 – Andreas und Silke melden sich am Telefon, sie benötigen eine kurze Einweisung, wo genau der Parkplatz am Yachthafen ist. Kurz darauf sind wir schon damit beschäftigt ihre Sachen an Bord zu bringen. Silke hat viele eigene Lebensmittel dabei. Ihre Allergien zwingen Sie zu einer, für Außenstehende anstrengenden, Diät.

Danach geht’s los, wir lernen die „Silvie“ in aller Ruhe kennen. Welche Leine ist wofür, wie funktionieren die Winschen, wie gehen die Segel hoch und wieder runter. Dann die Funktionsweise des GPS, des Funks sowie des Motors. Was machen wir bei Feuer, Person über Bord, Wassereinbruch. Fast vier Stunden sind wir befasst mit all den Erklärungen. Danach gehen wir noch ein wenig Einkaufen. Anschließend überlegen wir, was wir diese Woche mit dem Boot anfangen wollen.

2000 – Der Abend endet in Weinigels Fährhaus. Es war für Andreas und Silke ein langer Tag.

12. Mai 2013 – Sonntag, Heiligenhafen

0630 – Wind aus Südsüdost mit Stärke drei. Am Himmel nur leichte Cirrusbewölkung, die Luft riecht rein, ist aber noch kalt.

0715 – Kaffeeduft und der Geruch von frisch gebrühtem Tee zieht durch das Boot. Während des Frühstücks besprechen wir die Wetterlage. Nebenbei hören wir Kapitän Reiner Dietzel auf DP07. Diesen Kult, finde ich, sollte jeder Ost- und Nordseesegler kennen. Zusätzlich ist es eine gute Möglichkeit Wetterinformationen zu erhalten. Und das Hauptziel unserer Reise, ist eine praxisnahe Ausbildung.

0920 – Nach dem Abwasch ziehen wir uns warm an. Dann lösen wir die Leinen und verlassen den Yachthafen in Heiligenhafen. An der Tonne Heiligenhafen-Ost beginnen wir mit Übungen unter Maschine. Drehen, Achten fahren, Aufstoppen. Ein MOB-Manöver. Dann setzen wir die Segel. Ich fahre ein paar Wenden und Halsen, bewusst auch eine „Patenthalse“ um die Ursachen und Risiken des Manövers zu zeigen. Dann setzen wir Kurs auf den Fehmarnsund.

1130 – Wir haben das Fahrwasser des Fehmarnsund hinter uns gelassen. An Tonne G13 gehen wir auf 125° – Kurs Wismar. Der Wind weht mit vier Stärken aus Südlichen Richtungen. Ein schöner „Am-Wind-Kurs“. Mit fünf bis sechs Knoten, Fahrt durch Wasser, rauschen wir voran. Abwechselnd steuern Andreas und ich. Zwischenzeitlich versucht sich Andreas auch im Navigieren. Silke hat Ihren Spaß an Deck, geht Ausguck und versorgt uns beide mit Naschereien und Getränken.

1400 – Silke bekommen die Schiffsbewegungen am ersten Tag nicht gut. Da Ihr das Essen nicht schmeckt und eine Unterzuckerung zu befürchten ist, das Boot in der Dünung rollt und bei mittlerweile zwei Windstärken nur sehr langsam voran kommt, beschließe ich lieber unter Maschine nach Wismar zu fahren. Auch Andreas ist besorgt um seine Frau. So versuchen wir beide nun baldmöglichst nach Wismar zu kommen.

1550 – Im Fahrwasser der Wohlenberger Wiek haben sich die Wellen deutlich gelegt. Silke geht es deutlich besser, sie hat auch etwas essen können. Dadurch steigt die Stimmung an Bord deutlich. Sie lächelt auch schon wieder.

1730 – Wir sind fest in Wismar. Am Wasserwanderrastplatz haben wir direkt neben der Wasserschutzpolizei ein lauschiges Plätzchen gefunden.

Hafen Wismar

Hafen Wismar

Während eines Spazierganges erkläre ich Silke wodurch Seekrankheit entsteht und was diese begünstigt. Aufgrund ihrer Allergie ist sie leider anfälliger dafür Silke beschließt mit einer höheren Dosis Antihistaminika sowie Magnesium dagegen anzugehen.
Magnesium ist wichtig für die Zusammenarbeit von Nerven und Muskeln. Das Gehirn/Nervensystem muss durch die ungewohnten Schiffsbewegungen eine enorme Anpassungsleistung erbringen. Anlass hierfür sind sich widersprechende  Informationen an unsere Orientierungssinne. Einen Versuch ist es allemal wert.

Abends bruzeln wir uns etwas Leckeres zu Essen an Bord. Dann klönen wir noch lange.

Stand: 39,8 Seemeilen, davon 19,5 unter Segeln

13. Mai 2013 – Montag, Wismar

0845 – Wind aus Südwest mit drei Beaufort. Nach dem Frühstück gehen Andreas und ich zum Einkaufen. Der Edeka ist ein ordentliches Stück weg. Als wir zwei Stunden später wieder kommen, hat sich Silke mit Antihistaminika und Magnesium geimpft und erwartet uns freudig, bereit zum segeln.

Anleger zu zweit

Anleger zu zweit

Also, machen wir klar zum Auslaufen.

1140 – Wir beginnen mit ein paar Hafenmanövern, auch um Frischwasser zu bunkern. Doch der Wasserschlauch erweist sich letztendlich dann doch als zu kurz. Silke macht schöne Bilder von unserem Manöver.

1235 – Wir sind im Vorhafen, haben die Segel gerade gesetzt und fahren Raumschots in der Fahrrinne, als uns eine Böe mit fast sieben Windstärken erwischt. Der Sonnenschuss ist nicht mehr aufzuhalten.Wir bergen das Großsegel und fahren nur mit der Genua weiter. Der Wind ist böig mit fünf bis sieben Windstärken aus Südwest.

Die folgenden Stunden genießen wir eine flotte Fahrt entlang der Küste nach Westen. Leider dreht der Wind im Laufe des Nachmittags immer mehr auf West-Süd-West und wir können den Kurs von 265° nicht mehr halten. Immer mehr müssen wir nördlicher abfallen.

In der Lübecker Bucht versuchen wir zu kreuzen. Nach einigen Kreuzschlägen geben wir auf. Wir machen einfach zu wenig Raum nach Süden gut. Wir motoren in die Trave hinein, im Passathafen finden wir um 1740 direkt unter dem hohen Heck der Passat einen schönen Liegeplatz.

Der Abend an Bord wird lustig und sehr lang. Andreas schaut super aus, mit seinem Australischem Hut und seiner schwarzen Jacke. Er

Andreas - einfach toll

Andreas – einfach toll

kommt auf den Fotos richtig gut rüber.

Stand: 68,8 Seemeilen, davon 43,5 unter Segeln

Monica und die Glocke

Monica und die Glocke

14. Mai 2013 – Dienstag, Travemünde

0840 -Die Nacht über hat es geregnet. Nun kommt die Sonne raus. Wir gehen duschen, frühstücken und ziehen uns an. Kurz vor zehn Uhr machen wir uns bereit das Segelschiff „Passat“ zu besichtigen.

Fast drei Stunden lang sind wir an Bord des stolzen Segelschiffes. Wir haben die Zeit auch für die Vermittlung von

Silke am Ruder der Passat

Silke am Ruder der Passat

Hintergrundwissen genutzt. Es ging um Navigation, Aufbau der Takelage, Schiffbau und ein wenig die Geschichte der Seefahrt.

Während des Mittagessens planen wir die weitere Reise. Es fällt der Beschluss heute Hafenmanöver zu üben und anschließend nach Neustadt/Holstein zu fahren.

1410 – Wir legen ab für die Hafenmanöver. Vorwärts in die Box, rückwärts in die Box, wenden auf engem Raum. Anschließend nehmen wir Kurs auf die offene See.

1520 – Wir setzen die Segel. Doch der Wind, der gestern so schön wehte, lässt uns im Laufe des Tages stetig nach. So bergen wir um 1710 letztendlich die Segel. Die letzten Meilen fahren wir in Ruhe unter Maschine. Während Silke steuert, navigiert Andreas uns nach Neustadt hinein.

In Neustadt/Holstein

In Neustadt/Holstein

1840 – Wir haben in Neustadt fest gemacht, genau gegenüber vom Studio Eins der Küstenwache.

Den Abend verbrachten wir mit einem Spaziergang und einem ausgiebigen Abendessen im einem kroatischen Lokal in Neustadt. Silke stresst den armen Inhaber mit ihren „Sonderwünschen“. Dabei wollte Sie doch nur ein einfaches Putenschnitzel, nur mit Salz gewürzt.

Abends kann ich noch lange mit meiner Liebsten telefonieren. Frierend beende ich jedoch nach vierzig Minuten das Gespräch, da es Abends leider immer noch rasch kalt wird.

Stand: 82,1 Seemeilen, davon 48,6 unter Segeln

15. Mai 2013 – Mittwoch, Neustadt/Holstein

0800 -Als ich den Kopf aus dem Niedergangsluk strecke, kommt mir richtig warme Luft entgegen. Die Sonne scheint und wir beschließen draußen, im Cockpit zu frühstücken. Ich begleite Andreas zum Bäcker, genau 20 Meter vom Boot entfernt. Dort versorgen wir uns mit allen Leckereien die uns einfallen. Nach dem Frühstück holen wir uns noch einen Cappuccino.

0840 – Andreas fährt einen butterweichen Ableger. Durch Eindampfen in die Achterspring dreht er die Nase vom Steg weg, dann das

Segel setzen - auch Tango

Segel setzen – auch Tango

Boot in Richtung offene See und wir fahren leise und langsam hinaus in den Sonnenschein. Das Wasser glitzert und die Luft ist herrlich mild. Endlich merkt man die Kraft des Frühlings.

0900 – Wir setzen die Segel. Der Wind weht noch schwach aus Ostsüdost. Wir lassen uns gemütlich vom Wind voran schieben. Anfangs

mit drei Knoten Fahrt durchs Wasser. Später, als der Wind auffrischt, erreichen wir sechs Knoten Fahrt.

1100 – Wir empfangen einen Mayday. Bei Heiligenhafen wird ein Mann-über-Bord-Notfall gemeldet. Alle Yachten und Schiffe in der Nähe werden aufgefordert zu helfen. Wir selbst sind jedoch viel zu weit entfernt um helfen zu können. Also segeln wir weiter nach Norden.

1320 – Das Leuchtfeuer Dahmeshöved liegt an Backbord querab. Wir ändern den Kurs auf 010°. Nun können wir auf Halbwindkurs regelrecht rasen. Fast sieben Knoten durch Wasser erreichen wir. Für die kleine „Silvie“ ist das nahezu Rumpfgeschwindigkeit.

Silke hat inzwischen vollen Spaß am Segeln. Sie löst mich und Andreas regelmäßig beim Steuern ab. Andreas navigiert, trimmt die Segel, steuert. Das volle Programm. Er lernt schnell und wird immer sicherer.

1620 – Wir haben die Fehmarnbeltbrücke wieder passiert. Nun bergen wir die Segel und fahren in den wirklich gemütlichen Hafen von

Pause in Orth

Pause in Orth

Orth auf Fehmarn. Andreas fährt einen schönen Anleger und wir genießen die Stimmung in diesem schönen Hafen.

Auf dem Weg zum Hafenmeister verfallen Andreas und ich noch der Verlockung eines Cafés. Ein Stück Aprikosenkuchen und ein Cappuccino muss sein.  Das Abendessen nehmen wir im „Piratennest“. Mir hat es gefallen, Andreas und Silke fanden es nicht so toll.

Was wir in Orth auch gleich noch erledigen konnten, war die Wäsche. Zwei Maschinen haben Silke und ich gewaschen. Das war wirklich praktisch. Vom Boot zur Waschmaschine sind es nicht einmal 30 Meter gewesen.

Gegen 2200 sind dann endlich alle Sachen wieder trocken und sauber an Bord. Die Zeit des Wartens habe ich genutzt um nach Hause zu telefonieren.

2230 – Licht aus an Bord. Bald sind nur noch die ruhigen Atemzüge der Schlafenden zu hören.

Stand: 117,3 Seemeilen, davon 80,9 unter Segeln

16. Mai 2013 – Donnerstag, Orth/Fehmarn

0900 – Ein paar „Simpsonswolken“, auch Cirrocumulus genannt, am Himmel. Sonst scheint die Sonne, dazu 16°C. Herrlich. Es ist so

Übungen in Orth/Fehmarn

Übungen in Orth/Fehmarn

schön hier. Aber wir sind hier um zu üben und zu lernen. Somit heißt es nun: „Klarmachen zum Ablegen“.

1000 – Wir fahren zum ersten, von einem guten halben Dutzend Mal, aus der Box, drehen im Hafenbecken oder im Stichkanal unser Boot und fahren danach direkt wieder in die Box. Erst vorwärts, danach rückwärts. Andreas am Steuer, ich an den Leinen, Silke macht Fotos, vom Boot aus und vom Steg her.

1200 – Wir machen fest zur Kaffeepause. Anschließend heißt es aufräumen, denn nun wollen wir auf See üben.

1300 – Wir verlassen Orth/Fehmarn. Vor dem Hafen gehen die Segel hoch. Nun heißt es fast vier Stunden lang. „Klar zur Wende…“ oder „klar zur Halse!“. Hinzu kommen Beidrehen, Ein-und Ausreffen in Fahrt, Q-Wenden und Aufschießer. Abwechselnd stehen Andreas oder

Manöverdrill vor Fehmarn

Manöverdrill vor Fehmarn

ich am Ruder, der jeweils andere Part bedient die Schoten.

Silke genießt die Show und das tolle Wetter. Dazu unterstützt Sie uns und geht Ausguck,  so dass wir niemanden mit unseren Hin- und Hergequirle in die Quere kommen.

1620 –  Wir beenden die Segelmanöver, bergen die Segel und fahren wieder nach Orth. Der Hafen hat es uns wirklich angetan. Heute Abend genießen wir das Essen jedoch beim Griechen. Den befinden alle wirklich sehr gut.

Stand: 131,1 Seemeilen, davon 92,0 unter Segeln

17. Mai 2013 – Freitag, Orth/Fehmarn

0800 – Ein letztes Frühstück an Bord der „Silvie“. Noch ein paar Mal den Kopf anstoßen, mit der Schulter am Schapp anrennen, und sich im Cockpit herum zwängen. Doch irgendwie haben wir alle drei die kleine Lady inzwischen sehr lieb gewonnen.

Draußen weht ein östlicher Wind mit drei Windstärken. Welle nicht vorhanden.

