Archiv für den Monat September 2013

… wie U96 auf Schleichfahrt …


17. Mai 2013 – Freitag, Heiligenhafen1430 – Wir sitzen im Hafenrestaurant und lassen uns unser spätes Mittagessen schmecken. Wir, das sind Silke, Andy und ich. Die letzte Woche waren wir mit einer kleinen Bavaria 31 Cruiser gemeinsam auf Reisen.
Andy wird die kommenden drei Wochen noch bei mir bleiben und mir auf die „Mephisto“, einer GibSea442 folgen.
Silke reist morgen Mittag nach Hause. Doch aktuell überfordert  Sie die Bedienung im Restaurant mit ihrer wirklich einfachen Bestellung. Dabei wollte Sie nur ein schlichtes einfach gebratenes Putenschnitzel mit Salz und Pfeffer gewürzt, dazu eine Folienkartoffel. Es ist faszinierend wie schnell man Menschen durcheinander bringen kann.

1730 – Endlich können wir die „Mephisto“, unser Heim für die kommenden drei Wochen, in Besitz nehmen. Wir packen unsere Sachen in die Kabinen. Ich hole Martinas Sachen aus unserem Auto. Das stand die letzte Woche allein am Parkplatz, dort wird es auch noch ein paar Wochen stehen müssen.
Andy und Silke sortieren, welche Dinge auf die Mephisto umziehen und welche ins Auto geräumt werden.

Den Rest des Abends nutzen Andy und ich uns die Mephisto anzusehen. Die vorzeitige Übergabe erfolgt durch Herrmann, einen echt lieben und kollegialen Bootsmann. Als wir endlich fertig sind, ist es allerdings zu spät zum essen.

2130 – Gemeinsam mit Andy und Silke fahre ich nach Oldenburg/Holstein um meinen Schatz vom Bahnhof abzuholen. Andy sieht auf diese Weise wo er am kommenden Tag hin muss um Silke zur Bahn zu bringen. Ich freue mich, die Beiden dabei zu haben.

Zwanzig Minuten warten wir am Bahnsteig, dann ist Martina endlich da. So schön sie in den Arm zu nehmen. Auf dem Rückweg nach Heiligenhafen fahren wir noch am MC Donalds ran, um Abendbrot zu holen. Ja, das ist die ungesunde Variante, ich weiß.

An Bord der „Mephisto“ wird der Abend lang. Wir stoßen auf Martinas erfolgreiche Prüfung als Rettungsschwimmerin an und schwatzen bis nach Mitternacht. Erst gegen 0100 gehen wir am Samstag zu Bett.

18. Mai 2013 – Samstag, Heiligenhafen

0800 – Früh stehen wir auf, wenn man bedenkt wann wir ins Bett sind. Allerdings steht uns heute auch viel Arbeit bevor. Martina will und muss das Boot noch ausgiebig ansehen, das ist wichtig. Denn sie ist die Co-Skipperin. Gemeinsam wollen Martina und ich auch noch einkaufen fahren. Silke muss zur Bahn.

Die "Mephisto" mit voller Beflaggung

Die „Mephisto“ mit voller Beflaggung

Also gehen wir duschen und bereiten zu viert an Bord unser Frühstück. Diesen Luxus werden wir so schnell nicht wieder haben.

1130 – Abschied von Silke, dann fahren Martina und ich los, zum Einkaufen. Vorher gönnen wir uns jedoch eine Mittagspause im Fischhaus. Lecker. Naja, so ganz Pause ist es nicht. Wir besprechen den Einkauf, die Reiseplanung und das Wetter der kommenden Tage.

Es wird ein anstrengender Einkauf, trotz der Übung die wir darin schon haben. Es sind ein paar Einkaufskörbe die wir voll bekommen. Dann alles ins Auto, zum Glück ist „Sternchen“ nicht noch voll mit Gepäck.

1500 – Schwitzend erreichen wir die Charterbasis, wo die „Mephisto“ liegt. Am Parkplatz laufen uns Alex und Marcus in die Arme. Die beiden werden gleich „gekidnappt“ um den Einkauf mit an Bord tragen. Nun können wir eine  Kette bilden. Vom Auto zum Steg, in die Plicht, in den Salon und gemeinsam mit Andy stauen wir unter Deck die Lebensmittel und Getränke in Backskisten, Kühlschrank und Schapps. Alles wird zusätzlich beschriftet und gekennzeichnet.

Auch „Jack“, die Übungspuppe der Wasserrettung, ausgeliehen bei der DLRG München-Mitte, kommt an Bord. Der Transport der Übungspuppe aus dem Kofferraum von Alex bis zum Boot, sorgt für einiges Aufsehen im Hafen. „Jack“ wird steuerbord achtern, bei Susanne unter gebracht.

Neugierige Gesichter

Neugierige Gesichter

1700 – Die Crew ist komplett. Drei Mädels Susanne, Martina und ich. Dazu fünf Jungs, Andy, Alex, Peter, Wieland und Marcus.

Wir gehen noch die wichtigen „Unter-Deck-Dinge“ durch. Toiletten, Kocher, Gas, „was ist wo?“, Dazu kommt, Sachen verstauen und Kabinen beziehen.

1930 – Wir sind unterwegs in „Weinigels Fährhaus“. Auch hier geht es weiter, wir lernen uns kennen. Sprechen über unsere Erwartungen, Vorkenntnisse und natürlich wird auch allerhand Seemannsgarn gesponnen.

Gegen 2230 sind dann alle in den Kojen. Für die meisten wird es, die erste Nacht an Bord.

19. Mai 2013 – Sonntag, Heiligenhafen

0700 – Die Koje ist schief! Das hat zur Folge, dass ich immer auf die Innenseite, an Martina heran rutsche.  Und richtig gut liege ich auch nur auf der rechten Seite. Blöd. Mal sehen, wie ich die kommenden drei Wochen damit klar kommen werde.

Am üblichen Morgenritual ändert sich nicht viel. Wetterdaten in Logbuch, Waschsachen nehmen, duschen, Kaffewasser ansetzen und Frühstück vorbereiten. So wie sich alle einbringen geht es fix von der Hand. Ein wenig klemmen die Bordabläufe noch. Kein Wunder, die Crew kennt sich noch nicht.

Zu Acht sitzen wir um den großen Tisch in der Messe. Es wird geklönt, natürlich Witze gerissen und wir gehen schon einmal die Wetterlage durch.
Leider sieht es so aus das am Montagabend, oder Dienstagmorgen die ersten Ausläufer eines Sturmtiefs die Deutsche Bucht erreichen werden. Also genau zu dem Zeitpunkt zu dem wir in der Nordsee üben und lernen wollen. Alle verstehen, dass wir nichts gewinnen, wenn wir dann zwei oder drei Tage eingeweht im Hafen liegen und den Sturm abwarten müssen. Wir werden also in die dänische Südsee ausweichen. Dort zwischen den Inseln können wir in geschützten Gewässern sicherer segeln. Es können sich keine hohen Wellen bilden und es wird auch immer Ecken mit Windschutz geben, so dass wir definitiv bessere Übungsbedingungen haben werden.

1000 – Wir finden uns im Cockpit zusammen. Martina erklärt den Umgang mit den Rettungswesten, die Sicherheitseinrichtungen, wo

Winschentraining

Winschentraining

man sich einpicken kann, wann die Rettungsinsel eingesetzt wird und wo sie ist. Letztendlich wann und wie das Funkgerät zu nutzen ist und wo die Seenotsignalmittel sind.

Anschließend folgt die Einweisung in die Bedienung der Fallen und Schoten. Unsere „Mephisto“ wird noch ganz klassisch gesegelt. Das Großsegel wird am Mast vorgeheißt und auf der Winsch am Niedergang nur durchgesetzt – das heißt straff gezogen. Die zwei Reffs werden direkt am Mast bedient.

an der Segellast

an der Segellast

Die Vorsegel, wir haben drei davon, werden mit Stagreitern am Vorstag eingeklippt und dann am Mast gesetzt, also hochgezogen. Wir können zwischen einer großen Genua, einer Fock und einer Sturmfock wählen. Aufbewahrt werden die Segel, in Säcken verpackt in der Segellast, welche sich im Vorschiff befindet.

Nun gehen wir daran den Umgang mit den Winschen zu üben. Das sieht ein wenig wie Tauziehen aus, wenn drei Crewmitglieder an einem Tau ziehen, und ein einzelnes Crewmitglied auf der anderen Seite über die Winsch dagegen hält.

So vergehen schnell zwei Stunden. Inzwischen ist das Mittagessen vorbereitet, so dass wir um 1230 erst einmal Pause machen und danach noch Frischwasser nachbunkern.

1420 – Endlich heißt es „Leinen los“. Viele andere Charterboote sind bereits gestern Abend oder heute Vormittag ausgelaufen. Wir folgen nun – mit einer neugierigen und wissbegierigen Crew. Doch noch immer setzen wir nicht die Segel. Erst einmal dreht jeder im freien Wasser seine ersten Runden unter Maschine. Kreise fahren, achten vorwärts und rückwärts, kursgerechtes Aufstoppen, fahren nach Kompass, Boje über Bord…

Also das ganze Programm was ein SBF-See-Inhaber drauf haben sollte. Darüber vergehen weitere zwei Stunden. Unmerklich habe ich unsere Schüler dabei den Kurs Stück für Stück auf die freie See nehmen lassen.

1650 – Wir haben das Manövertraining beendet. Ab jetzt fahren wir im Wachsystem weiter. Martina geht mit Ihrer Crew in die Freiwache, mein kleines Häufchen fährt weiter. Wind? … Keiner mehr da. Dafür nimmt die Sicht stetig ab.

in der Naviecke

in der Naviecke

1800 – Position 54° 28,9´N 010° 52,6´E – Die Sicht hat sich sehr stark verschlechtert. Wir haben das Handfunkgerät auf der „Brücke“ um den Funk auch oben mithören zu können. Zusätzlich läuft das Radar mit und wird auch gut im Auge behalten. Unser Kurs ist 330° über Grund, wir fahren mit fünf Knoten über Grund. Bei Annäherung von Objekten geben wir vorschriftsmäßig Nebelschallsignale. Auch so kann Ausbildung sein.
Realitätsnäher kann man KVR (Kollisionsverhütungsregeln) und Navigation kaum lernen. Ein Frachter passiert sehr nah. Dank Radar waren wir zwar informiert, wie weit er weg ist, aber dass wir den Frachter erst in unter einer halben Meile sehen und hören konnten, war sehr beeindruckend.

2000 – Martinas Team übernimmt die Wache. Wir versuchen zu schlafen. Der Nebel hält uns immer noch fest. Ich lege mich dennoch aufs Ohr. Ich muss ausgeruht sein, meine Aufgabe ist es mich jetzt zu erholen. Martina hat die Sache oben im Griff!

Bagenkop, unser Ziel, ist nur noch 12 Seemeilen entfernt. Martina lässt, aufgrund der immer schlechter werdenden Sicht die Fahrt weiter reduzieren. Endlich, gegen 2115 können wir den Leuchtturn Keldsnor Fyr ausmachen. Unsere Jungs nutzen die Gelegenheit für Versegelungspeilungen.

2130 – Wir haben die Hafeneinfahrt von Bagenkop erreicht. Behutsam tasten wir uns in den völlig überfüllten Hafen hinein. Aufgrund des Nebels, der müden Crew und weil ich selbst die Reaktionen der Yacht, auf Maschinen- und Ruderlagen, noch nicht 100%ig kenne, fahre ich den Anleger selbst.

Auf Strom werden wir heute Nacht verzichten müssen. Wir haben nur einen Liegeplatz ganz weit hinten an der Außenmole ergattert. Auch der Weg in den Hafen, zu den sanitären Anlagen, ist ein wenig weiter.

