Nie wieder frieren … !


Sonnabend, 27.04.2013 – Kiel – Schwentine, Ambientehafen

0800 – Frühstück allein an Bord. Ich mache mir Porridge und Schwarztee. Dazu ein schönes Buch, im Hintergrund läuft NDR2. Ein schöner Morgen. Im Boot ist es warm. Der gestrige Regen hat in der Nacht aufgehört. Nun scheint die Sonne und es verspricht ein schöner Tag zu werden.

Die Wetterprognosen kündigen für heute eine milde Brise aus West an – also bestes Segelwetter. Besonders für den Auftrag Franks Frau zum Segeln zu verführen.

1100 – Frank meldet sich am Handy. Die beiden haben den Weg zum Hafen allein gefunden. Meine Wegbeschreibung und google-Maps haben also ausgereicht. Nun gehe ich vor zum Kai und nehme die Beiden in Empfang.
Linda begrüßt mich offenherzig. Ja – und Frank habe ich vor lauter Wiedersehensfreude erst mal geknuddelt.

Nachdem das Gepäck an Bord ist und der erste Kaffee getrunken wurde, gehen wir noch zum Netto, die restlichen Einkäufe erledigen. Dann noch fix die Rettungswesten und Toilette erklärt und um kurz nach ein Uhr werfen wir die Leinen los.

1340 – Der Wind auf der Kieler Förde ist richtig launisch. Alle paar Minuten kommt er aus einer anderen Richtung. Auch schwankt die Windstärke sehr stark. Wir arbeiten uns kreuzend bis nach Laboe vor. Dann schläft der Wind ein. Die ersten zehn Segelmeilen haben wir auf der Logge. Ab nun tuckert der Motor. Ruhig schiebt uns der der Dieselmotor weiter in Richtung Dänemark.

Linda verzieht sich gegen 1500 zum schlafen in die Koje. Der lange Tag zeigt seine Wirkung. Der Dieselmotor lullt sie konsequent in den Schlaf.

1830 – 54°35,2´N 010°26,6´E – Wir konnten schon in der letzten Stunde eine minimale Windzunahme bemerken. Nun frischt der Wind stetig auf, so dass wir kurz vor 1900 den Motor ausmachen und unter angerefften Segeln in Richtung Bagenkop regelrecht übers Wasser zu fliegen scheinen. Bei stetigen 18 Knoten Wind aus West erreichen wir fast 10 Knoten Fahrt durchs Wasser.

Bei einsetzender Dämmerung sichern Frank und ich uns mit den Lifelines und die schöne Stimmung des Sonnenuntergangs fängt uns ein. Wir segeln noch einmal 12 Seemeilen. Erst kurz vor Bagenkop bergen wir die Segel. Da sich inzwischen doch eine kurze und unruhige Welle aufgebaut hat, bereiten wir die Festmacherleinen und Fender im Vorhafen vor.

Wir schleichen uns nahezu lautlos, in den Hafen und unsere Box hinein. Kein lautes Kommando ertönt als wir festmachen. Frank kümmert sich um die Vorleinen, die Achterleinen übernehme ich.

2045 – Wir  haben gerade das Landstromkabel angeschlossen, als Lindas Kopf im Niedergang auftaucht. Überrascht bemerkt sie, dass wir bereits in der Box und im Hafen sind.
Kaum zehn Minuten später brutzeln die vorbereiteten Bratkartoffeln und Schnitzel und bis 2200 sind wir nun mit dem ausgiebigen Abendessen beschäftigt.

Stand: 35,3 Seemeilen, davon 24,7 gesegelt

Sonntag, 28.04.2013 – Bagenkop, Insel Langeland, Dänemark

Bagenkop

Bagenkop

0800 – So langsam schälen wir uns aus den Schlafsäcken. Ich trotte zur Dusche. In Bagenkop gibt es sehr schöne Duschen, welche jedoch nicht nach Geschlechtern getrennt sind. Man schnappt sich eine „Kammer“ und geniest.

Ich genieße und  stelle verwundert fest, dass ich den jungen Mann, auf dem Töpfchen hinter seinem Vorhang nicht bemerkt habe. Kichernd tänzeln wir beide nun um die Vorhänge herum und amüsieren uns über diesen Umstand.