In aller Ruhe machen wir klar Schiff und um 0930 verlassen wir unseren Liegeplatz in Orth. Vor dem Hafen setzen wir die Segel und

eine letzte Wende

eine letzte Wende

lassen es sehr ruhig angehen – die letzten Meilen nach Heiligenhafen.

Wir schauen den SKS-Prüfungsbooten ein wenig zu und bergen an der Tonne Heiligenhafen-Ost die Segel. Unter Maschine fahren wir langsam in den Hafen, tanken – gerade einmal 20 Liter Diesel benötigen wir – und um 1210 sind wir in unserer Box wieder fest.

In aller Ruhe packen wir unsere Sachen. Wir bereiten uns auf den Umzug auf die „Mephisto“, einer GibSea442,  vor. Die ist allerdings noch nicht fertig. Somit müssen wir uns noch gedulden.

1430 – Wir sitzen im Hafenrestaurant und lassen uns unser spätes Mittagessen schmecken. Silke überfordert wieder die Bedienung mit ihrer wirklich einfachen Bestellung. Es ist faszinierend wie schnell man Menschen durcheinander bringen kann.

1730 – Endlich können wir auf die „Mephisto“ unser „Zu Hause“ für die kommenden drei Wochen umziehen. Wir packen unsere Sachen in die neuen Kabinen, ich hole Tinas Sachen aus unserem Auto. Das stand die letzte Woche allein am Parkplatz, dort wird es auch noch ein paar Wochen stehen müssen.

Den Abend nutzen Andreas und ich uns schon ein wenig die Mephisto anzusehen. Die Übergabe erfolgt durch Herrmann, einen echt lieben und kollegialen Bootsmann. Als wir endlich fertig sind, ist es zu spät zum essen.

2130 – Gemeinsam mit Andreas und Silke fahre ich nach Oldenburg/Holstein um Tina vom Bahnhof abzuholen. Andreas sieht auf diese Weise wo er am kommenden Tag hin muss um Silke zum Bahnhof zu bringen. Ich freue mich, die Beiden dabei zu haben.

Zwanzig Minuten warten wir am Bahnsteig, dann ist Tina endlich da. Schön sie endlich in den Arm zu nehmen. Auf dem Rückweg nach Heiligenhafen fahren wir noch am MC Donalds ran, um Abendbrot zu holen.

An Bord der „Mephisto“ wird der Abend noch lang. Wir stoßen auf Tinas erfolgreichen Abschluss als Rettungsschwimmerin an und

Die "Mephisto" mit voller Beflaggung

Die „Mephisto“ mit voller Beflaggung

schwatzen noch lange. Erst gegen 0100 gehen wir am Samstag zu Bett.

Stand: 137,8 Seemeilen, davon 96,8 unter Segeln

18. Mai 2013 – Samstag, Heiligenhafen

0800 – Früh stehen wir auf, wenn man bedenkt wann wir ins Bett gegangen sind. Allerdings steht uns heute auch viel Arbeit bevor. Tina will noch das Boot ansehen, das ist wichtig. Wir müssen einkaufen und Silke muss zur Bahn.

Naja, hier endet auch der Reisebericht der „Silvie“ und wie es auf der „Mephisto“ weiter geht, ist ein anderer Bericht.

mehr Bilder hier         Video auf Youtube

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Nie wieder frieren … !


Sonnabend, 27.04.2013 – Kiel – Schwentine, Ambientehafen

0800 – Frühstück allein an Bord. Ich mache mir Porridge und Schwarztee. Dazu ein schönes Buch, im Hintergrund läuft NDR2. Ein schöner Morgen. Im Boot ist es warm. Der gestrige Regen hat in der Nacht aufgehört. Nun scheint die Sonne und es verspricht ein schöner Tag zu werden.

Die Wetterprognosen kündigen für heute eine milde Brise aus West an – also bestes Segelwetter. Besonders für den Auftrag Franks Frau zum Segeln zu verführen.

1100 – Frank meldet sich am Handy. Die beiden haben den Weg zum Hafen allein gefunden. Meine Wegbeschreibung und google-Maps haben also ausgereicht. Nun gehe ich vor zum Kai und nehme die Beiden in Empfang.
Linda begrüßt mich offenherzig. Ja – und Frank habe ich vor lauter Wiedersehensfreude erst mal geknuddelt.

Nachdem das Gepäck an Bord ist und der erste Kaffee getrunken wurde, gehen wir noch zum Netto, die restlichen Einkäufe erledigen. Dann noch fix die Rettungswesten und Toilette erklärt und um kurz nach ein Uhr werfen wir die Leinen los.

1340 – Der Wind auf der Kieler Förde ist richtig launisch. Alle paar Minuten kommt er aus einer anderen Richtung. Auch schwankt die Windstärke sehr stark. Wir arbeiten uns kreuzend bis nach Laboe vor. Dann schläft der Wind ein. Die ersten zehn Segelmeilen haben wir auf der Logge. Ab nun tuckert der Motor. Ruhig schiebt uns der der Dieselmotor weiter in Richtung Dänemark.

Linda verzieht sich gegen 1500 zum schlafen in die Koje. Der lange Tag zeigt seine Wirkung. Der Dieselmotor lullt sie konsequent in den Schlaf.

1830 – 54°35,2´N 010°26,6´E – Wir konnten schon in der letzten Stunde eine minimale Windzunahme bemerken. Nun frischt der Wind stetig auf, so dass wir kurz vor 1900 den Motor ausmachen und unter angerefften Segeln in Richtung Bagenkop regelrecht übers Wasser zu fliegen scheinen. Bei stetigen 18 Knoten Wind aus West erreichen wir fast 10 Knoten Fahrt durchs Wasser.

Bei einsetzender Dämmerung sichern Frank und ich uns mit den Lifelines und die schöne Stimmung des Sonnenuntergangs fängt uns ein. Wir segeln noch einmal 12 Seemeilen. Erst kurz vor Bagenkop bergen wir die Segel. Da sich inzwischen doch eine kurze und unruhige Welle aufgebaut hat, bereiten wir die Festmacherleinen und Fender im Vorhafen vor.

Wir schleichen uns nahezu lautlos, in den Hafen und unsere Box hinein. Kein lautes Kommando ertönt als wir festmachen. Frank kümmert sich um die Vorleinen, die Achterleinen übernehme ich.

2045 – Wir  haben gerade das Landstromkabel angeschlossen, als Lindas Kopf im Niedergang auftaucht. Überrascht bemerkt sie, dass wir bereits in der Box und im Hafen sind.
Kaum zehn Minuten später brutzeln die vorbereiteten Bratkartoffeln und Schnitzel und bis 2200 sind wir nun mit dem ausgiebigen Abendessen beschäftigt.

Stand: 35,3 Seemeilen, davon 24,7 gesegelt

Sonntag, 28.04.2013 – Bagenkop, Insel Langeland, Dänemark

Bagenkop

Bagenkop

0800 – So langsam schälen wir uns aus den Schlafsäcken. Ich trotte zur Dusche. In Bagenkop gibt es sehr schöne Duschen, welche jedoch nicht nach Geschlechtern getrennt sind. Man schnappt sich eine „Kammer“ und geniest.

Ich genieße und  stelle verwundert fest, dass ich den jungen Mann, auf dem Töpfchen hinter seinem Vorhang nicht bemerkt habe. Kichernd tänzeln wir beide nun um die Vorhänge herum und amüsieren uns über diesen Umstand.

Als ich wieder auf dem Boot bin, habe ich nun etwas beim Frühstück zu erzählen. Frank und Linda werden jedenfalls die Dusch-Wasch-Toiletten-Kabine gemeinsam nutzen. Ohne immer um die Vorhänge herum zu tänzeln.

An das Frühstück schließt sich ein Spaziergang durch den Ort an, gefolgt von einem ausgiebigen Rundblick vom Aussichtsturm.

Diese lange Wartezeit ermöglicht es dem Wind auf eine angenehme Stärke abzuflauen, so dass wir gegen 1140 bei entspannten vier Windstärken den inzwischen leeren Hafen verlassen um in Richtung Marstall zu fahren.

1330 – An der Ansteuerungstonne Marstall bergen wir die Segel. Inzwischen weht eine milde Brise, von zwei Windstärken, und so motoren wir die lange Rinne nach Ærøskøbing. Der Strom setzt teilweise mit bis zu zwei Knoten und macht das Fahren in der gewundenen Fahrrinne doch recht anspruchsvoll. Frank übt das Steuern, obwohl er schon ein wenig steif wird. Schuld sind die Anspannung und die doch recht niedrigen Temperaturen.

Marstal

Marstal

1625 – Wir machen im Handelshafen von Ærøskøbing fest. Der kleine Ort fängt Linda prompt mit seinem speziellen Charme ein. Während des Spazierganges kommen wir uns ein wenig wie in den alten Western vor. Niemand ist auf der Straße. Andererseits versprüht der Ort so viel „Dänemarkcharme“, wie man ihn eben nur in den kleinen Städten und Dörfern vorfinden kann.

Obwohl Sonntag ist, können wir im Netto noch einkaufen und genießen sowohl ein echt dänisches Eis, sowie original dänische Hotdogs mit risted Pølser.

Am Abend kommen wir noch mit Skipper Peter, vom Segelclub Göttingen, ins Gespräch. Er mag, wie Linda und ich, auch eher die kleinen Häfen und fährt morgen ebenfalls in die Dyvig. Wir freuen uns schon darauf gemeinsam zu segeln.

Der Abend vergeht bei einer Flasche Wein und sehr guten Gesprächen.

Stand: 55 Seemeilen, davon 31,5 gesegelt

Montag, 29.04.2013 – Ærøskøbing, Insel Ærø, Dänemark

0830- Die Duschen hier in Ærøskøbing sind einfach genial. Sauber, ansprechendes Ambiente und scheinbar endlos warmes Wasser für 20,00 Kronen. Danach ein super Frühstück mit Eiern, Marmelade, Vollkornbrot und Fruchtsaft. So gestärkt trödeln wir uns zum Ablegen. Peter und seine Crew sind schon zwanzig Minuten vorher ausgelaufen, als wir beginnen den Landstrom weg zu nehmen und die Leinen vorbereiten um sauber ablegen zu können.

0935 – Fünfundvierzig Minuten nach Peter laufen wir aus. Kurz vor der Nordspitze Ærøs können wir seine Segel sehen.
Wegen der doch starken Böen fahren wir die ersten Meilen nur mit dem angerefften Groß. Selbst dann erreichen wir in der Böe noch 6,7 Knoten Fahrt durch Wasser. Der Wind schwankt zwischen 15 und 26 Knoten.

1210 – Wir haben vor kurzem, an der Nordspitze Ærøs, die Segelfläche angepasst. Wir fahren nun mit 40% Rollgroß und circa 45% Genua. Die Böen von bis zu 30 Knoten wettern wir an der Windkante ab. Es ist sowieso ein Am-Wind-Kurs nach Als hinüber. Immer wieder regnet es. Die eiskalten Regentropfen stachen durch den starken Wind wie Nadeln im Gesicht.

Der Spaß am Segeln ist dennoch da. Gerade die Herausforderung und der Anspruch sprechen uns an.

1420 – Der Wind erreicht in Böen nun 35 Knoten. Hinzu kommt das er ständig mit dreht und immer mehr von vorn einfällt. Ein wirklich eiskalter Starkregenschauer hat unseren Ehrgeiz aufgeweicht. Die Vorstellung jetzt noch ein paar Stunden kreuzen zu müssen beflügelt uns nicht wirklich. Wir bergen die Segel und fahren die letzen Meilen um die Nordspitze von Als unter Maschine.

1530 – Im Alsfjord haben wir nun zwar achterlichen Wind, doch für die zwei Meilen noch mal die Segel raus holen? Nö, wir lassen das. Stattdessen lassen wir uns bei gedrosselter Maschine von Wind und Wellen in die Stegsvig schieben. Teilweise surfen wir wirklich auf den Wellen. Der Toppspeed eines sehr langen Surfs lag bei über 10 Knoten. Wahnsinn!

Die Einfahrt in die enge Bucht Dyvig wird noch einmal kurz spannend. Dann beginnen wir mit der Liegeplatzsuche. Vor dem Hotel werden wir fündig. Ein idealer Boxenplatz, mit der Nase im Wind. Schöner kann er nicht liegen.

Dyvig

Dyvig

1640 – Wir sind fest. Nur 20 Minuten nach Peter und seiner Crew. Ich bin wirklich erstaunt, dass wir so viel aufgeholt haben, obwohl wir mit stark gerefften Segeln unterwegs waren. Peter und seine Leute sind am Anfang noch unter Vollzeug gesegelt. Dafür sind sie aber den Fjord und die Bucht deutlich langsamer hindurch gefahren, als wir.

Zum Abend bereitet Linda ein fantastisches Cili con Carne zu. Legger!

Stand: 91,6 Seemeilen, davon 58,6 gesegelt.

Dienstag, 30.04.2013 – Dyvig, Insel Als, Dänemark

1040 – Wir haben diesen Morgen ziemlich herum getrödelt. Andererseits sind es nach Sønderborg auch nur 12 Meilen, also wozu die Eile?
Wir testeten die Duschen. Diese übertrafen sogar noch die von Ærøskøbing. Dann gab’s gemütlich Frühstück danach hieß es „Leinen los“. Noch eine kleine Ehrenrunde im Hafen, dann drehen wir ab auf See. Nach der Engstelle fuhren wir unter Maschine noch ein wenig „Höhe“ heraus und gegen 1100 setzen wir die Segel. Naja, eigentlich nur eins, die Genua.

Die achterlichen Winde schieben uns mit gut sechs Knoten durchs Wasser und bald schon sind wir im Als-Sund. Herrlicher Sonnenschein begleitet uns. Es ist auch wärmer als gestern. So genießen wir 2 Stunden schönstes Segeln.

Als Sund

Als Sund

1245 – Wir haben die Klappbrücke von Sønderborg erreicht. Nun heißt es warten. Doch bereits nach zwanzig Minuten sind wir hindurch. Direkt hinter der Brücke legen wir am Holzbollwerk an.

Zuerst wärmen wir das Cili auf, dann geht’s zum Stadtbummel in die City. Dort gönnen wir uns zur Nachspeise ein Gammeldägs und als wir kurz vor vier Uhr das Schloß erreichen wird uns klar: heute gibt’s keine Besichtigung mehr.

Der Abend vergeht wie alle bisherigen. Mit angeregten Gesprächen und in bester Stimmung. Peters Crew kommt gegen Abend an und so bekommen wir auch noch Besuch an Bord.