Den Anlegeschluck lassen wir uns auf keinen Fall nehmen. Wir haben gutes Störtebeker-Bier an Bord. Also gehen die ersten Atlantik-Ale, Schwarzbier und Hanse-Porter an den Start. Lange klönen wir allerdings nicht mehr. Schon um 2245 sind alle in der Koje.

Stand: 30,9 sm / davon leider keine einzige gesegelt

20. Mai 2013 – Montag, Bagenkop/Insel Langeland – Dänemark

0800 – Im Boot wuseln die Backschafter beim Frühstück vorbereiten. Es gab frische Brötchen und wir haben ausreichend Brot an Bord. Der Wasserkessel summt direkt vor unserer Kabinentür. Gern hätte ich noch etwas gedöst, den Morgen genossen. Martina ist nicht ganz fit, Ihr macht die Migräne zu schaffen. Sie bleibt also erst einmal liegen. Ich rappel mich auf. Duschen fällt aus, eine Katzenwäsche muss für heute reichen.

Wir sitzen am Frühstückstisch und überlegen wo es heute hingehen soll. Omø hat leider aktuell keine ausreichende Wassertiefe für unsere „Mephisto“ mit ihrem Tiefgang von 2,35m.  Daher entscheiden wir uns für Sælskør, Whigfields Heimatstadt. Wir kommen jedoch am Montagabend an, nicht „Saturday Night“.

Zurzeit ist draußen jedoch dichter Nebel mit Sichtweiten unter eine halben Meile. Wir beschließen dennoch auszulaufen, in der Hoffnung, dass die Sonne den Nebel auflösen wird.

Auslaufen aus Bagenkop

Auslaufen aus Bagenkop

1035 – „Leinen los“. Langsam gleitet die „Mephisto“ aus dem Hafen von Bagenkop. Inzwischen sind Zitate aus dem Film „Das Boot“ schon Bordalltag. Andy ist unser LI, Martina der 1WO, Peter sieht Kriechbaum zu ähnlich. Damit steht der Spitzname auch schon fest. Alex muss sich mehrere Spitznamen angedeihen lassen. Neben „Leutnant Werner“ wird später noch „Maverick“ hinzukommen. Damit entfällt „Die Alte“ oder „Frau Kaleun“ auf mich. Später kommt dann noch „Charlie“ dazu. Die „Mephisto“ wird dann schnell zu „U96“. Und genauso lautlos, schleichen wir uns nun auch hinaus, in den Nebel.

Auf See stehen zwei Horchposten am Bug (Wieland und Marcus), jeder konzentriert sich auf seine Schiffsseite. Die beiden können Motorengeräusche weiter hören, als wir am Heck, wo der Motor brummt. Zwei Leute (Alex und Susanne) sind permanent am Radar und Funk. Wir geben alle 15 Minuten Kurs, Position und Geschwindigkeit durch. Mit zwei Knoten Fahrt und 1100 Umdrehungen am Diesel bewegen wir uns durch die spiegelglatte See. Die Windstille trägt zusätzlich zu diesem einmaligen Erlebnis bei.

1100 – Wir ändern unseren Kurs für eine Weile, um eine Nahbereichslage zu zwei weiteren Yachten zu vermeiden. Wir können akustisch mindestens fünf Boote ausmachen, auf dem Radar sogar sieben.

Nach weiteren zehn Minuten passiert gemäß Radar ein größeres Schiff unser Heck. Erst als wir schon seine Heckwellen spüren, sehen wir an Backbord seinen Schatten, da ist er aber schon vorlicher als querab.

1125 – Wir kehren zurück auf unseren Generalkurs. Die Waschküche ist noch dichter geworden, die Sichtweite beträgt weniger als zwei

im Nebel

im Nebel

Kabellängen (ca. 365 m). Wir passieren die Südspitze Lollands. Immerhin, auf dem Radar können wir die Küstenlinie klar ausmachen. Das Echolot behalten wir auch konstant im Auge und bleiben jenseits der 10-Meter-Linie. Allein auf den GPS-Plotter wollen wir uns auf keinen Fall verlassen.

1205 – Die Sicht wird wieder etwas besser. Circa eine halbe Seemeile weit können wir wieder sehen. Es sind auch nur noch Nebelbänke, durch die wir hindurch fahren. Wir erhöhen die Geschwindigkeit auf 4,8 Knoten über Grund. Kurs 090°, genau nach Osten.

1230 – Position 54° 42,1`N 010° 45,1`E. Wir ändern unseren Kurs auf 000°, also genau nach Norden. Wir lassen den  Tiefwasserweg an Steuerbord. An der Backbordseite die Küste Langelands, welche sich langsam aus dem Dunst heraus schält. Genauso wie unser Erster Offizier. Martina hatte eine Tablette gegen Ihre Migräne genommen. Nun zeigt diese Wirkung. Sie frühstückt erst einmal ein wenig, dann bereitet Sie Ihre Unterrichtsstunde zum Thema „Grundlagen der Navigation“ vor.

"Obersteuermann Kriechbaum"

„Obersteuermann Kriechbaum“

1630 – Es ist nur noch ein wenig diesig. Während Martina unterrichtet, fahren Alex und ich unser Schiff weiter in Richtung Norden. Wind ist immer noch fast keiner da. Ein bis vier Knoten bewegte Luft aus nördlichen Richtungen. Dennoch holen wir die feuchte Sturmfock aus der Segellast. Wir setzen das Segel, damit es in der Sonne trocknen kann. Komische Situation. Hier auf dem Wasser scheint die Sonne. An Land ist es noch immer neblig.

1730 – Peter (Kriechbaum) ist aktuell am Ruder. Ein kurzes „Schnaufen“ hinter dem Boot lässt Alex und mich aufhorchen. Schweinswale, wie schön! Schnell die tolle Kamera von Andy geholt und ja, ich kann ein paar tolle Bilder dieser schönen Tiere machen.

1900 – Nachdem auch ich eine Stunde theoretischen Unterricht gehalten habe, es ging um Wetter, Windsysteme sowie Beeinflussung des Windes durch Landformationen, lege ich mich eine Weile aufs Ohr. Ein paar Minuten Ruhe und Erholung werden mir gut tun. Martina übernimmt die Wache.

Eine Dreiviertelstunde später stehe ich wieder auf. Wir haben die Fahrrinne nach Sælskør erreicht. Während wir uns in den langen Fjord, mit Wieland am Ruder, hinein tasten, bereiten die anderen das Boot zum Anlegen vor.

Im Hafen von Sælskør unterschätze ich den auslaufen Strom. Das Anlegemanöver klappt daher nicht ganz reibungslos. Wassertiefe 4,6m, auslaufender Strom mit 1,3 Knoten.

2045 – Endlich ist das Schiff sicher für die Nacht vertäut und Landstrom haben wir auch. Ein Teil der Crew bereitet das Abendessen vor. Ich schnappe mir Marcus und Alex. Wir laufen los und besorgen Gammeldägs für acht Personen. Neugierig werden die acht riesigen Eisportionen bestaunt, als wir an Bord zurück kommen!

Es wird ein schöner Abend. Wir spazieren im Hafen noch eine Weile durch die Nacht, nutzen ausgiebig die sanitären Anlagen und besichtigen die Boote im Hafen.

Stand: 78,9 sm / davon leider keine einzige gesegelt – wie auch, ohne Wind?

21. Mai 2013 – Dienstag, Sælskør /Insel Sjæland – Dänemark

0710 – Wassertiefe 4,50m, aktuell ist Stauwasser. Wir rufen die Wetterdaten für den heutigen Tag ab. Ipads bieten hierfür eine sehr angenehme und komfortable Möglichkeit.

Der Deutsche Wetterdienst sagt für heute schwach umlaufende Winde, im Laufe des Abends auffrischend bis fünf Windstärken aus Nordwest, später westlichen Richtungen, voraus. Morgen dann fünf Windstärken aus West, etwas zunehmend. Die Sicht: schlecht und Nebel.

Es ist schon komisch. Drüben in der Nordsee fegt gerade ein starker Sturm übers Meer, und wir haben hier Flaute und Nebel. Aber heute Abend dürfte die Flaute auch hier, im Großen Belt, vorbei sein.

Zum Frühstück gibt es Brötchen. Wir haben den Bäcker doch noch gefunden. Dazu gute dänische Marmelade. Einfach lecker!

Nach dem Frühstück ist erst einmal „Tampenjagd“. Unsere Wachen treten gegeneinander an, die Bedieninstrumente der Yacht zu benennen. Aktuell liegt Martinas Team in Führung.

0945 – Wieland startet den Diesel und legt ab. Ich rate ihm, es entgegen seiner eigenen Intention, durch eindampfen in die Achterspring, zu machen. Dadurch bekommt er den Bug leichter vom Steg weg. Anschließend folgen fast sieben Meilen enge Fahrrinne, mit teilweise sehr starker Strömung. Als alter Elbsegler nicht ganz neu für ihn. Dennoch hat die Ostsee doch noch ein paar neue Aspekte für Wieland parat.

1030 – Im freien Wasser des Agersø Sundes lasse ich Wieland die Segel setzen. Wir haben zwar keinen Wind, müssen das Manöver dennoch endlich üben. Zwanzig Minuten später hängen ein Großsegel und eine Fock schlaff am Mast.

Also bergen wir die Fock wieder, holen das Großsegel dicht und setzen den Motorkegel, auch „Schandkegel“ genannt. Leider nimmt die Sicht stetig ab, der Nebel wird dichter. Die zwei „Navigatoren“ besetzen das Radar und koppeln die Kurse auf der Karte mit. Zwei Wahrschauer, Andy und Martina, finden sich auf dem Vorschiff ein. Sie hören dort mit Ihren Ohren fremde Schiffe eher. Mit reduzierter Geschwindigkeit geht es in Richtung große Belt-Brücke.

Nebel und Flaute im Großen Belt

Nebel und Flaute im Großen Belt

Meine Gedanken wirbeln durcheinander: „So sehr der Nebel auch nervt, so langweilig die Motorfahrt auch ist, pädagogisch betrachtet sind dies sehr wertvolle Eindrücke und Erfahrungen für angehende Schiffsführer. Wenn meine Vermutungen anhand der Wetterkarte und die Wetterprognose stimmen, werden wir die kommenden Tage fast zu viel Wind bekommen. Also jetzt bloß nicht über den mangelnden Wind maulen.“ Ich hole mir einen Tee und behalte die Crew im Auge.

Eine Nahbereichssituation haben wir, als uns eine große Trawleryacht passiert. Sonst ist es sehr ruhig heute.

1220 – Per Funk haben wir uns bei „BELTREP“, der Verkehrslenkung für den Weg „T“ und das Verkehrstrennungsgebiet durch die Brücke, gemeldet. Wir mussten  Angeben, wie Lang und Breit unser Boot ist und vor allem, wie hoch der Mast ist. Außerdem war noch wichtig, wann wir die Brücke erreichen. Dann bekamen wir unser Tor zugewiesen. Der Funkverkehr wurde, wir international üblich, in englischer Sprache abgewickelt.

Im Funk ist es ruhig. Es sind wenige Schiffe unterwegs. Längere Zeit irritieren uns die Nebelhörner der Großen-Belt-Brücke. Wir vermuten anfangs, dass es sich um Schiffe im Verkehrstrennungsgebiet handeln muss.

Im dichten Nebel passieren wir die Brücke. Die Brückenpfeiler des Hauptschifffahrtsweges sind mit Radar-Antwort-Baken und

RACON

RACON

Nebelhörnern ausgestattet. Hinzukommen Blitzleuchten. Wir haben also dank des Nebels das volle Showprogramm gebucht und erhalten.