Als ich wieder auf dem Boot bin, habe ich nun etwas beim Frühstück zu erzählen. Frank und Linda werden jedenfalls die Dusch-Wasch-Toiletten-Kabine gemeinsam nutzen. Ohne immer um die Vorhänge herum zu tänzeln.

An das Frühstück schließt sich ein Spaziergang durch den Ort an, gefolgt von einem ausgiebigen Rundblick vom Aussichtsturm.

Diese lange Wartezeit ermöglicht es dem Wind auf eine angenehme Stärke abzuflauen, so dass wir gegen 1140 bei entspannten vier Windstärken den inzwischen leeren Hafen verlassen um in Richtung Marstall zu fahren.

1330 – An der Ansteuerungstonne Marstall bergen wir die Segel. Inzwischen weht eine milde Brise, von zwei Windstärken, und so motoren wir die lange Rinne nach Ærøskøbing. Der Strom setzt teilweise mit bis zu zwei Knoten und macht das Fahren in der gewundenen Fahrrinne doch recht anspruchsvoll. Frank übt das Steuern, obwohl er schon ein wenig steif wird. Schuld sind die Anspannung und die doch recht niedrigen Temperaturen.

Marstal

Marstal

1625 – Wir machen im Handelshafen von Ærøskøbing fest. Der kleine Ort fängt Linda prompt mit seinem speziellen Charme ein. Während des Spazierganges kommen wir uns ein wenig wie in den alten Western vor. Niemand ist auf der Straße. Andererseits versprüht der Ort so viel „Dänemarkcharme“, wie man ihn eben nur in den kleinen Städten und Dörfern vorfinden kann.

Obwohl Sonntag ist, können wir im Netto noch einkaufen und genießen sowohl ein echt dänisches Eis, sowie original dänische Hotdogs mit risted Pølser.

Am Abend kommen wir noch mit Skipper Peter, vom Segelclub Göttingen, ins Gespräch. Er mag, wie Linda und ich, auch eher die kleinen Häfen und fährt morgen ebenfalls in die Dyvig. Wir freuen uns schon darauf gemeinsam zu segeln.

Der Abend vergeht bei einer Flasche Wein und sehr guten Gesprächen.

Stand: 55 Seemeilen, davon 31,5 gesegelt

Montag, 29.04.2013 – Ærøskøbing, Insel Ærø, Dänemark

0830- Die Duschen hier in Ærøskøbing sind einfach genial. Sauber, ansprechendes Ambiente und scheinbar endlos warmes Wasser für 20,00 Kronen. Danach ein super Frühstück mit Eiern, Marmelade, Vollkornbrot und Fruchtsaft. So gestärkt trödeln wir uns zum Ablegen. Peter und seine Crew sind schon zwanzig Minuten vorher ausgelaufen, als wir beginnen den Landstrom weg zu nehmen und die Leinen vorbereiten um sauber ablegen zu können.

0935 – Fünfundvierzig Minuten nach Peter laufen wir aus. Kurz vor der Nordspitze Ærøs können wir seine Segel sehen.
Wegen der doch starken Böen fahren wir die ersten Meilen nur mit dem angerefften Groß. Selbst dann erreichen wir in der Böe noch 6,7 Knoten Fahrt durch Wasser. Der Wind schwankt zwischen 15 und 26 Knoten.

1210 – Wir haben vor kurzem, an der Nordspitze Ærøs, die Segelfläche angepasst. Wir fahren nun mit 40% Rollgroß und circa 45% Genua. Die Böen von bis zu 30 Knoten wettern wir an der Windkante ab. Es ist sowieso ein Am-Wind-Kurs nach Als hinüber. Immer wieder regnet es. Die eiskalten Regentropfen stachen durch den starken Wind wie Nadeln im Gesicht.

Der Spaß am Segeln ist dennoch da. Gerade die Herausforderung und der Anspruch sprechen uns an.

1420 – Der Wind erreicht in Böen nun 35 Knoten. Hinzu kommt das er ständig mit dreht und immer mehr von vorn einfällt. Ein wirklich eiskalter Starkregenschauer hat unseren Ehrgeiz aufgeweicht. Die Vorstellung jetzt noch ein paar Stunden kreuzen zu müssen beflügelt uns nicht wirklich. Wir bergen die Segel und fahren die letzen Meilen um die Nordspitze von Als unter Maschine.