Stand: 103,5 Seemeilen, davon 69,5 gesegelt

Mittwoch, 01.05.2013 – Sønderborg, Insel Als, Dänemark

Der Vormittag hat ein umfangreiches Programm. Schlossbesichtigung und Shopping in der City. Ja, die Geschäfte haben auf! Passend zum Tag der Arbeit, kaufte sich Moni eine neue Arbeits-Outdoor-Hose von Fjällräven. Zu Mittag gibt’s lecker Fisch und dann heißt es – Mittagsruhe. Denn heute steht eine Nachtfahrt an.

Am Nachmittag besuchen uns noch die Ausbilder/Skipper der vier Marineyachten und nach einem Stündchen Klatsch sind wir wieder allein. Wir verabschieden uns von Peter und verabreden uns mit Göni vom Segeln-Forum in Laboe. Peter fährt weiter nach Flensburg

1930 – Sønderborg versinkt im Kielwasser, wir drehen den Bug nach Osten, in Richtung Nacht.

... im Westen will Sie unter gehen ...

… im Westen will Sie unter gehen …

Gegen 2100 beginnen die Leuchtfeuer mit der Arbeit und wir navigieren konsequent nur anhand der Sektoren. Das GPS bleibt als Back-up an, doch wir benötigen es nicht wirklich. Peilungen und Sektoren reichen für eine sichere Navigation wirklich aus.

Beeindruckend sind die Sterne in der Nacht. Auf See sieht man sehr viele, viel mehr als an Land. Auch beeindruckend ist die Lichtverschmutzung durch unsere Orte und Siedlungen.

0200 – Wir sind fest in Laboe. Wieder haben wir uns still und leise in den Hafen geschlichen. Nun gehen wir in die Kojen.

Faszinierend waren auch die Windstille und die spiegelblanke See in der Nacht. Erst am Morgen kam wieder leichter Wind auf. Doch da haben wir schon geschlafen.

Stand: 141,5 Seemeilen, davon 69,5 gesegelt

Donnerstag, 02.05.2013 – Laboe, Deutschland

Die Sonne blinzelt in meine Augen, so werde ich wach. Aber ich mag noch nicht aufstehen. So träume ich noch ein wenig. Als ich mich dann aufraffe, beginnen wir gemeinsam Frühstück zu machen.

Es folgt ein ausgiebiger Spaziergang zum Marine-Ehrenmal. Die Aussicht vom Turm ist überwältigend. Als wir oben stehen, bemerken wir ein auslaufendes U-Boot. Ein seltenes „Edelwild“ für den Fotoapparat.

Edelwild

Edelwild

Der Rückweg am Strand entlang ist ein Traum. Genauso wie der „Räucherfisch satt“, den wir uns zum Mittag gönnen.

Nach dem opulenten Mal ist uns Frank doch glatt im Cockpit eingeschlafen. Das Ergebnis war sein erster Sonnenbrand in diesem Jahr.

Nach dem Mittagsschlaf gehen Frank und ich noch ein wenig einkaufen und am Abend kommen Göni und Crew zu Besuch. So gesehen. Auch mal ein schöner Tag. Auch wenn wir nicht gesegelt sind.

Darum gibt’s jetzt auch keinen neuen Meilenstand.

Freitag, 03.05.2013 – Laboe, Deutschland

0800 – Ich wecke meine beiden Schützlinge, leise und einfühlsam. Der Kaffekessel surrt. Nach dem Frühstück gehen wir duschen. Nicht ganz so stilvoll wie in Dyvig oder Ærøskøbing, aber auch sehr schön.

1000 – An der Tankstelle bunkern wir 87 Liter Diesel. Dafür, dass wir fast acht Tage durchweg die Heizung anhatten und eine komplette Nachtfahrt motort sind, angemessen.

1020 – Wir tuckern aus dem Hafen und setzen schnell die Genua. Dann herrscht Ruhe an Bord. Sehr beschaulich geht es mit achterlichen sieben Knoten Wind die Kieler Bucht nach Süden. Wir beobachten in Ruhe Fallschirmspringer der Bundesmarine und benötigen für die sieben Meilen fast zweieinhalb Stunden. Egal…

1300 – Wir sind fest im Ambientehafen. Wir aßen den restlichen Räucherfisch und dann hieß es Taschen packen – auch für mich.

1530 – Wir geben die „Cathiela“ wieder zurück. Unsere Reparatur am Ruder (vom 23.04.2013) wird begutachtet, und ohne weitere Beanstandungen wird das Boot zurück genommen.

Nach einer weiteren Stunde sind wir unterwegs nach Hamburg. Ich verbringe noch eine Nacht bei Linda und Frank, bevor ich mich auf den Heimweg mache.

Endstand: 155 Seemeilen, davon 77,5 gesegelt.

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Fördeschläge im April


Sonnabend, 20. April 2013 – Kiel

1630 – Unser Zug nähert sich Kiel/Hbf. Seit heute Morgen um 0730 sind wir, Martina und Monica, unterwegs: erst mit der U-Bahn zum Hauptbahnhof, dann mit dem ICE nach Hamburg und jetzt, mit dem Regionalexpress nach Kiel. Mit der Bahn haben wir die Zeit effektiver nutzen können, als wenn wir mit dem Auto gefahren wären. Somit kommen wir entspannt in Kiel an.
Martina hat sich spontan einen Tag frei genommen, um mit mir gemeinsam einen Tag in Kiel zu segeln. Das ist für uns beide sehr schön. Denn so können wir mehr Zeit miteinander verbringen als die Terminplanung vorsah.

Eine Enttäuschung ist der Taxifahrer. Der fährt doch wirklich nur nach seinem Navi?! Und ich dachte immer Taxifahrer kennen Ihre Stadt. Mit dem Bootsmann am Telefon, der uns die „Cathiela“ übergeben soll, lotse ich den Taxifahrer zum Yachthafen in der Schwentinemündung.

1700 – Wir übernehmen die Segelyacht „Cathiela“, eine sehr gut ausgestattete Bavaria 39 Cruiser, Baujahr 2006. Man merkt Ihr an, dass Sie schon ein paar Jahre im Chartergeschäft fährt. Aber auch der sich sorgende Eigner ist dem Schiff anzumerken.

1800 – Denis vom „Futter-Kudder“ legt direkt hinter uns an. Wir ergattern noch zwei „fangfrische Bratwurst“ und lassen uns den aktuellen Hafenklatsch erzählen. Dennis nimmt uns kurzer Hand in seinem Auto mit zum Supermarkt. Wir decken uns mit den wichtigsten Lebensmitteln ein. Der Rückweg zu Fuß dauerte auch nur zehn Minuten.

1900 – Ein wenig erschrecken wir schon, als die Dieselheizung ordentlichen Qualm erzeugt. Dringen die Abgase ins Boot ein??? Ein Anruf beim Bootsmann, klärt dies schnell auf. Die neue Heizung muss sich erst frei brennen. Später ist kein Qualmen mehr. Dafür wird sich die Webasto-Diesel-Heizung als „Zicke“ entpuppen. Denn sie läuft sehr unzuverlässig – Mist! – im Frühjahr, auf einem Boot in der Ostsee, ist das kein Spaß.

Der Abend endet im Restaurant „Alte Mühle“ – teuer und edel, aber auch sehr lecker. Da wir uns dann wieder zwei Wochen nicht sehen können, gönnen wir uns diesen besonderen gemeinsamen Abend.

Sonntag, 21.04.2013 – Kiel/Schwentinemündung

0800 – Ein Probelauf der Dieselheizung verläuft problemlos. Also gehen wir zu einem ausgiebigen Frühstück zu zweit über. Tee, Brötchen, Eier und Marmelade. Herrlich…!

0900 – Wir legen ab. Bei einer leichten Brise aus Südost üben wir An- und Ableger, mit und gegen den Wind. Dabei zeigt sich, dass die „Cathiela“ leicht zu manövrieren ist und gut am Ruder liegt. Nach 90 Minuten machen wir für eine kurze Pause fest.

1120 – Wir legen ab und setzen direkt vor dem Hafen die Segel. Das Roll-Großsegel klemmt ganz schön beim Rausziehen. Ich hatte noch nie ein Rollgroß, dass so schwergängig war! Auch das Roll-Vorsegel läuft schwergängig.

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Doch kaum stehen die Segel, sind alle Mühen erst einmal vergessen. In einer leichten Brise, im schönsten Sonnenschein segeln wir auf der Kieler Förde nach Norden. Nur Martina und ich, wie schön. Das haben wir so selten.

Wir passieren den Yachthafen Mönkeberg zu einem Zeitpunkt als dort gerade ein Konzert gegeben wird. So richtig mit Blasmusik, Streicher und ganz viel Tamtam. Wir kuscheln uns am Ruder zusammen und genießen, die Stimmung, das Wetter, die leichte Brise, das Segeln und – uns.

1300 – Auf Höhe Wendtorf wenden wir. Der Wind hat deutlich zugenommen. Mit frischem Wind rauschen wir Raumschots zurück in Richtung Schwentine. Als wir die Segel reffen wollen, rächt sich das schwergängige Groß. Ich habe richtig zu arbeiten das Segel zu verkleinern. Die Segellatten klemmen fürchterlich beim Einreffen in der Nut.

Nach dem Manöver benötige ich erst einmal eine Pause. Martina ärgert sich darüber, dass Sie am Ruder gebunden war. Was hätte sie denn tun können, eine musste ja  das Boot im Wind halten.

Nun flitzen wir mit 9,2 Knoten durch das Wasser in Richtung Kiel/Holtenau. Wir wollen noch einen Zwischenstopp machen, bevor es zum Liegeplatz zurück geht.

1430 – Im kleinen Yachthafen in Kiel/Holtenau legt Martina die „Cathiela“ sauber an. Schnell machen wir uns „Landfein“ und gehen auf ein Eis ins Cafe „Fördeblick“.

1630 – Wir legen wieder ab und eine halbe Stunde später sind wir fest im Ambientehafen in der Schwentinemündung.
Wir machen es uns an Bord gemütlich und genießen einen ruhigen Abend, zu zweit.

Stand: 16,6 sm – davon 14,6 unter Segeln

Montag, 22.04.2013 – Kiel/Schwentinemündung

0820 – Wir gehen langsam hoch zur Wischofstrasse. Dort findet uns endlich der Taxifahrer. Leider muss ich meinen Schatz heute schon wieder verabschieden. Immerhin hat Ihre schöne Idee uns zwei wunderschöne Tage gebracht. Danke.

0950 – Pierre und Ulrike sind eingetroffen. Mit einem VW-Beatle, den ich total süß finde.

Beide sind freundlich und fröhlich, so wird das „Hallo“ ein schönes Erlebnis. Ich helfe den beiden Ihre Sachen an Bord zu bringen.

Bei einem Kaffee und Tee erledigen wir die Sicherheitseinweisung und besprechen das Programm der kommenden Tage. Bald darauf gehen wir einkaufen.

1330 – Wir legen ab und setzen direkt die Segel. Unser heutiges Tagesziel ist Damp. Pierre ist Steuermann, Ulrike macht die Navigation. Navigiert wird zur Übung mit Kreuzpeilungen, Tonnen und koppeln. Das GPS darf nur zur Selbstkontrolle benutzt werden. Ich bin  erfreut, mit welchem Eifer die Beiden die gestellten Aufgaben angehen. So macht unterrichten wirklich Spaß.

Unterwegs rutscht die vorderste Segellatte beim ausreffen heraus. Dabei sehen wir, dass sie im unteren Bereich total zerbröselt ist. Zurück schieben gelingt auf See nicht. Das Segel schlägt zu sehr. Wir versuchen sie an Bord zu lagern, doch sie rutscht am Ende aus den Schlingen, mit denen wir sie an die Reeling banden.

1720 – Direkt vor Damp bergen wir die Segel und laufen die letzten Meter in den Hafen unter Motor ein. Pierre fährt den Anleger. Ich beschränke mich auf Hinweise. Da wir den Hafenmeister nicht finden können, schließen wir das Stromkabel für den Landstrom an und beschließen die Schwimmhalle mit Sauna zu besuchen. Auch dort gibt es duschen. Und ein wenig schwimmen ist doch auch schön.

Das Abendessen nehmen wir am Buffet des Restaurants „Ostseeperle“. Es gibt „Gemüse satt“, mit etwas Gulasch, zum Abschluss verfalle ich noch der Roten Grütze.

Stand: 38,8sm – davon 36 gesegelt

Dienstag, 23.04.2013 – Damp

1000 – Nach einem schönen Frühstück mit Spiegeleiern und Speck, legen wir ab und beginnen mit Übungen von Hafenmanövern. Drehen auf engem Raum, vorwärts und rückwärts in die Box. Eine dreiviertel Stunde üben wir, dann setzen wir den Kurs auf See.

Draußen fahren wir noch Kreise: vorwärts und rückwärts. Dabei rutscht einem der beiden das Ruder aus der Hand und die Ruderkette springt hörbar über. In meinem Kopf kommen sofort die Bilder der „Felicitas“ aus dem letzten Mai hoch!
Ich probiere vorsichtig das Ruder aus. Nach Backbord geht’s es problemlos. Wenn ich jedoch das Ruder auf Steuerbord lege, schlägt es sehr früh an. Also meine Entscheidung: Ab zurück in den Hafen Damp und den Anleger dort fahre ich selbst. Jetzt bloß kein Risiko…

Wir werfen direkt nach dem Anlegen einen Blick durch die Wartungsluke und sehen sofort: Die Ruderkette ist übergesprungen. Gut, das lässt sich schnell beheben. Doch als wir die Armaturen abschrauben um die Kette neu zu justieren, bemerken wir den Bruch am Spanner der Kette.

Ein Ersatzteil ist nicht an Bord. Einen Techniker gibt es in Damp zwar – der hat aber auch keine Ersatzteile. Kurzentschlossen fahren Ulrike und Pierre los und besorgen das Ersatzteil. Nach vier Stunden sind die beiden wieder zurück. Eine weitere Stunde später haben Pierre und ich die Reparatur abgeschlossen.

1645 – Wir laufen aus. Kurs Sønderborg. Ein frischer Wind begrüßt uns und so segeln wir mit gerefften Segeln am Wind nach Nordwesten. Dabei sind wir zügig, mit sieben Knoten durch das Wasser, unterwegs.

Zwischen Kegnæs und Kalkgrund müssen wir kreuzen. Die Navigationsarbeit mit Leuchtfeuersektoren und Peilungen macht beiden sichtbar Spaß. Wir genießen das sportliche Segeln. Ich bin auf anleitende und überwachende Tätigkeiten beschränkt. Bis auf die Wenden, bei denen ich mit anfassen darf.

2140 – In der Ansteuerung von Sønderborg bergen wir die Segel. Die Batterien machen fast zeitgleich schlapp. So ist es auch schon deswegen sinnvoll den Dieselmotor anzumachen. Sofort werden die Anzeigen der Navigationsgeräte heller.