1245 – Die Brücke liegt achteraus. Wir bleiben noch eine Weile auf der östlichen Seite des Weg „T“. Der Weg „T“ durch den Großen Belt ist eine der meistbefahrenen Schifffahrtsstraßen der Welt. Sozusagen eine Autobahn des Meeres. Ihn werden wir queren müssen um nach Kerteminde zu kommen.

Nach ausgiebiger Radarbeobachtung queren wir gegen 1330 das Verkehrstrennungsgebiet ungefähr vier Meilen nördlich der Belt-Brücke. Nun haben wir definitiv von der Großschifffahrt nichts mehr zu befürchten. Wir setzen Kurs auf Kerteminde. Wir sind noch immer unsicher, ob wir das Aquarium mit den Schweinswalen besichtigen. Eventuell lichtet sich der Nebel noch, so dass wir noch üben könnten.

1325 – Wir bergen das Großsegel. Die Sicht wird langsam etwas besser. Unser Kombüsenteam zaubert einen leckeren Imbiss. Die Anspannung der letzten Stunden lässt ein wenig nach.

Die Idee das Schweinswalaquarium zu besichtigen wird von der Crew verworfen. Wir beschließen die Gelegenheit um Manöver zu üben zu nutzen. So fällt „Oskar“, unsere Übungsboje gegen 1500 wieder in die Ostsee. Für die kommenden zweieinhalb Stunden trainieren wir nun „Boje über Bord an…!“.

1743 – 55° 27,7`N 010° 44,7`E. Wir beenden unsere Übungen. Jeder hat inzwischen fünf gut funktionierende „Boje -über-Bord-Manöver“ unter Maschine gefahren. Begünstigend war die ruhige, fast spiegelglatte, See. Noch fehlt den Schützlingen jedoch die Übung bei Wind und Welle.

1835 – Wir haben im Handelshafen von Kerteminde festgemacht und stellen fest, dass es zum Aquarium gerade einmal 150 Meter sind. Das Vertäuen des Bootes hat zwar eine Weile gedauert, aber dafür liegt die „Mephisto“ jetzt auch wirklich sicher. Andy hat einen schönen Anleger gefahren. Vor kurzem regnete es noch. Leider daraus inzwischen wieder Nebel geworden. Dennoch gehen Martina und ich noch ein wenig in den Ort. Der Spaziergang allein, tut uns beiden gut.

Die restlichen Crewmitglieder nutzen nun die Gelegenheit für Anrufe in der Heimat. Marcus, unser Zahlmeister, reserviert in der Gaststätte des benachbarten Yachthafens inzwischen einen Tisch für acht Personen.

in Kerteminde

in Kerteminde

2000 – Im Rudel wandern wir im Nieselregen zum Restaurant. Heute Abend wird also nicht an Bord gekocht. Der Abend wird in ausgelassener Stimmung mit einem opulenten und sehr guten Essen beschlossen. Die Stimmung ist gut, denn für Morgen ist endlich Wind angesagt!

2330 – Es ist Ruhe im Schiff, nur das leise Atmen der Schläfer ist zu hören. Unsere Santiano-Party-Flagge flattert im zunehmenden Wind. Irgendwann in dieser Nacht werden die Befestigungsösen ausreisen. Doch das, werden wir erst morgen feststellen.

Stand: 113,2 sm / davon immer noch keine einzige gesegelt

22. Mai 2013 – Mittwoch, Kerteminde /Insel Fyn – Dänemark

Wettervorhersage für den 22.05.2013, DWD von 0533 UTC – Seegebiete: Belte und Sund / Kattegat: westliche Winde 4-5, später 6, zweitweise schlechte Sicht, See bi 2,0m Prognose für Do 1200: west 6, Südwest-drehend, abnehmend 4.

0900 – Wir gehen nach dem Frühstück die Theorie zum Wetter in Ruhe durch. Wetterkarte und Wettervorhersage werden verglichen. Wir ergründen woraus die Angaben resultieren und lernen so, sich eine eigene Meinung zu bilden. Anschließend werden An- und Ablegemanöver noch in der Theorie besprochen.

1110 – Wir werfen die Leinen in Kerteminde los. Susanne fährt den Ableger. Viel soufflieren muss ich nicht. Alex kommandiert das setzen der Segel. Wir setzten das Großsegel im ersten Reff, die Fock komplett. Mit sieben Knoten Fahrt durchs Wasser rauscht und gurgelt es am Heck. Endlich segeln! Wir sind ebenfalls wie im Rausch.

1215 – Der Wind hat zugenommen. In Böen sind es obere sechs Beaufort. Wir gehen ins zweite Reff. Als wir die Bucht von Kerteminde verlassen treffen wir auf höhere Wellen.

Naja, ein bis eineinhalb Meter. So hoch sind die Wellen nun auch wieder nicht. Aber für meine bisher Flauten gewöhnte Crew eben neu. Dazu kommt der Wind und die Feuchtigkeit, als es noch zu regnen anfängt ist für alle der Spaß vorbei. Ab jetzt ist es Arbeit!

1240 – Der erste Navigator fällt aus. Die Arbeit an der Seekarte auf dem rollenden und gierenden Schiff macht im sehr zu schaffen. Ich schicke ihn in die Lotsenkoje im Salon. Schon allein der Versuch ins Ölzeug zu schlüpfen endete für den Armen im Fiasko. Während er schläft, säubere ich notdürftig den Boden des Salons.

Auch der zweite Navigator hat zu kämpfen. Ich weise ihn an sich anzuziehen und sich im Bereich der Sprayhood hinzusetzen. Die Beobachtung des Horizontes lässt seine Beschwerden leichter werden. Von der restlichen Crew traut sich nun niemand mehr unter Deck. Leider fällt uns dann auch noch Martina aus, Ihre Migräne in Kombination mit der Kälte lässt sie der Seekrankheit gegenüber schwach werden. Nun habe ich zwei ernsthaft Seekranke an Bord. Dazu einen angeschlagenes Crewmitglied, eine Mitseglerin die langsam auskühlt, aber auch nicht unter Deck gehen will und drei Crewmitglieder die nur durch ihre aktive Arbeit an den Schoten und dem Ruder fit bleiben.

1315 – Zuerst gebe ich Studentenfutter und Müsliriegel hoch. Ich brauche noch ein paar aktive Hände. Der zweite Weg führt mich an die Seekarte. Samsø werden wir auf dem anliegenden Kurs erst in fünf Stunden erreichen. Bei Wind gegen an, der dazu noch entlang der Küste mitdreht, werden wir kreuzen müssen und daher noch mehr Zeit für die Strecke brauchen.. Das kann und will ich den Kranken nicht zumuten!

Ich entschließe mich Kalundborg anzulaufen. Ab der Tonne Asnæs kann ich abfallen. Dann haben wir raumen, also achterlichen, Wind. Die Wellen kommen dann auch achterlicher. So liegt das Schiff ruhiger. Ich weise Alex am Steuer an auf 025° zu gehen. Er schafft es die Untiefentonne korrekt zu passieren.

1430 – Wir können auf 100° abfallen. Ich mache mir Sorgen um Susanne. Während Alex kurz in den Wind dreht, berge ich gemeinsam mit Andy das Großsegel. Nur unter der Fock erreichen wir bei sieben Windstärken immer noch sieben Knoten Fahrt durchs Wasser. Peter erholt sich langsam wieder.

1500 – Inzwischen sind auch Wieland und Martina wieder an Deck. Beide sind aktiv dabei das Einlaufen in Kalundborg zu organisieren. Marcus hat Alex am Steuer abgelöst.

Marcus im Regen

Marcus im Regen

1540 – Im Team bringen Peter, Martina mit Marcus  am Steuer die „Mephisto“ durch die verschiedenen Fahrrinnen in das ausgewählte Hafenbecken. Den Anleger fahre ich lieber allein. Der Wind ist leicht auflandig, wir haben am Liegeplatz immer noch einen halben Meter Welle! Dennoch machen wir erst einmal fest.

1645 – Wir alle brauchen jetzt dringend eine Pause. Martina und Alex haben inzwischen heiße Milch gemacht. Es gibt für alle heiße Schokolade. Susanne geht in die Koje. Das unruhige Liegen am Industriekai macht ihr noch sehr zu schaffen.

Nach dem Abendessen, Spagetti Bolognese, verholen wir die „Mephisto“ an den Steg der Tankstelle im Yachthafen. Die Tiefe des Hafenbeckens reicht für uns geradeso aus, aber hier sind die Wellen kleiner. Dennoch liegen wir hier noch unruhig, der Wind wirft die „Mephisto“ immer wieder hart gegen den Steg. Inzwischen wehen obere sieben Windstärken. Mehr als angesagt – auch ein Abnehmen des Windes ist nicht zu bemerken.

1830 – Endlich kommt auch Susanne aus der Koje. Sie verputzt die restlichen Nudeln, trinkt noch eine heiße Schokolade und taut bei einer warmen Dusche endgültig auf.

Der Abend vergeht mit vielen Gesprächen. Alle sind von der Macht des Windes und der Wellen beeindruckt. Überall im Boot hängen

... die Segel Sturmsicher machen!

… die Segel Sturmsicher machen!

unsere Sachen zum trocknen verteilt. Wir sprechen noch lange über die heutigen Erlebnisse und über Wissenswertes zum Schwerwettersegeln. Nach und nach gehen wir dann zum allgemeinen Klönschnack über.

Stand: 139,3 sm / davon 25,1 sm gesegelt. Erster Starkwindtag.

23. Mai 2013 – Donnerstag, Kalundborg / Insel Sjæland – Dänemark

Wettervorhersage für den 23.05.2013, DWD von 0537 UTC – Seegebiete: Belte und Sund / Kattegat: westliche Winde 5-6, abnehmend 3, Schauerböen!; zweitweise schlechte Sicht, See 1,0m Prognose für Freitag: östliche Wind um 4, etwas norddrehend

0830 – Wir sind unterwegs in den Ort. Wir suchen ein Geschäft wo es legendäre Smørrebrød geben soll. Nach zwanzig Minuten werden wir fündig. Und um 0900 treten acht ausgehungerte, siebenköpfige Raupen das kleine Imbisslokal. Nach unserer Bestellung sind fast 80% der vorbereiteten Sandwiches verputzt. Das sorgt bei der Inhaberin schienbar nicht wirklich für eine Hochstimmung. Bei uns schon, denn die Sandwiches – was anderes sind Smørrebrød nicht – sind super lecker.

Schönstes Segeln

Schönstes Segeln

1055 -Wir legen ab und fahren rückwärts aus dem Hafen. Vor dem Hafen werden die Segel gesetzt. Das Großsegel im ersten Reff, die volle Fock. Mit sechs Knoten Fahrt geht es in Richtung Osten, nach Bogense. Heute bleiben alle stabil. Die Sonne scheint und die Stimmung an Bord ist gut.

1500 – 55° 41,03´N 010° 39,9`E – Aufgrund des nachlassenden Windes konnten wir inzwischen das Großsegel ausreffen. Nun bereiten wir die Genua zum Setzen vor. Dazu muss das Segel aus dem Segelsack geholt und an der Reeling mit Zeisingen gesichert werden. Als alles vorbereitet ist, drehen wir kurz in nördliche Richtung ab. Vor dem Wind, in der Abdeckung des Großsegels, bergen wir die Fock uns ziehen unser größtes Segel, die Genua, hoch. Jetzt stehen 112m² Segelfläche. Die „Mephisto“ belohnt uns mit einer Geschwindigkeitszunahme von 4 auf 6,5 Knoten Fahrt durch Wasser.

Leider lässt der Wind beständig nach. Wir segeln dennoch weiter, wenn auch langsamer. Immerhin  bleibt die Fahrt auf mindestens drei Knoten durch Wasser.