1530 – Im Alsfjord haben wir nun zwar achterlichen Wind, doch für die zwei Meilen noch mal die Segel raus holen? Nö, wir lassen das. Stattdessen lassen wir uns bei gedrosselter Maschine von Wind und Wellen in die Stegsvig schieben. Teilweise surfen wir wirklich auf den Wellen. Der Toppspeed eines sehr langen Surfs lag bei über 10 Knoten. Wahnsinn!

Die Einfahrt in die enge Bucht Dyvig wird noch einmal kurz spannend. Dann beginnen wir mit der Liegeplatzsuche. Vor dem Hotel werden wir fündig. Ein idealer Boxenplatz, mit der Nase im Wind. Schöner kann er nicht liegen.

Dyvig

Dyvig

1640 – Wir sind fest. Nur 20 Minuten nach Peter und seiner Crew. Ich bin wirklich erstaunt, dass wir so viel aufgeholt haben, obwohl wir mit stark gerefften Segeln unterwegs waren. Peter und seine Leute sind am Anfang noch unter Vollzeug gesegelt. Dafür sind sie aber den Fjord und die Bucht deutlich langsamer hindurch gefahren, als wir.

Zum Abend bereitet Linda ein fantastisches Cili con Carne zu. Legger!

Stand: 91,6 Seemeilen, davon 58,6 gesegelt.

Dienstag, 30.04.2013 – Dyvig, Insel Als, Dänemark

1040 – Wir haben diesen Morgen ziemlich herum getrödelt. Andererseits sind es nach Sønderborg auch nur 12 Meilen, also wozu die Eile?
Wir testeten die Duschen. Diese übertrafen sogar noch die von Ærøskøbing. Dann gab’s gemütlich Frühstück danach hieß es „Leinen los“. Noch eine kleine Ehrenrunde im Hafen, dann drehen wir ab auf See. Nach der Engstelle fuhren wir unter Maschine noch ein wenig „Höhe“ heraus und gegen 1100 setzen wir die Segel. Naja, eigentlich nur eins, die Genua.

Die achterlichen Winde schieben uns mit gut sechs Knoten durchs Wasser und bald schon sind wir im Als-Sund. Herrlicher Sonnenschein begleitet uns. Es ist auch wärmer als gestern. So genießen wir 2 Stunden schönstes Segeln.

Als Sund

Als Sund

1245 – Wir haben die Klappbrücke von Sønderborg erreicht. Nun heißt es warten. Doch bereits nach zwanzig Minuten sind wir hindurch. Direkt hinter der Brücke legen wir am Holzbollwerk an.

Zuerst wärmen wir das Cili auf, dann geht’s zum Stadtbummel in die City. Dort gönnen wir uns zur Nachspeise ein Gammeldägs und als wir kurz vor vier Uhr das Schloß erreichen wird uns klar: heute gibt’s keine Besichtigung mehr.

Der Abend vergeht wie alle bisherigen. Mit angeregten Gesprächen und in bester Stimmung. Peters Crew kommt gegen Abend an und so bekommen wir auch noch Besuch an Bord.

Stand: 103,5 Seemeilen, davon 69,5 gesegelt

Mittwoch, 01.05.2013 – Sønderborg, Insel Als, Dänemark

Der Vormittag hat ein umfangreiches Programm. Schlossbesichtigung und Shopping in der City. Ja, die Geschäfte haben auf! Passend zum Tag der Arbeit, kaufte sich Moni eine neue Arbeits-Outdoor-Hose von Fjällräven. Zu Mittag gibt’s lecker Fisch und dann heißt es – Mittagsruhe. Denn heute steht eine Nachtfahrt an.

Am Nachmittag besuchen uns noch die Ausbilder/Skipper der vier Marineyachten und nach einem Stündchen Klatsch sind wir wieder allein. Wir verabschieden uns von Peter und verabreden uns mit Göni vom Segeln-Forum in Laboe. Peter fährt weiter nach Flensburg

1930 – Sønderborg versinkt im Kielwasser, wir drehen den Bug nach Osten, in Richtung Nacht.