2220 – Wir sind fest in Sønderborg, am Holzbollwerk des Südhafens. Noch einen kleinen Absacker, dann geht es in die Kojen. War ein langer und ereignisreicher Tag heute.

Stand: 69,9 sm – davon 63,2 gesegelt

Mittwoch, 24.04.2013 – Sønderborg

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0700 – Ich bin wach und schleiche mich von Bord. Ich erkunde den Ort und versuche einen Bäcker zu finden. Nach einer Stunde kehre ich zurück. Der Ort ist sehr schön, einen Bäcker jedoch, habe ich nicht gefunden. Dafür werde ich von dem Duft gebratenen Specks und frischer Spiegeleier begrüßt.

Wir beschließen uns nach dem Frühstück den Ort gemeinsam anzusehen. Es wird ein schöner Spaziergang im Sonnenschein. Dabei gibt es für mich das erste Gammeldägs der Saison.

1140 – Wir üben An- und Ablegen längsseits am Pier mit Eindampfen in die Vorspring und dann in die Achterleine. Meine zwei Schützlinge müssen, unter Beachtung der anderen Yachten, mehrfach die Manöver fahren.

Eine Stunde lang üben wir. Während dessen kann ich nicht nur meine eigenen Crew, sondern auch die Bundesmarine-Segelyachten bei Ihren Manövern beobachten.  Auch hier geht alles flott und ruhig vonstatten.

1245 – Ulrike fährt den letzten Ableger und dann nehmen wir Kurs auf Kappeln. Auf der Fahrt frischt der Wind zunehmend auf. So wechseln sich mehrere Ein- und Ausreffvorgänge ab. Immer wieder verkleinern wir die Segel und reffen wieder aus. Am Ende haben wir, in Böen, knapp 35 Knoten Wind, aus West. Für uns ein tiefer Halbwindkurs, den wir am Ende nur noch mit der stark gerefften Genua fahren. Dabei kommt die „Cathiela“ auf 9,2 Knoten Fahrt durch Wasser.

1640 – Am Leuchtturm Schleimünde bergen wir die Segel und fahren nun mit dem Diesel in den Fjord hinein. Es zeigt sich eine wirklich beeindruckende Landschaft. Am meisten hat mir eine Ansiedlung mit zwei Häusern und eigenem Bootssteg gefallen.

1755 – Wir sind fest in Kappeln. Wieder geht ein ereignisreicher Übungstag zu Ende. Hafenmanöver und Starkwindtraining an einem Tag. Und überraschend: der Wind war richtig warm. Wir gehen duschen und dann, ganz lecker essen. In dem Restaurant, in dem wir einkehren, können wir unseren Fisch frisch an der Theke auswählen. So stellen wir uns eine ganz eigene Fischplatte für drei zusammen.

Donnerstag, 25.04.2013 – Kappeln

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Die Sonne scheint verführerisch, als ich um 0700 leise das Boot verlasse und mich in die Stadt schleiche. Ich erkunde eine Stunde lang den Ort und mache Bilder, bis ich zum Frühstück wieder an Bord gehe. Dachte ich jedenfalls. Heute schlafen meine beiden Schützlinge jedoch noch. So lese ich erst noch ein wenig, bevor ich leise beginne Kaffee und Tee zu kochen.
Gegen 0900 kommen dann beide dazu und gemeinsam machen wir Frühstück.

1000 – Pierre fährt sanft aus der Box. Wind haben wir keinen mehr. Kein Vergleich zu gestern Abend. Nun folgen für Beide mehrere An- und Ableger aus der Box. Vorwärts wie Rückwärts. Nach guten Dutzend Manövern gönnen wir uns erst noch ein Eis, bevor wir auslaufen und kurz nach 1300 Kurs auf Kiel nehmen.

1420 – Schleimünde. Der Wind kommt aus Südost, so dürfen wir also nach Kiel kreuzen. Bei angenehmen drei Windstärken macht das richtig Spaß. Pierre verfeinert seine Navigationsfähigkeiten indem er Peilungen übt. Kreuzpeilungen, Peilung und Abstand, Versegelungspeilungen. Alles frei von der Leber weg.

1840 – Tonne Kleverberg Ost. Nach 26 Seemeilen lässt der Wind immer mehr nach. Zusätzlich nimmt der Dunst zu und wird zum Nebel. Wir versuchen noch eine Weile zu segeln, doch nach 20 Minuten geben wir auf.
Wir starten den Motor sowie das Radar und fahren somit nach KVR /Regel 19 korrekt, die Kieler Förde hinab.

1950 – Wir sind fest im Yachthafen Kiel Holtenau, direkt an der Schleuse. Nun kochen wir uns zum Abendessen Spagetti mit Pesto, dazu gibt‘s Tomatensalat. Einfach, aber sehr lecker. Anschließend genehmigen wir uns einen Riesling, dazu Brie. Und zwei Stunden später schlafen alle tief und fest.

Freitag, 26.04.2013 – Kiel / Holtenau

0700 – Es ist richtig kalt im Boot. Weil wir zu wenig Batteriespannung haben, streikt die Dieselheizung. Ohne Landstrom geht der Heizlüfter nicht, aber die heiße Dusche im Hafen macht fit und ein gutes Frühstück hilft, warm zu werden.

1025 – Wir beginnen mit Hafenmanövern. An- und Ablegen mit Eindampfen in die Achterleine. Vorher rückwärts an den Steg fahren. Immer mehr ziehe ich mich aus den Manövern raus. Am Ende fahren die Ulrike und Pierre die Manöver allein. Ganz allein. Richtig gut machen Sie das.

1240 – Wir laufen aus. Die drei Meilen rüber in die Schwentine motoren wir. Dann bugsiert uns Pierre in die Box. Wir legen zum letzen Mal an. Die erste Reise der „Cathiela“ unter der Flagge von M² – Sails ist beendet.

Noch ein letzter gemeinsamer Kaffee und dann verlassen die beiden das Boot.

Es war eine kurze, lehrreiche, schöne und anstrengende Woche. Vor allen Dingen jedoch, hat sie Spaß gemacht.

Im Kielwasser ließen wir 132 Seemeilen, davon 110 unter Segeln. Zwei Tage hatten wir Starkwind, eine Nachtfahrt und wir haben in diesen fünf Tagen x-Mal an- und wieder abgelegt.

Für mich hieß es am Nachmittag ein wenig Einkaufen und vor allem, Wäsche waschen. Den Abend, allein, genoss ich mit einem langen Telefonat mit Martina und einem guten Buch.

mehr Bilder hier

www.m2-sails.de         www.moni-jueptner.de

25 Tage und 1131 Seemeilen, von Izola nach Marmaris


Samstag, 23. März 2013 – München nach Izola

0435 – Tina startet den Motor und wir fahren über den Mittleren Ring in Richtung Giesing. Dort sammeln wir Andreas auf und beginnen die Reise nach Slowenien. Das Wetter sieht nicht verheißungsvoll aus, -3°C und Schneeregen in Österreich.

0735 – auf einem Rastplatz nach dem Tauerntunnel begegnen wir einem ehemaligen Erste-Hilfe-Kurs-Teilnehmer von Moni, der gleichfalls unterwegs zum Segeln nach Slowenien ist, sogar zum gleichen Ausgangshafen. Auch Friedhold ein bekannter Segelfreund meldet sich per SMS, er ist jedoch noch in Deutschland. Wir sind bisher ohne Stau durchgekommen. Das wird auch bis Izola so bleiben. Für die später gestarteten nicht.

1040 – Wir sind in Izola. Bis an den Kai, an welchem die Sarigül liegt, können wir mit dem Auto fahren. Hubert steht in seinem Niedergang und

freut sich sichtlich uns zu sehen.1100 – Nach einem kurzen „Hallo“ beginnen wir die Checks an der Yacht. Zuerst machen die Segel ein paar kleinere Probleme. Das Großsegel

Sternchen an der Sarigül

Sternchen an der Sarigül

klemmt im Mast. Durch die Lagerung im Mast will es erst nicht richtig raus. Mit ein wenig  Geduld und Hilfe durch „Rupfen und Zupfen“ an den richtigen Stellen geht es dann doch ganz gut.

Nach einem kurzen Imbiss geht es weiter. So lecker das Brot von Andreas und der Salat von Tina auch sind. Wir haben nicht viel Zeit. Das günstige Wetterfenster ist knapp, wir müssten Sonntag bis 1600 aus dem Hafen.

Dann folgt die Jagd nach Ersatzteilen und mehr oder weniger wichtigen fehlenden Ausrüstungsgegenständen. Der Yachtausrüster im eigenen Hafen schließt bereits um 1300! Und das zu der Zeit, wo alle Schiffe Seeklar gemacht werden. Unverständlich.

Gemeinsam mit Hubert fahre ich los, zu sehen wo wir noch einen offenen Yachtausrüster finden. Derweil gehen Tina und Andreas schon zum Einkaufen, denn auch der Proviant kommt bekanntermaßen nicht allein an Bord.

In Portorož werden Hubert und ich fündig. So halbwegs, wir können den Inhaber eines Ausrüstungsladens erweichen uns nach Ladenschluss noch zu bedienen. Kaum sind die Einkäufe im Auto, geht es zurück nach Izola um Tina und Andreas mit den Lebensmitteln am Spar abzuholen.

Um 1700 sind wir so halbwegs klar. Die Toilette geht wieder, für heute. Wir ziehen Tina noch bis zur ersten Saling, denn die Flaggleinen müssen noch eingeschoren werden. Anschließend machen wir uns landfein.

1845 – Die „Sarigül“ liegt nun eigentlich Seeklar am Kai. Immerhin glauben wir, dass nun alles an Bord ist. Wir fahren rüber nach Portorož um uns mit Skipper Friedhold und seiner Meute zum Abendessen zu treffen.

Der Abend wird lustig, wir sind 16 Leute die in der falschen Pizzeria aufschlagen, dort die 16 reservierten Plätze in Beschlag nehmen und sehr verwundert sind, als noch einmal16 Leute da stehen, die hier reserviert haben.

Der Irrtum klärt sich nach ein paar Nachfragen auf. Wir sind im falschen Restaurant. Das wo wir sitzen haben hieß früher so, wie jenes in dem wir reserviert haben. Und dies führte zur Verwechslung. Lustig war vor allem, dass auch hier 16 Personen reserviert hatten.

Um 2315 sind wir wieder an Bord. Endlich schlafen. Nur, in der Nacht bemerken wir dass es am Mastfuß in den Salon tropft. Ganz pragmatisch stopft Andreas notdürftig das Loch am Kabel erst einmal mit ein paar Streichhölzern notdürftig. Dann wird weiter geschlafen.

Sonntag, 24. März 2013 Izola – Piran – Poreč

0630 – So langsam regt sich die Crew an Bord. Die ersten gehen Duschen. Andreas und Tina machen Frühstück und dann sehen wir erst einmal nach dem Wetter. Über Nacht waren gute Böen auch im Hafen, eine Bora steht auf der Adria.

0930 – Wir beschließen zumindest bis Umag zu fahren, die Wetterlage mit den mittleren Winden soll sich doch bis um Abend halten.

Etwas überstürzt machen wir nun Seeklar, die Sarigül muss noch Tanken, Tina ihre Sachen packen und traurig realisiere ich, dass sie nicht mitfahren wird.

Lange Abschiede tun weh, dieser kurze genauso. So gerne würde sie mitfahren und genausogern würde ich mit Ihr segeln. Aber leider, geht das vom Urlaub her eben nicht.

1020 – Wir legen ab, erst einmal fahren wir nur zum Tanken, doch so leer wie befürchtet war der Tank gar nicht. Nur 40 Liter tanken wir. Die Tankanzeige ist also auch noch defekt, denn die zeigt immer noch leer an.

1040 – Wir verlassen Izola, nur unter der Fock erreichen wir bei oberen fünf Windstärken eine Geschwindigkeit von sechs Knoten Fahrt. Genial.

Unser Start in  Izola

Unser Start in Izola

Der Wind kommt schräg von achtern, also Raumschots und so rollen wir ein wenig in den Wellen.

Das Boot macht dabei einen guten Eindruck. Für eine moderne Fahrtenyacht.

Die neuen Yachten sind leider alle ein Kompromiss zwischen guten Segeleigenschaften und Seeverhalten im Kontext zu möglichst großem Wohnkomfort.

Naja, bei der 32er ist der Kompromiss nicht wirklich gut gelungen. In der Bugkabine ist es sehr eng, Seekojen im Salon nur mit großem Augenzudrücken und die Achterkabine könnte etwas mehr Stauraum vertragen. Ehrlich betrachtet muss das Urteil lauten:  Als Wohnwagen zu unbequem, als Seeschiff zu unpraktisch und zu laut. Und als Segelschiff, in der Basisversion, zu wenige Trimmmöglichkeiten. Dafür einfach zu Händeln und preiswert. Eben ein Einsteigermodell.

1240 – Piran. Der Anleger an der Zollpier war, trotz auflandigem Wind halbwegs anständig. Wir haben in der Winterpause also doch noch nicht alles verlernt. Die Formalitäten um aus der EU auszuklarieren sind nervig und bescheren uns einen blöden Umweg sowie einen Zeitverlust von fast zwei Stunden.

1330 – Piran liegt achteraus. Es wurde gegen Mittag sehr voll im Hafen, da die Schulyachten von den in Portorož beheimateten Segelschulen auch noch herein kamen. So wurde das Auslaufen etwas hektischer als geplant. Nun rauschen wir wieder in Richtung Süden.

Nervig ist das der Autopilot nicht geht. Wobei ich nicht glaube, dass der in der Welle klar kommen würde. Die Wellen sind im Mittel einen Meter hoch, sehr vereinzelt auch zwei Meter.

Die Stimmung an Bord ist gut, auch wenn es langsam kalt wird. Dass Mittelmeerschiffe keine Bordheizung haben verstehe ich nicht. Den

Speedsegeln macht Spaß.

Speedsegeln macht Spaß.

Komfort einer guten Dieselheizung weiß ich als Ostseeseglerin sehr zu schätzen und vermisse ihn auch.

1600 – Inzwischen ist der Wind auf drei bis vier Windstärken abgeflaut. Welle nicht mehr wirklich vorhanden und so könnte es wirklich toll sein zum Segeln, wenn es nicht regnen würde.

1830 – Wir sind endlich fest in Poreč. Zuvor mussten wir noch an den Zollpier anlegen und uns in Kroatien anmelden –  nennt man einklarieren. Für jedes Crewmitglied einen Fragebogen, dazu eine Crewliste. Dann durften wir in den Yachthafen umziehen. Dort treffen wir auf Friedhold und seine Crew, sowie Karl und die „Curieux“ von JoJo. Welch ein Wiedersehen! Schön.