Bordalltag

Bordalltag

Es gibt unterwegs Sandwiches, Kaffee und Tee. Kekse und Schokolade sind gar nicht so sehr gefragt.

Jeder übt sich im Steuern unter Segeln, wir fahren immer Wenden zu Übungszwecken. Und alle sind dabei die Segel zu trimmen um möglichst viel Fahrt im Schiff zu halten.

1800 – Wir bergen die Segel. Die letzten drei Meilen fahren wir unter Maschine. Das Navigationsteam lotst den „Gefechtsrudergänger“ in den Hafen. Der „Deckoffizier“ bereitet das Anlegemanöver vor. 30 Seemeilen sind wir heute gesegelt, schön.

Nachdem der geplante „Längsseitsanleger“ im alten Hafen Bogense wegen Überfüllung nicht machbar war, fahren wir in den Yachthafen. Da wir auf alle Eventualitäten vorbereitet sind, gibt es keinen Stress. Das Boxenmanöver wird durchgesprochen und Marcus fährt ganz ruhig vorwärts in die Box rein. Alex und Andy geben vom Vorschiff den Abstand zum Steg an und Peter und Susanne kümmern sich um die Achterleinen. Wieland steht parat einzugreifen.

Nach dem Festmachen kümmert sich Martina darum, dass die Genua wieder abgeschlagen und sauber verstaut wird. Morgen ist Manövertraining vorgesehen. Dazu ist die Fock besser geeignet. Sie scheuert nicht bei jeder Wende an den Wanten.

Inzwischen kümmerte sich ein Teil der Crew um das Abendessen. So dass wir um 2030 alle um den großen Tisch in der Messe sitzen und uns unser Essen schmecken lassen. Dazu kreisen ein paar Störtebeker-Bier. Atlantik Ale, Schwarzbier und Hanseporter sind die eindeutigen Favoriten.
Zum großen Bedauern von Monica und Andy gibt es in Bogense keine Gelegenheit Gammeldägs zu organisieren. Schon der zweite Tag ohne dieses Leckerli!

Lange dauert der Abend heute nicht mehr. Schon um 2200 verziehen sich die ersten in die Koje. Die restliche Crew geht auch bis 2300 zu Bett. Alle genießen eine ruhige Nacht. Die Nacht in Kalundborg war doch, aufgrund von Wind, Wellen und Schiffsbewegungen sehr laut gewesen.

Stand: 176,6 sm / davon 55,2 sm gesegelt.

24. Mai 2013 – Freitag, Bogense / Insel Fyn – Dänemark

Wettervorhersage für den 24.05.2013, DWD von 0535 UTC – Seegebiete: Kattegat: nördliche Winde 3-4, Prognose für Samstag: nördliche Wind um 4,

0830 – das Frühstück steht auf dem Tisch. Wir müssen bald einkaufen, unsere Brotvorräte nehmen rapide ab. Auch Gemüse, Milch, Jogurt und Haferflocken gehen zur Neige. Konsequenterweise  beschließen wir heute Vormittag die Vorräte zu ergänzen.
Marcus geht verstärkt durch Susanne, Peter und Wieland einkaufen. Andy und Alex versuchen eine Gasflasche im örtlichen Bootszubehörhandel zu ergattern.
Monica sucht nach einer neuen Leine für die Sicherung des Großsegels mittels Bullenstander. Die Alte ist auf der Starkwindstrecke nach Kalundborg beschädigt worden.

Seemannskunst

Seemannskunst

Auf dem Programm steht zusätzlich eine Reparatur des Bugkorbes. Die Steuerbordstütze hat sich aus ihrer Verklebung an Deck gelöst. Auf diese seemännische Handarbeit freut sich die Skipperin aus vollem Herzen. Auch zwei Stagreiter an der Fock müssen getauscht werden.

1015 – Nach dem üblichen Wetterbriefing teilen wir uns auf. Die Einkäufer suchen den Weg zum „Kopman“.
Andy und Alex würden zwar eine passende Gasflasche bekommen. Die würden wir aber nur über den Schrott wieder los werden, da der deutsche TÜV keine dänischen Gasflaschen zulässt – blöd… Wir hoffen mit unserem Gas noch bis Deutschland auszukommen. Eine Flasche haben wir ja noch.

Monica und Martina finden eine gute Ersatzleine. Sie wird für Springmanöver und als Bullenstander geplant. 12mm Kernmantelleine, 25 Meter lang, in M² – Sails-Rot. Dazu noch 2 Stagreiter als Reserve. Fertig ist der Einkauf. Nun zurück an Bord – denn die Reparatur des Bugkorbes wartet.

Bewaffnet mit Teilen der alten Arbeitsleine, einer Netznadel, Matrosenmesser und Feuerzeug hockt sich Monica am Bugkorb hin und beginnt den Bugkorb mittels der 8mm-Kernmantelleine und Kneifbändsel an der Fußreling durch die Speigatten zu sichern. Als sie an Steuerbord fertig ist, kommt auch die Backbordstütze dran. Die Backbordseite bearbeitet Andy unter Monicas Anleitung. Diese Befestigungstechnik ist auch auf Rahseglern und Traditionellen Segelschiffen heute noch üblich. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Hält, wackelt nicht und hat auch keine Luft.

Inzwischen trudeln auch die Einkäufer ein. Sie mussten zwar ein wenig laufen, haben den Ausflug allerdings genossen. Ab jetzt haben wir Smør und  Mjelk an Bord. Gute Marmelade aus der „Gammelfabrik“ und guten dänischen Käse.

1210 – Nach einem kurzen Imbiss werfen wir die Leinen los und laufen aus. Weit ist es heute eigentlich nicht. Allerdings liegt unser Ziel

so weit das Auge reicht

so weit das Auge reicht

im Norden, dort wo der Wind herkommt. Eine sehr gute Gelegenheit Wenden zu üben. Alle zwanzig Minuten wird eine Wende gefahren. Dreizehn Seemeilen und zwölf Wenden später erreichen wir unser Übungsgebiet an der Südtonne des Bjørnsknude Rev.

1445 – 55° 49,7`N 010° 03,0`E – Ab jetzt ist die Aufgabenstellung für jeden Schüler, sechs Halsen ablaufen und zur Tonne eigenständig zurück kreuzen. Schnell erkennen die Schüler so die Zusammenhänge der Kommandos und das längere Kreuzschläge die Vorschoter schonen. Der Wind nimmt im Laufe der Zeit von vier auf obere zwei Windstärken ab.

1730 – Nach 165 Minuten, weiteren 36 Halsen, ungefähr 30 Wendemanövern und nun 22 Seemeilen sind alle angenehm erschöpft. Wir nehmen Kurs auf den Hafen von Juelsminde. Vor dem Hafen bergen wir die Segel und laufen ein.

1845 – Direkt an der Pier machen wir fest, verholen unser Boot ein wenig nach achtern und haben einen tollen Liegeplatz. Direkt am Grillplatz und den Sanitäranlagen.

endlich Eis

endlich Eis

Monica geht in Susannes Begleitung Eis holen. Allerdings nur großes Softeis. Wieland übernimmt die Vorbereitung des Grills, Andy und Peter kümmern sich darum die „Mephisto“ ordentlich fest zu machen. Dazu gehören alle Festmacherleinen, Landstrom und heute auch eine Decksdusche. Peter und Marcus unterstützen Martina bei der Vorbereitung der Salate.

Inzwischen hat sich Monica ihre Wäsche und die von Andy sowie Martina geschnappt. Die erste

Bergfest

Bergfest

Waschmaschine läuft. Zwei weitere werden noch folgen. Bis kurz vor 2300 wird Monica immer wieder eine Ladung Wäsche in den Trockner stecken. Martina und Andy unterstützen Sie dabei, die trockene Wäsche zusammen zu legen.

2030 – Die ersten Würste und Steaks sind fertig. Die gesamte Crew der „Mephisto“ feiert Bergfest. So sehr wir auch beäugt werden, es traut sich leider niemand an unserer Party teilzunehmen. Schade.

Stand: 206,6 sm / davon 81,7 sm gesegelt.

25. Mai 2013 – Samstag, Juelsminde / Midtjylland – Dänemark

Wettervorhersage für den 25.05.2013, DWD von 0327 UTC – Seegebiete: Kattegat/Belte & Sund: nördliche Winde  um 4, strichweise schlechte Sicht; Prognose für Sonntag: nördliche Wind 4 -5, in Böen 6-7, Regen

0945 – Wir verlassen Juelsminde. Hier war es echt schön. Richtig schön und ich mag wieder her kommen. Das weiß ich. Vor dem Hafen werden die Segel gesetzt. Jetzt geht es erst einmal darum Strecke zu machen. Eigentlich wollten wir nur nach Middelfahrt, dort ankern. Doch die Ankerwinde ist nicht zu überzeugen Ihren Job zu erledigen. Die daraus resultierende Aufgabe an die Crew klingt banal: „Fahrt den Dampfer so zügig es geht nach Assens“. So haben wir den Weg nach Sønderborg halbiert.

Wieland konzentriert bei der Kreuzpeilung

Wieland konzentriert bei der Kreuzpeilung

Der Wind weht mit drei bis vier Windstärken aus Nordost, also achterlich. Auf diesem Raumschotkurs müssen die Steuerleute sehr aufpassen keine Patenthalsen zu fahren. Der Wolkenverhangene Himmel drückt zum Glück nur wenig auf die Stimmung. Wir genießen die Fahrt. ich versuche auch ein wenig zu schlafen. Dafür haben wir ja den Luxus an Bord mit Skipper und Co-Skipper zu fahren.

1430 – Wir durchfahren die Lillebæltsbroen bei Snoghøj / Fredericia. Die

Lillebæltsbroen

Lillebæltsbroen

wird als Motiv auf den 100-Kronen-Banknoten verwendet. Die von der Künstlerin Karin Birgitte Lund gezeichnete Banknote ist Teil einer 2009 bis 2011 veröffentlichten Serie, die unter anderem dänische Brücken als Thema hat. Ihre Durchfahrtshöhe beträgt 33 Meter. Unser Mast ist 21 Meter hoch.

Derzeitig haben wir im Belt einen erhöhten Wasserstand. Klar muss es gut gehen, spannend ist es dennoch. Und, es sieht sehr knapp aus. Auch die Querströmungen und Kabbelungen im Belt machen das Steuern sehr anstrengend. Andy navigiert, gemeinsam mit Marcus, die „Mephisto“ durch diese anspruchsvolle Passage.

1647 – 55° 21,0`N 009° 45,2`E – Wir haben unser Übungsgebiet erreicht. Seit Juelsminde haben wir 29,3 Seemeilen zurück gelegt. Nun üben wir noch ungefähr zwei Stunden lang Wenden, Halsen, Q-Wenden und Aufschießer zu fahren.

Es ist anstrengend alle Schüler, das Schiff, die Position und die aktuelle Verkehrslage aufmerksam im Auge zu behalten. Daher teilen sich Monica und Martina die Aufgaben.

in Assens

in Assens

2030 – Wir sind fest am Steg in Assens. Unser Liegeplatz liegt zwar nicht optimal geschützt. Aber aufgrund unseres Tiefgangs können wir nur am ersten Steg fest machen. Da das Heck sehr weit vom Steg entfernt ist, besorgt die Skipperin eine Planke über die wir besser auf den Steg gelangen können.

Das Abendessen ist eine Gaumenfreude. Der Besuch vom Nachbarboot erweist sich leider als keine gute Gesellschaft. Am Ende sind alle froh, die Gäste wieder gehen zu sehen. Dabei sind wir wirklich auf Gesellschaft und Kontakte zu anderen Seglern aus.