... im Westen will Sie unter gehen ...

… im Westen will Sie unter gehen …

Gegen 2100 beginnen die Leuchtfeuer mit der Arbeit und wir navigieren konsequent nur anhand der Sektoren. Das GPS bleibt als Back-up an, doch wir benötigen es nicht wirklich. Peilungen und Sektoren reichen für eine sichere Navigation wirklich aus.

Beeindruckend sind die Sterne in der Nacht. Auf See sieht man sehr viele, viel mehr als an Land. Auch beeindruckend ist die Lichtverschmutzung durch unsere Orte und Siedlungen.

0200 – Wir sind fest in Laboe. Wieder haben wir uns still und leise in den Hafen geschlichen. Nun gehen wir in die Kojen.

Faszinierend waren auch die Windstille und die spiegelblanke See in der Nacht. Erst am Morgen kam wieder leichter Wind auf. Doch da haben wir schon geschlafen.

Stand: 141,5 Seemeilen, davon 69,5 gesegelt

Donnerstag, 02.05.2013 – Laboe, Deutschland

Die Sonne blinzelt in meine Augen, so werde ich wach. Aber ich mag noch nicht aufstehen. So träume ich noch ein wenig. Als ich mich dann aufraffe, beginnen wir gemeinsam Frühstück zu machen.

Es folgt ein ausgiebiger Spaziergang zum Marine-Ehrenmal. Die Aussicht vom Turm ist überwältigend. Als wir oben stehen, bemerken wir ein auslaufendes U-Boot. Ein seltenes „Edelwild“ für den Fotoapparat.

Edelwild

Edelwild

Der Rückweg am Strand entlang ist ein Traum. Genauso wie der „Räucherfisch satt“, den wir uns zum Mittag gönnen.

Nach dem opulenten Mal ist uns Frank doch glatt im Cockpit eingeschlafen. Das Ergebnis war sein erster Sonnenbrand in diesem Jahr.

Nach dem Mittagsschlaf gehen Frank und ich noch ein wenig einkaufen und am Abend kommen Göni und Crew zu Besuch. So gesehen. Auch mal ein schöner Tag. Auch wenn wir nicht gesegelt sind.

Darum gibt’s jetzt auch keinen neuen Meilenstand.

Freitag, 03.05.2013 – Laboe, Deutschland

0800 – Ich wecke meine beiden Schützlinge, leise und einfühlsam. Der Kaffekessel surrt. Nach dem Frühstück gehen wir duschen. Nicht ganz so stilvoll wie in Dyvig oder Ærøskøbing, aber auch sehr schön.

1000 – An der Tankstelle bunkern wir 87 Liter Diesel. Dafür, dass wir fast acht Tage durchweg die Heizung anhatten und eine komplette Nachtfahrt motort sind, angemessen.

1020 – Wir tuckern aus dem Hafen und setzen schnell die Genua. Dann herrscht Ruhe an Bord. Sehr beschaulich geht es mit achterlichen sieben Knoten Wind die Kieler Bucht nach Süden. Wir beobachten in Ruhe Fallschirmspringer der Bundesmarine und benötigen für die sieben Meilen fast zweieinhalb Stunden. Egal…

1300 – Wir sind fest im Ambientehafen. Wir aßen den restlichen Räucherfisch und dann hieß es Taschen packen – auch für mich.

1530 – Wir geben die „Cathiela“ wieder zurück. Unsere Reparatur am Ruder (vom 23.04.2013) wird begutachtet, und ohne weitere Beanstandungen wird das Boot zurück genommen.

Nach einer weiteren Stunde sind wir unterwegs nach Hamburg. Ich verbringe noch eine Nacht bei Linda und Frank, bevor ich mich auf den Heimweg mache.

Endstand: 155 Seemeilen, davon 77,5 gesegelt.

mehr Bilder hier

www.m2-sails.de         www.moni-jueptner.de

2 Gedanken zu „Nie wieder frieren … !

    1. skippermoni Autor

      Hallo Wolfgang,

      Danke für das Kompliment. Und von Holland hat mir Frank schon erzählt. Wer weiß, eventuell kommen wir da auch mal mit.

      Liebe Grüße, Moni

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