Zuerst gibt es jedoch ein Super-Abendessen, von Andreas zubereitet. Nudeln mit Bolognese-Soße. Einfach nur gut. Dazu einen tollen Salat. Meine Ungeschicktheit mit dem Klapptisch hat leider einen Teil dieses schönen Salates zu Boden gesandt.

Abends grübeln wir noch wegen dem Wetter. Die günstigste Option ist, gegen 1600 morgen auszulaufen. Das gibt uns Zeit für die noch anstehenden Besorgungen und zum Ausschlafen.

In der Nacht orgelt der Wind sauber im Hafen. Die Böen sind um die acht Windstärken und wir haben immer noch ein kleines Leck im Dach. Sehr unangenehm, vor allem  als es in der Nacht beginnt stark zu regnen.

Montag, 25. März 2013 – Poreč

0730 – Auf den Schulbooten ist schon Betrieb als wir aufstehen. Ich genieße es, keine Ausbildungsyacht zu fahren und deutlich stressfreier agieren zu können.

Wir gehen gemütlich duschen, frühstücken in aller Ruhe und dann, geht es erst einmal zum Hafenkapitän. Dort dauert das Prozedere fast eine Stunde bis wir alles erledigt haben. So ein Aufriss, weil wir von A nach B segeln.

Dann beginnen wir die Suche nach einem Yachtausrüster. Den finden wir ganz am anderen Ende von Poreč. Wobei, unter Yachtausrüster versteht ja jeder etwas anderes.

Wir fanden, es war eher ein Campingausstatter. Denn sein Yacht-Sortiment ist sehr dürftig. Nicht mal eine Pütz können wir erwerben! Diese

In Porec, an der Promenade.

In Porec, an der Promenade.

besorgen wir also im Baumarkt. Ebenfalls das Sikaflex um endlich die Kabeldurchführung im Deck abzudichten.

1230 – Wir sind durchgefroren wieder auf dem Boot angekommen. Am Hafen wärmen wir uns mit einigen Tassen Tee in der Skipper-Bar. Wegen der doch sehr kalten Witterung, wollen wir uns eine unbeheizte Nachtfahrt ersparen.

Daher beheben wir die noch offenen Mängel und versuchen den Autopiloten zum Laufen zu bringen. Auch reden das GPS und das Funkgerät noch nicht miteinander. Warum das Echolot immer nur falsche Werte anzeigt können wir nicht herausfinden. Der neue Geber wurde leider weder beim Kranen und auch auf der Werft nicht eingebaut. Unverständlich!

Die MMSI konnte ich inzwischen im Funk einprogrammieren, das Rufzeichen haben wir noch nicht. Auch den Österreichischen Amtsschimmel sticht der Hafer.

Immer wieder wärmen wir uns in der Kabine auf, wo die beiden „Willis“, die AWN-Keramik-Heizlüfter, ganze Arbeit leisten.

1730 – Nach einem Telefonat mit der Werft in Österreich kommen wir dem Kommunikationsproblem des Funkgerätes und des GPS auf die Spur. Das Kabel fehlt, es wurde gar nicht montiert und wird uns nach Lefkas nachgeschickt.

1845 – Nach dem doch anstrengenden Hafentag gehen wir gut Fisch essen. Morgen wollen wir nun endlich um 0700 auslaufen. Kurs Süd, Kurs Wärme.

Dienstag, 26. März 2013 – Poreč – Ilovik (südlich von Mali Losinj)

0700 – Hubert kommt vom Hafenmeister zurück. Er wollte dort den Schlüssel abgeben, doch es ist niemand da. Die Dame von der Rezeption kommt erst um 0800. Das ist die Auskunft die er dort erhält.

Ich bin etwas angefressen, denn gestern erhielt ich die Auskunft, dass ab 0700 jemand da wäre. Nun denn, wir können es leider nicht ändern und müssen abwarten.

0800 – Wir verlassen Poreč. Ich werde mich an ein schönes Städtchen erinnern. Das mich allerdings nicht überzeugen konnte, da seine Bewohner ziemlich verschlossen waren und mufflig rüber kamen.

Allein der Wirt des Restaurants Istra hat uns voll für sich vereinnahmt. Er war aufmerksam, freundlich und lustig drauf.

0820 – Vor dem Hafen auf dem freien Wasser kalibrieren wir den Autopiloten. Wir müssen erst einige Kreise drehen, damit er seinen Kreiselkompass kalibrieren kann. Anschließend fährt der Autopilot Kreise um die Steuerung zu „erlernen“. Beeindruckend was die heutige Technik alles schon kann. Und irgendwie auch beängstigend. Macht es uns doch immer unselbstständiger, hilfloser und abhängiger.

Im Laufe des Tages kommt die Sonne heraus. Ich trockne meinen Mullion-Anzug, von innen. Also umdrehen und in der Sonne auslüften lassen.

Leuchtturm bei Rovinj

Leuchtturm bei Rovinj

Er ist wirklich sehr warm. Das macht Mut für die Ost- und Nordsee.

Über Mittag kommt die Flaute. Wozu haben wir „Otto“ an Bord. Also lassen wir den Autopiloten fahren, und machen erst einmal Mittag. Heute gibt’s Gemüseeintopf „ala Ruffinistraße“. Mundet allen hervorragend.

Gegen 1400 frischt der Wind wieder auf. Teilweise bis zu fünf Windstärken, die „Sarigül“ fliegt geradezu unter Vollzeug nach Süden. Meile auf Meile sammeln wir. Toppspeed am Wind 8,2 kn.

1830 – Wir empfangen über Funk eine Sturmwarnung für die Kornaten und die Nördliche und Zentrale Adria. Susak liegt gerade Querab. Der dortige Hafen ist jedoch nach Osten offen. Mali Losinj wäre ein perfekter Schutzhafen, hieße aber 18 Meilen wieder nach Norden. Da kommen wir aber gerade her. Andreas findet einen kleinen Hafen zwischen zwei winzigen Inseln südlich von Mali Losinj, Ilovik.

Ich drehe also nach Osten ab, und wir reffen das Groß. Mit bis zu 25kn Wind kommt unser Schiff noch mal richtig auf Touren. Im Dunkeln tasten wir uns in den unbekannten Hafen. Die Einfahrt ist eng, unser Echolot zeigt alles nur keine korrekten Tiefen an. Doch alles das hat irgendwie seinen Reiz. Andreas ist ein prima Loste. Er hat mich super in den kleinen Kanal zum Hafen geführt.

2030 –Wir haben unsere Ankerboje gefasst, machen an der kleinen Tonne fest. Noch ein Betthupferl und ein paar schöne Beats von Andreas Gitarre, dann ruft der Schlafsack.

In der Nacht frischt der Wind merklich auf. Aber am anderen Morgen ist das alles schon wieder vergessen.

Stand: 100 Seemeilen, davon 84 gesegelt

Mittwoch, 27. März 2013 – Ilovik – Pescara/Italien

0700 – Die Sonne blinkt durch das Decksluk der Vorschiffkabine die ich bewohne. Andreas im Salon ist auch schon wach, Hubert kommt auch

Ankerbucht bei Ilovik

Ankerbucht bei Ilovik

direkt aus seiner Achterschiffsresidenz.

Ich versuche einen Wetterbericht via Surfstick zu ergattern, inzwischen macht Andreas das Frühstück. Das Wetter verspricht für uns ideal zu werden. Nördliche Winde zwischen drei und fünf Windstärken. Am Nachmittag abflauend, zum morgen hin auf Süd drehend.

0840 – Wir lösen die Festmacherleinen und verlassen diesen schönen Ort. Hier war es echt schön. Auf See übergebe ich Hubert das Ruder und lasse ihn ein paar Stunden steuern. Bei achterlichen Winden kein leichtes Unterfangen, aber er lernt es dadurch besser.

0940 –Der Wind steht ideal für Süditalien, kurzentschlossen verzichten wir auf das ausklarieren in Kroatien und setzen Kurs auf die italienische Küste.

Der Himmel verwöhnt uns. Kein Wölkchen zu sehen, die Sonne lacht und der Wind. Stetig vier Windstärken aus Nord. Bis zum Mittag haben wir die ersten 24 sm im Kielwasser. Einhundert liegen noch vor uns.

1200 – Wir sind auf 44° 13,4´N 014° 24,9´E – Ich sende Tina noch eine letzte SMS, bevor die Handynetze nicht mehr reichen. Ich mag nicht, dass Sie sich Sorgen macht, wenn ich mich bis zum Abend nicht melde. Und diese Nachtfahrt war nicht angekündigt. Dann mache ich mein Handy aus.

1500 – Der Wind schläft ein. Wir erreichen unter Segeln nur noch gute zwei Knoten fahren. Zu langsam – daher nehmen wir die Maschine hinzu.

Andreas besorgt am Nachmittag via Kurzwelle einen Wetterbericht. Schon beeindruckend wie er da mit seiner Ausrüstung hantiert und Daten abruft. Später besuchen uns auch noch Delphine. Diesmal entkommen sie auch nicht den Kameras.

Donnerstag, 28. März 2013 – Ilovik – Pescara/Italien

Mitternacht. Wir sind mitten auf der Adria (43° 15,0´N 014° 21,36´E). Der Himmel hat sich zugezogen, dennoch ist es mild. 10°C sind schon

Der Mond erhellt die Nacht.

Der Mond erhellt die Nacht.

richtig angenehm. Andreas geht in die Koje. Er hat seine Vier-Stunden-Wache rum. Er gibt mir noch den Hinweis, dass der Autopilot bereits eine Fehlermeldung brachte.

Jetzt bin ich an der Reihe. Ich mache mir leise Musik an, den Funk und andere Geräusche mag ich noch hören, dann mache ich es mir bequem.

0320 – Meine Wache ist bald herum. Wieder meldet sich der Autopilot. Ich schalte ihn auf Standby, bringe die Yacht wieder auf Kurs. Doch als ich den Autopiloten wieder aktivieren möchte, kann der das Steuerrad nicht bewegen. Auch zwei weitere Versuche bringen kein Ergebnis. Also steuere ich per Hand weiter.

0400 – Andreas kommt aus der Kabine. Drei Stunden Schlaf mussten leider reichen. Nun wäre ich an der Reihe zu schlafen. Irgendwie habe ich ein schlechtes Gewissen, ihm die Wache allein zu überlassen. Denn er müsste nun 4 Stunden durchgehend steuern. Als ich jedoch unter Deck gehe treffe ich auf Hubert. Da die beiden nun zu zweit oben sitzen, gehe ich beruhigter in die Koje.  Ich stelle mir den Wecker jedoch auf 0615 Uhr.

0630 – Als ich wieder an Deck schaue, steuert Andreas immer noch. Ich bitte Hubert doch einmal das Ruder zu übernehmen und biete Andreas an sich unter Deck aufzuwärmen. Inzwischen ist es neblig und Nieselregen hat eingesetzt.

Hubert steuert noch fast 80 Minuten. Erst für die letzten drei Meilen vor Pescara übernehme ich selbst das Ruder. Wir melden uns beim Hafenmeister an und der Hafenlotse erwartet uns an der Einfahrt im Schlauchboot.

Wir werden in die wirklich hinterste Ecke des Hafens gelotst. Warum nur? Direkt neben einem völlig verwahrlosten Cornish Pilot Cutter machen wir fest. Mir blutet das Herz dieses sonst so schöne Schiff, so herunter gekommen zu sehen.

0730 – Wir sind endlich fest in Pescara. 125 Seemeilen liegen seit dem gestrigen Aufbruch in Ilovik im Kielwasser. Seit Izola haben wir 226 sm abgespult, davon leider nur etwas mehr als die Hälfte gesegelt.

Bis zum Mittag halten uns die Behörden, Hafenamt, Zoll, Polizei, Finanzbehörde auf. Mehrfach müssen wir die Pässe und Bordpapiere vorweisen. Werden befragt wie viel Bargeld wir mitführen. Es ist wirklich zu merken, wir befahren eine Schengen-Außen-Grenze.

1630 –Der Autopilot ist wieder fit. Maurizio, ein riesiger italienischer Techniker wirkt anfänglich wenig vertrauenerweckend. Er sieht eher wie ein Preisboxer aus. Schafft der Typ, mit seinen Riesenpranken die Reparatur in nur vier Stunden, am Gründonnerstag???

Kurz, er schafft es. Dieser lange Kerl zwängt sich in die Achterkabine, prüft die Elektronik und stellt bald den Fehler fest. Der Antriebsmotor ist kaputt. Er flitzt los und baut bastelt einen intakten Motor zusammen.  Nach drei Stunden ist er wieder da und baut diesen ein. Genial, wie man sich in einem Menschen doch irren kann.

Da wir morgen früh raus wollen, möchten wir zeitig zu Abend essen und dann bald in die Koje.

Leider hat das und empfohlene Restaurant noch keine Küche. So bleibt uns nur ein Bistro. Dort macht man und ein paar Panini warm und wir trinken noch ein Bier. Um 2100 schlafen alle tief und fest.

Stand: 226 Seemeilen, davon 128 gesegelt

Freitag, 29. März 2013 – Pescara/Italien – Vieste/Italien

0708 – Wir legen ab und tuckern rüber zur Tankstelle. Dort bunkern wir 48 Liter Diesel. Eine halbe Stunde müssen wir noch warten, bis die Verwaltung Hubert die Liegegebühren für diese Nacht abgenommen hat. Dann können wir auf die Reise gehen.

Das Wetter ist gut, 17°C und Sonne, Wind mit vier Beaufort aus Süd bis Südsüdwest. Daher rauschen wir mit fast 7,5 Knoten gen Südosten. Die Meilen am Tageszählen summieren sich, bis der Wind gegen 1000 immer schwächer wird.

1035 – Wir starten den Motor und lassen „Otto“ steuern. Der macht seinen Job in der Flaute und ruhigen See wirklich gut. Über Mittag spielt Andreas am Vorschiff auf seiner Gitarre, Hubert übt Knoten und lernt anhand von „Segeln für Dummies“ Theorie. Ich warte auf Fragen und entspanne.

1200 – Position 42° 22,5´N 014° 38,0´E, 19,3 sm seit Pescara und noch viel zu viele Meilen bis Bari. Die Sonne ist wirklich warm. Ich habe inzwischen Sonnencreme LF50 aufgetragen. Kaum zu glauben, dass wir vor drei Tagen noch fast an der Null-Grad-Grenze waren!