Die Abendrunde endet gegen 2230. In der Nacht dreht der Wind auf Nord und nimmt etwas zu. Da der Wasserstand durch den Wind zugenommen hat, gehe ich mitten in der Nacht, gemeinsam mit Martina, an Deck um unsere Festmacherleinen zu prüfen. Dass das Ablegemanöver anstrengend werden wird, dämmert uns jetzt bereits.

Stand: 250,8 sm / davon 115,3 sm gesegelt.

26. Mai 2013 – Sonntag, Assens / Insel Fyn – Dänemark

0615 – Aus Nord weht der Wind mit fünf bis sechs Windstärken und drückt nach achtern, in Richtung Steg. Die vorderen Festmacherleinen sind gespannt wie Bogensehnen. Die Wellen klatschen an den Bug. Es ist leicht bewölkt mit ein paar Altocumulkus und einige Cirren.

Gemeinsam mit Martina gehe ich zur Dusche. Wir genießen das warme Wasser, vor allem weil es keine Zeitbegrenzung gibt. Unsere Jungs haben tatsächlich Brötchen organisiert. Toll, damit steht einem ausgiebigen Frühstück nichts im Weg.

0930 – Direkt nach dem Frühstück beginnen wir mit den Vorbereitungen fürs Ablegen. Wir legen an jeder Schiffsseite eine Mittelspring auf die Bugpfähle. Peter bringt unsere Planke wieder zum Stapel Bauholz zurück. Alex bespricht mit mir sein Ablegemanöver. Dann legen wir los. Die Steuerbordachterleine bleibt beim Losfahren zwischen den Stegbrettern hängen. Glücklicherweise geben die Stegbretter nach.

auslaufen in Assens

auslaufen in Assens

Peter und Wieland übernehmen die Achterleinen. Marcus und Andy die Bugleinen, Martina steht mit mir an den Mittelsprings, Susanne ist in Bereitschaft zu helfen. Alex gibt Gas und wir schieben uns aus der Box. Zu weit dürfen wir nicht geradeaus fahren. Eine knappe halbe Schiffslänge nur, denn genau vor den Liegeplätzen wird es rapide flach. Darum wollen wir uns um die Steuerbordmittelspring drehen. Die Bugleinen sind eingeholt, wir drehen den Bug nach Steuerbord und dann, kaum dass wir parallel zu den Boxen stehen, geht es in Vorausfahrt ins Hafenbecken.

Dort drehen wir Kreise, bis alles Seeklar verstaut ist. Da wir mit Maschinenmanövern beginnen wollen, bleiben die Segel vorerst verpackt.

1140 – 55° 15,0`N 009° 48,7`E – Wir haben unser Manövergebiet erreicht. Bei circa einen Meter hohen Wellen fahren wir „Mann über Bord“ Manöver unter Maschine. Das ist deutlich anstrengender als vor drei Tagen bei Kerteminde. Jetzt stoppen die Wellen das Schiff. Die Boje ist schwerer zu sehen und man muss sauber ansteuern um nahe genug an die Boje heran zu kommen. Jeder hat so seine Probleme damit. Oft werden auf einmal Kreise gefahren, die in der Binnenausbildung so beliebt sind. Ich bin verärgert. Nicht auf die Trainees, sondern auf die Kollegen in der Binnenausbildung. Die Aussagen der Binnenausbilder machen uns in der See-Ausbildung das Leben unnötig schwer.

1415 – Wir haben die Segel gesetzt. Die „Mephisto“ treibt im Beilieger, eine Deckshand hält Ausguck, der Rest macht Pause.

Vorbereitungen zum Segel setzen

Vorbereitungen zum Segel setzen

1455 -Seit zwanzig ziehen von Osten her deutliche schwarze Wolken auf uns zu. Der Luftdruck ist in den letzten drei Stunden um 4 mbar gefallen. Wir beschließen den Beilieger aufzulösen und direkten Kurs auf den Als Fjord zu nehmen.

1540 – Der Wind hat sich auf vier Windstärken eingepegelt. Wir beginnen mit MOB-Übungen unter Segeln. Auch hier am Starbæk Grund, mit einem Meter Welle, sind die Übungen anspruchsvoller geworden. Jetzt müssen die Beinahe-Aufschießer gut angesetzt werden. Werden die Segel zu früh losgeworfen, verhungert die Yacht auf dem Weg zur Boje. Werden die Segel jedoch zu spät losgeworfen haben wir zu viel Fahrt an der Boje. Zwei Stunden Üben wir am Eingang des Als-Fjordes.

1800 – Wir bergen die Segel. Unter Maschine fahren wir in Richtung Sønderborg weiter. Ich lege mich für eine Stunde in die Koje. Martina führt die Wache. Zwanzig Minuten vor der Alssundbroen stehe ich auf. Mit einem Tee in der Hand komme ich ins Cockpit. Ich möchte beobachten wie Martina die Situation im Griff hat. Sie fährt das Schiff ruhig und konzentriert.

Motivationsarbeit

Motivationsarbeit

1945 – Vor der Kong Christian den X’s Bro müssen wir wartend Kreise drehen. In dieser Zeit beginnen Andy und Alex Kartoffeln zu schälen. Sie erhalten dabei eine Massage durch die Schiffsführung. Wieland kreiselt also locker mit der „Mephisto“, während der Rest versucht zu entspannen oder den Backschaftern bei der Vorbereitung des Essens hilft.

2145 – Wir haben die Kong Christian den X’s Bro passiert. Nun liegen wir als Aussenlieger an dem Segler „Twister“ in Sønderborg. Dieser ehemalige Frachtsegler ist heute mit bis zu 30 Gästen unterwegs. Die meisten davon haben sich für unser spätes Anlegemanöver nicht einmal interessiert. Gemeinsam mit Peter organisiere ich noch Strom für die „Mephisto“. Anschließend bewundern wir noch die Brigg „Eye oft the Wind“ die genau hinter unserem Heck liegt.

2200 – Wir verputzen unsere Bratkartoffeln mit Ei und Salami. Dazu eine Flasche Bier und etwas Wein. Der Abend wird kurz, wir sind

fleissige Köche

fleissige Köche

erschöpft.

Morgen können wir jedoch ausschlafen und es ist Landgang geplant, da wir den Tag vor der Nachtfahrt frei haben. Die meisten jedenfalls.

Stand: 290,5 sm / davon 127,0 sm gesegelt.

27. Mai 2013 – Montag, Sønderborg / Insel Als – Dänemark

Wettervorhersage für den 27.05.2013, DWD von 1245 UTC – Seegebiete: westliche Ostsee/Kieler Bucht: östliche Winde um3, Prognose für die kommenden drei Tage: nordöstliche Wind um 4

0830 – Alle sitzen beim Frühstück. Die Brötchen, Milch und Wurst hatte Martina geholt. Wir besprechen die Tagesplanung. Auslaufen gegen 1800. Alle sollen bis 1600 wieder an Bord sein. Ausflugsoptionen wären das Schloss und die Stadt selbst. Vorher wollen wir die Mephisto jedoch auf einen Platz direkt am Steg verholen.

1000 – Wir liegen nun am Holzbollwerk. Als Aussenlieger haben wir „King of Lion“ – ebenfalls eine Ausbildungsyacht. Die „Könige“ wollen jedoch nach Norden und in zwei Stunden los. Daher haben sie uns den Platz als Innenlieger überlassen, obwohl sie eher da waren und

Ziigeunerschiff

Zigeunerschiff

darum Anspruch auf den Innenplatz hatten. Doch eine kurze Absprache unter den Skippern hat schnell zu einer einvernehmlichen Einigung geführt.

Ich bleibe mit Martina und Andy an Bord zurück. Da die Sonne schön scheint, beschließe ich Martina schlafen zu lassen und freue mich darauf allein „klar Schiff“ machen zu können. Andy schließt sich mir an. Wir legen die Polster zum Trocknen in die Sonne, wischen die Bilgen aus, räumen auch die Backskisten auf und prüfen die Vorräte.

1300 – Marcus und Peter sind zurück. Zu früh für meine Pläne. Als auch Alex auftaucht schicke ich die drei mit der Einkaufsliste los. Martina hatte sie geschrieben – Andy und ich haben sie ergänzt. Inzwischen putzen wir nun zu dritt an der „Mephisto“. Nach einer weiteren Stunde ist alles so weit klar. Die Roste aus den Bädern müssen noch in der Sonne trocknen, ein paar Polster auch noch. Doch Susanne und Andy wollen die Bordwache übernehmen. Jetzt können auch Martina und ich in die Stadt gehen.

Ein paar Stunden schlendern wir durch Sønderborg, shoppen im Andenkenladen für Weihnachten und erstehen im Seglerladen beide einen Musto-Südwester.

1600 – Wir schauen am Boot vorbei und holen uns noch ein Eis am Hafenkiosk. Dann sammeln wir alle Sachen ein und beziehen die Betten wieder. Es weht leicht mit zwei Windstärken aus Südwesten.

Bei einem Kaffee, oder Tee, dazu ein paar Brote, erkläre ich die nun folgende Nachtfahrt. Wir fahren im Wachsystem via Kalkgrund, Kiel Leuchtturm in die Kieler Förde. Dabei soll möglichst terrestrisch navigiert werden. Leuchtfeuersektoren, Kreuzpeilungen und koppeln soll uns nach Kiel führen. Ab Sonnenuntergang sind alle an Deck angeleint. Jeder trägt seine Weste.

1745 – Wir verlassen Sønderborg. Einige schauen uns verwundert hinterher. Wir setzen die Segel an der Untiefentonne Südlich Sønderborgs und beginnen mit unseren Kreuzschlägen gegen den Dreier aus Südost. Wie so oft, kommt der Wind daher, wo man hin

in die Dunkelheit hinein

in die Dunkelheit hinein

will.

2000 – Wachwechsel nördlich Leuchtturm Kalkgrund. In bester Segelschifftradition treten beide Wachen gegenüber an und die Wache wird übergeben. Obwohl wir schon 12 Seemeilen im Kielwasser haben, konnten wir erst vier Seemeilen nach Osten gut machen. Der Wind und auch die Geschwindigkeit des Schiffes nehmen stetig ab.

2100 – Ich werde von Geräuschen an Deck wach. Martina hat sich entschlossen, bei der Flaute unter Maschine weiter zu fahren. Ich gehe hoch und helfe Alex und Peter dabei die Segel runter zu nehmen. Dann lege ich mich wieder hin.

Während Martinas Wache geht die Sonne unter. Sie können die Stimmung genießen und die besondere Stimmung der Nachtfahrt hält an Bord Einzug. Es ist Windstill und der Diesel nagelt leise vor sich hin.

28. Mai 2013 – Dienstag, Kieler Bucht / 54° 38,1`N  010° 10,2`E – Deutschland

0000 – Wachwechsel. Martina und ihre Mannschaft gehen in die Kojen. Nun bin ich mit meiner Mannschaft (Wache) an der Reihe. Die Luftfeuchtigkeit nimmt zu, es wird merklich kühler.

0130 – Wir stehen nahe Leuchtturm Kiel. Die Sicht nimmt stetig ab. Als wir auf das Fahrwasser Kieler Förde einschwenken können wir die Fahrwassertonnen erst auf 600 Meter an Ihrer Beleuchtung erkennen. Zum Glück sind wir inzwischen routinierte Radar-Navigatoren.

0215 – Wir können noch geschätzte 200 Meter vor dem Bug sehen. Inzwischen sind fast alle wieder wach. Martina und Andy stehen als Horchposten am Bug. Peter und Susanne beobachten am Radar. Marcus steuert nach meinen Anweisungen. Alex und Wieland bemühen sich um Ausguck nach beiden Seiten und achtern. Dabei kommt es nun eher auf ihre Ohren an.