1500 – Andreas hat uns ein tolles Risotto gemacht. Lecker, ich muss mich bewusst bremsen noch mehr zu essen. Ich könnte einfach weiter futtern, nur weil es schmeckt. Genial solch einen lieben Bordkameraden zu haben, der so vieles kann.

1800 – Der Wind nimmt wieder mehr zu. Während meiner Freiwache mussten wir das erste Mal die Segel reffen. Position 42° 12,52´N 015°

Es gibt kein schlechtes Wetter.

Es gibt kein schlechtes Wetter.

18,9´E. Seit Pescara 51,4 Seemeilen.

Relativ hart am Wind segeln wir bei oberen fünf Windstärken an der Küste entlang. Andreas muss von Hand steuern. Hubert sitzt bei Ihm und ist von den Naturgewalten beeindruckt.

Um 2000 – übernehme ich die Wache. Mir macht, genauso wie Andreas, das steuern in diesem Wind Spaß. Die Wellen bauen sich jedoch zunehmend auf, so dass ich mich bemühe mehr unter die Küste zu kommen.

Gegen 2130 bekommen wir zwei ordentliche Treffer von der Seite. Es fühlt sich an, als würde die Sarigül gegen eine Betonwand laufen. Ich reffe die Segel immer weiter, teilweise haben wir jetzt Böen mit 27 Knoten Wind. Einige Wellen erreichen zwei Meter und brechen sich.

2300 Der Wind flaut deutlich ab. Ich reffe beide Segel aus. Und schicke Hubert schlafen. Er ist total übermüdet und nickt teilweise im Cockpit ein. Kurz vor der Wachablösung spinnt der Autopilot wieder. Es geht genauso los, wie in der Nachtfahrt nach Pescara, so´n Sch….!

Samstag, 30. März 2013 – Pescara/Italien– Vieste/Italien – Bari/Italien

Als Andreas mich um Mitternacht auf 41° 58,0´N 016° 00,9´E ablöst, probieren wir es kurz noch einmal, das geht der Autopilot gar nicht mehr. Wir wollen  es dennoch versuchen Bari zu erreichen.

0100 – Andreas weckt mich. Als wir um die Landspitze herum sind. Der Wind hat wieder deutlich zugelegt und kommt direkt von vorn. Querab ist Vieste. Kurzentschlossen laufen wir in Vieste ein. Eine halbe Stunde später sind wir fest. Nach weiteren 40 Minuten schlafen wir.

Stand: 322 Semmeilen, davon 191 gesegelt.

0530 – Hubert rumort ein wenig lauter in seiner Kammer, somit sind wir alle wieder wach. Nach nur drei Stunden Schlaf ist dies echt schade. Schweren Herzens stehen wir auf und machen Frühstück. Andreas und ich sind völlig breit.

Ein kurzer Spaziergang durch den Ort und da die Wetteraussichten günstig stehen, beschließen wir direkt wieder auszulaufen und weiter zu

Leuchtturm Vieste

Leuchtturm Vieste

fahren. Andreas hat sich inzwischen den Autopiloten angesehen und es steht fest. Mit Bordmitteln ist da nix zu machen. Er ist einfach ungeschickt eingebaut, so dass er zwangsläufig wieder kaputt gehen muss! Das bedeutet für uns, grundsätzliches manuelles Steuern. Unsere Reichweite ist dadurch enorm eingeschränkt!

1020 – Wir laufen wieder aus. Kurs Bari. Der Tag ist geprägt einer sonnigen Flaute. Ein zwei Mal sehen wir Schwertfische –  ganz kurz nur. Sonst sind wir allein auf der See. Diese liegt da wie Blei.

Zum Mittag gibt es echt leckere Pfannkuchen. Ich esse alles auf was Andreas fabriziert. Es gelingt mir nicht „Stopp“ zu sagen, obwohl ich schon satt bin. Die Pfannkuchen sind einfach zu lecker. Hubert „adelt“ diese und nennt sie „Palatschinken“.

1500 – 41° 27,7´N 016°19,3´E, 27,7 Seemeilen seit Vieste und immer noch kein Wind. Hubert kommt mit dem steuern immer besser zurecht.

1750 – Endlich wieder Wind, 44 Seemeilen sind wir heute schon motort. Jetzt können wir endlich segeln. Es ist herrlich mit dem Boot leise durch sie See zu rauschen, denn das tun wir bei oberen vier Windstärken auf Halbwindkurs mit 7,8 Knoten Fahrt durch das Wasser.

2230 – Wir tasten uns in Bari rein. Die Stadt hat so viel Hintergrundbeleuchtung, dass die Navigationslichter und Seezeichen sehr schlecht auszumachen sind. Die Anlage des Yachtwerfthafens finden wir dennoch gut und machen bei anspruchsvollen Bedingungen fest.

Stand: 396 Seemeilen, davon 220 gesegelt.

Sonntag, 31. März 2013 – Bari/Italien – Brindisi/Italien

Das erste Eis, in Brindisi.

Das erste Eis, in Brindisi.

Der kommende Morgen in Brindisi erwartet uns mit Sonnenschein und 18°C. Es ist schön im Cockpit zu frühstücken.

1010 – Ich finde der Wind steht günstig zum direkt raus segeln. Auf den Ratschlag von Andreas hin lasse ich dennoch die Maschine mitlaufen, das war ein sehr guter Entschluss. Denn in der Hafenausfahrt wird’s kurz wirklich eng. Eine große Fähre von vorn, dazwischen ein paar echt kleine Fischerboote. Gut dass wir nun die Maschine zur Unterstützung haben. Fünfzehn Minuten später ist der Spuk beendet. Wir drehen auf Kurs 120° ein und werden den ganzen Tag so an der Küste entlang segeln können.

1400 – Ich mache uns Bratkartoffeln, mit Zwiebeln, Speck, Ingwer und Knoblauch. Es schmeckt beiden sehr gut. Position 41° 01,3´N 017° 12,2´E. Seit Bari haben schon wieder 19,2 Seemeilen auf der Logge. Im Mittel fahren wir 6,5 Knoten, das ganz mit einem Drittel Großsegel und der angerefften Fock. Der Wind weht aus SW mit oberen fünf Windstärken.

1700 – Der Wind erreicht in Böen 32 Knoten, nun nutzen wir nur noch 80% der Fock. Dennoch erreichen wir Geschwindigkeiten von über 8 Knoten durch Wasser. Das ist mehr als Rumpfgeschwindigkeit!

2030 – Der Wind flaut wieder ab, so dass wir wieder die gesamte Segelfläche nutzen. Es wird ein schöner Sonnenuntergang unter Segeln.

2130 – Auch in Brindisi tasten wir uns vorsichtig in den Hafen hinein. Die Marina ist zwar modern und riesengroß, aber leider auch ausgestorben. Alle Versorgungseinrichtungen, bis auf Duschen und Toiletten sind geschlossen! Spontan tauft Andreas den Platz in „Death-Man-City“ um.

Stand: 460 Seemeilen, davon 275 gesegelt.

Montag, 01. April 2013 – Brindisi/Italien – eingeweht

Liegeplatz an der Promenade in Brindisi

Liegeplatz an der Promenade in Brindisi

Heute verholen wir an den Stadtkai, direkt im Zentrum von Brindisi. Den Rest des Tages lassen wir ruhig angehen, erkunden im Sonnenschein die Stadt, genießen italienisches Eis und haben am Abend noch das Vergnügen mit zwei schwedischen Touristinnen lange zu reden und Wein zu trinken.

Der Wind ist zu stark aus Süd um auszulaufen. Das nennt man eingeweht.

Dienstag, 02. April 2013 – Brindisi/Italien – eingeweht

Immer noch zu viel Wind. Wir gehen einkaufen, essen gut zu Mittag und wechseln am Nachmittag wieder in die „Death-Man-City“-Marina. Hubert fährt einen brauchbaren Ableger und einen guten Anleger. Klasse. So muss das sein.

Wir hoffen morgen wieder auslaufen zu können. Geplant ist ein längerer Schlag nach Lefkas/ Griechenland.

Mittwoch, 03. April 2013 – Brindisi/Italien – Lefkas/Griechenland

0820 – Wir verlassen Brindisi. Noch im Vorhafen setzen wir die Segel und segeln hinaus.

Hinter der Ausfahrt drehen wir ab auf Kurs Südost, immer entlang der Küste. Von achtern ein frischer Wind mit 16 bis 22 Knoten. Die „Sarigül“ kommt dabei im Surf bis auf 9,6 Knoten.

1045 – Wir reffen dass Groß ein wenig und nehmen die Fock komplett weg. Auch jetzt bleibt die Fahrt selten unter 7 Knoten. Der Wind liegt immer noch bei circa 22 Knoten. Aktuell liegen circa 18 Semmeilen im Kielwasser.

1200 – Unsere aktuelle Position beträgt 40° 26,3´N 018° 22,2´E. Wir haben 26 Meilen im Kielwasser und noch immer rauschen wir zügig mit Kurs Südost. Andreas kocht Tortellini mit Gemüse. Super!

2100 – Nach 77 Seemeilen lässt der Wind deutlich nach. Wir „stehen“ mit knapp 3 Knoten fast auf der Stelle. Anfangs nehmen wir den Motor nur als Ergänzung hinzu. Gegen Mitternacht bergen wir die Segel komplett und fahren nur unter Maschine.

Donnerstag, 04. April 2013 – Brindisi/Italien – Lefkas/Griechenland

0540 – Die Sonne geht wieder auf. Inzwischen stehen auf unserem Meilenkonto 135 Seemeilen. Leider können wir immer noch nicht segeln. Aus Westen steht seit der Nacht eine unangenehme Dünung. Sie ist zwar langgezogen und weich, aber die Welle ist dennoch circa 2 Meter hoch.

0940 – Die See hat sich deutlich beruhigt. Nun tuckern wir durch eine ölige glatte, aber azurblaue See.

1300 – Wind kommt auf. Ganz sanft, nur ein wenig. Dennoch ziehen wir die Segel hoch und gemeinsam mit dem Motor kommen wir auf circa 6 Knoten. Später frischt der Wind deutlicher auf und unter Segeln erreichen wir die Anfahrt von Lefkas.

1500 – Wir passieren die Brücke im Kanal nach Lefkas. Links und rechts erstrecken sich die Salzseen in denen noch heute, wie vor tausend

Einfahrt nach Lefkas. Wie in den Tropen.

Einfahrt nach Lefkas. Wie in den Tropen.

Jahren, Speisesalz gewonnen wird.

1530 – Wir liegen nun in der Marina in Lefkas. Erschöpft und stolz. Wir haben seit gestern Morgen 178 Seemeilen geschafft.

Abends gehen wir noch Essen in einem schönen Restaurant am Hafen.

Stand: 641 Seemeilen, davon 352 gesegelt

Freitag, 05. April 2013 – Lefkas/Griechenland

In der Nacht legt der Wind zu. Es pfeift, und zwar ordentlich. Wie angekündigt haben wir Sturm. Wir basteln am Boot herum, bummeln durch die Stadt und genießen die Ruhe. Als klar ist, dass der Sturm anhalten wird, bleiben wir den ganzen Tag.

Wir nutzen den Sturmtag für Arbeiten am Boot. Andreas verbindet das Funkgerät mit dem GPS-Plotter. Mit Andreas Hilfe baue ich einen neuen Lot-Logge-Geber ein. Beide Bauteile kamen per Post von der Werft Unterweger. Schade dass dies nicht gleich auf der Werft erledigt wurde!

Auch einen Innenraumputz gönne ich der „Sarigül“.

Nach langem hin und her haben wir endlich eine Datenanbindung. Mein Jubelschrei lässt einige Verwirrung aufkommen.

Den Nachmittag verbringen wir vor dem Laptop und sehen „Das Rätsel der Sandbank“.

Samstag, 06. April 2013 – Lefkas/Griechenland – Patras/Griechenland

0800 – Wir werfen die Leinen los und fahren im Morgendunst aus dem Hafen. Der Himmel ist hinter einer dichten Hochnebelschicht verborgen. Diffus schimmert die Sonne hindurch. Hubert steuert seine „Sarigül“ durch den engen Kanal von Lefkas. Drei Meilen ist der Kanal lang und wirklich eng. Die Betonnung ist – naja – es sind Tonnen vorhanden. Nichts für verwöhnte Ostseesegler, aber wir finden unseren Weg.

0830 – Hinter dem Kanal finden wir ein wenig Wind. Wir kreuzen auf die See hinaus. Endlich kommt ein wenig Feeling auf. Leider hält der Spaß nur eine knappe Stunde an. Drei Wenden, fünf Meilen später – ist Schluss. Wir haben wieder zu wenig Wind. Also geht der Motor an. Mal wieder….

1530- Wir passieren den Leuchtturm Oxia. Und nehmen Kurs auf den Golf von Patras. Immer noch kein Wind.  Der Nebel um uns herum lässt

Auf dem Weg nach Avalon?

Auf dem Weg nach Avalon?

uns fast wie durch die Gewässer Avalons fahren. Die Geräusche werden gedämpft. Da die Sonne dennoch gut durch die Nebelwatte wirkt, nutze ich die Chance zum Wäsche waschen. Eine halbe Stunde später hängt meine Wäsche an der Reeling und trocknet dort vor sich hin.

Der Tag vergeht mit lesen, Hörbüchern hören und „vor sich hin dösen“.

1840 – 10 Meilen vor Patras, endlich Wind!!! Sogar richtig guter Segelwind. Die „Sarigül“ fegt, mit Andreas am Steuer bei guten fünf Windstärken hoch am Wind mit Vollzeug auf Patras zu. Die Lage ist für unseren Segelnovizen beeindruckend. Wir erreichen bis zu 9,4 Knoten Fahrt durch Wasser.

2020 – Erst kurz vor dem Hafen bergen wir die Segel. Dann suchen wir uns einen Liegeplatz in der Marina von Patras. Kurz vor 2100 sind wir fest. Wir suchen ein Lokal, wo wir unseren Hunger stillen können.

Stand: 713 Seemeilen, davon 365 unter Segeln

Sonntag, 07. April 2013 – Patras/Griechenland – Korinth/Griechenland

In der Nacht kommt Sturm auf. Gemeinsam mit Andreas sichere ich das Großsegel am Mast. Das Rollgroß steht auch in geborgenem Zustand mit fast 1,5m² heraus. Da wir den Sturm achterlich einfällt, schlägt es nun und damit die “Sarigül“. Dann gehen wir beide wieder in die Kojen. Dass uns der Wind in dieser Nacht die unter der Sprayhood liegenden Handschuhe scheinbar über Bord weht, werden wir erst am Nachmittag bemerken.

0900 – Wir laufen aus und wollen versuchen weiter zu kommen. Doch vor der Rion-Brücke haben wir  die Wellen bei 1,5m in einer sehr hohen Frequenz. Dazu bis zu 28 Knoten Wind aus Ost – gegenan! Wir kapitulieren und drehen ab, zurück nach Patras.

Dort kommen wir mit der Crew der „Mari Sol“ ins Gespräch. Die Kollegen überführen die Bavaria 44 nach Izmir. Allerdings sind sie zu fünft an Bord. Zum Mittag gehen wir essen. Lecker. Dabei beobachten wir dass der Wind immer mehr abnimmt und auf West dreht. Günstig für uns.

1330 – Neuer Versuch. Kaum dass das Gewitter durchgezogen ist, werfen wir die Leinen im Starkregen los und fahren hinaus. Bis zur Rion-Brücke ist es alles schön. Doch hinter der Brücke steht der Wind gegen den Strom. Das macht unangenehme harte Wellen. Wir arbeiten uns durch die Hacksee und nach einer halben Stunde wird es besser. Nun motoren wir bei circa 15 Knoten Wind aus Ost, gegenan.

1440 – Hinter dem kleinen Leuchtturm Drephanon müssten wir auf Ostkurs gehen. Doch noch schäumt dort das Meer und der Wind weht frisch aus Ost. Daher entscheide ich den kleinen Industriehafen anzulaufen und noch ein paar Stunden auf das eindrehen des Windes zu warten. Kurz darauf sind wir fest. Überraschend einig gehen wir alle drei in die Kojen. Immerhin steht uns eine Nachtfahrt bevor.

1620 – Der Wind hat auf Ostnordost gedreht und deutlich an Kraft verloren. Die Welle ist klein und weich. Da uns die Wachmänner der Anlage zunehmend bedrängen abzulegen, geben wir nach und fahren weiter.

Immer wieder wechseln Starkregen und kurze trockene Perioden sich ab. Immer wieder versuchen wir zu segeln. Doch der raume Wind ist mit 8 Knoten einfach zu schwach um uns auf Reisegeschwindigkeit zu halten. Somit wechseln sich Motorfahrt und Segelfahrt ab. Es wird ruhig und kalt, während wir in die Nacht hinein fahren.

Montag, 08. April 2013 – Patras/Griechenland – Korinth/Griechenland – Piräus/ Griechenland

0255 –Im Sportboothafen finden wir einen einzigen freien Liegeplatz, in der Dunkelheit. Dieser wird sicher Fischern gehören. In der Hoffnung dass die Kollegen erst am Morgen zurück kehren, gehen wir dennoch für ein paar Stunden in die Kojen.

Stand: 782 Meilen, davon 369 unter Segeln

0400 – Es donnert regelrecht auf dem Boot, als ein wütender Fischer auf das Dach schlägt um uns zu wecken. Dabei schreit er uns die ganz Zeit auf Arabisch an. Parallel dazu werfen seine Kollegen unsere Festmacherleinen los. Hinter uns das Fangboot. So sehr ich den Unmut der Kollegen verstehe. Dieses un-seemännische Verhalten macht mich traurig und wütend.

Irgendwie manövrieren wir die „Sarigül“ aus der Zwickmühle heraus und verholen uns in den Frachtschiffhafen. Korinth verliert immer mehr an Reiz. Kaum haben wir uns festgemacht, geht es wieder in die Schlafsäcke.

0745 – Wir sitzen im Salon und frühstücken gerade als die Küstenwache anklopft. Heute ist es irgendwie verhext. Denn genau an diesem Kai, wo wir liegen soll ein großer Frachter in wenigen Stunden anlegen. So wie die Jungs sich ausdrücken müsste der gerade einlaufen. Da wir eh bald auslaufen wollten, machen wir Seeklar und werfen die Leinen los. Wieder wird es ein regnerischer und diesiger Tag werden.

Um 0845 sind wir unterwegs zum Kanal von Korinth. Dort melden wir uns über Funk an und dürfen auch schon 35 Minuten später, hinter einem Küstenmotorschiff (KüMo) durch den Kanal fahren.

Während der Wartezeit hören wir die „Mari Sol“ am Funk. Die Hoffnung gemeinsam durch den Kanal zu fahren erfüllt sich nicht. Die

Im Kanal von Korinth

Im Kanal von Korinth

Kameraden sind noch vierzig Minuten vom Kanal entfernt, als wir hinter dem MS „Olga“ einfahren.

Ja, der Kanal ist beeindruckend. Zu sehen wie links und rechts des schmalen Kanals die Wände bis zu 80 Meter in die Höhe ragen. Lustig finde ich die Lampen an den Wänden und die offen liegenden Stromkabel.

1025 – Wir haben den Kanal hinter uns. Nun müssen wir die Kanalgebühr entrichten. Für unsere 10-Meter-Yacht sind das 120,00 Euro. Ein paar Schritte die Füße vertreten, dann geht es weiter.

Auch heute wechseln sich die Versuche zu Segeln und stete Motorfahrt ab. Immer wieder ziehen wir die Segel heraus. Doch leider ist der Wind zu schwach zum Segeln.

Mittags verwöhnt uns Andreas mit seinen Kochkünsten. Tortellinis, Pfannkuchen, Spagetti Carbonara, Risotto. Jeden Tag ein neues und sehr leckeres Gericht. Andreas kocht echt gut.

1740 – Wir sind in der Alymos Marina von Piräus. Die Anlage wirkt sehr schäbig und herunter gekommen. Die Duschen sind versifft und haben kein warmes Wasser. Die zweite Sanitäranlage ist ganz am anderen Ende der riesigen Anlage. Das Personal bemüht sich freundlich zu sein, doch alles ist immer sehr „difficult“.

Abends gehen wir noch in ein wirklich gutes Restaurant, welches Andreas beim Einkaufen gefunden hat. Andreas repariert auch die Flügeltür welche sich aufzulösen droht.

Stand: 824 Seemeilen, davon 374 unter Segeln

Dienstag, 09. April 2013 – Piräus/ Griechenland – Loutra, Insel Kithnos / Griechenland

Da um 0800 der Tankwagen kommen soll, sind wir alle um 0730 auf den Beinen. Während die Jungs duschen gehen, kümmere ich mich um das Frühstück. Heute bessert sich endlich das Wetter. Die Sonne kommt raus, das ist sehr schön.

Das Betanken der „Sarigül“ wird noch ein richtiger Kraftakt. Zwei Mal kommt der Tankwagen und fährt wieder, bis wir endlich unseren Diesel erhalten. 142 Liter, in einen 150-Liter-Tank. Viel war wirklich nicht mehr drinnen. Ich hätte nicht gedacht, wie schwer es sein kann ein Boot zu betanken.

0915 – Hubert fährt uns aus dem Hafen. Indessen klaren Andreas und ich das Boot auf. Anschließend wasche ich meine Wäsche. Da wir bisher

Wäsche an Bord trocknen.

Wäsche an Bord trocknen.

in keinem Hafen auf eine Münzwaschmaschine gestoßen sind, waschen Andreas und ich unsere Sachen per Hand.

Auch heute ist es wieder sehr schwachwindig, aber dafür schon mal sonnig und warm. Wir motoren meist und versuchen jeden Windhauch ausnutzend zu segeln. Die Zeit vertreiben wir uns mit Hörbüchern und lesen, oder auch mal ein paar Stunden Schlaf. Schlaf, welchen wir in den letzten Tagen sehr wenig hatten.

Die Inseln sehen alle gleich beeindruckend und zugleich langweilig aus. Da sich alle irgendwie gleichen. Ein spärlich bewachsener Felsbrocken im Meer. Darauf ab und an ein paar kleine Häuser. Das wars. Auch fehlen die Delphine, welche uns in der Adria so häufig besuchten.

Nachmittags sehen wir die „Mari Sol“ voraus. Es kommt ein kurzer Plausch über Funk zustande und gegen 1820 sind wir beide gemeinsam im Hafen von Loutra, auf der Insel Kithnos fest.

Abend finden wir in dem wirklich schönen, kleinen, Fischer- und Ferienort, eine Taverne. Dort lassen es sich beide Crews beim Essen und Ouzo gut gegen. Bis weit in die Nacht sprechen wir über Segeln, Boote und Reviere.

Stand: 875 Seemeilen, davon 390 gesegelt

Mittwoch, 10. April 2013 – Loutra, Insel Kithnos / Griechenland – Naxos/Griechenland

Nach dem Aufstehen springen Andreas und ich erst einmal in das Hafenbecken. Das Wasser hier ist kristallklar. Bis auf den Grund können wir

"Sarigül" und "Mari Sol" in Kithnos

„Sarigül“ und „Mari Sol“ in Kithnos

sehen. Anschließend spülen wir mit der Heckdusche das Salz von der Haut und aus der Badewäsche, dann machen wir Frühstück. Schön im Cockpit und Sonnenschein.

0940 – Wir werfen die Leinen los und legen ab. Hubert fährt hinaus und wir können sogar ein paar, wenige, Meilen segeln. Dann brummt wieder der Motor.

1000 – Eine leichte Brise kommt auf. Wir setzen die Segel und können eine gute Stunde einen Anlieger segeln. Dann lässt der Wind nach. Und wir bergen die Segel wieder. Schade. Das war es an diesem Tag mit Segeln. Immerhin, vier Meilen Ruhe.

1640 – Seit Stunden wächst Naxos am Horizont heran. Wieder ein grau-grüner Lavabrocken in der Ägäis. Langsam kamen wir immer näher. Pharos haben wir passiert. Noch eine Stunde bis zur Marina in Naxos.

Ich freue mich darauf dass Ruhe an Bord einkehrt. So einlullend das gleichförmige nageln des Schiffsdiesels auch sein mag, es nervt einfach. Und die Ruhe unter Segeln zu fahren, konnten wir heute wieder nur eine knappe Stunde genießen. Es weht eine schwache Brise, mit circa 3 bis 5 Knoten aus Südwest. Diese kühlt uns ein wenig vor der heißen Sonne, aber eine 50-Meilen-Etappe ist damit leider nicht machbar.

Inzwischen habe ich 2 Hörbücher durch. Andreas hat leckere Bratkartoffeln mit Champignons und Ei gemacht und ich habe das Boot innen wieder einmal gereinigt. Der feine Saharasand von Patras lag noch in vielen Ecken.

1830 – Wir sind fest in Naxos. Die kleine Stadt macht einen sehr schönen Eindruck.

Spontane "Freundschaften" in Naxos

Spontane „Freundschaften“ in Naxos

Wir machen einen kleinen Stadtbummel und genießen ein Eis. Ich kann endlich mal wieder Postkarten nach Hause schicken. Das finde ich persönlicher als Facebook. Das Abendessen nehmen wir in einem Lokal an der Ufertrasse, mit Blick auf Hafen und Sonnenuntergang ein.

Stand: 926 Seemeilen, davon 394 gesegelt

Donnerstag, 11. April 2013 – Naxos/Griechenland – Amorgos/Griechenland

Der Morgen in Naxos verläuft ruhig und im gewohnten Rhythmus. Frühstück mit Tee und Müsli, für Hubert Kaffee. Die Jungs warnen mich vor, dass die Duschen nicht so sauber sind (ich verzichte auf nähere Angaben). Daher lasse ich es bleiben.

Der für 0830 bestellte Tankwagen kommt um 0930. Wir bunkern noch einmal Treibstoff, dann legen wir für ein paar Übungen im Hafen ab. Hubert übt Rückwärts an die Pier heran fahren. Das klappt schon ganz gut.

1000 – Wir verlassen den Hafen und setzen den Kurs auf die See. Wind – nicht vorhanden. Das wird auch heute den ganzen Tag so bleiben.

Die Monotonie der brummenden Dieselmotors, die spiegelblanke See, kein Wölkchen am Himmel und 24°C. Zum Mittag mache ich „Arme Ritter“ um unsere Brotvorräte zu verbrauchen. Das Gericht findet auch Anklang bei meinen Jungs.

1630 – Ich bemerke, dass ich die falsche Bucht im Plotter markiert habe. Wir wollten in die Südliche, ich habe aber die nördliche der Hafenbuchten markiert. Wir fahren dennoch in diese Bucht. Sie stellt sich als überraschend ansprechend, mit tollem kleinen Hafen heraus.

1720 – Wir machen mit Buganker rückwärts an der Pier fest und erkunden den kleinen Ort. Der ist echt schön.

Da wir und mit der Wassertiefe unsicher sind, tauche ich kurz neben dem Boot. Andreas lotet klassisch. Beide kommen wir zu dem Ergebnis: Wir haben noch einen halben Meter unter dem Kiel. Unser Lot zeigt also ab Einbautiefe an. Und, die „Sarigül“ hat wirklich einen Flachkiel.

Um 1800 sind wir die einzigen Gäste im Restaurant am Hafen. Zum ersten Mal darf/soll ich mir mein Essen in der Küche aussuchen. Das kannte ich noch gar nicht. Ich wähle zwei Fleischspieße (dazu gibt’s hier immer Pommes), Blumenkohl und als Vorspeise Brei aus Riesenbohnen und Kichererbsen. Lecker.

Stand: 969 Seemeilen, davon 394 unter Segeln

Abendstimmung in Amorgos

Abendstimmung in Amorgos

Freitag, 12. April 2013 – Amorgos/Griechenland – Astypalaia/Griechenland

0300 –Lärm im Hafen macht mich wach. Der Grund, eine Fähre hat am Kai festgemacht und nun rollen Autos, LKWs und Motorräder aus ihrem Bauch an Land. Nach vierzig Minuten läuft sie wieder aus, dafür kommt nun ein Patrouillenboot der griechischen Marine in den Hafen.

0700 – Wir wachen so langsam alle auf. Wieder ist eine Fähre im Hafen, wieder Autos und LKW… also stehen wir bei der Gelegenheit auf.

Ich sehe mir, wie jeden Morgen, die Wetteraussichten an. Für die kommenden Tage sieht das so aus: Westliche bis Nordwestliche Winde um die zwei Windstärken. Am Sonntag zunehmend auf Nord drehend und auffrischend, am Montagabend Sturm.

0840 – Wir legen ab, Andreas und Hubert kümmern sich um den Anker, ich mich um die Achterleinen und das Ruder.

Unter Maschine runden wir die Nordspitze der Insel Amorgos. Da unser Fäkalientank nicht abzulassen geht, probieren wir an Bord was wir tun können. Als zusätzlichen Versuch springe ich kurz in die See und versuche von Außen mit einem Draht die Verstopfung zu lösen. Geht aber alles nicht. So bleibt uns nur, erst einmal die Pütz zu nutzen und baldmöglichst eine Absaugstation aufzutreiben, bevor der Fäkalientank überquillt.