Zwei Schiffe hören wir wirklich lange bevor wir Ihre Navigationslichter ausmachen können. Diese großen Schiffe fahren mit nahezu unverminderter Geschwindigkeit. Vom Radar werden die Peilungen zu den Tonnen für den Kurs und die Schiffe regelmäßig nach oben gemeldet. Der GPS-Plotter ist nicht wirklich hilfreich, er ist zu ungenau. Wir halten uns dicht am Rand der Fahrrinne.

Das Leuchtfeuer Friedrichsort, welches eigentlich sieben Seemeilen weit hinaus zu sehen sein sollte, können wir erst anhand der Wegbeleuchtung am Fuße des Leuchtturms optisch ausmachen.

0350 – Wir sind endlich am Thiessenkai fest. Die letzten acht Meilen haben uns viel abgefordert. Wir sind alle müde und stolz auf unsere

am Thiessenkai

am Thiessenkai

Leistung. Seit Sønderborg haben wir 46,7 Seemeilen zurück gelegt.

Stand: 337,2 sm / davon 141,0 sm gesegelt.

0730 – Der Hafenmeister klopft ans Boot. Ich schrecke hoch und bekomme keinen Ton heraus. Martina geht auf den Steg und kann ebenfalls nur auf den Nebel deuten. Der Hafenmeister wollte eigentlich dass wir sofort in den Yachthafen verlegen. Dieser Liegepatz ist nur für Berufsschiffe, erklärt er. Martina macht Ihm klar, dass wir ein Berufsschiff sind und geht wieder in die Koje.

0930 – Gemeinsam mit Marcus kläre ich ob wir im Schiffercafé für acht hungrige Segler Frühstück bekommen können. Anschließend gehe ich mit Martina zum Yachthafen vor. Wir stellen fest, dass für die „Mephisto“ gar kein Platz wäre. Da wir auch bald wieder auslaufen wollen, entschließen wir uns gegen ein Verholen der Yacht.

spätes Frühstück in Kiel

spätes Frühstück in Kiel

1015 – Wir sitzen im Schiffercafé und lassen uns das Frühstück schmecken. Da der Hafenmeister schon wieder nervt, erkläre ich ihm unsere Situation und kann ihn überzeugen uns bis 1300 in Ruhe zu lassen.

1300 – Während in der Messe unsere Schüler Gezeitenaufgaben lösen, sind Martina und ich gerade dabei die Genua gegen die Fock zu tauschen, als der Hafenmeister schon wieder auftaucht. Wir beenden die Arbeiten und legen kurzentschlossen zu zweit ab. Während ich die Schüler weiter beaufsichtige, dreht Martina Kreise auf der Kieler Reede.

1400 – Wir setzen die Segel und kreuzen nach Norden, in Richtung Laboe. Für die vier Meilen benötigen wir fast 90 Minuten. Dann beginnen wir vorn Schilksee mit Übungen. Da die Prüfung immer näher rückt, werden jetzt Prüfungsmanöver relevant. Also folgt ein MOB-Manöver unter Segeln auf das nächste. Jeder muss mindestens vier funktionierende Manöver fahren. Je weniger Fehler gemacht werden, umso genauer korrigiere ich die Übungen.

Während der Übungen können wir U36 beim Aus- und wieder Einlaufen beobachten. Es ist beeindruckend ein echtes U-Boot so nah zu

U-Boot (U36) in Sicht

U-Boot (U36) in Sicht

haben.

1800 – Wir beenden die Übungen und laufen in Laboe ein. Im Traditionshafen finden wir einen schönen Liegeplatz. Kaum, dass wir festgemacht haben beginnt es zu regnen. Auch wenn es heute Nachmittag nicht viele Seemeilen waren, so waren es doch wichtige Erfahrungen. Der restliche Nachmittag gehört der ausgiebigen Körperpflege.

Das Abendessen nehmen wir in der Fischküche in Laboe ein. Noch nie lagen wir so nah am Restaurant. Es sind gerade einmal 20 Meter zu laufen. Das Essen ist genial gut und das Konzept des Restaurants überzeugt uns. Hierher kommen wir sicher zurück.

Stand: 353,2 sm / davon 153,3 sm gesegelt.

29. Mai 2013 – Mittwoch, Laboe

Wettervorhersage für den 29.05.2013, DWD von 0600 UTC – Küstenwetterbericht Flensburg bis Fehmarn: nordöstliche Winde  um 5, vorübergehend Ost, später 3-4, Schauerböen, Schneeschauer und Gewitter.

0830 – Es regnet immer noch. Gemeinsam mit Andy erkunde ich die Frühstückslage. Wir beschließen im örtlichen Bistro zu frühstücken. Die Auswahl ist riesig, Rühreier werden frisch gefertigt. Und lecker ist es auch.

1030 – Mit einem Strauß Blumen sind wir unterwegs zum Marine-Ehrenmal. Ich hatte im Gespräch erwähnt, dass ich dort Blumen niederlegen wollte. Daraufhin entscheiden alle, dies als Crew zu tun. Das Marine-Ehrenmal Laboe wurde am 30. Mai 1954 zur Gedenkstätte für die auf See Gebliebenen aller Nationen und zugleich zum Mahnmal für eine friedliche Seefahrt auf freien Meeren erklärt. Ich wollte meinen Kollegen und Kameraden, die auf See blieben diese Blumen bringen. Ich freute mich sehr, dass sich alle damit identifizieren können und mitkommen. In der Gedenkhalle finden wir dann überraschend viele Blumen, Bilder und Tafeln für Segler.

Anschließend besichtigen wir auch noch U995. Dabei werden natürlich wieder viele Textstellen aus dem Film „Das Boot“ zum Besten gegeben. Teilweise spielen wir diverse Szenen regelrecht nach.

Auf dem Rückweg zum Boot merken wir dass der Wind sich auf circa vier Windstärken einweht. Leider genau aus Osten. Ärgerlich, denn genau in diese Richtung wollen wir und kreuzen würde uns sehr viel Zeit kosten.

Im Hafen machen wir bald Seeklar. Ich entschließe mich, um rechtzeitig nach Heiligenhafen zu kommen, unter Maschine zu fahren. Es geht nicht anders, wir benötigen den Donnerstag noch zum üben im Heimathafen.

1310 – Wir verlassen Laboe. Die Fahrt nach Heiligenhafen verläuft fast langweilig. Die SKS-Prüflinge müssen eine Überprüfung ihrer

Navigator bei der Arbeit

Navigator bei der Arbeit

theoretischen Kenntnisse überleben. Martina fährt uns indessen mit Alex und Susanne nach Heiligenhafen. Das Wetter ist unangenehm. Nasskalt, böig und teilweise mit Schneeregen.

1520 – Die Passage des Schießgebietes in der Hohenwachter Bucht wird noch einmal spannend. Die Warnleuchten blinken! Wir sind kurz unsicher, haben wir doch bevor wir den Kiel-Fehmarnsund-Weg befahren wollten per Funk nachgefragt, ob der Weg passierbar wäre. Als wir schon den Funkhörer bei der Hand haben, hören wir eine weitere Yacht, welche konkret nachfragt. Es ist alles in Ordnung, die Bundeswehr schießt nur auf kurze Distanzen, südlich des Kiel-Fehmarnsund-Weges. Für uns besteht also keine Gefahr. Wir bemerken nicht einmal Abschüsse. Nur einmal glauben wir MG-Salven im Wasser zu sehen.

1925 – Wir sind wieder an der Untiefentonne „Nord“ des Warderhaken. Unser Kreis ist somit geschlossen. Wir sind wieder dort, wo vor zehn Tagen alles begonnen hat.

Langsam fahren wir in den Hafen, in unsere Boxengasse und dann in unsere Box. Den Anleger fahren wir mit eindampfen in die Achtersprings. Dann ist Feierabend für heute. Von einem Schwesterboot, der „Blitz“ können wir eine Gasflasche ergattern. Damit ist Kaffee und Tee für morgen früh gesichert.

An diesem Abend beginnen wir mit der Verarbeitung der restlichen Essensvorräte. Es wird eine sehr bunte, aber überraschend leckere Pfanne.

Susanne verlässt uns heute Abend sofort. Sie will zu Ihren eigenen Schützlingen, die an diesem Wochenende Prüfung haben.

Stand: 387,5 sm / davon 153,3 sm gesegelt.

30. Mai 2013 – Donnerstag, Heiligenhafen

Wettervorhersage für den 30.05.2013, DWD von 0542 UTC – Küstenwetterbericht Flensburg bis Fehmarn: nordöstliche Winde  3-4, zunehmend 5, Schauerböen.

0830 – Wir beginnen mit der Wetterbesprechung, nach dem Frühstück. Auch die Sicherheitseinweisung wird durchgesprochen, dann die Boxenmanöver noch einmal in der Theorie. Heute Vormittag werden wir die Anleger üben. In erster Linie rückwärts und vorwärts in die Box. Die Längsseitsanleger hatten wir unterwegs. Wen auch nicht so ausführlich.

1030 – Wir legen ab und jeder Schüler fährt vier Boxenmanöver. Zwei vorwärts, zwei Rückwärts in die Box. 24 Mal legen wir ab, fahren aus der Boxengasse, drehen vor dem Hafen, fahren wieder in die Boxengasse und legen wieder an. An diesem Ballett der Schulungsboote sind neben uns, noch drei weitere Boote beteiligt. So ist es oftmals sehr eng im Hafen. Auch die Beherrschung des Bootes unter diesen Bedingungen wird somit geübt.

1240 – Für eine kurze Mittagspause legen wir an. Es gibt ein paar Würstchen mit Brot. Dann geht es auch bald weiter. Um 1400 legen wir noch einmal für Übungen im Hafen ab. Weitere 12 Ab- und Anlegemanöver folgen.

volle Konzentration

volle Konzentration

1445 – Wir verlassen den Hafen um noch ein paar letze Segelübungen durchzuführen. Bei dieser Gelegenheit fährt noch einmal jeder Prüfling drei MOB-Manöver unter Maschine und unter Segeln. Erst jetzt holen wir „Jack“ aus der Koje.

Zwei Wochen haben wir ihn, die Wasserrettungspuppe, spazieren gefahren. Nun wird er einfach in die Ostsee geworfen. Das erste Rettungsmanöver fährt Martina. Gemeinsam mit Andy übernehme ich die Aufgabe „Jack“ zu fassen und mittels des Spinnakerfalls zu bergen. Geht besser als gedacht. Alex macht Fotos und kommentiert fröhlich das Geschehen.

Doch man muss bedenken. Wir sind inzwischen eine eingespielte Crew, haben eine volle Besatzung und ein fertig vorbereitetes Fall mit Schnappschäkel. Das Wetter ist ausgezeichnet für die Rettung. Ruhige See und wenig Wind. Allen wird klar, im Ernstfall würden die Bedingungen sehr wahrscheinlich nicht so perfekt sein.

Eine weitere Yacht, die uns zu Hilfe kommen wollte, informieren wir über den Übungszweck des Rettungsmanövers. Jack sah wohl doch

Jack gerettet

Jack gerettet

zu echt aus? Wir bedanken uns ehrlich – begeistert über die Hilfsbereitschaft.

Den zweiten Anlauf fahre ich selbst. Peter und Marcus übernehmen die Bergung, Andy filmt alles. Auch dieser Anlauf geht gut.

1745 – Wir beenden die Übungen und laufen wieder im Hafen ein. Für heute ist Feierabend. Jack wird im Mast zum Trocknen aufgehängt. Spätestens jetzt, sind wir im Hafen berühmt.

Stand: 401,8,5 sm / davon 159,6 sm gesegelt.

31. Mai 2013 – Freitag, Heiligenhafen

Wettervorhersage für den 31.05.2013, DWD von 0533 UTC – Küstenwetterbericht Flensburg bis Fehmarn: nordöstliche bis nördliche Winde  um 5, etwas abnehmend, See 1,0m.

0845 – Gemeinsam mit Martina stehe ich, wie alle anderen Skipper, am Pavillon bei Steg 2. Wir warten auf die Prüfer. 14 Boote treten heute zur Prüfung an. Also gut 50 Prüflinge, eine riesige Zahl.

Die Prüfer teilen sich auf. In unsrer Gruppe sind wir das zweite Boot. Wir sollen um 1030 auf Position sein und den Prüfer auf See übernehmen. Praktisch für uns, denn so muss kein Prüfling Ab- oder Anlegen.

0955 – Wir laufen aus. Alle Manöver sind besprochen. Wir übernehmen den Prüfer pünktlich und beginnen mit Maschinenmanövern. Überrascht bin ich, als kein Interview mit den Prüflingen durchgeführt wird. Die Manöver klappen leidlich. Die Bedingungen verschlechtern sich merklich. Leider nimmt der Wind auf sechs Windstärken zu. Ich ärgere mich die Fock zu fahren. Mit der Sturmfock würde es jetzt deutlich leichter sein.

Im Anschluss an die Maschinenmanöver werden die Segel gesetzt und die Prüflinge fahren halbwegs brauchbare Manöver. Es sind Bedingungen, die sie nie geübt haben. Dafür schlagen sie sich sogar gut.

Am Ende haben alle bestanden. Schnell werden die Segel geborgen um dann den Prüfer an die „Blitz“ zu übergeben. Nun heißt es, ab zur Tankstelle.

1255 – Mit vier glücklichen Prüflingen kehren wir nach „Holy Harbor“ zurück. An der Tankstelle übernehmen wir 103 Liter Diesel. Ich habe mehr befürchtet. Dann geht’s zum letzten Anleger.

Um 1330 ist die SKS-Ausbildungsreise der SY „Mephisto“ beendet. Alle haben bestanden. Wir beginnen schon ein wenig mit Packen. Denn Alex, Marco und Wieland wollen heute schon abreisen. Auch „Jack“ wird uns in Alex Kofferraum verlassen. Schade, die so gute Crew aufzulösen. Die SKS-Crew von „U96 – Mephisto“ ist definitiv eine der drei Besten, mit denen ich bisher auf Reisen war.

Dafür erwarten wir schon Martin, Nicola und Barbara von der Regattacrew.

Ich reserviere für 1500 einen Tisch und eine Flasche Champagner in Weinigels Fährhaus. Dort werden wir den Sieg und gleichzeitig Abschied feiern. Es wird eine schöne Feier. Aber alles hat eben ein Ende. So sagen wir Alex, Marcus und Wieland herzlich „lebe wohl“ und „komm gut heim“. Dann bleiben vier letzte „U-Boot-Fahrer“ von „U96 – Mephisto“ zurück.

1700 – Martin, Martinas Bruder ist eingetroffen. Nun beginnt also der Übergang vom SKS-Törn zum Regatta-Törn. Wir sichern mal lieber einen Tisch fürs Abendbrot, um 2000, im gleichen Gasthaus und kümmern uns inzwischen um die Schmutzwäsche. Auch räumen wir an Bord ein wenig auf. Dann düsen Martina und ich zum Einkaufen der ersten Lebensmittel für den Regattatörn.

Wir schaffen es knapp. Bis 1955 haben wir die Einkäufe an Bord. Die Reste der SKS-Crew und die ersten der Regattacrew treffen sich in Weinigels Fährhaus zum Abendessen. Nicola und Barbara kommen leider erst um 2100 an. Sie werden herzlich aufgenommen.

Um 2300 ist dann auf der „Mephisto“ wieder fast jede Koje belegt.

Stand: 415,5 sm / davon 165,6 sm gesegelt.

  • 2 Starkwindtage
  • 3 Tage Nebel- und Radarfahrt
  • 1 Nachtfahrt
  • 1 Etappe mit mehr als 50 sm

Von der Teilnahme am PCO-Baltic-Cup, handelt der nächste Reisebericht.

Ende der Reise

Ende der Reise

mehr Bilder hier          Video auf Youtube

www.m2-sails.de         www.moni-jueptner.de

Eine lieben Dank für Unterstützung beim Korrektur lesen, Hinweisen und Ergänzungen an Martina, Wieland, Marcus, Alex, Andy  und Peter.

Hafentango im Schatten der Passat


10. Mai 2013 – Freitag, Heiligenhafen

1900 – Ich habe meine Sachen an Bord der „Silvie“, einer 31er Bavaria cruiser aus dem Baujahr 2008 gebracht. Irgendwie kam mir die „Silvie“ klein vor, doch daran würde ich mich sicher bald wieder gewöhnen. Ich machte es mir in der Achterkabine bequem und gehe noch auf einen Drink in eines der zahlreichen Lokale vor Ort.

11. Mai 2013 – Samstag, Heiligenhafen

0730 -Der Wind weht aktuell schwach aus Südwest. Die Luft ist warm. Ich gehe erst einmal duschen. Anschließend suche ich mir einen

Unterricht an Bord (Moni und Andi)

Unterricht an Bord (Moni und Andi)

der Bäcker und organisiere mir mein Frühstück. Eine Streuselschnecke und ein mit Käse und Salami belegtes Baguettebrötchen, dazu Kakaomilch. Lecker.

Gegen 0830 beginne ich die „Silvie“ in Augenschein zu nehmen. Mängel kann ich keine am Boot ausmachen. Ich habe schon lange keine so gut gepflegte Yacht übernommen.

1230 – Andreas und Silke melden sich am Telefon, sie benötigen eine kurze Einweisung, wo genau der Parkplatz am Yachthafen ist. Kurz darauf sind wir schon damit beschäftigt ihre Sachen an Bord zu bringen. Silke hat viele eigene Lebensmittel dabei. Ihre Allergien zwingen Sie zu einer, für Außenstehende anstrengenden, Diät.

Danach geht’s los, wir lernen die „Silvie“ in aller Ruhe kennen. Welche Leine ist wofür, wie funktionieren die Winschen, wie gehen die Segel hoch und wieder runter. Dann die Funktionsweise des GPS, des Funks sowie des Motors. Was machen wir bei Feuer, Person über Bord, Wassereinbruch. Fast vier Stunden sind wir befasst mit all den Erklärungen. Danach gehen wir noch ein wenig Einkaufen. Anschließend überlegen wir, was wir diese Woche mit dem Boot anfangen wollen.

2000 – Der Abend endet in Weinigels Fährhaus. Es war für Andreas und Silke ein langer Tag.

12. Mai 2013 – Sonntag, Heiligenhafen

0630 – Wind aus Südsüdost mit Stärke drei. Am Himmel nur leichte Cirrusbewölkung, die Luft riecht rein, ist aber noch kalt.

0715 – Kaffeeduft und der Geruch von frisch gebrühtem Tee zieht durch das Boot. Während des Frühstücks besprechen wir die Wetterlage. Nebenbei hören wir Kapitän Reiner Dietzel auf DP07. Diesen Kult, finde ich, sollte jeder Ost- und Nordseesegler kennen. Zusätzlich ist es eine gute Möglichkeit Wetterinformationen zu erhalten. Und das Hauptziel unserer Reise, ist eine praxisnahe Ausbildung.

0920 – Nach dem Abwasch ziehen wir uns warm an. Dann lösen wir die Leinen und verlassen den Yachthafen in Heiligenhafen. An der Tonne Heiligenhafen-Ost beginnen wir mit Übungen unter Maschine. Drehen, Achten fahren, Aufstoppen. Ein MOB-Manöver. Dann setzen wir die Segel. Ich fahre ein paar Wenden und Halsen, bewusst auch eine „Patenthalse“ um die Ursachen und Risiken des Manövers zu zeigen. Dann setzen wir Kurs auf den Fehmarnsund.

1130 – Wir haben das Fahrwasser des Fehmarnsund hinter uns gelassen. An Tonne G13 gehen wir auf 125° – Kurs Wismar. Der Wind weht mit vier Stärken aus Südlichen Richtungen. Ein schöner „Am-Wind-Kurs“. Mit fünf bis sechs Knoten, Fahrt durch Wasser, rauschen wir voran. Abwechselnd steuern Andreas und ich. Zwischenzeitlich versucht sich Andreas auch im Navigieren. Silke hat Ihren Spaß an Deck, geht Ausguck und versorgt uns beide mit Naschereien und Getränken.

1400 – Silke bekommen die Schiffsbewegungen am ersten Tag nicht gut. Da Ihr das Essen nicht schmeckt und eine Unterzuckerung zu befürchten ist, das Boot in der Dünung rollt und bei mittlerweile zwei Windstärken nur sehr langsam voran kommt, beschließe ich lieber unter Maschine nach Wismar zu fahren. Auch Andreas ist besorgt um seine Frau. So versuchen wir beide nun baldmöglichst nach Wismar zu kommen.

1550 – Im Fahrwasser der Wohlenberger Wiek haben sich die Wellen deutlich gelegt. Silke geht es deutlich besser, sie hat auch etwas essen können. Dadurch steigt die Stimmung an Bord deutlich. Sie lächelt auch schon wieder.

1730 – Wir sind fest in Wismar. Am Wasserwanderrastplatz haben wir direkt neben der Wasserschutzpolizei ein lauschiges Plätzchen gefunden.

Hafen Wismar

Hafen Wismar

Während eines Spazierganges erkläre ich Silke wodurch Seekrankheit entsteht und was diese begünstigt. Aufgrund ihrer Allergie ist sie leider anfälliger dafür Silke beschließt mit einer höheren Dosis Antihistaminika sowie Magnesium dagegen anzugehen.
Magnesium ist wichtig für die Zusammenarbeit von Nerven und Muskeln. Das Gehirn/Nervensystem muss durch die ungewohnten Schiffsbewegungen eine enorme Anpassungsleistung erbringen. Anlass hierfür sind sich widersprechende  Informationen an unsere Orientierungssinne. Einen Versuch ist es allemal wert.

Abends bruzeln wir uns etwas Leckeres zu Essen an Bord. Dann klönen wir noch lange.

Stand: 39,8 Seemeilen, davon 19,5 unter Segeln

13. Mai 2013 – Montag, Wismar

0845 – Wind aus Südwest mit drei Beaufort. Nach dem Frühstück gehen Andreas und ich zum Einkaufen. Der Edeka ist ein ordentliches Stück weg. Als wir zwei Stunden später wieder kommen, hat sich Silke mit Antihistaminika und Magnesium geimpft und erwartet uns freudig, bereit zum segeln.

Anleger zu zweit

Anleger zu zweit

Also, machen wir klar zum Auslaufen.

1140 – Wir beginnen mit ein paar Hafenmanövern, auch um Frischwasser zu bunkern. Doch der Wasserschlauch erweist sich letztendlich dann doch als zu kurz. Silke macht schöne Bilder von unserem Manöver.

1235 – Wir sind im Vorhafen, haben die Segel gerade gesetzt und fahren Raumschots in der Fahrrinne, als uns eine Böe mit fast sieben Windstärken erwischt. Der Sonnenschuss ist nicht mehr aufzuhalten.Wir bergen das Großsegel und fahren nur mit der Genua weiter. Der Wind ist böig mit fünf bis sieben Windstärken aus Südwest.

Die folgenden Stunden genießen wir eine flotte Fahrt entlang der Küste nach Westen. Leider dreht der Wind im Laufe des Nachmittags immer mehr auf West-Süd-West und wir können den Kurs von 265° nicht mehr halten. Immer mehr müssen wir nördlicher abfallen.