1110 – Wind, mit drei Stärken aus Nordwest. Super – Raumschotsbrise! Segel raus und los geht’s, mit 5 Knoten gleiten wir lautlos über die See. Leider, nur 90 Minuten. Nach knapp 9 Meilen ist Schluss. Der Wind schläft wieder ein. Nun brummt wieder die Diesel.

1650 – Wir liegen längsseits am Kai in Astypalaia, einer noch im Bau befindlichen Marina. Während Andreas mit meiner Unterstützung sich erst einmal an die verstopfte Toilette  macht, geht Hubert bei der Küstenwache nachfragen ob wir an unserem Platz liegen bleiben können.

Mehrere Versuche von außen das Klo gängig zu bekommen, fruchten nicht. Erst als wir die Überdruckventile zuhalten und bewusst einen Überdruck erzeugen, können wir das Klo im wahrsten Sinne „leerblasen“.

Abends sehen wir uns den Ort noch ein wenig an. Andreas geht sogar bis zur Venezianerfestung hoch. Den Abend lassen wir in einer schönen Taverne, bei gutem Essen und Ouzo ausklingen. Immerhin haben wir was zu feiern. Die Tausend Seemeilen sind geschafft.

Stand: 1012,7 Seemeilen, davon 402,1 gesegelt.

Samstag, 13. April 2013 – Astypalaia/Griechenland – Tilos/Griechenland

0730 – Aufstehen, Wetterdaten ansehen, Frühstück machen. Hubert sucht sich ein Lokal mit Toilette und trinkt dort einen Kaffee. Die Bordtoilette  ist ihm nicht so ganz geheuer.

Andreas und ich genießen das Frühstück allein an Bord. Dabei philosophieren wir über Horizonte und Sichtweiten wenn die Erde eine Scheibe wäre. Griechenland, das Land der Philosophen, beginnt auf uns abzufärben.

0820 – Hubert startet den Motor, wir werfen die Leinen los und fahren hinaus. Es ist Windstill, die See spiegelblank – wie poliert. Ein letzter Blick zurück. Schön wars hier schon…

Auf See spielen Andreas und ich Offiziersskat. Die Monotonie der Motorfahrt kehrt wieder ein.

Mittags gibt es Geschnetzeltes mit Nudeln. Andreas hat sich in der Küche wieder einmal übertroffen.

1740 – Nach 59,5 Seemeilen legt Hubert längsseits in Tilo an. Wir haben wieder einmal Pech. Weder Strom, noch duschen und besonders fatal – kein Frischwasser ist verfügbar. Der Frischwassertank ist fast leer.

Morgen werden wir ganz früh nach Marmaris starten. In der Nacht zum Montag ist  Starkwind bis Sturm, Meltemi, aus Norden angesagt. Für eine Nachtfahrt sind wir zu müde. Es reicht auch, wenn wir früh auslaufen.

Stand: 1072 sm, davon 402 gesegelt.

Sonntag, 14. April 2013 – Tilos/Griechenland – Marmaris/Türkei

0600 – Wir stehen auf und machen uns klar zum auslaufen. Wind – aktuell nicht vorhanden. Dabei hat es die Nacht über schon ganz gut geweht.

0630 – Hubert startet den Motor und legt ab. Wir motoren hinaus, Kurs Marmaris/Türkei. Etwas neugierig, was an den „Einklarierungsmythen“ über die Türkei dran ist, sind wir schon. Die Fahrt in den Sonnenaufgang hinein lenkt jedoch schnell von anderen Gedanken ab.

1100 – Auf 36° 30,5´N 027° 55,5`E setzen wir die Türkische Gastlandflagge und den Zollstander. Jetzt sind wir in türkischen Gewässern unterwegs. Die griechische Gastlandflagge zeigt sogar noch Spuren des Sturm mit Saharasandes aus Patras.

1220 – Als wir auf Höhe von Bozuk Bükü sind, kommt endlich Segelwind auf. Wir setzen Groß und Fock, baumen beide aus und sichern das Groß mit der Bullentalje. Dann fahren wir endlich wieder lautlos durch die Wellen.

1400 – Das wars wieder einmal mit dem Wind. Aber besser Flaute, als Sturm. Also wieder Motor an und weiter geht es.

1630 – Wir sind in der Netsel Marina angekommen. Brav haben wir uns über Funk angemeldet, wurden an unseren Platz gelotst. Und nun? Kein Zoll, kein Hafenkapitän, nix. Wir sollen morgen früh wieder kommen, nach neun Uhr. Aber bitte das Marinagelände noch nicht verlassen. Ok.

Abends gehen wir schön essen und beginnen die Türkei zu genießen. Der Muezzin singt uns in der Nacht in den Schlaf.

Stand: 1131 Seemeilen, davon 412 gesegelt. Die meisten auf der Adria.

Montag, 15. April 2013 – Marmaris/Türkei

Auch in dieser Nacht erleben wir wieder beachtliche Böen, im Hafen. Gut das wir die Flaute zum Herkommen genutzt haben.

Nach dem Frühstück gehen wir zum Hafenmeister, dem Agenten für die Einklarierung. Dieser nimmt die Schiffpapiere und unsere Pässe entgegen und verabredet sich für 1030 mit uns an der Zollpier.

Im Laufe der folgenden Stunde verdüstert sich der Himmel zusehends. Doch wir machen uns und die „Sarigül“ klar zum Ablegen. Regen und Gewitter sind wir spätestens seit Patras ja gewohnt.

0950 – Wir legen ab. Ein paar kleinere Hinweise muss ich Hubert noch geben, aber sonst läuft das Manöver sicher und ruhig ab. Andreas wuselt wie ein Wiesel am Vorschiff und an den Fendern.

Um 1030 sind wir pünktlich an der Zollpier fest. Direkt hinter einem Kreuzfahrtliner, der „Mein Schiff 2“ machen wir fest. Seine Achterleine

Zum Zoll, direkt unter den Augen der Kreuzfahrer.

Zum Zoll, direkt unter den Augen der Kreuzfahrer.

geht wirklich fast über unseren Bugkorb. Kaum sind die Leinen belegt, bricht das Gewitter richtig los.

Also, alle unter Deck. Um 1145, nach dem Gewitter, erhalten wir unsere Pässe mit den Visa und dürfen nun den Zollstander einholen. Wir sind jetzt offiziell in der Türkei. Mit Agenten, alles ganz einfach.

1230 – Die „Sarigül“ liegt an Ihrem vorläufigen festen Liegeplatz. Nun müssen wir uns langsam um die Rückreise und das ausräumen des Schiffes kümmern. Morgen kommen noch einmal die Techniker von Raymarine um sich um den Autopiloten anzusehen. Am Mittwoch fliegen wir zurück.

Nachmittags erobern wir Marmaris. Aber das, ist eine andere Geschichte.

Marmaris entdecken

Marmaris entdecken

Die Reisestatistik:

  • Ø 1132 Seemeilen, davon 412 gesegelt
  • Ø 7 Nachtfahrten
  • Ø 9 Häfen im Dunkeln angelaufen
  • Ø 10 Etappen mit mehr als 60 Seemeilen, darunter 3 Etappen mit mehr als 110 Seemeilen
  • Ø 5 Starkwindtage
  • Ø 2 Hafentage wegen Sturm
  • Ø 4 Flautentage

Die meiste Zeit wurde von Hand gesteuert, da der Autopilot schon am zweiten Tag irreparabel defekt war.

Crew: 2 erfahrene Segler und ein Segelnovize.

mehr Bilder hier

www.m2-sails.de         www.moni-jueptner.de

Yule-Newsletter M² – Sails


Hallo liebe Segelfreundinnen und Segelfreunde,

bald ist Yule, das Lichtfest zur Wintersonnenwende. Wir wünschen Euch und Eurer Familie ein frohes Fest, Zeit zum Durchatmen, Entspannung, ein wenig Besinnlichkeit und einen erfolgreichen Start ins neue Jahr.

Herzlichen Dank an alle, mit denen wir in diesem Jahr gemeinsame Törns erleben durften und die unsere Erlebnisse mit verfolgt haben. Danke an jeden, der uns mit Rat und Tat unterstützt hat, um das Projekt „M²-Sails Segeln mit Herz“ weiter voranzubringen.

Unsere Pläne für das kommende Jahr 2013 sind soweit abgeschlossen und gerne möchten wir Euch daran teilhaben lassen. An offenen Törns bieten wir eine 2-wöchige SKS Praxisausbildung an und 1 Woche können Sie mit uns beim Baltic Cup mitsegeln.

 Für ehrenamtliche Sanitäter und Wasserretter bei den Hilfsorganisationen möchten wir eine kleine Flottille Rund Rügen organisieren. Der Anmeldeschluss ist allerdings bereits am 18.01.2013.

Viele Wochen sind wir mit privaten Aufträgen gebucht. Unter anderem wird Monica eine Überführung von Izola/Italien nach Bodrum/Türkei durchführen. Eventuell wird Monica im Sommer für Sailing Islands, in Holland einige Törns als Skipperin fahren.

Im Sommer werden wir wieder Schnuppersegeln am Ammersee mit Martina anbieten.

Diesmal senden wir Euch unseren Newsletter im PDF Format (Newsletter Dezember 2012). Denn so haben wir mehr Gestaltungsmöglichkeiten. 

Wir zwei fahren heute nach Flensburg zur Weihnachtsshow von „Santiano“. Eine norddeutsche Band, die mit Popmusik und Irish Folk Lieder zur Seefahrt neu präsentiert. Die Weihnachtsfeiertage verbringen wir dann bei unseren Familien, bevor wir im neuen Jahr mit frischem Elan an die Törns von 2013 gehen.

Eine schöne Zeit und einen guten Rutsch wünschen

Monica und Martina

M²-Sails – Segeln mit Herz

Bordleben

Newsletter September 2012


Liebe Segelfreundinnen und Segelfreunde,

die Saison 2012 nähert sich ihrem Ende. Mittlerweile beginnen die Urlaubs- und Jahresplanungen für 2013 auch bei M² – Sails. Deshalb möchten wir Ihnen die inzwischen ausgereiften Ideen und Projekte vorstellen.

Unsere zweiwöchige Ausbildungsreise für den Sportküstenschifferschein (SKS) hat sich bewährt. Daher werden wir diese auch im kommenden Jahr, vom 18. Mai bis 01. Juni 2013, anbieten.
Wir starten in Heiligenhafen und fahren durch den Nord-Ostsee-Kanal (NOK) in die Nordsee. Ziel ist wieder Helgoland, über Kiel, Brunsbüttel, Cuxhaven und Büsum.
Die Kosten belaufen sich auf 1.145,00 Euro pro Person, zzgl. Nebenkosten (Bordkasse für Lebensmittel, Treibstoff, Kanal- und Hafenliegegebühren) und DSV-Prüfungsgebühren (ca. 100,00 Euro). Kautionsversicherung und Endreinigung sind im Törnpreis enthalten.
Weitere Informationen auf der Website.

Direkt im Anschluss, vom 01. bis 08. Juni 2013, sind wir wieder mit einem eigenen Schiff beim PCO-Baltic-Cup 2013 dabei. Auch hier starten wir in Heiligenhafen.
Der genaue Regattaverlauf ist noch geheim. Bisher waren es immer anspruchsvolle Routen mit einem sehr guten Rahmenprogramm. Dazu viel Segelspaß und abends im Hafen durchaus auch die eine, oder andere, Party.
Die Kosten für die Teilnahme belaufen sich auf 575,00 Euro pro Person, zzgl. Nebenkosten (Bordkasse für Lebensmittel, Treibstoff und Hafenliegegebühren). Startgelder, Kautionsversicherung, Endreinigung und Meldegebühren sind im Törnpreis enthalten.
Segelerfahrung auf Fahrtenyachten und Teamfähigkeit sind für die Teilnahme Voraussetzung.
Weitere Informationen auf der Website. Bei Interesse wenden Sie sich bitte per Mail an uns.

Vom 11. bis 17. August 2013 bieten wir eine „Flottillenfahrt Rund Rügen“ für Mitglieder der DLRG an.  Wir fahren mit 2 Segelyachten vom Typ Bavaria 38 cruiser, ab Breege, eine Woche um Deutschlands größte Insel. Eine Woche Segeln, mit 2 Schiffen, das heißt auch – immer wieder ein paar kleinere Wettfahrten, genauso wie gemeinsames Dahinsegeln. Möglich ist, einen Besuch der Störtebeker-Festspiele einzuplanen.
Die Kosten für die Teilnahme belaufen sich auf 450,00 Euro pro Person, zzgl. Nebenkosten (Bordkasse für Lebensmittel, Treibstoff und Hafenliegegebühren). Kautionsversicherung und Endreinigung sind im Törnpreis enthalten.
Weitere Informationen auf der Website. Das Buchungsformular finden Sie im Anhang dieser Mail.

Gerne übernehmen wir 2013 wieder individuelle Ausbildungen, Segelreisen und Überführungen für Sie. Kommen Sie mit Ihren Wünschen und Vorstellungen einfach auf uns zu. Bei Interesse wenden Sie sich bitte per Mail an uns.


Rückblick Saison 2012

  • April 2012 – individuelle Ausbildung im Yachtsegeln auf der Ostsee
  • April 2012 – Kleincrewtraining und Urlaubsreise im Ijssel- und Wattenmeer
  • Mai 2012 – M² – Sails SKS-Ausbildungsreise vom Warnemünde  nach Büsum und zurück. Fünf von sechs Prüflingen haben bestanden
  • Juni 2012 – M² – Sails Regattateilnahme beim PCO-Baltic-Cup 2012.
    Wir kamen auf Platz 22 von 29 Booten. Als Crew haben wir einmal medizinische Hilfe und einmal Hilfe bei einem auf Grund geratenen Regattakollegen geleistet.
  • Juni bis September 2012 – Segelgrundkurs am Ammersee, mit wiederkehrenden Freitags- und Wochenendterminen
  • Juni 2012 – Segelflottille für eine Gruppe Kindergärtnerinnen mit zwei Booten am Ammersee
  • Juli 2012 –drei geskipperte einwöchige Törns für Mola / Rügen
    • zwei einwöchige Urlaubstörns
    • eine SKS Ausbildungsreise „Rund Rügen“ beide Prüflinge haben bestanden
  • August 2012 –zwei geskipperte einwöchige Törns für Mola / Rügen
    • eine SKS Ausbildungsreise „Rund Rügen“ alle vier Prüflinge haben bestanden
    • ein einwöchiger Urlaubstörn
    • August / September 2012 – individuelle Ausbildung im Yachtsegeln auf dem Chiemsee

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Mit herzlichen Grüßen,

Martina und Monica

M² Sails – Segeln mit Herz

http://www.m2-sails.de