In der Lübecker Bucht versuchen wir zu kreuzen. Nach einigen Kreuzschlägen geben wir auf. Wir machen einfach zu wenig Raum nach Süden gut. Wir motoren in die Trave hinein, im Passathafen finden wir um 1740 direkt unter dem hohen Heck der Passat einen schönen Liegeplatz.

Der Abend an Bord wird lustig und sehr lang. Andreas schaut super aus, mit seinem Australischem Hut und seiner schwarzen Jacke. Er

Andreas - einfach toll

Andreas – einfach toll

kommt auf den Fotos richtig gut rüber.

Stand: 68,8 Seemeilen, davon 43,5 unter Segeln

Monica und die Glocke

Monica und die Glocke

14. Mai 2013 – Dienstag, Travemünde

0840 -Die Nacht über hat es geregnet. Nun kommt die Sonne raus. Wir gehen duschen, frühstücken und ziehen uns an. Kurz vor zehn Uhr machen wir uns bereit das Segelschiff „Passat“ zu besichtigen.

Fast drei Stunden lang sind wir an Bord des stolzen Segelschiffes. Wir haben die Zeit auch für die Vermittlung von

Silke am Ruder der Passat

Silke am Ruder der Passat

Hintergrundwissen genutzt. Es ging um Navigation, Aufbau der Takelage, Schiffbau und ein wenig die Geschichte der Seefahrt.

Während des Mittagessens planen wir die weitere Reise. Es fällt der Beschluss heute Hafenmanöver zu üben und anschließend nach Neustadt/Holstein zu fahren.

1410 – Wir legen ab für die Hafenmanöver. Vorwärts in die Box, rückwärts in die Box, wenden auf engem Raum. Anschließend nehmen wir Kurs auf die offene See.

1520 – Wir setzen die Segel. Doch der Wind, der gestern so schön wehte, lässt uns im Laufe des Tages stetig nach. So bergen wir um 1710 letztendlich die Segel. Die letzten Meilen fahren wir in Ruhe unter Maschine. Während Silke steuert, navigiert Andreas uns nach Neustadt hinein.

In Neustadt/Holstein

In Neustadt/Holstein

1840 – Wir haben in Neustadt fest gemacht, genau gegenüber vom Studio Eins der Küstenwache.

Den Abend verbrachten wir mit einem Spaziergang und einem ausgiebigen Abendessen im einem kroatischen Lokal in Neustadt. Silke stresst den armen Inhaber mit ihren „Sonderwünschen“. Dabei wollte Sie doch nur ein einfaches Putenschnitzel, nur mit Salz gewürzt.

Abends kann ich noch lange mit meiner Liebsten telefonieren. Frierend beende ich jedoch nach vierzig Minuten das Gespräch, da es Abends leider immer noch rasch kalt wird.

Stand: 82,1 Seemeilen, davon 48,6 unter Segeln

15. Mai 2013 – Mittwoch, Neustadt/Holstein

0800 -Als ich den Kopf aus dem Niedergangsluk strecke, kommt mir richtig warme Luft entgegen. Die Sonne scheint und wir beschließen draußen, im Cockpit zu frühstücken. Ich begleite Andreas zum Bäcker, genau 20 Meter vom Boot entfernt. Dort versorgen wir uns mit allen Leckereien die uns einfallen. Nach dem Frühstück holen wir uns noch einen Cappuccino.

0840 – Andreas fährt einen butterweichen Ableger. Durch Eindampfen in die Achterspring dreht er die Nase vom Steg weg, dann das

Segel setzen - auch Tango

Segel setzen – auch Tango

Boot in Richtung offene See und wir fahren leise und langsam hinaus in den Sonnenschein. Das Wasser glitzert und die Luft ist herrlich mild. Endlich merkt man die Kraft des Frühlings.

0900 – Wir setzen die Segel. Der Wind weht noch schwach aus Ostsüdost. Wir lassen uns gemütlich vom Wind voran schieben. Anfangs

mit drei Knoten Fahrt durchs Wasser. Später, als der Wind auffrischt, erreichen wir sechs Knoten Fahrt.

1100 – Wir empfangen einen Mayday. Bei Heiligenhafen wird ein Mann-über-Bord-Notfall gemeldet. Alle Yachten und Schiffe in der Nähe werden aufgefordert zu helfen. Wir selbst sind jedoch viel zu weit entfernt um helfen zu können. Also segeln wir weiter nach Norden.

1320 – Das Leuchtfeuer Dahmeshöved liegt an Backbord querab. Wir ändern den Kurs auf 010°. Nun können wir auf Halbwindkurs regelrecht rasen. Fast sieben Knoten durch Wasser erreichen wir. Für die kleine „Silvie“ ist das nahezu Rumpfgeschwindigkeit.

Silke hat inzwischen vollen Spaß am Segeln. Sie löst mich und Andreas regelmäßig beim Steuern ab. Andreas navigiert, trimmt die Segel, steuert. Das volle Programm. Er lernt schnell und wird immer sicherer.

1620 – Wir haben die Fehmarnbeltbrücke wieder passiert. Nun bergen wir die Segel und fahren in den wirklich gemütlichen Hafen von

Pause in Orth

Pause in Orth

Orth auf Fehmarn. Andreas fährt einen schönen Anleger und wir genießen die Stimmung in diesem schönen Hafen.

Auf dem Weg zum Hafenmeister verfallen Andreas und ich noch der Verlockung eines Cafés. Ein Stück Aprikosenkuchen und ein Cappuccino muss sein.  Das Abendessen nehmen wir im „Piratennest“. Mir hat es gefallen, Andreas und Silke fanden es nicht so toll.

Was wir in Orth auch gleich noch erledigen konnten, war die Wäsche. Zwei Maschinen haben Silke und ich gewaschen. Das war wirklich praktisch. Vom Boot zur Waschmaschine sind es nicht einmal 30 Meter gewesen.

Gegen 2200 sind dann endlich alle Sachen wieder trocken und sauber an Bord. Die Zeit des Wartens habe ich genutzt um nach Hause zu telefonieren.

2230 – Licht aus an Bord. Bald sind nur noch die ruhigen Atemzüge der Schlafenden zu hören.

Stand: 117,3 Seemeilen, davon 80,9 unter Segeln

16. Mai 2013 – Donnerstag, Orth/Fehmarn

0900 – Ein paar „Simpsonswolken“, auch Cirrocumulus genannt, am Himmel. Sonst scheint die Sonne, dazu 16°C. Herrlich. Es ist so

Übungen in Orth/Fehmarn

Übungen in Orth/Fehmarn

schön hier. Aber wir sind hier um zu üben und zu lernen. Somit heißt es nun: „Klarmachen zum Ablegen“.

1000 – Wir fahren zum ersten, von einem guten halben Dutzend Mal, aus der Box, drehen im Hafenbecken oder im Stichkanal unser Boot und fahren danach direkt wieder in die Box. Erst vorwärts, danach rückwärts. Andreas am Steuer, ich an den Leinen, Silke macht Fotos, vom Boot aus und vom Steg her.

1200 – Wir machen fest zur Kaffeepause. Anschließend heißt es aufräumen, denn nun wollen wir auf See üben.

1300 – Wir verlassen Orth/Fehmarn. Vor dem Hafen gehen die Segel hoch. Nun heißt es fast vier Stunden lang. „Klar zur Wende…“ oder „klar zur Halse!“. Hinzu kommen Beidrehen, Ein-und Ausreffen in Fahrt, Q-Wenden und Aufschießer. Abwechselnd stehen Andreas oder

Manöverdrill vor Fehmarn

Manöverdrill vor Fehmarn

ich am Ruder, der jeweils andere Part bedient die Schoten.

Silke genießt die Show und das tolle Wetter. Dazu unterstützt Sie uns und geht Ausguck,  so dass wir niemanden mit unseren Hin- und Hergequirle in die Quere kommen.

1620 –  Wir beenden die Segelmanöver, bergen die Segel und fahren wieder nach Orth. Der Hafen hat es uns wirklich angetan. Heute Abend genießen wir das Essen jedoch beim Griechen. Den befinden alle wirklich sehr gut.

Stand: 131,1 Seemeilen, davon 92,0 unter Segeln

17. Mai 2013 – Freitag, Orth/Fehmarn

0800 – Ein letztes Frühstück an Bord der „Silvie“. Noch ein paar Mal den Kopf anstoßen, mit der Schulter am Schapp anrennen, und sich im Cockpit herum zwängen. Doch irgendwie haben wir alle drei die kleine Lady inzwischen sehr lieb gewonnen.

Draußen weht ein östlicher Wind mit drei Windstärken. Welle nicht vorhanden.

In aller Ruhe machen wir klar Schiff und um 0930 verlassen wir unseren Liegeplatz in Orth. Vor dem Hafen setzen wir die Segel und

eine letzte Wende

eine letzte Wende

lassen es sehr ruhig angehen – die letzten Meilen nach Heiligenhafen.

Wir schauen den SKS-Prüfungsbooten ein wenig zu und bergen an der Tonne Heiligenhafen-Ost die Segel. Unter Maschine fahren wir langsam in den Hafen, tanken – gerade einmal 20 Liter Diesel benötigen wir – und um 1210 sind wir in unserer Box wieder fest.

In aller Ruhe packen wir unsere Sachen. Wir bereiten uns auf den Umzug auf die „Mephisto“, einer GibSea442,  vor. Die ist allerdings noch nicht fertig. Somit müssen wir uns noch gedulden.

1430 – Wir sitzen im Hafenrestaurant und lassen uns unser spätes Mittagessen schmecken. Silke überfordert wieder die Bedienung mit ihrer wirklich einfachen Bestellung. Es ist faszinierend wie schnell man Menschen durcheinander bringen kann.

1730 – Endlich können wir auf die „Mephisto“ unser „Zu Hause“ für die kommenden drei Wochen umziehen. Wir packen unsere Sachen in die neuen Kabinen, ich hole Tinas Sachen aus unserem Auto. Das stand die letzte Woche allein am Parkplatz, dort wird es auch noch ein paar Wochen stehen müssen.

Den Abend nutzen Andreas und ich uns schon ein wenig die Mephisto anzusehen. Die Übergabe erfolgt durch Herrmann, einen echt lieben und kollegialen Bootsmann. Als wir endlich fertig sind, ist es zu spät zum essen.

2130 – Gemeinsam mit Andreas und Silke fahre ich nach Oldenburg/Holstein um Tina vom Bahnhof abzuholen. Andreas sieht auf diese Weise wo er am kommenden Tag hin muss um Silke zum Bahnhof zu bringen. Ich freue mich, die Beiden dabei zu haben.

Zwanzig Minuten warten wir am Bahnsteig, dann ist Tina endlich da. Schön sie endlich in den Arm zu nehmen. Auf dem Rückweg nach Heiligenhafen fahren wir noch am MC Donalds ran, um Abendbrot zu holen.

An Bord der „Mephisto“ wird der Abend noch lang. Wir stoßen auf Tinas erfolgreichen Abschluss als Rettungsschwimmerin an und

Die "Mephisto" mit voller Beflaggung

Die „Mephisto“ mit voller Beflaggung

schwatzen noch lange. Erst gegen 0100 gehen wir am Samstag zu Bett.

Stand: 137,8 Seemeilen, davon 96,8 unter Segeln

18. Mai 2013 – Samstag, Heiligenhafen

0800 – Früh stehen wir auf, wenn man bedenkt wann wir ins Bett gegangen sind. Allerdings steht uns heute auch viel Arbeit bevor. Tina will noch das Boot ansehen, das ist wichtig. Wir müssen einkaufen und Silke muss zur Bahn.

Naja, hier endet auch der Reisebericht der „Silvie“ und wie es auf der „Mephisto“ weiter geht, ist ein anderer Bericht.

mehr Bilder hier         Video auf Youtube

www.m2-sails.de         www.moni-jueptner.de